Eine angelehnte Tür trennte Emma von dem Raum, in dem die Schüsse abgefeuert worden waren. Sie sah das Licht auf der anderen Seite, ansonsten war der schmale Gang nur von dem Notausgangsschild beleuchtet.
Den Schüssen folgte ein Poltern, wie von entferntem Donner. Irgendwo in ihrem Kopf verband sie das Geräusch mit dem Poltern der Rollstuhlrampe in der Schule, die sie besucht hatte. Wenn die Schüler darüber rannten und der Stahl zitterte.
Sie sollte verschwinden. Nach draußen oder sich irgendwo in einem Nebenraum verstecken. In Deckung gehen. Stattdessen ging sie zur Tür vor und drückte sie vorsichtig auf.
Die Scharniere knirschten durchdringend. Sie kniff die Augen zusammen, als wollte sie den Laut aussperren, schlug sie aber gleich wieder auf.
Mitten auf dem schmutzigen Betonboden lag eine Gestalt in unnatürlich verrenkter Haltung.
Iselin.
Emma öffnete den Mund, bekam aber keinen Laut heraus. Es rauschte in ihren Ohren. Ihre Knie wurden weich, und sie musste sich an der Wand abstützen.
Ein groß gewachsener Mann rannte in einem Bogen um Iselin herum und auf sie zu. Mit einer Handbewegung, als wollte er sie verscheuchen. Die andere Hand schob sich hinter seinen Rücken.
Emma verstand nicht, was vor sich ging. Sie hörte Schüsse, wusste aber nicht, woher sie kamen. Es knallte. Viermal. Die Schüsse hallten wie Explosionen von den Betonwänden wider.
Sie warf sich zu Boden. Der Körper des Mannes, der auf sie zustürzte, war gespannt wie ein Bogen. Die Brust nach vorn gestreckt, Schultern und Kopf nach hinten. Eine Pistole rutschte aus seinen Fingern. Dann sackte er zusammen und blieb vor ihr am Boden liegen.
Jemand schrie. Emma hob den Blick und sah Blix auf einem Metallsteg oben unter der Decke. Er schrie den Namen seiner Tochter. Voller Verzweiflung. Zitternd vor Schmerz.
Iselin lag regungslos am Boden.
Emma rappelte sich auf, warf einen kurzen Blick auf den Mann am Boden. Er blickte sie leer mit weit aufgerissenen Augen an. Die Jacke war am Rücken zerfetzt. Blut quoll heraus.