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Blix flocht seine Finger ineinander und drückte fest zu, um das Zittern seiner Hände zu unterbinden. Es half nicht. Sie wanderten zu dem Verband an der Stirn.

»Ich habe alles erzählt«, sagte er. »Können wir das Ganze jetzt endlich beenden?«

»Bald«, antwortete Brogeland. »Ich möchte nur noch eine Sache klären.«

»Könnten wir vorher nachfragen, wie es Iselin geht?«, fragte Blix. »Wir sitzen jetzt schon seit Stunden hier ohne eine einzige Aktualisierung.«

Brogeland musterte ihn eindringlich.

»Es muss doch möglich sein, im Krankenhaus anzurufen?«, beharrte Blix verzweifelt. »Und nicht einfach nur zu warten, bis sie sich melden?«

»Ich werde sehen, was möglich ist«, sagte Brogeland und stand auf. »Warte hier. Ich bin gleich zurück.«

Eine bleischwere Stille senkte sich über den Raum. Blix konnte nicht stillsitzen. Seine Knie waren weich wie gekochte Spaghetti, als er sich erhob. Er atmete tief ein, aber das Stechen in der Brust ließ nicht nach. Er lief in dem kleinen Raum hin und her, vor und zurück.

Die Tür hinter ihm ging auf, und Brogeland trat ein.

»Ich habe die Kollegen beauftragt, im Krankenhaus anzurufen«, sagte er.

Er zog seinen Stuhl vor und warf Blix einen missbilligenden Blick zu, ehe er ihm mit einem Nicken signalisierte, dass er sich wieder setzen sollte.

Blix setzte sich, die Handflächen auf den Oberschenkeln.

»Kommen wir noch einmal zurück auf den Mord an Kovic«, sagte Brogeland. »Während der gut zwölf Stunden, in denen du nach deiner Tochter gesucht hast, seid ihr da im Mordfall irgendwie vorangekommen?«

Blix dachte an die Fallmappen, die Kovic angefordert, aber niemandem gegenüber erwähnt hatte. Sie müssten eigentlich noch im Auto liegen.

»Nein«, sagte er. »Ich war, wie du weißt, mit anderen Dingen befasst.«

Es klopfte an der Tür. Zwei harte Schläge.

»Herein«, rief Brogeland.

Blix drehte sich um und sah eine junge Polizistin, die ihm einen raschen Blick zuwarf, ehe sie sich an Brogeland wandte.

»Was ist?«, fragte Blix. »Gibt es Neuigkeiten aus dem Krankenhaus?«

Brogeland hob abwehrend die Hand, als Blix sich von seinem Stuhl erhob.

»Sagen Sie es«, sagte er. »Jetzt reden Sie schon!«

»Augenblick«, sagte Brogeland und verließ mit der Polizistin den Raum.

Blix’ Hals war wie zugeschnürt. Er sah wieder Iselins zerschundenes Gesicht vor sich, das blutverschmierte Haar. Er hatte nicht das kleinste Lebenszeichen erkennen können. Bitte, sagt, dass es gut gelaufen ist, flehte er inbrünstig. Sagt, dass sie okay ist und alles gut wird.

Die Uhr an der Wand tickte langsam. Gleich war es Viertel nach zwei. Es verging eine halbe Minute, eine ganze, ehe die Tür wieder aufging und Brogeland hereinkam.

Das Lächeln, das Blix erhofft hatte, war nicht da.

Sein Gesicht war leichenblass, eine Hand lag auf dem Türknauf.

»Das Krankenhaus hat angerufen«, sagte Brogeland mit schleppender Stimme. »Es … gibt keinen einfachen Weg, es dir zu sagen, Alexander … deshalb sage ich es dir direkt. Es tut mir so leid. Aber das Leben deiner Tochter war nicht zu retten.«