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»Wie war deine Beziehung zu Sofia Kovic?«

Blix sah Brogeland an.

»Wie meinst du das?«

»Wie ich es sage – wie war deine Beziehung zu Sofia Kovic?«

Blix starrte ihn einige Sekunden stumm an.

»Ich war ihr Vorgesetzter und Mentor«, sagte er etwas harscher als beabsichtigt. »Von ihrem ersten Tag an. Wir haben zusammengearbeitet.«

»Mehr nicht?«

»Was willst du damit andeuten?«

Brogeland wartete ungerührt darauf, dass Blix antwortete.

»Unterstellst du mir ein Verhältnis mit ihr?«

»Ich unterstelle gar nichts, ich frage nur.«

»Wir waren Kollegen«, sagte Blix. »Ich könnte ihr Vater sein.«

»Das muss nichts heißen.«

»Nein, für dich heißt das wahrscheinlich nichts.«

Brogeland lächelte flüchtig.

»Deine Fingerabdrücke waren überall in ihrer Wohnung.«

»Meine Tochter hat bei ihr gewohnt«, antwortete Blix. »Ich bin ein paarmal dort gewesen. Und das mit dem überall bezweifle ich, da ich beispielsweise niemals in Kovics Schlafzimmer war.«

»Ganz sicher?«

»Ja, niemals«, sagte Blix. »So war unsere Beziehung nicht.«

Trotzdem verunsicherte ihn Brogelands Frage. Als säße die Kripo auf Informationen, die das Gegenteil andeuteten. Er dachte scharf nach. Hatte er sich doch einmal in Kovics Schlafzimmer verirrt, vielleicht bei der Einweihungsparty, als Kovic den Gästen die Wohnung gezeigt hatte? Aber nein, er hatte damals in den Raum gesehen, diesen aber nicht betreten.

Er richtete sich auf dem Stuhl auf.

»Behauptet irgendjemand etwas anderes?«, wollte er wissen.

Brogeland blieb ihm die Antwort schuldig.

»Wann warst du das letzte Mal in der Wohnung?«

Blix dachte nach.

»Vor ein paar Wochen, glaube ich.«

»Und trotzdem sind dort noch immer deine Fingerabdrücke zu finden?«

»Ich habe keine Ahnung, wie gründlich die beiden putzen«, sagte Blix fassungslos. »Glaubst du ernsthaft, ich hätte sie umgebracht? Willst du darauf hinaus? Suchst du nach einem Motiv, dass ich sie umgebracht habe?« Bevor Brogeland antworten konnte, schob Blix hinterher: »Ich war bei einem Seminar in Sandvika, als sie ermordet wurde, falls dir das entfallen sein sollte. Mit vierzig Zuhörern. Und glaubst du wirklich, ich würde anschließend auch noch versuchen, meine Tochter zu töten?«

»Besuchst du häufiger Kollegen zu Hause?«, fragte Brogeland unbeirrt.

»Bei dir war ich jedenfalls noch nie, Brogeland, aber du warst ja auch schon immer ein Kotzbrocken.«

Es wurde still im Raum. In Blix brodelte es. Sie verschwendeten hier doch nur ihre Zeit, und er zog es auch noch in die Länge, weil er auf Brogelands Provokationen reagierte.

Er trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, das vor ihm stand. Wischte sich über die Stirn.

»Tut mir leid«, sagte er. »Das war unnötig.«

»Schon okay«, sagte Brogeland. »Ich weiß, dass ich ein Kotzbrocken bin.«

Er lächelte entwaffnend. Das rechnete Blix ihm an.

»Brauchst du eine Pause?«

Blix schüttelte den Kopf und nahm sich vor, so kooperativ wie möglich weiterzumachen, damit sie schneller hier rauskamen.

»Um die Frage zu beantworten: Nein, ich gehöre eher nicht zu denen, die ihre Kollegen auch privat besuchen. Aber Kovic war ein Sonderfall, das will ich gar nicht bestreiten. Das Verhältnis zwischen uns war gut, aber es gab keine Sekunde irgendeinen amourösen Moment zwischen uns, nur kollegiales Interesse und Respekt, wie es sein soll.«

»In welcher Hinsicht war Kovic ein Sonderfall?«

»Sie …«

Blix suchte nach den richtigen Worten.

»Das ist schwer zu erklären«, sagte er. »Sie hatte eine schnelle Auffassungsgabe und hat ihre Arbeit mit echtem Engagement gemacht. Immer bereit, wirklich jeden Stein umzudrehen, bis sie auf etwas stieß. Sie war mit Abstand die Jüngste in der Abteilung und hat bei uns in die Jahre Gekommenen eine mitreißende Energie verbreitet. Alle mochten sie.«

Er schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus.

»Ich komme mir vor, als würde ich gerade eine Empfehlung für sie aussprechen.«

Brogeland notierte etwas auf seinem Block. Blix konnte nicht sehen, was.

»Es waren auch Fingerabdrücke von Emma Ramm in Kovics Wohnung«, fuhr er fort.

»Emma und Kovic haben sich im Laufe des letzten Jahres angefreundet«, erklärte Blix. »Sie haben unter anderem zusammen trainiert. Waren mit dem Rad unterwegs. Jedenfalls ab und zu. Emma kannte – kennt – ebenfalls meine Tochter.«

Er stockte. Dachte an Iselin. Ihren leblosen Körper. Die geschlossenen Augen. Er setzte sein ganzes Vertrauen darauf, dass die Chirurgen wussten, was sie taten.

Brogeland musterte ihn ein paar Sekunden.

»Was hast du gemacht, nachdem du Kovics Wohnung betreten hast?«

Blix dachte nach.

»Ich bin hoch in Iselins Zimmer gegangen.«