«Dein Steak ist wirklich der Hammer, Santi!» Malachi küsst seine Fingerspitzen wie in einem altmodischen Werbe-Clip für Chef-Boyardee-Dosengerichte. «Sie werden begeistert sein, erst recht von den überbackenen Makkaroni.» Ich habe auch noch leicht massierten Grünkohl vorbereitet, doch den hat Malachi nicht probiert.
«Soll ich dir mal was Verrücktes erzählen? Mir ist etwas eingefallen, vielleicht, weil ich euch von meinem Bruder erzählt habe. Einmal wollten wir überbackene Makkaroni aus der Packung machen. Wir haben uns mit dem orangefarbenen Soßenpulver bekleckert, und die Nudeln sind auf dem Boden gelandet, und als unsere Mom in die Küche kam, hatten wir außer diesem Schlamassel und kochendem Wasser nichts vorzuweisen.» Er lacht. Und ich nehme seine Hand und drücke sie.
Auf der Straße vor Angelicas Haus nimmt er mir die Tüte mit den leeren Behältern ab. Erst will ich protestieren, doch dann halte ich den Mund. Es ist zur Abwechslung ganz schön, meine Hände in die Tasche zu stecken und jemand anderen das schmutzige Geschirr tragen zu lassen.
«Ich hoffe, es schmeckt ihnen, sie haben ein schönes Abendessen verdient. Sie sind einfach so süß zusammen.» Ich schaue Malachi an. «Ich weiß ja nicht, was du noch so vorhast. Ich muss jedenfalls nach Hause und schauen, was Babygirl und ’Buela machen.»
Er nickt, und die gebrauchten Behälter scheppern in der Tasche, die ’Buela im Ein-Dollar-Laden für Großeinkäufe erstanden hat.
Ich sehe ihn an. Beiße mir auf die Lippe. Hole mein Handy heraus und schaue mir die leuchtende Zeitanzeige an. Acht Uhr, echt früh. Dann stecke ich das Handy wieder ein. «Willst du noch mal mitkommen? Fernsehen oder so? Wir haben auch noch Reste.»
Ich rechne mit einem Grinsen, einer hochgezogenen Augenbraue, doch Malachi nickt nur bedächtig und kommt einfach mit. Ich fand es immer schon toll, dass Gelly und ich so nah beieinander wohnen, aber heute kommt es mir besonders gelegen.
«Wir können ruhig fernsehen, aber nichts Gruseliges, das musst du mir versprechen. Ich hasse Horrorfilme.» Als er so tut, als würde er vor Angst erschaudern, muss ich kichern, und das ist mir lange nicht passiert. Es klingt gar nicht mehr nach mir. In meinem Bauch flattern ein paar Schmetterlinge, dabei dachte ich, das wäre für immer vorbei. Das mag sich bei einer Siebzehnjährigen blöd anhören, aber manchmal fühle ich mich kein bisschen wie siebzehn.
«So ein großer Dude wie du hat Angst vor Geistern und maskierten Mördern?», necke ich Malachi.
«Jep! Und wie mir vorhin erst jemand sagte, ist Scham normalerweise das Problem der anderen. Ich schäme mich kein bisschen dafür, dass ich Horrorfilme nicht ausstehen kann!»
In unserer Wohnung setzt sich Malachi in eine Sofaecke, und ich setze mich mit einem Kissen auf dem Schoß in die andere. Zwischen uns ist viel Platz. Wir schauen uns eine Comedysendung mit Kevin Hart an und reden in den Werbepausen über die Schule und Musik. Ich erzähle ihm, wie viele leer stehende Häuser in unserem Block in letzter Zeit aufgekauft worden sind. Als die Sendung um zehn zu Ende ist, steht Malachi auf und zieht unaufgefordert seine Jacke an.
«Danke, dass du drangegangen bist, als ich dich heute angerufen habe, Santi.» Er beugt sich zu mir herunter und legt seine langen Arme um mich. Die Wärme schießt mir vom Rücken, wo er mich an sich zieht, direkt ins Gesicht. Ich drücke ihn fest zurück.
Ärger. Der Typ bringt nur Ärger.