Zinni a
Als gute Nachricht war zumindest zu verbuchen, dass der Sex anständig war. Paxton versetzte Zinnia zwar nicht gerade in Ekstase, strengte sich jedoch aufrichtig an. Er gab nicht auf. Er schaffte es sogar beinahe, was besser war als das, woran sie sich aus der letzten Zeit erinnern konnte. Deshalb bedachte sie ihn mit einem kurzen, gnädigen Erschauern und Keuchen. Das hatte er sich verdient.
Vorher hatten sie ein paarmal lachen müssen, als sie auf jene heiklen Momente stießen, wo etwas das erste Mal war. Als sie sich abtasteten und stockend gemeinsam bewegten, weil Körper und Rhythmus des anderen noch fremd waren.
Als es vorüber war, schmiegten sie sich auf der dünnen Matratze aneinander und versuchten, eine bequeme Position zu finden, bis Paxton sich nackt auf die Bettkante setzte. So konnte er sie nicht direkt ansehen, weshalb er sich mühsam in ihre Richtung drehte.
»Tut mir leid, aber ich gehe jetzt wohl lieber in meine eigene Wohnung«, sagte er. »Das hat nichts mit dir zu tun, überhaupt nichts, aber neben anderen Leuten kann ich normalerweise nicht schlafen. Dazu ist mein Schlaf zu leicht. Außerdem ist die Matratze eigentlich nicht groß genug …«
Zinnia spürte einen Anflug von Traurigkeit. Sie schlief gern neben jemand anderes. Die Nähe, die Wärme vermittelten ihr Geborgenheit. Was in gewissem Sinne komisch war, weil sie ihren Bettgefährten dann auf verschiedenste Weise hätte töten können. Dennoch hätte sie sich gewünscht, dass die Matratze ein bisschen größer gewesen wäre.
Als sie zusah, wie er sich anzog, stellte sie fest, dass er besser in Form war, als es sonst den Anschein hatte. Seine Klamotten passten ihm nicht so recht, weshalb sie die Muskeln zwischen seinen Schulterblättern kaschierten, die sich jetzt im matten Licht hoben und senkten.
Schließlich beugte er sich über sie und drückte sein Gesicht auf ihres. »Das war toll«, sagte er. »Würde ich gerne wieder tun.«
Zinnia lächelte, während die Lippen der beiden sich noch aneinanderschmiegten. »Ich auch.«
Nachdem er gegangen war, hätte sie sich gern noch ein bisschen in dem warmen Glühen nach dem Sex geaalt, was ihr aber nicht gelang. Sie konnte ihre Gedanken nicht daran hindern, sich ständig im Kreis zu drehen.
Da hatte doch tatsächlich jemand herausbekommen, wie man das Signal der Uhr blockierte.
Während sie wie eine verfluchte Anfängerin durch die Decke gerobbt war, hatte ein Haufen dämlicher Drogenhändler eine elegantere Lösung gefunden.
Das ärgerte sie zum einen schlicht deshalb, weil diese Typen überhaupt darauf gekommen waren, und zum anderen weil sie deren Geheimnis erfahren wollte.
Ihre eigene Lösung war praktikabel, aber keineswegs ideal. Viel besser wäre es, das Signal blockieren zu können, wenn das nötig war, anstatt die Uhr ganz zurückzulassen. Wenn sie die nämlich nicht trug, war sie in Gefahr; falls es jemand entdeckte, weil ihr Ärmel hochrutschte, oder wenn sie an irgendeiner Tür nicht weiterkam, war sie geliefert.
Sie musste eine Möglichkeit finden, Paxton weitere Informationen zu entlocken, ohne zu aufdringlich und zu interessiert zu wirken. Falls man der Methode auf die Schliche kam, wollte sie das so bald wie möglich erfahren.
Deshalb wollte sie Paxton unbedingt wiedersehen.
Das redete sie sich jedenfalls ein, und nach einigen Versuchen glaubte sie es auch.
Sie zog sich an. Warf einen Blick in den Flur, ob die Luft rein war. Am Waschraum für Frauen angelangt, fand sie wieder das Schild mit der Aufschrift Außer Funktion vor, ging jedoch trotzdem hinein. Natürlich funktionierte alles bestens. Als sie sich unter die Dusche stellte, beschloss sie, sich später eine Flasche Wein zu besorgen und die zu trinken, während sie noch einmal das Handbuch für die Uhr studierte. Sie musste sich mit etwas beschäftigen, während ihr unter einem Haufen Klamotten versteckter Laptop am internen Code von Cloud tüftelte.