Paxto n
Nachdem Paxton Eiscreme und Flasche überreicht hatte, goss Zinnia zwei Gläser Schnaps ein und bot ihm eines an. Er nahm es entgegen, obwohl er eigentlich nichts trinken wollte. Zinnia schaltete den Fernseher ein, in dem zuerst ein Werbespot für eine neue fettarme Eiscremesorte kam, die angeblich genau wie das Original schmeckte. Auf einem Musiksender fand Zinnia einen orchestralen elektronischen Titel von einer Band, deren Namen er nicht kannte und kaum aussprechen konnte. Aber er mochte den Titel. Es war Musik, die den Blutdruck senkte.
Zinnia fläzte sich auf die Matratze, stellte den Wodka auf die Ablage, nahm den Deckel der Eiscreme ab und warf ihn neben das Glas. Dann versenkte sie den Löffel im Eis, schaufelte eine ordentliche Portion heraus und beförderte sie sich in den Mund. Als Paxton sich neben sie setzte, steckte sie den Löffel wieder ins Eis und hielt ihm den Becher hin. Er winkte ab und widmete sich stattdessen seinem Sandwich.
»Tut mir leid, dass ich nicht früher im Krankenhaus war«, sagte er.
»Ach, ich bin froh, dass du überhaupt gekommen bist.«
»Schade, dass du mir nichts von dem Typen erzählt hast.«
»Sprechen wir lieber nicht darüber.«
»Okay.«
»So.« Sie stellte die Eiscreme ab und griff nach dem Glas. Leerte es. Stand auf, um sich noch eines einzuschenken. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Na ja.« Paxton beugte sich vor und stützte die Arme auf die Knie. Dieses Gespräch hätte er lieber nicht geführt. »Dobbs meint, es wäre besser, wenn du darauf verzichtest, offizielle Kanäle zu bemühen. Das würde alles unnötig aufblasen, meint er. Aber er hat versprochen, dass der Typ, der dich angegriffen hat, gefeuert wird und dass man Vikram auf einen schlechteren Posten versetzt.«
Zinnia griff in den Minikühlschrank, holte ein paar Eiswürfel heraus und ließ sie in das Glas fallen. Man hörte es klirren.
»Aber du sollst wissen, dass wir mit der Sache so umgehen werden, wie du es haben willst«, fuhr Paxton fort. »Was Dobbs denkt, ist mir völlig egal. Ich stehe hinter dir.«
Zinnia schraubte die Wodkaflasche auf und goss sich zwei Fingerbreit ein. Stellte die Flasche wieder hin und nahm einen kleinen Schluck.
»Allerdings kapiere ich schon, worauf Dobbs hinauswill.« Paxton zog eine Grimasse. »Weg des geringsten Widerstandes und so weiter. Wichtig ist allein, dass die beiden Typen bezahlen müssen. Kein Grund für uns, darunter zu leiden. Du zumindest hast schon genug gelitten.«
Zinnia wandte sich ihm zu. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos. Paxton hatte keinerlei Ahnung, wie er das interpretieren sollte. Was sie dachte. Ob er gerade einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Er überlegte, ob er aufstehen oder etwas sagen sollte, damit er nicht einfach nur dasaß und vor sich hin starrte, doch da nickte Zinnia. Sie setzte sich wieder aufs Bett und rutschte an ihn heran, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag .
»Dann gehen wir ihn eben, den Weg des geringsten Widerstandes«, sagte sie, bevor sie den Löffel wieder in die Eiscreme bohrte.
Paxton spürte, wie seine Schultern sich entspannten. Er sagte sich, dass es so am besten war – für ihn selbst, für Zinnia, für Dobbs, für alle. Und er überlegte, ob er sie fragen solle, was sie an dem Tisch mit den Computern getan habe, aber er hatte schon genug geredet und war müde. Deshalb legte er sein Sandwich weg und nahm Zinnia den Eisbecher aus der Hand. Dabei schloss er einen Moment seine Finger um ihre.
»He«, sagte sie.
»Hm.«
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Wie man es tat, wenn der andere wirklich hören sollte, was man sagte. »Danke.« Dann drückte sie die Lippen auf seine, und er vergaß alles bis auf den Herzschlag in seiner Brust.