Paxto n
Paxton klopfte an die offene Tür und steckte den Kopf in den Raum. »Haben Sie einen Moment Zeit, Chef?«
Dobbs blickte von dem Tablet auf seinem Schreibtisch auf. »Ich dachte, ich hätte Ihnen für heute freigegeben, mein Junge.«
»Ja, aber ich will Sie um einen Gefallen bitten.«
Dobbs nickte. »Machen Sie die Tür zu.«
Paxton schloss die Tür, lehnte sich daran und verschränkte die Arme. Überlegte, ob er gleich sein Anliegen vorbringen oder erst einmal berichten sollte, wie das Gespräch mit Zinnia am Vorabend gelaufen sei. Wahrscheinlich Letzteres, dann war der Mann ihm wohlgesinnt. Hoffentlich jedenfalls. Doch dann nahm Dobbs ihm die Entscheidung ab, indem er sich auf seinem ächzenden Drehsessel zurücklehnte und fragte: »Na, haben Sie mit Ihrer Freundin gesprochen?«
»Habe ich«, sagte Paxton. »Sie wird die Sache auf sich beruhen lassen.«
»Gut«, sagte Dobbs mit ungerührter Miene. »Das ist gut. Ich freue mich sehr, das zu hören.«
»Aber man hat diesen Typ rausgeschmissen? Und Vikram ist versetzt worden, ja?«
»Alles erledigt.«
»Ausgezeichnet.«
»Also …«
»Genau.« Paxton machte einen Schritt vorwärts, ohne die Arme auseinanderzunehmen. Er hatte ein bisschen Angst, um eine Extrawurst zu bitten, weil er sich nicht sicher war, ob er sich das verdient hatte. Außerdem hatte so etwas immer einen Haken. Man gab damit ein Versprechen, das man irgendwann einlösen musste. Aber er tat es für Zinnia und nicht für sich selbst, was als Grund ausreichte. »Meine Freun… Zinnia würde heute gern einen Ausflug machen. Ein bisschen durch die Gegend gondeln. Aber für die Mietwagen gibt’s eine lange Warteliste. Wäre es eventuell möglich …«
»Ist genehmigt«, sagte Dobbs und wedelte mit der Hand. »Fahren Sie rüber zur Aufnahme, dort wartet ein Wagen für Sie. Security-Mitarbeiter bekommen übrigens Rabatt. Wo wollt ihr denn hin?«
»Keine Ahnung. Weil wir beide freihaben, will sie einfach die Gegend erkunden. Und nach dem, was sie gestern durchgemacht hat, sollte ich darauf eingehen, meinen Sie nicht?«
»Kluger Mann«, sagte Dobbs, hob den Arm und tippte auf sein CloudBand. »Schon gelesen, was es Neues gibt?«
Paxtons Herz setzte einen Schlag aus. »Habe ich. Der große Häuptling kommt persönlich zu Besuch.«
»So ist es. Wie Sie sich sicher vorstellen können, wird das für uns kein Zuckerschlecken.«
»Ja, das denke ich mir.«
»Die Einsatzleitung wird natürlich Dakota übernehmen«, sagte Dobbs und blickte ins Großraumbüro hinaus, als würde die gleich hinter Paxton stehen. »Aber ich brauche ein paar gute Leute, die sie unterstützen.«
Paxton überlegte, was damit gemeint war. Die Frage klang töricht, aber er stellte sie trotzdem. »Gehöre ich denn zu den guten Leuten?«
Dobbs erhob sich und ging zu dem Fenster, durch das man in den Hauptraum blicken konnte. Hinter der Scheibe gingen Leute in Blau hin und her, ohne wahrzunehmen, dass jemand sie beobachtete. Dobbs war Paxton so nahe gekommen, dass er das Aftershave seines Chefs riechen konnte. Einen beißenden Moosduft. »Ich bin weiterhin wenig begeistert, dass Sie gestern Ihren Posten verlassen haben. Aber was mich interessiert, sind nicht die Vorschriften, sondern das Resultat.« Er sah Paxton in die Augen. »Ich glaube, dass ich andere Leute ganz gut einschätzen kann, was auch auf Sie zutrifft. Und ich sehe, dass Sie handeln, während viele andere bloß dazu neigen, auf ihrem Hintern zu sitzen.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Paxton. »Ich will gute Arbeit leisten.«
Dobbs nickte und ging zu seinem Tisch zurück. »Sprechen Sie gleich morgen früh mal mit Dakota, und sagen Sie ihr, dass ich Sie vorgeschlagen habe. Aber es ist ihr Team, also trifft sie die Entscheidung.«
»Okay«, sagte Paxton. »Mache ich. Und noch mal danke.«
Dobbs senkte den Kopf und wandte sich wieder seinem Tablet zu. »Gern geschehen. Und jetzt viel Spaß an Ihrem freien Tag. Sie wissen ja, wie selten man hier einen bekommt.«
Als Paxton die Tür hinter sich zugezogen hatte, merkte er, dass er strahlte. Völlig unwillkürlich. In ihm hatte sich so ein Gefühl aufgebaut, das er rauslassen musste. Jubeln und tanzen konnte er hier schlecht, weshalb er es im Gesicht trug wie jenen vierten Stern, den er sich zwar noch nicht verdient hatte, an dem er jetzt aber womöglich näher dran war.
Das war jedoch nicht alles. Das menschliche Gehirn war nicht in der Lage abzuzählen, wie oft er sich gewünscht hatte, Gibson Wells zur Rede zu stellen. Um ihm zu sagen, wie Cloud ihm das Genick gebrochen habe .
Und jetzt hatte es den Anschein, dass sich eine Chance dazu ergab.
Wonach er sich seine ganzen Sterne natürlich an den Hut stecken konnte.
Aber es war ja nicht so, dass er an diesem Ort Karriere machen wollte.