Paxto n
Der Bus hatte angehalten, der Motor lief nicht mehr. Die hinter den Absperrungen stehende Menge, die keinen guten Blick darauf hatte, stimmte einen Sprechchor an. Zuerst waren es einzelne Stimmen, die sich jedoch bald vervielfältigten. Das Getöse wuchs an, bis Paxton es in seiner Brust vibrieren spürte.
»Gib-son!«
»Gib-son!«
»GIB -SON
Über den Köpfen wurden Schilder geschwenkt, die von Hand mit dickem, schwarzem Filzstift bemalt waren.
Gibson, wir lieben dich!
Danke für alles!
Verlass uns nicht!
Paxton stand auf seinem Posten auf dem Podium und beobachtete seinen Bereich, um dafür zu sorgen, dass sich dort niemand aufhielt. Die Tür des Busses befand sich auf der anderen Seite, aber aus den Augenwinkeln sah er Bewegung. Leute, die auftauchten und wieder verschwanden. Hin und her gingen.
Er musste nach unten blicken, um sich zu vergewissern, dass seine Füße noch auf dem Boden standen. Dass er nicht ein paar Zentimeter darüber schwebte.
Die Füße standen fest verwurzelt da. Er war noch hier. An Ort und Stelle .
Als er den Kopf hob, sah er das Gesicht des Mannes, auf den er gewartet hatte.
Das von Gibson Wells.
Flankiert wurde er von einer eindrucksvollen Entourage. Mehrere Leute hatten die Hände gehoben, als müssten sie ihn auffangen. Er war kleiner, als Paxton es sich vorgestellt hatte. Ein Mann, der so viel verändert, der die Welt so stark geformt hatte wie er, hätte größer sein sollen.
Auf dem Bildschirm über dem Podium erschien das Bild von Wells aus dem Begrüßungsvideo, aber der Mann da unten ähnelte ihm kaum, so hatte der Krebs ihn ausgehöhlt. Sein zuvor schon schütteres Haar war fast vollständig ausgefallen, sodass sein kahler Kopf unter den Lichtern glänzte. Die Haut am Hals war faltig, in das Gesicht hatten sich scharfe Linien eingegraben. Während er mit schlurfenden Schritten dahinging, winkte er den Leuten lächelnd zu, was ihm gewaltige Mühe zu bereiten schien. So als ob er jeden Moment zu Staub zerfallen könnte und nur noch von reiner Willenskraft zusammengehalten wurde.
Ihm folgte eine kleine Schar. Ein großer, muskulöser Latino hielt sich direkt hinter ihm. Dann kam Claire, die Paxton von ihrer Videobotschaft her kannte, wenngleich ihre Haare nicht denselben flammenden Purpurton hatten, sondern eher ein ausgewaschenes Rot. Und ein Mann, bei dem es sich um Ray Carson handeln musste. Dakota hatte ihm gesagt, der sehe wie ein alter Footballspieler aus, was eine passende Beschreibung war. Über Carsons bulliger Stirn wölbte sich ein kahler Schädel; er hatte breite Schultern und einen Bauchansatz. Momentan sah er nicht besonders glücklich aus, aber er schien zu der Sorte Mensch zu gehören, die ohnehin nie glücklich war .
Gibson Wells, der reichste und mächtigste Mensch der Welt, erreichte die Treppe zum Podium, legte die Hand aufs Geländer und hob den Blick. Er sah Paxton direkt in die Augen.