4. DIE KRISE ALS CHANCE
„Unsere Fehlschläge sind oft erfolgreicher als unsere Erfolge.“
Henry Ford
Unvorhersehbar bedeutet nicht unbeherrschbar
Eine Krise überrascht. Ihre Unvorhersehbarkeit ist es, das die meisten ängstigt. Der menschliche Verstand hat sich evolutionär entwickelt. Das bedeutet, er mag das Immergleiche. Er nimmt an, dass sich die Dinge normalerweise nicht ändern, um nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Unser sogenanntes lineares Denken hilft uns überall dort, wo wir in Ruhe der Routine folgen können. Erst durch diese gedankliche Automatisierung können wir einen gesunden Alltag erleben.
Eine Krise allerdings ist ein unvorhergesehenes, scheinbar beispielloses Ereignis. Wir sind innerlich nicht auf all die plötzlichen Veränderungen vorbereitet. Unser Urteilsvermögen schwankt, weil ihm scheinbar der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
Hier müssen wir lernen, uns zu sagen: Alles ist Wandel. Veränderungen sind Chancen. Diese beiden Sätze gelten auch in der Finanzwelt. Der Grund, warum sich so viele Anleger häufig „in die Nesseln“ setzen, ist, dass sie zwar von antizyklischem Verhalten gehört haben, diesem aber meist hinterherrennen. Vielen Banken geht es nicht anders, da selbst große Geldhäuser im Grunde nur die Summe der Entscheidungen ihrer Berater sind. Wenn sich eine Veränderung vor den Augen vieler entfaltet, ist es häufig schon zu spät, den Nutzen aus diesem Wandel zu ziehen. Auch deshalb kann es nicht schaden, hin und wieder einem Bankberater einen Besuch abzustatten und sich seine Empfehlungen anzuhören – und sei es nur, um dann weiträumig einen Bogen um diese Angebote und Ideen zu machen. Denn was die Bank macht, machen alle. Und wo alle gleich handeln, sitzt in Krisen die größte Gefahr.
Die eigene Resilienz stärken
Etwas, das uns hilft, in unsicheren Zeiten die Ruhe zu bewahren, ist unsere Resilienz.
Resilienz beschreibt die Gabe, auch aus schweren Krisen ohne psychische Schäden hervorzugehen. Dabei nutzen resiliente Menschen eine Stärke, die im Grunde eine Superkraft ist: Sie machen aus einer Krise ein Problem, indem sie eine Lösung suchen. Denn selbst eine scheinbar schlechte Lösung ist besser als Stillstand oder Panik und rettet damit Kapital.
Wer sich darin übt, Lösungen zu finden, verwandelt jede Krise von einem unbesiegbaren Monster in ein Problem, dass sich in Aufgaben unterteilen und bewältigen lässt. Das Beste daran ist: Lösungen lassen sich anpassen, falls sich das Problem verändert. Aktiv zu handeln, anstatt passiv Dinge geschehen zu lassen, sorgt dafür, dass wir besser mit Krisen umgehen lernen und handlungsfähig bleiben. Wie sich beispielsweise eine Pandemie entwickelt, können wir als einzelne Menschen nicht kontrollieren. Eine Seuche lässt sich nicht abschaffen, aber wir können unseren Umgang mit ihr ändern. Ich kann beispielsweise neue Routinen finden, die mir meinen Alltag im Homeoffice schöner machen und erleichtern. Wenn ich in meiner Firma unter den Folgen der Pandemie leide, darf ich mich beruflich umorientieren. Ängste kann ich in den Griff bekommen, in dem ich mich informiere oder Masken an allen wichtigen Orten deponiere. So wird aus einer gigantischen Krise ein profanes Problem – und unser innerer Stress verschwindet.
Resilienz bedeutet also, sich auf kleine Teilbereiche des Lebens zu konzentrieren, die wir kontrollieren können. Wir müssen uns selbst wieder Handlungsspielraum zugestehen. Auf die Art fühlen wir uns plötzlich einer ungewissen Situation nicht mehr ausgeliefert. Das mindert die Angst und hilft uns dabei, vernünftige Entscheidungen zu treffen.
Gutes annehmen und danach handeln
Krisen sind ein Teil unseres Lebens. Auch wenn wir perfekt vorbereitet sind, gibt es keine Garantie, dass unser Alltag auch morgen noch so funktioniert, wie wir ihn kennen. Das zu akzeptieren, ist die Grundlage für gutes Handeln in schwierigen Momenten. Denn in einer Stress- oder Krisensituation etwas Gutes zu finden oder den glücklichen Ausgang einer schwierigen Situation anzunehmen, regt das Belohnungssystem im Körper an und verhindert, dass wir ausbrennen. So verleugnen wir die Krise nicht, sondern glauben an unsere Selbstwirksamkeit: die Fähigkeit, mit innerer Kraft unsere Probleme zu lösen.
Wie wir richtige Entscheidungen treffen
Finanzprofis, die Krisen als Chance nutzen, sehen sich selbst nicht als Opfer der Umstände, sondern übernehmen Verantwortung in schwieriger Zeit. Sie sagen sich: Nicht die Situation passiert mir, sondern ich passiere der Situation. Selbst wenn also die Krise nicht aus uns selbst entspringt, sondern der Königsdisziplin angehört – von außen kommend, scheinbar allumfassend – bemühen wir uns, sie zu lösen, auch wenn wir sie nicht verursacht haben. Dieses eigenverantwortliche Handeln stärkt uns. Damit verwandeln wir eine Krise in ein lösbares Problem. Wir nutzen unsere Ängste, anstatt uns von ihnen bestimmen zu lassen.
Vor Krisen muss man keine Angst haben. Denn die Angst, die man während einer Krise empfindet, ist nichts anderes als das Gehirn, das sich im ersten Augenblick weigert, sich mit einer neuen und ungewohnten Situation auseinanderzusetzen. Hier handelt unser Kopf wie in der Steinzeit: Ihm fallen nur zwei Lösungen ein. Erstens: wegrennen; zweitens: kämpfen. Beides sind Verhaltensweisen, die uns nicht helfen, sondern uns erstarren lassen. Wir müssen unserem Gehirn also helfen, wieder zurück zum Problemlösen zu kommen. Die Angst, die wir spüren, ist damit im Grunde nichts anderes als ein Denkproblem. Wenn wir einen neuen Blickwinkel einnehmen und unsere bisherigen, allzu routinierten Gedanken in neue Bahnen lenken, können wir diesem Gefühl Raum geben. Dann beruhigen wir uns und unser Denken klärt sich. Schließlich können wir – angstfrei und unbeeinflusst von unseren Vorurteilen – die richtigen Entscheidungen treffen.
Lösungen sind wichtig
Wir wollen als Menschen unangenehme Gefühle vermeiden. Ungewohntes setzen wir mit Stress gleich. Das aber in der Summe das zwanghafte Vermeiden von notwendigen Änderungen weit mehr schmerzt als der mutige Schritt in die richtige Richtung, vergessen wir häufig. Deshalb ist es wichtig, uns regelmäßig daran zu erinnern, dass wir resilient handeln müssen, wenn wir uns einer schwierigen Lage wirklich stellen wollen. Wir suchen Lösungen, die uns helfen, gestärkt aus einer Krise hervorzugehen. Ein Teil dieser Lösung ist, sich als Investoren ein Netzwerk aufzubauen, dass uns stärkt. Freunde geben Kraft und Raum, damit wir immer handlungsfähig bleiben – auch in Zeiten von Krisen.
Die 6 goldenen Schritte zur Resilienz
- Akzeptanz: Ich akzeptiere, dass die Krise ein Teil meines Lebens als Investor ist.
- Optimismus: Ich denke positiv und orientiere mich zuversichtlich an der Zukunft.
- Selbstwirksamkeit: Ich bin in der Lage, diese Krise selbstständig zu überwinden, indem ich sie als Problem sehe, für das ich eine Lösung finden kann.
- Verantwortung: Ich bin kein Opfer der Krise, sondern Handelnder. Ich löse die akuten Probleme, auch wenn ich sie nicht selbst verursacht habe.
- Netzwerke: Ich suche Unterstützung und Kraft in Freundschaften und sozialen Beziehungen. Ich bin nicht allein bei der Bewältigung der Krise.
- Lösung: Ich lerne – wie Henry Ford – aus jeder Krise, weil es mir gelungen ist, sie in ein Problem mit einer Lösung zu verwandeln. Ich setze diese Lösung um.
Krisen beherrschen
Um in Zeiten persönlicher und weltweiter Krisen erfolgreich handeln zu können, benötigen wir innere Widerstandsfähigkeit. Krisen machen Angst. Wer sich dieser Angst nicht stellt, kann
keine Gewinne realisieren, kann nicht die großen Chancen und Umschwünge nutzen, die große Krisen mit sich bringen.
Nur wer bereit ist, das Bekannte hinter sich zu lassen, kann wirklich erfolgreich neu denken. Dafür bedarf es eines gesunden und geklärten Umgangs mit der eigenen Angst vor Krise und Risiko. Denn Ängste tun meistens nichts anderes, als uns den Zugang zu unserem Wissen und unserem Erfahrungsschatz zu verstellen. Sie zu verstehen, hilft uns dabei, aus Krisen zu lernen und wirtschaftlich erfolgreich aus ihnen hervorzugehen. Wir müssen uns unseren Ängsten gerade in Krisenzeiten stellen und sie durchschreiten, damit wir angemessen handeln können.
Begib dich in Gefahr!
Wir wollen unangenehme Gefühle vermeiden. Verlust und Ungewohntes setzen wir mit Stress gleich. Das aber das zwanghafte Vermeiden von notwendigen Änderungen weit mehr schmerzt als der mutige Schritt in die richtige Richtung, vergessen wir häufig.
Deshalb tun wir gut daran, uns regelmäßig daran zu erinnern, dass wir nicht nur zupackend, sondern auch frisch handeln müssen, wenn wir uns einer Krise wirklich stellen wollen. Denn durch unsere eigene Angst und Verunsicherung sabotieren wir uns im Umgang mit der Krise oft mehr als die Krise selbst.
In einer ungewohnten Situation steigt unser Gehirn einfach auf die Bremse. Überforderung führt zu einer Art Notabschaltung des Gehirns, weil unser Geist Nichtstun immer noch als sicherere Alternative wahrnimmt, als sich bewusst eines Risikos auszusetzen. Ohne sich der Gefahr zu stellen, kann allerdings auch keine Veränderung und damit Verbesserung erfolgen. Anders gesagt: Wenn wir ein wirtschaftliches und finanzielles Risiko richtig bewerten und einordnen wollen, müssen wir bereit sein, rational zu denken. Und dazu gehört auch ein gesundes Risikobewusstsein, dass sich nicht vor jeder aufregenden Entscheidung drückt.
In den folgenden Kapiteln möchten wir dir nun einige unserer Kollegen vorstellen, die allesamt seit längerem am Finanzmarkt unterwegs sind und so auf verschiedene Art und Weise bereits in der Vergangenheit Finanzmarktkrisen bewältigen mussten.
Dabei sind Krisen teils sehr unterschiedlicher Natur und der eine war vielleicht ein wenig stärker betroffen als ein anderer. Auffällig ist aber, dass allesamt die Krise als Chancen erkannt und für sich nutzen konnten. Und so stehen sie heute auf dem persönlichen Chart der Vermögensentwicklung ein ganzes Stück höher, als es noch vor der Krise der Fall war.
Wir wollen dir einige Beispiele von Menschen zeigen, die Krisen als Chancen erkannt haben. Natürlich sind Krisen, Rückschläge und Börsencrashs niemals schön oder entspannt, aber es handelt sich dabei immer um eine notwendige Marktbereinigung, die mit dem richtigen Setup dazu führt, die Gewinner frühzeitig zu erkennen und aktiv zu werden. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern braucht letztlich nur viel Engagement, ein wenig Disziplin und vor allem den Spaß daran, die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen und zum Erfolg zu führen.
Wir wünschen dir daher eine lehrreiche Zeit mit den Gastkapiteln unserer Finanz-Kollegen.