Grelle Lampen beleuchten das Gelände, und über dem Leichnam des Mädchens hat man ein weißes Zelt aufgestellt. Es sieht aus, als hätte sich ein kompletter Zirkus hier niedergelassen. Innerhalb einer halben Stunde sind sechs Wagen der Spurensicherung eingetroffen, und mindestens dreimal so viele Menschen befinden sich bereits vor Ort. In weißen staubfreien Anzügen laufen sie über das Gelände. Ein Spezial-Lkw hat eine Art Mobilheim zum Tatort gebracht, das als Büro dient.
Die Einsatzleitung hat uns gebeten zu bleiben, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Wir warten jetzt bestimmt schon anderthalb Stunden. Manchmal sehe ich Leute aus dem Zelt kommen oder in kleinen Gruppen miteinander reden. Ich würde so gern nach Hause gehen, in mein Bett, weg von diesem grässlichen Ort.
»Wir bekommen Besuch«, murmelt Peter.
Ein weißer Overall kommt auf uns zu. Als die Kapuze abgestreift wird, kann ich sehen, dass es sich um eine Frau Mitte dreißig handelt.
»Ich habe euch schon gesucht«, sagt die Frau. Sie streift einen Gummihandschuh ab und reicht Peter die Hand. »Julia Fisscher, Gerichtsmedizin.«
»Peter Elsinga, Kriminalpolizei«, sagt Peter. Dann zeigt er auf mich: »Und das ist Thomas Beck, ein Neuer. Wir arbeiten erst seit wenigen Monaten zusammen.«
Ich stöhne innerlich. Warum muss er das bloß wieder erwähnen? Jetzt stehe ich da wie ein inkompetenter Schwächling.
Julia scheint es nicht schlimm zu finden. Sie drückt mir kräftig die Hand. »Ist das dein erster Mord?«
Ich nicke.
»Na, da bist du ja ein echter Glückspilz. So schlimm zugerichtet wie dieses Mädchen habe ich sie selten gesehen.«
»Wie ... wie geht es ihr jetzt?« Eine idiotische Frage, ist mir sofort klar. Ich könnte mir die Zunge abbeißen.
Julia muss lächeln. »Ich verstehe, was du meinst. Die Spurensicherung ist fast abgeschlossen. Ich möchte euch gern die Fotos zeigen.«
Sie dreht sich um.
Es dauert ein paar Sekunden, bis ich verstehe, dass wir mitkommen sollen. Zögerlich folge ich ihr zum mobilen Büro.