KAPITEL 33

12. Juli 1983 18:32 Uhr

»Was’n mit dir los?«, fragte Washer Wishart. Sein Neffe Gerry Ghee zog ein schreckliches Gesicht, länger als die M74 und trübseliger als das schottische Wetter.

»Allie is schwanger«, sagte er. »Schon wieder

»Glückwunsch, mein Junge!«, sagte Washer und streckte ihm die Hand entgegen. »Dann reicht’s ja endlich für ’ne Kleinfeldmannschaft, was?! Vorausgesetzt, sie lassen da auch Mädchen in den Teams spielen.«

»Aye. Cheers.« Gerry Ghee sah aus wie ein Mann, der im Lotto gewonnen und am selben Tag noch den Spielschein verloren hatte.

»Scheiße, Mann. Du kriegst dich ja gar nich mehr ein vor Freude.«

»Ach, weißte … ich hab mir doch vor ’nem Jahr die Leitungen kappen lassen. Fiese Schmerzen, sag ich dir. Und alles fürn Arsch.«

»Heilige Scheiße«, sagte Washer. »Das haste aber gut geheim gehalten.«

»Musst ich ja … sonst hätt’s doch irgendwer der Missus gesteckt, verstehste?«

»Wie bitte?! Du hast nich mit Alison drüber gesprochen?«, sagte Washer, vollkommen baff angesichts dieser Neuigkeiten. Gerry schüttelte schweigend den Kopf und wirkte jetzt wie ein zum Tode Verurteilter mit einem frisch abgelehnten Berufungsantrag.

»Tut mir leid, mein Junge, aber da kannste von mir kein Mitleid erwarten. Meiner Meinung nach musste deiner Missus vertrauen.«

»Washer, pass auf, ich brauch ’ne Gehaltserhöhung. Ich weiß, is nich gerade der beste Zeitpunkt …«

»Nich der beste Zeitpunkt?«, unterbrach ihn Washer. »Junge, das kommt mir ungefähr so gelegen, als würde Michael Foot mich um ’ne Wahlkampfspende anbetteln!«

Gerry wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Vier Kinder und eins auf dem Weg verlangten etwas mehr finanzielle Stabilität, als ihm sein Onkel momentan bieten konnte. Seine Optionen waren begrenzt.

»Aye, sorry. Musste einfach fragen, Washer. Hoffe, du verstehst das«, sagte er. »Und klar, wenn was Anständiges … oder Ungewöhnliches reinkommt, sag mir Bescheid, okay?«

»Warum verklagst du nich die Ärzte wegen Pfusch?«, fragte Washer in dem Bemühen, irgendwie zu helfen. »Findest bestimmt ’n paar Anwälte, die sich drum reißen würden.«

»Geht nich. Die Ärzte hatten mir Fickverbot erteilt, bis mein Sperma nachweislich keinen Samen mehr enthält. Aber ich Idiot … Mann, diese Tests haben Monate gedauert! Außerdem war da mein dreißigster Geburtstag, ich war besoffen und …« Gerry sah aus, als würde er gleich anfangen zu heulen.

Washer unterdrückte ein Lachen. »Wie weit is sie denn?«

»Fünfter Monat«, sagte Gerry.

»Fünfter schon? Ach du meine Fresse.« Dieses Mal lachte Washer wirklich.

»Sie meinte, die ersten drei Monate hätte sie’s gar nich gemerkt!«

»Tja, Pech gehabt, Kumpel.« Washer stand auf. Er war spät dran für ein Treffen mit Frankie Fusi. »Hier«, sagte er. »Die werden dir helfen. Spezialanwälte.« Washer gab Gerry einen Zettel mit einer Notiz.

»Aye. Tausend Dank«, sagte Gerry Ghee sarkastisch, als sein Onkel kichernd von dannen zog. »Anwaltskanzlei Klage, Ramsch & Weg. Toller Witz, wirklich, ganz toll!«

Washer Wishart war auf dem Weg zum Pub. Es war kein sonderlich weiter Weg. Vom Schlafzimmer im Obergeschoss des Pfarrhauses aus konnte man die Eingangstür sehen. In der Vergangenheit war er sehr oft dankbar für diese Nähe und dieses sonderbare Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, diese zentrale Stellung im Leben und Wirken der anderen gewesen. Jetzt fühlte sich diese Nähe aber wie ein Fluch an. Wenn in einer Kleinstadt ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät – zudem noch eins, das auf dem schmalen Grat zwischen legal und illegal balanciert wie ein Seiltänzer über einer Bärengrube –, dann lässt sich das nicht verbergen.

Als er an der Eingangstür des Portland Arms ankam, sah er draußen drei kleine Kinder sitzen. Mit dem Rücken gegen die Gebäudewand gelehnt, hatte jedes von ihnen eine Coca-Cola-Flasche und eine Tüte Chips in der Hand. Sie sahen aus, als hätten sie sich darauf eingestellt, noch eine Weile an diesem Ort zu verbringen. Washer warf einen Blick durch die Fenster und sah, was er erwartet hatte. Im Pub saßen viele seiner Geschäftspartner – Männer, die momentan sowohl mit den Auswirkungen eines sich entwickelnden Bergarbeiterstreiks als auch mit den immer niedriger ausfallenden Beteiligungen an den Geschäften des ortsansässigen Geldwäschers zu kämpfen hatten. Es war ein Dienstagabend, und eigentlich wollte er nur in Ruhe ein Pint genießen, ohne all die Fragen und Ratschläge. In einer Ecke entdeckte Washer seinen Freund Frankie Fusi. Er ging ein Stück weiter zu dem Fenster, das Frankies Platz am nächsten war, und klopfte vorsichtig gegen die Scheibe. Außer Frankie bemerkte es niemand. Washer winkte Frankie zu, damit dieser zu ihm auf die Straße kam.

* * *

Flatpack Frank Fusi und Jimmy »Washer« Wishart waren beide Baujahr 1931. Die ersten Jahre seines abwechslungsreichen Lebens verbrachte Frank – oder Francesco – auf den weitläufigen Plätzen und Klosterhöfen von Lucca, bis seine Familie 1933 Italien verließ. Washer – oder James Walter – war in ebenjenem Pfarrhaus zur Welt gekommen, in dem er immer noch wohnte.

Ihre dreißigjährige Freundschaft begann während eines achtzehnmonatigen Einsatzes in der wahnwitzig feuchten Hitze der Insel Borneo, genauer gesagt in den Dschungeldörfern vor der Stadt Kuching, wo sie ihren Wehrdienst ableisteten. Beide Männer erlebten Kampfeinsätze, und beide kehrten mit einer Ehrenmedaille zurück. In Washers Fall wurde die Verleihung mit der Tatsache begründet, dass er das Leben zweier Kameraden gerettet hatte. Einer von ihnen war Frankie Fusi.

Nach ihrer Rückkehr nach Ayr Anfang 1951 wurden die beiden Zwanzigjährigen ein paar Monate lang von ihrer kleinen Gemeinde mit Ehrungen überhäuft.

»Wie steht’s mit ’nem kleinen Spaziergang, Franco?«, fragte Washer.

»Spaziergang? Wohin denn?«

»Einfach hier durch die Gegend. Auf den Pub hab ich heut Abend keinen Bock. Komm schon, Kumpel. Nur ’n kleiner Ausflug ins Reich der Erinnerungen«, sagte Washer.

»Aye. Was soll’s? Ich bin dabei«, sagte Frankie. »Aber du bezahlst die Chips!«

»Abgemacht.«

Die beiden alten Freunde spazierten zum Cross und bogen dann rechts auf die Kilmaurs Road ab, in Richtung des nahe gelegenen Dörfchens Knockentiber. Es war ein wunderschöner Abend.

»Hat sich ’ne Menge verändert, was?« Washer sah auf die Gedenktafel hinunter. »Weißte noch, wie ich versucht hab, unsere Namen auf die Plakette zu bringen?«

»Aye«, sagte Frankie. »Du hattest es verdient. Ich nicht.«

»Erzähl doch keinen Stuss!«, sagte Washer.

Sie lehnten sich über die alte Steinbrücke und schauten hinunter auf den Carmel Water, der träge unter ihnen entlangfloss. Dann gingen sie weiter.

»Die Leute kennen den Ort nur noch wegen dem Krankenhaus«, sagte Washer.

»Gibt schlimmere Dinge, für die ein Ort bekannt sein kann«, sagte Frankie. »Was sollen die Einwohner von Greenham Common denn sagen?«

Washer lachte. »Hast recht. Aber wenn ich mich hier manchmal umschaue, hab ich schon das Gefühl, dass ’ne Atombombe für diverse Verbesserungen sorgen würde.« Er schnaubte. »Scheiß Thatcher! Wie zum Henker konnte die nur wiedergewählt werden? Sind die Leute wirklich so bescheuert?«

»Aye«, sagte Frankie. »Die Alte is halt verdammt clever. Bricht ’nen Krieg vom Zaun wegen ’n paar Felsbrocken im Atlantik, von denen keine Sau je was gehört hat, nur um von dem ganzen Chaos abzulenken, das sie hier fabriziert. Feinste Hirnfick-Propaganda. Da muss man schon den Hut ziehen.«

Sie folgten der Straße den Hügel hinauf in das benachbarte Dorf.

»Weißte noch, als hier der Zug durchgefahren is, Frankie?«

»Aye, tu ich.«

»Da gab’s hier sogar ’nen kleinen Bahnhof und alles. War ’ne kleine feine Station mit Blumenbeeten, Sitzbänken auf dem Bahnsteig und ’ner schönen Uhr noch dazu. Dann wurd das Ding einfach dichtgemacht. Ich hab damals sogar noch dagegen demonstriert. Keine Ahnung, ob ich mich heut noch zu so was aufraffen könnte.«

»Aye. Is jetzt alles verschwunden. Das muss fast zwanzig Jahre her sein«, sagte Frankie.

»Ich wette, du kannst dich nich mehr dran erinnern, wie wir die beiden Mädchen mitgenommen haben. Runter nach Irvine, ins Ship Inn.«

Frankie lachte. »Scheiße, Mann, klar kann ich mich noch dran erinnern. Weißte noch, diese Fish-and-Chips-Portionen da? Kabeljau so groß wie … wie ’n Squalo

»Mach mal sachte, Kumpel. Ich sprech doch kein Itakisch.« Beide lachten.

»Könnt aber bald schon ganz nützlich sein, Fratello«, sagte Frankie.

»Wovon redest du?«

Frankie schaute nach unten auf seine Schuhe. »Ich überleg gerade, wieder zurückzugehen«, sagte er.

Washer war baff. »Ohne Scheiß?«

»Aye. Hab drüber nachgedacht«, sagte Frankie.

»Verstehe … und wann?«

»Weiß nich. Vielleicht schon demnächst«, sagte Frankie. »Hier gibt’s nix mehr für mich.«

»Ich bin hier für dich. Ich war immer für dich da«, sagte Washer. Der Abend entwickelte sich schlimmer, als er erwartet hatte.

»Ich weiß. Und ich werd dir und deiner Familie ewig dankbar dafür sein, dass ihr meine Mum bei euch aufgenommen habt, als ich wegmusste.«

»Wir sind wie Brüder, Frankie … du und ich. Das wird sich nie ändern, verstehste?«

»Die Zeiten werden härter, Washer. Und Muskeln haben halt ’n Verfallsdatum, genau wie das Fleisch im Supermarkt.«

»Frankie, das war doch nie das Einzige, worum es bei dir und mir ging … und das weißte auch!«

»Aye. Aber momentan bin ich doch nur ’ne unnötige Ausgabe für dein Business. Wenn der Streik erst mal richtig Fahrt aufnimmt, wird der Druck auf deine Kunden und Partner ins Unerträgliche steigen.« Washer blieb an der Bank neben dem Fußballfeld des Knockentiber AFC stehen. Sie setzten sich und sahen zu, wie eine Gruppe von Teenagern auf dem Rasen kickte. Wie üblich stand ein fetter Junge im Tor, der – was nicht ganz so üblich war – seine Sache recht gut machte. Washer zog eine Dose mit Golden-Virginia-Tabak hervor und rollte flink zwei Zigaretten.

»Da wünscht man sich doch, auch wieder in dem Alter zu sein, oder?«, sagte Frankie.

»Keine Sorgen, was? Fußball kicken und den Mädchen hinterherjagen. Das Leben war mal so verdammt einfach. Alle waren dauerpleite, aber irgendwie auch glücklicher. Was zum Henker is bloß passiert?«

»Wir sind einfach älter geworden, Washer. Älter und schwerer zufriedenzustellen. Jeder will irgend ’nen Scheiß, den er sich nich leisten kann. Und diese Thatcher nennt das Träume und hat das halbe Land zu arbeitslosen Träumern gemacht.«

Frankie seufzte und atmete eine Rauchwolke aus. »Ich hab einfach die Schnauze voll, Kumpel. Von der beschissenen Thatcher, von all ihren beschissenen Träumern. Und von diesem bekackten Wetter.«

»Hör zu, Frankie, ich weiß, dass es letztes Jahr ziemlich hart war, aber hab noch ’n bisschen Geduld. Da steht was Großes an. Ich kann dir noch nix erzählen, aber du vertraust mir doch, oder?«, sagte Washer.

»Natürlich, Kumpel … aber ich will dich nich noch weiter runterziehen.«

»Wovon redest du?«, sagte Washer.

»Du bezahlst mir ’ne Vorabpauschale, die du dir nich leisten kannst. Und im Moment mach ich noch nich mal was dafür. Ich bin dein größter Fixkostenpunkt.«

»Das is doch Käse. Ich kümmer mich eben um meine Leute, Frankie. Und wenn dieser Deal erst mal kommt, dann braucht keiner von uns jemals wieder klein-klein spielen, verstehste?«

»Ach, ich weiß nich, Kumpel. Ich glaub, ’n Tapetenwechsel würde mir guttun.« Frankie Fusi klang so, als hätte er sich bereits entschieden.

Washer sog die Luft durch seine Zähne ein und spitzte die Lippen. Er schaute in die Ferne. Frankie spürte, dass jetzt etwas Wichtiges kam.

»Ich hab da an ’nem Geheimprojekt gearbeitet«, sagte Washer. »Aber ich konnt niemandem davon erzählen, verstehste?«

»Lass mich raten«, sagte Frankie. »Du bist der neue James Bond?« Beide lachten.

»Nee«, sagte Washer. »Könnt ich aber sein. Moore, der olle Fotzkopp, is älter als ich!«

Zwei weitere Selbstgedrehte wurden angesteckt. Tiefe Züge folgten. »Is ’ne Sache mit Don McAllister.«

»Was? Die Bullen?«, sagte ein überraschter Frankie.

»Aye.«

»Biste jetzt etwa … verdeckter Ermittler, oder was?«, sagte Frankie. »Muss ich dich nach ’nem Mikro abtasten?«

»Erzähl keinen Scheiß! Hat damit nix zu tun. Is mehr so ’ne Vereinbarung im Sinne von ›Ich helf ihm, er hilft mir‹.« Es war offensichtlich, dass Washer nichts Konkretes preisgeben wollte.

»Pass auf, Washer, wenn du mir nix sagen kannst, dann lass es. Versteh ich doch. Ich werd mich so oder so aufn Weg machen … außer, du willst mir auf die Art mitteilen, dass ich zur Zielscheibe geworden bin!« Frankies Ton hatte sich geändert. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass ein guter Freund wie Washer ihn in irgendeiner Weise beschuldigen oder belasten würde. Aber in der zwielichtigen, unsicheren Welt, zu der sie beide gehörten, konnte man sich nie vollkommen sicher sein. Frankie Fusi schaute seinem ältesten und besten Freund in die Augen und war sofort beschämt über diese Gedanken.

»Gibt nich viel auf dieser Welt, das mir wichtig is, Frankie. Da is Molly, da is der Hund … und Gott steh mir bei, aber da is auch dieser Spinner von Sohn, den ich hab … und da bist du!« Washer lachte und legte seinen Arm über Frankies Schulter. »Und das war jetzt nich unbedingt die korrekte Reihenfolge.« Washer stand auf. »Komm, lass uns was von dem Fish-and-Chips-Wagen da holen.«

Sie gingen über die Straße und stellten sich hinten an der Schlange an. Der aus dem kleinen Abzug auf dem Dach des Imbisswagens aufsteigende Qualm ließ einen akzeptablen Umsatz vermuten.

»Schon gehört, dass Crosshouse jetzt mit Las Vegas gleichgezogen hat?«, sagte Frankie. »Sind die einzigen beiden Orte auf der Welt, an denen man mit Chips für Sex bezahlen kann!«

Washer lachte. »Dann lass uns unsere Chips holen und sie zu Hause ausgeben«, sagte er.

Washer Wishart und Frankie Fusi gingen auf der Kilmaurs Road zurück nach Crosshouse – zurück in den kleinen Ort, in dem sie fast ihr gesamtes Leben lang gelebt, geliebt und, bis vor Kurzem jedenfalls, auch erfolgreich gearbeitet hatten. Auf dem Weg erzählte Washer Wishart seinem Freund von dem Deal, den er, Fat Franny Duncan und Nobby Quinn mit Don McAllister und Doc Martin vor einem Jahr in einer Scheune in Galston geschlossen hatten. Er erzählte ihm von den Bedingungen des Deals, von den nicht unerheblichen Risiken und dem potenziellen Lohn in Form eines komplett legalen Unternehmens. Er erzählte genug, um Frankie Fusi davon zu überzeugen, dass es Vorteile für ihn hatte, zu bleiben – vorerst zumindest.

Im Allgemeinen lief’s eigentlich spitzenmäßig zu dieser Zeit. Ich bin jeden Morgen mit ’ner Riesenlatte unter der Bettdecke aufgewacht, weil sich alles von selber geregelt hat. Ich konnt Hairy Doug ’n neues Mischpult bezahlen, Doc Martin ’n paar große Scheine für die Renovierung von seinem Laden rüberschieben und sogar Grant davon überzeugen, den Wochenlohn für die Bandmitglieder auf vierzig Steine anzuheben.

Der Mistkerl kam mit ’nem Hammersong nach dem nächsten an. Und ich dacht nur noch: Wenn das so weitergeht, wird unser Debütalbum besser als Parallel Lines!

Irgendwann stellte sich raus, dass er so ’n Heft mit lauter selbstgeschriebenen Gedichten aufbewahrt hatte, aus der Zeit, wo er fünfzehn war. Vieles davon war absoluter Scheiß, um ehrlich zu sein. »Ich liebe dich … liebst du mich auch? Ach, unser Glück wird ewig dauern …« Dreck in dem Stil halt, verstehste? Aber was soll’s? Bei Lyrics wie »Club Tropicana, drinks are free …« denkt auch keine Sau an Bob Dylan.

Wie dem auch sei, wir hatten jedenfalls ’nen Sack voller Hits, und seit Ewigkeiten zogen endlich mal alle am selben Strang. Dann hab ich von ’nem Kollegen von Washer ’nen Gefallen eingefordert, damit der uns mit seiner Kamera ’n paar neue Bandfotos schießt und so … und außerdem hab ich ’nen Termin in ’nem kleinen Studio in der Nähe vom Glencairn Square klargemacht. Shabby Road hieß der Laden.

Gab bloß einen Haken an der Sache … ’nen verdammt fetten Haken, verstehste? ’Nen Haken so groß wie der von ’nem verschissenen Baukran. Das Geld ging uns nämlich aus. Das Konto der Band war schneller leer als die Buckfast-Regale der Spirituosenabteilung kurz vor Hogmanay. Klar, das war hauptsächlich die Kohle, die Grant reingeschossen hatte, weil wir zu dem Zeitpunkt noch nix verdient haben. Also beschlossen wir einfach, die gesamte Kohle vom Konto zu holen. Ich weiß, das hört sich ziemlich durchgeknallt an, aber wir haben der beschissenen Bank einfach nich übern Weg getraut. Heutzutage vertraut keiner mehr irgend ’ner Bank. Vielleicht waren wir einfach nur unserer Zeit voraus.

Ich hab Washer dann von der Misere erzählt und eigentlich gedacht, er würd mir in den Arsch treten oder drei Tage lang Standpauken halten … aber Fehlanzeige. Der Alte meinte doch tatsächlich, dass er uns gern helfen würde. Sprich: in die Band investieren und unser »finanzieller Partner« werden!

Ich war natürlich vollkommen geplättet von seiner Ansage. Kannste dir ja vorstellen. Der Kerl hat nie auch nur das geringste Interesse gezeigt, und plötzlich macht er einen auf Richard Branson! Ich war zu der Zeit ’n bisschen auf Pilzen unterwegs und hab Speed genommen … zusätzlich zu den Pillen für die Schizoscheiße natürlich … aber ich hab trotzdem gedacht, ich würd verdammt nochmal halluzinieren!

Washer hat die Sache dann echt durchgezogen. Und als die Kohle kam, hab ich Biscuit Tin Records gegründet.