Und nun komme ich zum Schluss der Geschichte, und endlich kann ich erzählen, was mir passiert ist. Ich weiß nicht, ob mir das wie anfangs Cameron niemand glaubt, denn es ist wirklich zu verrückt. Doch es ist passiert! Ich muss aber noch ein bisschen zurückgehen, damit man auch alles versteht.
Zwei Tage vorher kam ich von meiner Schicht nach Hause. Dad war schon vom Buchladen zurück. Er saß mit einem Bier vor dem Fernseher und zappte durch die Kanäle. Und tatsächlich: Als er bei einem Nachrichtensprecher landete, ließ er ihn erst höflich ausreden, bevor er weiterschaltete.
Ich ging zur Waschmaschine und hängte seine und meine nassen Klamotten auf den Ständer im Wohnzimmer.
»Wie war’s im Laden?«, fragte ich.
»Ganz okay«, sagte er. »Und bei dir im Larry’s?«
»Ganz okay«, sagte ich und dachte: Jean hat recht, wir sind wirklich wie eine komische WG. Dann steckte ich den blauen Holzlöwen heimlich in Dads Jacke, die über einem Stuhl hing.
Ich wünschte übrigens, ich könnte etwas Positiveres sagen, aber während es mir langsam besserging, war es für Dad nach wie vor schwierig. Sein Haar war von Silbersträhnen durchzogen, seine Augen wirkten oft müde. Und natürlich hätte er nie eine Therapie gemacht. Allerdings hatte er angefangen, mit jemandem von seinem Stammtisch Tennis zu spielen, und der hatte ihm einen Psychologen empfohlen, der auch Tennis spielte. Und so ging Dad nun einmal die Woche »Tennis spielen«. Und ich hoffte, dass es ihm bald besserging.
»Hast du schon gegessen?«, fragte er. »Pasta-Barry hat wieder geliefert.«
Ich antwortete nicht, sondern betrachtete diesen traurigen Bären, der in dem kleinen Apartment saß und rastlos durch die Kanäle schaltete. Er trug wieder seinen pinken College-Pullover. Und auf einmal wusste ich, wieso er ihn damals nach dem Missgeschick beim Waschen nicht weggeworfen oder einen neuen gekauft hatte: Dieser Pullover gehörte zu ihm, egal, ob er albern darin aussah oder seine Freunde Sprüche machten. Dieser Pullover war er selbst. Man konnte ihn nicht einfach wegwerfen oder durch einen anderen ersetzen, bloß weil mal etwas schiefgegangen war. Man konnte ihn nur mit sturem Stolz tragen … Als mir das klar wurde, ging ich zu Dad und umarmte ihn. Er war überrascht, dann strich er mir über den Arm.
Wir legten gerade das Scrabblebrett auf den Tisch, als es unerwartet an der Tür läutete. Im Hausflur sah ich Cameron. Er lehnte lässig an der Wand, eine Zigarette im Mundwinkel. Und ich dachte: Okay, jetzt fahren wir also nach Kalifornien …
Dann entdeckte ich hinter ihm, leicht versteckt, Kirstie!
Ich war davon so überwältigt, dass ich sie einfach nur anstarrte. Auf den ersten Blick wirkte sie erwachsener als früher und hatte ihren Stil verändert. Sie trug keine Cap, dafür einen modischen Rock und eine beige, teuer aussehende Bluse. Ihre blonden Haare waren leicht gewellt und reichten ihr fast bis zu den Schultern. Und obwohl sie noch immer schlank war, wirkte ihr Gesicht voller und weicher und irgendwie weniger kindlich.
Sie nach einem Jahr plötzlich wiederzusehen war etwas völlig anderes, als ihr Briefe zu schreiben oder mit ihr zu telefonieren. Sie kam mir fast fremd vor. Aber als sie breit grinste und die kleine Zahnlücke aufblitzte, war sie wieder die alte Kirstie, und da umarmte ich sie fest und sie mich auch.
»Überraschung!«, sagte Cameron lapidar, mit der Kippe im Mund.
»Du hast es gewusst?«, fragte ich ihn.
Er zuckte nur mit den Schultern.
Ich verabschiedete mich von Dad, dann fuhren wir zur Tankstelle am See, um uns wie früher Bier zu holen. Nur: Ohne Hightower wollte der Verkäufer plötzlich keinen Alkohol mehr rausrücken.
»Dieser Idiot«, fauchte Kirstie beim Rausgehen. »Er kennt uns seit Jahren, und jetzt tut er plötzlich so, als hätte er uns noch nie gesehen.«
Als Nächstes beschlossen wir, ins Kino einzubrechen und uns wie letztes Jahr auf das Dach zu setzen. Auch das klappte nicht, da weder der alte Schlüssel noch Kirsties Dietrich in das Schloss passten.
Wir mussten lachen, weil alles schiefging, und am Ende hieß die Antwort mal wieder: das Larry’s. Cameron und ich konnten es kaum erwarten, ihr den renovierten Laden zu zeigen, auch Kirstie war aufgeregt. Und so liefen wir immer schneller, bis wir fast die ganze Lincoln Road bis zum Eingang rannten.
Es war einiges los, Cameron winkte dem Kellner der Spätschicht und bestellte Chicken Wings. Eigentlich hatte die Küche gerade geschlossen, aber für ihn machten sie natürlich eine Ausnahme.
»Du bist wirklich Gott!«, sagte Kirstie mit großen Augen. »Nur leider hast du das Falsche bestellt.«
Doch als sie die neuen Chicken Wings mit der Karamell-Cola-Sauce probiert hatte, leckte sie sogar ihre Finger und das Besteck ab. Dann blickte sie auf den Fernseher an der Wand und stöhnte auf. »Nicht schon wieder dieses verdammte Take On Me, ich kann’s echt nicht mehr hören.«
Ich dachte an den Packen Briefe von ihr, den ich wie einen Schatz hütete, und beobachtete, wie sie ihre Beine übereinanderschlug und sich das Haar aus dem Gesicht strich. Sie unterhielt sich vor allem mit Cameron, ich dagegen hörte oft nur zu, noch immer ungläubig, dass sie wirklich wieder in Grady war. Sie wollte zwei Wochen bleiben und würde damit noch hier sein, wenn wieder das Festival am See startete.
Und obwohl Hightower mit seiner Freundin in Kanada campen war und fehlte, fühlte sich dieser Abend wie eine kleine Reunion an, und ich dachte, dass wir noch mal Zeit zum Luftholen hätten, bevor irgendwann der Abspann kam. Bevor unsere Stadt zugrunde ging und unsere Hoffnungen und Träume vom Leben so lange zurechtgeschliffen würden, bis sie wie bei American Graffiti in vier nüchterne kleine Texte passten. Bevor einer von uns früh heiratete und langweilig wurde, einer nie mehr wiederkehrte, einer etwas Künstlerisches oder Besonderes machte und einer früh starb.
Schade war nur, dass Kirstie mein Tape und das abrupte Ende unseres Briefwechsels mit keinem Wort erwähnte.
Als Cameron auf die Toilette ging, fragte sie stattdessen eher belanglose Sachen. Ich erzählte ein bisschen von Helen und Xander und auch von Dads Buchladen, aber je länger wir redeten, desto mehr Ungesagtes gab es. Und während sie mit Cameron wie früher war und oft den Arm um ihn legte, hielt sie sich mir gegenüber zurück. Deshalb war ich einigermaßen enttäuscht, als wir uns schon um Mitternacht alle voneinander verabschiedeten und eher lose für die nächsten Tage verabredeten.
Und dann kam der Tag danach. Auch in den Ferien stand ich früh auf und ging joggen. Tau glitzerte auf dem Gras der Wiesen, ich lief durch das morgendliche Grady, hörte Musik und sog den harzigen Duft des Waldes ein. In den letzten Monaten hatte ich das getan, was Hightower mir geraten hatte: So viel Eiweiß wie möglich, und tatsächlich hatte ich durch das Training ein bisschen Masse zugelegt und fühlte mich auch stärker. Als ich mich auf der Bank an der Selbstmordklippe ausruhte, blickte ich ins sonnendurchflutete Tal. Vor einem Jahr war ich das erste Mal hier gewesen, verrückt, was seitdem alles passiert und wie schnell diese Zeit vergangen war. Nächsten Monat würde ich schon siebzehn werden.
Jesus, siebzehn Jahre … Ich trat an die Klippe, streckte die Arme aus und ließ mich vom Sommer durchströmen. Der Horizont war mir immer wie das Ende der Welt vorgekommen. Nun spürte ich, dass mir dieser Blick eines Tages nicht mehr weit genug sein würde.
Bei dem Gedanken wurde ich übermütig. Ich machte Schattenboxen und schrie so was wie »Ahhhhoooooaaaaa!« Es hallte laut über den See, ich musste über diesen Quatsch lachen. Dann fühlte ich in meiner Sporthose einen komischen Gegenstand und zog ihn heraus: der blaue Holzlöwe.
Auf dem Rückweg machte ich einen Umweg durch die Weizenfelder. Ich betrachtete das leuchtende Gelb der Halme und hörte das nahe Brummen einer Wespe. Ein Feld weiter presste ein Bauer Heuballen. All das gab mir das gute Gefühl, dass sich manche Dinge hier niemals ändern würden. Und dann kam ich wieder zu unserer Wohnung und sah auf den Stufen vor der Haustür Kirstie sitzen.
Sie trug ihre alte Cap, unter der ihre blonden Haare hervorlugten. »Cameron hat gesagt, dass du noch immer jeden Morgen läufst!« Mit einem Satz sprang sie auf.
Wir standen uns gegenüber. Im letzten Jahr war ich immerhin ein Stück gewachsen, trotzdem war sie noch um eine Winzigkeit größer. Sie schien es gar nicht zu bemerken und sagte nur, dass ich mich umziehen solle, sie habe einen Ausflug geplant.
»Wieso, kommen jetzt wieder irgendwelche Prüfungen?«
»Nein, diesmal keine Prüfungen.«
»Was dann?«
»Wart’s ab«, sagte sie wie immer.
Ich sprang schnell unter die Dusche, zog mich um und setzte die Wayfarer-Sonnenbrille auf, die Jean mir letztes Jahr geschenkt hatte.
Wir spazierten zum See hinunter. Es war einer dieser typischen Grady-Tage, an denen gefühlt jeder auf der Straße war. Kirstie wurde oft erkannt und gefragt, wie es ihr in New York gehe. Sie hatte einen Apfel dabei und warf ihn manchmal hoch in die Luft. Mit ihr wieder durch das kleine Nest zu gehen fühlte sich an, als wäre das ganze letzte Jahr nicht gewesen. Als wäre es nur ein weiterer Tag eines endlosen Sommers und als wären wir gerade eben erst im Whirlpool gesessen oder zum See gefahren, ich auf dem Fahrrad, sie aufrecht auf dem Gepäckträger stehend.
Und doch hatte sich etwas geändert. Ich spürte eine neue, kaum greifbare Spannung zwischen uns. Mal berührte sie mich flüchtig und scheinbar unbewusst beim Spazieren, und als wir ein Eis kauften, standen wir dichter nebeneinander, als vielleicht nötig gewesen wäre, und sie roch nach Heu und Vanilleparfüm und nach etwas, was ich einfach nicht rausbekam.
Unten am See schlug ich vor, Minigolf zu spielen. Kirstie wollte jedoch unbedingt eine Bootstour machen, sie bestand sogar darauf. Also liehen wir uns ein Boot, und ich ruderte uns immer weiter auf den See hinaus.
Der Himmel blau und wie leer gewischt, die Sonne schien gnadenlos auf uns herab. Ich zog mein Sweatshirt aus, Kirstie ihr Oberteil. Sie trug nur noch ein Top mit dünnen Trägern und einen kurzen Rock. Ich bemühte mich, nicht auf ihre Beine oder auf das Top zu starren, unter dem sich ihr BH abzeichnete, und konzentrierte mich darauf, möglichst gleichmäßig zu rudern.
»Ich hab dein Tape übrigens oft gehört!«, sagte sie und schaute mich an.
»Echt? Ich dachte, es wär vielleicht peinlich oder so.«
»Nein, es hat mir sogar sehr gut gefallen.«
Sie warf den Apfel wieder hoch, dann biss sie krachend hinein. Ich fühlte, wie mir noch heißer wurde als ohnehin schon unter der Sonne, und dann nuschelte ich etwas.
»Was?«, fragte sie.
»Hast du auch den … äh … letzten Song auf der B-Seite gehört?«, wiederholte ich.
»Ja, auch den letzten Song«, sagte sie ernst. Ich spürte ihren Blick auf mir und wagte es nicht, sie anzusehen.
Wieder ruderte ich eine Weile schweigend.
»Habt ihr beim Inspector eigentlich schon den Aufsatz zu Hard Land geschrieben?«, fragte sie auf einmal.
Ich schaute überrascht auf. »Ja, wieso?«
»Und, was hast du bekommen?«
»Eine Zwei minus.« Ich schüttelte den Kopf. »Dabei war das echt mit Abstand der beste Aufsatz, den ich je geschrieben habe. Hightower hat übrigens auch nur eine zwei bekommen. Langsam glaub ich, das mit der Eins ist eines von Camerons Gerüchten oder einfach eine Lüge.«
»Nein«, sagte Kirstie. »Zufällig weiß ich aus sicherer Quelle, dass die Geschichte mit der Eins stimmt.«
»Wieso?«
»Weil ich sie hatte.«
Schlagartig hörte ich auf zu rudern und starrte sie an. »Nein.«
»Doch.«
Ich konnte es nicht glauben. Andererseits dämmerte mir, dass diese Note ja nur ein Geheimnis sein konnte, weil jemand eines daraus machen wollte. Und dass es eines von ihren neunundvierzig war.
»Aber was hast du denn bitte geschrieben?«, fragte ich. »Wieso hat er dir die Eins gegeben und uns nicht? Worum geht es bei Hard Land?«
»Ums Erwachsenwerden.«
»Toll«, sagte ich. »Hab ich auch geschrieben.«
»Ja, aber Morris hat es eben schlau gemacht. Ich meine, er musste um vieles drumherum schreiben. Für ihn war das ganze Erwachsenwerden quasi selbst ein Ort, verstehst du? Grady ist im Gedicht das Grady, das wir kennen, aber es ist auch die Jugend an sich – die er dann am Schluss verlässt. Morris hat mit Metaphern und Allegorien gearbeitet.«
»Ich weiß«, sagte ich nur, dabei verstand ich noch immer kein Wort. »Und was ist jetzt die Pointe? Worum geht es am Ende in dem Gedicht?«
Sie beugte sich zu mir vor. »Um Sex.«
Mein Atem ging schneller. Nicht Tod, nicht Aufwachsen, nicht das harte Leben auf dem Land, nicht der Verlust von Glauben, nicht Schuld und nicht Vergebung.
Das konnte nicht sein.
»Du machst Witze«, sagte ich nur. »Niemals.«
»Doch. Es geht schon auch um alle Facetten des Erwachsenwerdens, aber vor allem geht’s um Sex. Nur konnte Morris das im damals prüden Missouri so natürlich nicht schreiben, weil es wegen der Zensur und der Kirche nicht gedruckt worden wäre. Also musste er es ins Gedicht schmuggeln. Ich meine, es geht um einen Jungen von sechzehn, siebzehn Jahren, der Titel ist Hard Land, komm schon!«
»Ich weiß nicht.«
»Und dann das ganze Gerede von langen Schläuchen, von Schloten mit weißen Wolken und harten Metallrohren, das sind alles Phallussymbole. Und wie ging das Ende noch mal, als er in das Boot steigt?« Sie überlegte, dann zitierte sie:
… Nicht ein Zoll mehr in mir, der sich fürchtet. Denn ich weiß die Stadt in meinem Rücken und bin nicht allein.
Und so rege ich die Ruder, stets zum Neuen vor und zurück …
Bis hinaus über die Zeit, denn zurückkehren kann ich nur als Mann.
»Auch das: eine einzige Metapher für Sex und den Verlust der Jungfräulichkeit«, sagte sie. »Und mit bin nicht allein ist natürlich nicht die Stadt gemeint, sondern die Wirtstochter, denn er selbst ist der Unscheinbare mit dem stechenden Blick in der Kneipe gewesen. Und dann überleg mal, wie der See heißt, den er überquert, bevor er als Mann zurückkehrt.«
»Der Lake Virgin«, sagte ich fassungslos.
»Eben. Deshalb hast du natürlich recht, wenn du schreibst, dass es im Buch ums Erwachsenwerden geht. Die Jugend selbst ist ein hartes Land, und der Text handelt ja auch von den schwierigen Seiten des Aufwachsens: Die düstere Fabrik symbolisiert für ihn Tod und Leid, es gibt den Zwist mit den Eltern und andere Probleme. Aber daneben geht’s in einer Jugend eben immer auch ums Erwachen von Liebe und Sexualität, alles andere wäre verlogen. Das sind nun mal die ›weltlichen Waffen‹ gegen Älterwerden und Tod … Du liest also Morris’ Gedicht, glaubst, es zu kennen, und am Ende geht’s trotzdem um das Eine. Das ist die versteckte Pointe, vielleicht hat er deshalb den Preis bekommen. Und wenn nicht, dann hat’s ihn sicher gefreut, dass ihm eine prüde Jury auf den Leim gegangen ist. Der Inspector vermutet sogar, dass er das ganze Gedicht nur aus diesem Grund so geschrieben hat: aus Rache an den Fundamentalisten und an der Zensur.«
Ich ruderte weiter und ließ es mir durch den Kopf gehen. Einerseits klang es plausibel, aber genauso plausibel klang, dass das alles ein vollkommener Schwachsinn war, an den lange nur der Inspector geglaubt hatte – bis er irgendwann mit der Möchtegern-Detektivin und Tiffany Bloom-Leserin Kirstie auf eine Verbündete gestoßen war. Und deshalb hatten Generationen von Schülern auf die Eins verzichten müssen. Oder aber die beiden waren tatsächlich Genies, die zu der Handvoll Auserwählter gehörten, die Morris’ Gedichtband wirklich entziffert hatten.
Wer wusste das schon.
Darüber dachte ich nach, doch dann dachte ich über ganz andere Dinge nach. Zum Beispiel darüber, dass Kirstie mir ein kleines Stück näher gekommen war. Wir saßen uns in dem engen Boot gegenüber, ihre Beine waren nun zwischen meinen, und da konnte ich manchmal gar nicht anders als hinzusehen und war ganz froh, dass die Sonnenbrille meine Blicke verdeckte. Aber dann fing mein Herz trotzdem an, wie verrückt zu schlagen, als sie nun eine Hand auf ihr Knie legte und dabei mit den Fingerspitzen auch ein kleines bisschen mein Knie berührte. Und dann mehr als ein kleines bisschen.
Und ich dachte, dass ich hier mit der Meisterin aller Spiele saß, die sich zu meinem Geburtstag Prüfungen ausgedacht hatte, Pakte schloss, Pläne schmiedete und Rätsel und Metaphern liebte. Die mich hatte hier rausrudern lassen, quer über den Lake Virgin, um mir zu sagen, dass sie mein Tape mochte. Und die mich aus dem Nichts nach dem aus ihrer Sicht sexuell aufgeladenen Ende von Hard Land gefragt hatte.
Und ich ruderte noch ein kleines Stück, vor und zurück. Und dann schaute ich sie an, tief in ihre braungrünen Augen, und fragte mit leicht zitternder Stimme, wieso sie mir das alles eigentlich hier draußen in der Mitte des Sees gesagt habe, wo wir gerade wie die Figuren im Buch selbst in einem Boot saßen.
Doch Kirstie antwortete nicht.
Stattdessen nahm sie mir nun ganz langsam die Ruder aus den Händen und legte sie weg. Und dann nahm sie mir vorsichtig die Sonnenbrille aus dem Gesicht und legte sie ebenfalls weg.
Und dann schaute sie mich an und lächelte.