Um fünfzehn Uhr vierzig, zwanzig Minuten nach der Abholzeit, stand die sechs Jahre alte Arabella Whitaker immer noch unter dem efeubewachsenen Vordach und riss ihre Buntstiftzeichnung von den Rentieren des Weihnachtsmanns in kleine Fetzen.
»Arabella? Ich rufe schnell Leonine an.«
»Sib holt mich ab.«
»Wer?«
»Meine Cousine.«
Ivy warf einen Blick auf ihr Handy. Da war sie – Ellen Whitakers E-Mail, dass heute Sylvia, ihre Nichte, Arabella von der Schule abholen würde, nicht das Au-pair-Mädchen. Einen Grund dafür nannte sie nicht, aber basierend auf Ellens Erfolgsbilanz war Ivy überzeugt, dass die schüchterne, kleine Leonine von Bord gegangen und zurück nach Frankreich geflüchtet war, nachdem sie gerade lange genug durchgehalten hatte, um ihr »Weihnachtsgeschenk« in Empfang zu nehmen.
Zusammen mit Arabella wartete sie noch fast zwanzig Minuten, bis ein weißer Sportwagen am Bordstein anhielt, aus dem eine dünne Blondine stieg. Die Metallspitzen ihrer Stiefel glänzten im Schnee.
»Sind Sie Arabellas Cousine?«, erkundigte sich Ivy und straffte die Schultern. Sie hatte sich »Sib« als plumpe Irin vorgestellt, so wie die auf der Butterpackung in ihrem Lieblings-Co-op.
»Das ist richtig«, sagte die Frau. »Sylvia Speyer. Ellen hat Ihnen eine E-Mail geschickt?«
Der Name wirbelte durch Ivys Kopf wie Staub, der von einem alten Buch aus der Leihbücherei gepustet wurde. Sie tat so, als würde sie einen Blick auf ihr Handy werfen, während sie verstohlen den Kamelhaarmantel der Frau, den schwarzen Schal, der ihr bis auf die Oberschenkel reichte, und das wohlgeformte Profil mit den geschürzten Lippen und der dunklen Pilotenbrille betrachtete. Es wäre möglich, dachte Ivy mit rasendem Herzen.
»Ach, da steht es ja«, sagte sie und schaute auf. »Alles okay.«
»Großartig.« Die Frau bedeutete Arabella, auf den Beifahrersitz zu steigen.
»Kann es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind?«, fragte Ivy.
Ein unverbindliches, sympathisches Lächeln trat auf Sylvias Gesicht, das perfekte Lächeln einer Politikerin, die daran gewöhnt war, erkannt zu werden. »Waren wir zusammen in Yale?«
»Nein«, sagte Ivy. »Aber … Könnte es sein, dass Sie Gideon Speyers Schwester sind?«
Sylvia nickte.
»Ich bin mit Gideon in die Grove gegangen!«, ergänzte Ivy.
»Sie sind Giddys Freundin«, stellte Sylvia fest, einen Fuß bereits im Wagen. »Mach die Heizung an, Belly«, sagte sie in Richtung ihrer Nichte, bevor sie sich wieder Ivy zuwandte. »Ich werde ihm erzählen, dass ich Ihnen begegnet bin, Miss …«
»Lin. Ivy Lin. Ich bin nach der achten Klasse umgezogen, und wir haben den Kontakt verloren.«
»Nach der achten?« Sylvia trommelte mit den Fingern auf ihre Handtasche. »Wahnsinn.«
Ivy erklärte hastig, dass sie sich nur daran erinnerte, weil sie damals fürchterlich in Gideon verknallt gewesen sei. »Wir sind uns am Abend von Gideons Geburtstagsfeier ebenfalls begegnet. Ich habe die fantastischen Urlaubsfotos an der Wand bewundert … und Ihren Dad! Er war so lustig. Ist er noch im Amt?«
Arabella rief, dass sie zu spät zum Ballettunterricht kämen.
»Deine Mommy sagt, du darfst heute schwänzen«, gab Sylvia über die Schulter zurück. »Wir machen ein paar Fotos für die Zeitschrift von meiner Freundin. Du liebst es, zu modeln, nicht wahr, Kätzchen?« Sie hatte den Fuß zurück auf den Gehsteig gestellt.
»Wenn Sie es eilig haben …«, murmelte Ivy.
»Ganz und gar nicht.« Sylvia setzte ihre Pilotenbrille ab. Ihre Augen waren bernsteinfarben und erinnerten im kalten Dezemberlicht an Bienenwaben. Eine Hand leicht auf das Wagendach gestützt, erzählte sie, dass ihr Vater mittlerweile im Ruhestand und mit ihrer Mom nach Beacon Hill gezogen sei. Gideon habe gerade promoviert und arbeite in Boston bei einer Firma im Gesundheitssektor. »Irgendwas mit Thermometern, aber das solltest du ihn besser selbst fragen.« Sie hielt kurz inne. »Soll ich dir seine Nummer geben? Wir sagen doch Du, oder?«
»Ja, klar.« Ivy nickte. »Aber was seine Nummer angeht – lieber nicht. Vielleicht erinnert er sich gar nicht mehr an mich.«
»Er erinnert sich an jeden.«
Ivy erwiderte nichts.
Abwesend, als rufe sie sich eine weitere Erinnerung ins Gedächtnis, fuhr Sylvia fort: »Was für ein Zufall, jemandem von der Grove zu begegnen … Hat es dir dort gefallen?«
»Ähm … nein.«
»Ich habe die Schule ebenfalls gehasst«, pflichtete Sylvia ihr bei. »Ein klaustrophobischer Ort – wie in diesem Song von Radiohead über die Plastikbäume. Ich konnte es kaum erwarten, von dort wegzukommen, und ich habe mir geschworen, nie mehr zurückzukehren. Doch jetzt sind wir hier, weniger als eine Autostunde entfernt.« Sie stieß einen kleinen Seufzer aus. »Wir konnten nicht entkommen.«
»Trotzdem ist es nicht dasselbe«, wandte Ivy ein.
»Nein, vermutlich nicht.« Das darauf folgende Schweigen war der erste echte Moment zwischen ihnen. Der kleinen Falte zwischen Sylvias Augen, dem verwirrten Stirnrunzeln entnahm Ivy, dass sie genauso verwundert dreinschaute wie Gideons Schwester.
Arabella drückte auf die Hupe.
»Ich würde liebend gern …«, begann Ivy, genau im selben Moment, in dem Sylvia sagte: »Wenn du …« Sie lachten.
Sylvia kramte in ihrer überquellenden Umhängetasche und zog ihr Handy heraus. »Gib mir deine Nummer … Wenn du am Einunddreißigsten noch nichts vorhast – ich schmeiße bei mir zu Hause eine kleine Silvesterparty. Würde mich freuen, wenn du kommst. Gideon wird ebenfalls da sein, dann könnt ihr zwei euch auf den neuesten Stand bringen, was in der Zwischenzeit so alles passiert ist. Du kannst auch gern einen Freund oder Partner einladen.«
Ivy nannte Sylvia ihre Telefonnummer, dann fügte sie voller Bedauern hinzu, dass sie allein kommen werde.
»Ich habe dir meine Adresse geschickt.« Sylvia sah von ihrem Handy auf. »Die Party beginnt um zwanzig Uhr dreißig. Ich hoffe wirklich, dich wiederzusehen.« Sie beugte sich vor. Ivy dachte, Gideons Schwester wolle sie umarmen, aber Sylvia drückte nur freundschaftlich ihren Arm. Dann stieg sie ins Auto. Die Wagentür fiel zu. Zurück blieb ein Duft, an den sich Ivy nur allzu gut erinnerte: Zitrone und der Ozean.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Trotz eines ausgiebigen Bads fühlte sich Ivy aufgewühlt und unbehaglich. Ihre Wangen glühten vom heißen Wasser. Sie hatte vergessen, ihre Hausschuhe mitzunehmen. Ihre nassen Fußabdrücke auf dem Holzboden sahen irgendwie unheimlich aus. Sie wünschte sich inständig, sie könnte mit jemandem reden, aber Andrea, ihre Mitbewohnerin, war noch nicht von der Probe zurück. Warum habe ich keine Freundinnen?, fragte sie sich verzweifelt und zog die Rollläden hoch, um das letzte bisschen Tageslicht hineinzulassen. Ihr Selbstmitleid verflüchtigte sich mit dem eisigen Luftzug, der von der Fensterbank hereinblies. Sie hatte sich nie nach Freundinnen gesehnt, und sie glaubte nicht an platonische Freundschaften mit Männern.
Jetzt kroch sie unter die Bettdecke und drückte sich an die lauwarme Heizung. »Gideon Speyer«, murmelte sie in ihr Kissen. Sie hatte den Namen seit über einem Jahrzehnt nicht mehr ausgesprochen. Er brachte all die hoffnungsvollen Gefühle zurück, von denen sie geglaubt hatte, sie würde sie nach der Trennung von Daniel Sullivan nie wieder empfinden. Erst gestern hatte sie mit Magenschmerzen im Bett bleiben müssen, weil sie eine Postkarte von Daniel erhalten hatte – von einer Bergkette. Ein Mann mit Flanellhemd und russischer Biberpelzmütze stand mit dem Rücken zur Kamera auf dem Gipfel, neben sich einen Bernhardiner. Frohes Fest!, hatte er geschrieben – ohne Absender. Zwei Jahre ihres Lebens, und sie war ihm nicht einmal eine Adresse wert.
Daniel hatte sie eine Woche vor Thanksgiving verlassen, unmittelbar vor ihrer Fahrt nach Vermont. Andrea war sich sicher gewesen, dass er ihr einen Antrag machen wollte. Warum sonst hätte er sie über die Feiertage zu seiner Familie einladen sollen? »Ich weiß, dass du dir nichts aus solchen Dingen machst«, hatte sie gesagt, »aber ich glaube, die Sullivans sind stinkreich.« Ivy war zusammengezuckt. Andrea fing an, die Hinweise auf Daniels heimlichen Wohlstand herunterzurattern – das Blockhaus am See, das Ferienhaus in Florida, die jährlichen Wanderurlaube zum Kilimandscharo und zum Fudschijama, ganz zu schweigen von den häufigen Vier-Tages-Bergtouren in die White Mountains in New Hampshire, für die er sich von der Arbeit beurlauben ließ (er war stellvertretender Leiter für Finanzen in der Schmuckfirma seiner Mutter), scheinbar ohne Konsequenzen –, und Ivy tat so, als habe sie nichts von all dem bemerkt.
Doch es hatte kein Vermont gegeben, keinen überraschenden Antrag, keine Blumen für Mrs. Sullivan. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dich zu heiraten«, hatte Daniel in der erstickenden Hitze seines Wagens verkündet – eine Aussage, die auf ein gewöhnliches Abendessen mit anschließendem, gewöhnlichem Kinobesuch folgte, was den Verrat noch um einiges schlimmer machte. »Wer sagt, dass ich heiraten möchte?«, hatte Ivy erwidert. Daniel drückte das Brillengestell auf seine Nase und atmete langsam aus, wobei er wie ein pfeifender Teekessel klang. »Siehst du? Das ist es ja gerade. Du bist so verhalten. Ich weiß nie, was du denkst.« Eins führte zum anderen, und bevor Ivy wusste, wie ihr geschah, teilte er ihr mit, dass es aus war, und zwar endgültig. Er hielt sie zwei Minuten im Arm, während sie weinte – »Ich bin nicht verhalten, ich bin absolut ehrlich zu dir … Ich habe mich noch nie jemandem so geöffnet, wie ich mich dir geöffnet habe …« Als sie wieder zu Hause war, krümmte sie sich vor Schmerz darüber, wie sie vor ihm zu Kreuze gekrochen war.
Um sich nach der Trennung von ihm loszusagen, schlief Ivy im Dezember mit sieben verschiedenen Männern – oder waren es acht? Andrea und sie waren Stammgäste in einer Nobelbar in der Commonwealth Avenue, die sich Dresdan’s nannte. Die Männer waren überwiegend Pharmavertreter oder Finanzfuzzis aus anderen M-Staaten – Michigan, Maryland, Minnesota –, und sie trugen alle Uniform: Khaki und Kornblumenblau. Andrea saugte sie an mit der Macht ihrer sinnlichen Lippen, die sie um den Strohhalm in ihrem Cocktail schloss, während Ivy, schlicht und bescheiden im Vergleich zu den üppigen Reizen ihrer Freundin, vom Tisch abrückte und den Blick gelegentlich unruhig durch den Raum schweifen ließ. Nach einer Weile sagte Andrea: »Du bist so still, Ivy! Setz dich doch zu uns«, und Ivy tat so, als habe sie die Anwesenheit des Mannes gerade erst bemerkt. »Was machst du so?«, fragte man sie, und sie antwortete: »Ich bin Grundschullehrerin, an der Kennedy School.« Jeder waschechte Bostoner war auf die Kennedy oder eine der verschiedenen Partnerschulen gegangen, und ganz gleich, ob die Männer sie kannten oder nicht – sie strahlten allesamt wie Halloween-Kürbisse, legten eine Hand auf ihr Knie und sagten: »Du kannst bestimmt gut mit Kindern umgehen. Ich liebe Kinder. Meine Nichte …« Es fanden sich Nichten und Neffen in Hülle und Fülle, deren Fotos die Männer auf ihren Handys aufriefen und ihr vor das Gesicht hielten. Ivy empfand oft Verachtung für Andrea, für das offene Vergnügen, das sie aus diesen dreisten Verführungen zog, aber noch mehr verachtete sie sich selbst. Sie spielte dieselben Spiele, verspürte denselben billigen Kick des Eroberns, trotzdem schien es ihr angebracht, ihr Vergnügen zu verbergen. Was sagte das über ihren Sinn für Anstand aus? Ihr Schamgefühl?
Am Tag nach Ivys zufälliger Begegnung mit Sylvia Speyer rief Nan an, um ihr mitzuteilen, dass sie Ivys Scheck über dreihundert Dollar erhalten habe – ein monatliches Schuldopfer, das Ivy ihr schickte, um selbst fernbleiben zu können. Nan erkundigte sich, ob ihr Plan noch stand, Daniel zum Neujahrsfest mit nach Clarksville zu bringen.
»Es hat nicht funktioniert«, teilte Ivy ihr kurz angebunden mit. Sie hatte dieses Eingeständnis seit Wochen vor sich hergeschoben, doch nun erschien es ihr irgendwie erträglich in Anbetracht der Hoffnung, Gideon Speyer wiederzusehen – fast so, als böte er ihr eine Art mentale Rüstung gegen Nans Kritteleien.
»Was ist passiert?«
»Seine Eltern sind geschieden.« Sie dachte, das sei Grund genug, die Verachtung ihrer Mutter zu wecken, aber Nan gab nur ein unverbindliches Grunzen von sich.
»Du bist jetzt fast siebenundzwanzig. Du solltest nicht so wählerisch sein. Die Tochter von Tante Pings Freundin ist in deinem Alter, und es ist bereits das zweite Kind unterwegs. Wer weiß, ob du sofort schwanger wirst. Glaub ja nicht, dass du das Kinderkriegen einfach so aufschieben kannst. Das will sorgfältig geplant sein. Mit jedem Jahr, das verstreicht …« Ivy konnte Meifeng im Hintergrund hören, die ihrer Mutter vehement beipflichtete und anschließend den Hörer verlangte.
»Ich komme nächste Woche auch nicht nach Hause«, sagte Ivy.
»Warum nicht?«
»Ich gehe zu einer Silvesterparty. Vielleicht kann ich dort jemanden überreden, mich zu schwängern.«
Sylvias Apartment lag an einer breiten, lauten Straße mit einer kunterbunten Mischung aus Brownstone-Häusern, Ziegelgebäuden ohne Fahrstuhl, Hipster-Boutiquen, in denen handgefertigte Möbel verkauft wurden, kleinen Läden mit Käse aus Wisconsin, irischen Pubs und graffitibesprühten Wänden mit profunden Botschaften über Gott, Waffen und Gras. Ivy kam an mehreren alten Kirchen und Verwaltungsgebäuden mit schönen Buntglastüren vorbei. Neben einem koscheren Deli stieg sie eine schmale Treppe hinauf und läutete an der Tür.
Sylvia öffnete ihr in schwarzer Seidenwickelbluse und Lederminirock, Strümpfe trug sie keine. Ihre Füße steckten in violetten Samtpantoletten mit Goldquasten. Nur wenige Frauen konnten ein solches Outfit tragen, ohne wie eine Prostituierte auszusehen, und Sylvia zählte dazu. Ivy reichte ihr die Flasche Rotwein, die der Sommelier von der Weinbar ein Stück die Straße hinunter ihr empfohlen hatte. »Tolle Wohnung«, sagte sie und sah sich in dem mit dunklen Holzpaneelen verkleideten Raum um, der auf den ersten Blick unbeleuchtet wirkte. Erst als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, bemerkte sie die unzähligen Kerzen, die in den von Wand zu Wand reichenden Bücherregalen zwischen den verschiedenen Hängepflanzen flackerten. Die dichten Ranken wuchsen bis auf den Boden, wo sie einen grünen Teppich bildeten.
Ivy war der erste Gast. Sie hatte gedacht, Sylvia hätte für acht Uhr eingeladen, doch als sie einen diskreten Blick auf die Textnachricht warf, stellte sie fest, dass dort zwanzig Uhr dreißig stand. Jetzt kam sie sich albern vor, weil sie so früh gekommen war.
Sylvia schien großen Wert darauf zu legen, ihr mitzuteilen, dass Gideon sich verspätete, was Ivy ärgerte, denn es unterstellte, dass sie seine Ankunft sehnsüchtig erwartete, was natürlich stimmte. Sie bot an, in der Küche zu helfen, aber Sylvia sagte, es gebe nichts zu tun. Sie zeigte Ivy den Spirituosenwagen, forderte sie auf, sich zu bedienen, und verschwand ohne Erklärung im Flur.
Ivy vertrieb sich die Zeit, indem sie durch ein Fotoalbum auf dem Couchtisch blätterte. Ein alter Plattenspieler auf einem massiven Mahagonischreibtisch spielte klassische Musik. Die Schreibtischplatte war übersät mit seltsamen Dingen. Ivy sah eine Zeichnung, die einen alten Mann zeigte, eingetrocknete Pinsel, halb leere Ölfarben, ein Lexikon, aufgeschlagen bei einer Seite über die Kunst des Rokoko, eine Messinghand, mehrere Stapel mit Dankeskarten und getrocknete gelbe Rosen in einer dickbauchigen blauen Vase mit eingravierten Siamkatzen. Sie nahm eine der mit Blumen verzierten Karten und steckte sie in ihre Manteltasche.
Die Polster des Sessels in der Ecke hatten ein Rosenmuster und sahen aus, als stammten sie direkt aus einem englischen Schloss, genau wie die farblich abgestimmten Holzmöbel, von Ahorn bis Walnuss. Aus reiner Neugier spähte sie unter den Klappecktisch neben dem Sofa. Auf einem Papieretikett an der Rückseite stand: Machart Nr. 35; Farbton Nr. 14. Bendt Jessen Co. Inc. Sie holte ihr Handy hervor und tippte Bendt Jessen ein. Als erstes Ergebnis erschien der Preis für einen unscheinbaren Holzstuhl: 3950 $.
»Was machst du da?«, fragte Sylvia, die im selben Moment ins Wohnzimmer zurückkehrte.
»Ich dachte, ich hätte meinen Ohrring verloren«, antwortete Ivy.
Um fünf vor neun klopfte jemand an die Tür. Aus dem Badezimmer rief Sylvia, die gerade ihr Make-up auflegte, ob Ivy aufmachen könne.
Ivy glättete ihre Haare, setzte ein Lächeln auf und öffnete mit einem überschwänglichen »Hallo!« die Tür. Ein Pulk von Leuten strömte lärmend und lachend an ihr vorbei. Ein rascher Blick zeigte ihr, dass Gideon nicht darunter war. »Ivy Lin«, stellte sie sich wieder und wieder vor, drückte weiche Finger, küsste samtige Wangen. Die Gäste schienen sich alle untereinander zu kennen, wenn auch nicht immer mit Namen. Jemand tauschte die klassische Symphonie gegen eine Rock-Schallplatte. Der Geräuschpegel schwoll an. Sylvia schwebte aus der Küche, ein Tablett mit Oliven und Käse in der Hand. Alle begrüßten die Gastgeberin, und Ivy schloss sich an, als wäre auch sie gerade erst eingetroffen. Ein Mann mit Melone reichte ihr ein langstieliges Glas. Durstig stürzte sie den Wein hinunter. Die Ankunft so vieler Menschen ließ die Temperatur im Raum ansteigen; an Ivys Haaransatz bildeten sich Schweißperlen. Sie schenkte sich ein weiteres Glas ein und quetschte sich auf ein freies Fleckchen auf dem Sofa, neben einen Franzosen namens Mathéo. Über Mathéos Schulter hinweg hatte sie einen freien Blick auf die Eingangstür. Jedes Mal, wenn die Tür aufschwang, beschleunigte ihr Herzschlag, dann normalisierte er sich wieder, wenn sie sah, dass ein Fremder die Wohnung betrat. Sie fürchtete und freute sich gleichermaßen auf Gideons Ankunft. Furcht und Vorfreude – waren das nicht die zwei Seiten ein und derselben Medaille?
Als Gideon endlich eintraf, kam er ohne zu klopfen herein und machte sich direkt auf die Suche nach Sylvia. Ivy sah nur seinen Hinterkopf, der in der Menge verschwand, dennoch wusste sie mit Bestimmtheit, dass sie soeben nach dreizehn Jahren Gideon Speyer wiedergesehen hatte.
Sie wandte sich Mathéo zu und sah ihn mit sanften, glänzenden Augen an. Es war, als hätte sich ein Schalter umgelegt. Mathéo realisierte, dass er mit einem schönen Mädchen sprach. Ivy legte den Kopf schräg, um die Haarsträhnen, die Kinn und Hals umspielten, nach hinten zu werfen; sie berührte wiederholt ihre Unterlippe, um seine Aufmerksamkeit auf ihr sorgfältig nachgezeichnetes Lippenherz zu ziehen. Sie sprach schnell, mit lebhaften Gesten, beugte sich vor, sodass ihre und Mathéos Gestalt ein umgedrehtes V bildeten. Jemand tippte ihr auf die Schulter. Mitten im Satz blickte sie auf, die Lippen noch zu einem feinen Lächeln verzogen wegen etwas, das Mathéo gesagt hatte.
»Entschuldigung, dass ich unterbreche. Erinnerst du dich an mich, Ivy?«
Für eine verwirrende Sekunde sah sie ihn weiter lächelnd an, dann wechselte sie zu einem Ausdruck überraschten Wiedererkennens. »Natürlich erinnere ich mich an dich! Du bist so groß geworden, Gideon!« Sie stand auf, und sie umarmten einander herzlich. Als er einen Schritt zurück machte und sie ihm ins Gesicht blickte, verspürte sie eine beinahe schmerzhafte Freude bei der Feststellung, wie wenig er sich verändert hatte, abgesehen davon, dass sie ihn noch toller fand als in ihrer Erinnerung. Er hatte dasselbe verschmitzte Lächeln wie früher, die intelligenten Augen in einem markanten, nachdenklichen Gesicht, die gerade Nase, die ausgeprägten Wangenknochen. Die Vorstellung, sein Erfolg könnte ihm zu Kopf gestiegen sein, hatte sie schrecklich eingeschüchtert, doch als sie ihn jetzt in Fleisch und Blut vor sich sah, wurde ihr klar, dass er weder kühl noch versnobt war. Wenn überhaupt, schien er weicher geworden zu sein.
Sie blieb stehen, um mit ihm zu reden, was einen verstimmten Mathéo dazu zwang, sich dem Pärchen rechts neben ihm zuzuwenden.
»Wie lange ist das jetzt her?«
»Eine Ewigkeit«, sagte Ivy und steuerte auf eine Ecke des Wohnzimmers zu, wo sie ungestört waren.
»Sylvia hat mir erzählt, du bist Arabellas Lehrerin?«
»Ja! Wie klein die Welt doch ist!«
Sie und Gideon gingen schnell die gemeinsamen Schulbekanntschaften aus ihrer Zeit an der Grove durch, dann sprachen sie über Arabellas Eltern, Gideons Eltern und natürlich auch über Sylvia (Ivy berichtete über ihre überraschende Begegnung mit seiner Schwester, nur dass sie es so aussehen ließ, als sei das Wiedererkennen wechselseitig gewesen). Anschließend kamen sie auf die letzten Jahre zu sprechen. Ivy ließ den Namen des Colleges fallen, das sie besucht hatte, und Gideon stellte überrascht fest: »So nahe! Ich war nur einen Steinwurf entfernt in Harvard …«
»Wirklich? Ich kann nicht glauben, dass ich dir nie auf einer der Wohnheimpartys über den Weg gelaufen bin!«
»Bei welchen warst du denn?«
»Oh, hauptsächlich im Currier …«
»Ich war im Eliot …« Gideon grinste.
»Die Partys im Eliot waren schrecklich.«
»Die schrecklichsten , um genau zu sein. Ich habe ein paar davon geschmissen.«
»Und sonst? Wie ist es dir so ergangen?«, fragte Ivy, nachdem das Gelächter verebbt war. »Wohin haben dich deine Abenteuer geführt?«
In unprätentiösem Ton erzählte Gideon, dass er während der letzten zwei Jahre für die Clinton Health Access Initiative gearbeitet hatte, bevor er wegen des Master-Abschlusses nach Kalifornien zurückgekehrt war. Jetzt arbeitete er an der Entwicklung eines medizinischen Thermometers, mit dem sich die Ausbreitung von Krankheiten verfolgen ließ. Ivy war bereits genauestens informiert. Nachdem sie Sylvia begegnet war, hatte sie alles über die Speyers recherchiert – Stammbäume, Abschlussfotos, Hochzeitseinladungen, einen Artikel über den Whitaker-Zeitungskonzern, an dem Poppy Caroline Whitaker beteiligt war, Ted Speyers Ruhestand und sogar eine Einladung zur Taufe, die irgendein entfernt verwandter Speyer als Word-Dokument hochgeladen hatte. Daher wusste sie auch über die Details Bescheid, die Gideon nicht erwähnte: dass er seinen Master in Stanford gemacht hatte, dass er zwei Jahre in Folge vom Magazin Forbes auf die 30-Under-30-Liste gewählt worden war.
»Ich wollte immer in Kalifornien leben«, sagte sie, sorgfältig darauf bedacht, Stanford außen vor zu lassen.
»Ach wirklich? Mach das, es ist echt locker.« Sein Ton legte nahe, dass er eher nicht auf »locker« stand. »Ich freue mich, wieder hier zu sein. Die alte Clique ist großteils noch da. Wir sind alle riesige Celtic-Fans, und wann immer wir Zeit haben, gehen wir zusammen zu den Heimspielen.«
Ivy dachte, er würde sie jetzt einladen, zur »alten Clique« zu stoßen, doch seine Augen schweiften durch den Raum, dann legte er ihr die Hand auf die Schulter und entschuldigte sich, um eine Freundin zu begrüßen. Sie hatte kaum Zeit, »Kein Problem – bis später« zu sagen, da war er auch schon verschwunden und sprach mit einer älteren Brünetten in einem moosgrünen Kleid.
Ivy spürte, dass es wichtig war, dies nicht persönlich zu nehmen. Anders als Daniel zogen Männer wie Gideon gelassene, geheimnisvolle, unabhängige Frauen vor; er und seine Freundin wären wie zwei Planeten, die ein und dieselbe Sonne umkreisten – ihre Arbeit. Im Nachhinein betrachtet, war Daniel alles andere als ehrgeizig gewesen.
Beim Abendessen wählte sie einen Platz weit weg von Gideon am anderen Ende des Tisches. Der Mann mit der Melone setzte sich neben sie und stellte sich als Nicolas, Fotograf, vor. Als sie sich erkundigte, was er denn fotografiere, grinste er derart überheblich, dass sie sich fragte, wie sein Ego unter seinen Hut passte. »Das Leben«, antwortete er. Als würde ihm plötzlich klar, dass sie während der gesamten Mahlzeit Konversation betreiben mussten, mäßigte er seinen Ton.
»Woher kennst du Sylvia?«, fragte er.
»Ich bin ihr erst vor Kurzem wiederbegegnet«, sagte Ivy. »Kennst du sie schon lange?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie gerade erst kennengelernt.«
Auf dem Tisch standen lachsfarbene Platzteller, die Leinentischdecke und Servietten in Elfenbein waren perfekt gebügelt, die Kerzen angezündet, im Hintergrund erklang gedämpfte Musik. Der Brotkorb wurde herumgereicht. Ivy biss in ein Mohnbrötchen. Sie spürte, wie ihr Magen gluckerte, als das warme Gebäck durch ihre Speiseröhre rutschte, und sie stellte fest, dass sie auf dem besten Wege war, betrunken zu werden.
Sylvia servierte einen weißen Fisch in zitroniger Soße mit Kartoffeln und fein gehackter Petersilie; als Nächstes kam Lamm, perfekt medium gebraten, der rosa Saft lief in den locker-duftigen Couscous. Das Gespräch plätscherte ohne konkrete Richtung oder Kontext dahin, wie ein Whirlpool, in den beliebige Geschichten und Namen geworfen, durcheinandergewirbelt und vermischt und in veränderter Form wieder ausgespuckt wurden – je obskurer, desto besser. Jede Clique hat ihre eigene soziale Währung, und bei diesem speziellen Zusammentreffen ging es darum, interessant zu sein. Als Mousse au chocolat und Kaffee serviert wurden, war Ivy so pappsatt, dass sie die Magensäure schmeckte, die in ihrer Speiseröhre aufstieg.
Während des ganzen Essens hatte Gideon nicht zu ihr herübergesehen.
Um kurz vor Mitternacht drängten sich alle hinaus auf den Balkon. Ivy versuchte, sich zu Gideon durchzuschieben oder zumindest Augenkontakt herzustellen, doch er kehrte ihr den Rücken zu. Sie zählten die Sekunden bis Neujahrsbeginn. Glocken läuteten, Feuerwerk explodierte über der Stadt, so hell, dass sich der Nachthimmel leuchtend saphirblau verfärbte. Ein Joint ging herum, dann ein zweiter. Gideon, bemerkte Ivy, zog nicht daran.
Als sie wieder drinnen waren, setzte Nicolas zu einem wortgewaltigen Vortrag über die Verbreitung von Online-Plattformen an, die massenhaft Kunstdrucke (grauenhafte, kommerzielle Pseudokunst) anboten. Einer der Umstehenden wischte eine der Pflanzenranken auf dem Fußboden zur Seite und rief: »Halt einfach die Klappe, Kumpel.« Genau dieser Satz war Ivy schon den ganzen Abend über durch den Kopf gegangen, und sie lachte, bis ihr die Tränen kamen. Sie konnte Sylvias Blick auf sich spüren, kühl und ablehnend, losgelöst von ihnen allen in ihrer wundervollen Überlegenheit. Doch als sie zu ihr hinübersah, wippte Sylvia mit geschlossenen Augen in ihrem Sessel und schnippte mit den Fingern, voll und ganz in die Musik versunken. Ivy stand auf, um auf den Balkon hinauszugehen und sich der kleinen Gruppe von Rauchern anzuschließen. Sie hörte, wie Gideon zu der Brünetten sagte: »Ich hasse den Gestank von Zigaretten«, die sich daraufhin entschuldigte und ins Bad ging.
Als Ivy ins Wohnzimmer zurückkehrte, zeigte die goldene Uhr auf dem Kaminsims drei Uhr fünfunddreißig. Sylvia hatte sich auf dem Sofa zusammengerollt wie ein geschmeidiger goldener Luchs, umhüllt vom flackernden Kerzenschein. In ihren Händen blitzten zwei Stricknadeln auf, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegten. Was immer sie da strickte, war grau und formlos. Sie hielt inne und winkte Ivy und Gideon zu sich. »Hattet ihr zwei einen schönen Abend?«, fragte sie, als wären sie die Ehrengäste gewesen, die Einzigen, deren Meinung zählte. Ihre Frage hätte Ivy gerührt, hätte sie nicht mitbekommen, dass Sylvia während des Essens auch mit allen anderen Gästen so gesprochen hatte.
»Das Essen war fantastisch«, sagte Ivy.
»Vor allem das Lamm …«, Gideon drückte die Schultern seiner Schwester. »Sonst bekomme ich ja nie ein selbst gekochtes Essen.« Er grinste Ivy an, als amüsierten sie sich über einen Insider-Witz. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muss jetzt los – ich treffe mich mit Tom zum Brunch.«
»Tommy, Tom, Tom«, sagte Sylvia träge. Ihre Stricknadeln blitzten. »Datet er noch immer dieses Mädchen aus Michigan?«
»Ja – Marybeth. Ich habe die beiden seit Thanksgiving nicht mehr gesehen.« Gideon schaute erneut auf die Uhr.
Sein bevorstehender Aufbruch ließ Ivys Entschlossenheit, sich zurückzuhalten, schmelzen. »Sprecht ihr von dem Tom, der mit uns in die Grove gegangen ist?«, erkundigte sie sich. Tom Cross, Gideons bester Schulfreund, war am häufigsten auf Gideons Facebook-Posts zu sehen. Sie wusste, dass es weit hergeholt war, bei dem Namen »Tom« gleich an Tom Cross zu denken, da alle Toms auf der Welt in Boston zu leben schienen, doch es war zu spät. Sie war betrunken, ihre Hemmschwelle ging bedenklich gegen null.
»Du erinnerst dich an ihn?«, fragte Gideon überrascht.
»Sicher.« Ivy zupfte einen Fussel von der Sofalehne. »Ihr Jungs habt Fußball gespielt. Alle Mädchen standen auf ihn.«
»Ja, das ist er.« Gideon lächelte kurz. »Er hat sich nicht sonderlich verändert.«
»Ach, herrjemine, Giddy«, schaltete sich Sylvia ein. »Muss ich denn alles für dich erledigen?« Sie schürzte die Lippen. »Ivy, bitte begleite meinen Bruder und Tom zum Brunch. Ich schwöre dir, er ist nicht schwer von Begriff, er ist nur etwas langsam …«
»Oh!«, rief Ivy. Hitze kroch ihr den Hals hinauf. »Ich wollte nicht …«
»Wenn du noch nichts vorhast …«, sagte Gideon freundlich, ohne seine Schwester anzusehen.
»Ich möchte nicht das dritte Rad sein«, sagte Ivy, außerstande, ein nervöses Kichern zu unterdrücken. Sie hatte das Gefühl, emotional überzusprudeln, und rang verzweifelt nach Fassung.
»Du rettest mich davor, das dritte Rad zu sein«, entgegnete Gideon. »Tom bringt Marybeth mit.«
»Nun, wenn ich dich rette …«, sagte Ivy.
Sie tauschten ihre Telefonnummern aus, und Gideon bestand darauf, sie abzuholen, obwohl sie abwinkte und sagte, sie könnten sich auch vor Ort treffen.
»Es hat Spaß gemacht, wie immer, Sib.« Gideon küsste seine Schwester auf die Wange. Er zögerte kurz, dann beugte er sich vor und küsste auch Ivy. Seine Lippen waren warm und trocken.
Ivy sah zu, wie die Tür hinter ihm zufiel. Sie konnte sich das katzenhafte Lächeln, das ihre Mundwinkel nach oben wandern ließ, nicht verkneifen, und stellte fest, dass Sylvia sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anstarrte. Ivy brach in Gelächter aus. Es klang künstlich. »Was machst du da?«, fragte sie.
»Einen Pulli. Für meinen Freund.«
Ivy versuchte, sich die gertenschlanken, in Leder gekleideten Männer vorzustellen, die die ganze Nacht über an Sylvias Seite gewesen waren, aber sie war zu abgelenkt gewesen von Gideon, um jemand Speziellen zu bemerken. »War er heute Nacht hier?«
»Er ist diese Woche in Las Vegas. Er hasst meine Dinnerpartys. Das ist so, als wollte man eine Katze in die Badewanne zerren. Genau genommen hasst er alles Kultivierte.« Sylvia runzelte die Stirn, weil sie eine Masche fallen lassen hatte. »Hier, kannst du mal halten?«
Ivy nahm das Knäuel und sah zu, wie Sylvia alles wieder aufribbelte, Masche um Masche, fasziniert von den akkuraten Reihen.
Kurz darauf ging sie durch das enge Treppenhaus, in dem es nach Zimt und Würzmischung roch, dann stand sie draußen auf dem Asphalt, den Mantel über einen Arm gelegt, die Handtasche in der Armbeuge des anderen. Es war kurz nach vier Uhr morgens. Sie stolperte in das Deli an der Ecke und kaufte sich eine Schachtel Zigaretten. Anschließend hielt sie ein Taxi an und fuhr dreißig Minuten quer durch die Stadt, ihr Gesicht mit dem albernen Grinsen gegen die schmutzige Autoscheibe gelehnt.