31 THERES GONNA BE SOME ROCKING

Fortsetzung folgt

Wenn sich AC/DC auch in gewisser Hinsicht entwickelt haben, so hat sich doch vieles bei ihnen in all den Jahren nicht ein bisschen verändert. Zum einen wäre da der tiefsitzende Zweifel an jeder Art von politischer Betätigung. „Ich glaube einfach nicht daran“, erklärt Angus. „Da sind zum Beispiel diese Waldschutzaktionen. – Meine Gitarre ist aus Holz, und dafür ist auch ein Baum gefällt worden. Wenn ich da also mitma­chen würde, wäre ich ein Heuchler, denn ich habe ungefähr einund­zwanzig solcher Gitarren, und das ist vielleicht zusammen ein ganzer Baum. Jeder Rockmusiker hat eine Gitarre aus Holz, auch Sting. Das ist doch alles Scheinheiligkeit. ... Als Rock’n’Roll-Band sind wir dazu da, die Leute zu unterhal­ten. Wir wollen unserem Publikum keine Scheiße vorsetzen. Das mer­ken die doch sofort. Damit kommt man vielleicht einmal durch, aber beim nächsten Mal fliegen die Tomaten. Als wir in den Klubs anfingen, wollten wir nur eins: Rock’n’Roll. Und das ist heute immer noch so. Wir haben uns nie von etwas anderem ablenken lassen. Wir wissen, was wir am besten können, und das ist Rockmusik. ... Ich nehme das überhaupt nicht so ernst. Rock’n’Roll sollte Spaß machen. Ich nehme mir eine Gitarre und spiele zum Vergnügen. Manchmal werde ich gefragt: ,Glauben Sie, dass Sie Ihr Publikum seiner Umwelt entfremden? Sind Sie sexistisch, sind Sie dies, sind Sie das? Schaden Sie Ihrem Publikum?‘ Das sind wirklich meine letzten Sorgen. Ich will raus auf die Bühne und Spaß haben.“

„Wir sind eigentlich nur richtige Lausbuben“, hakt der zum zweiten Mal verheiratete Brian ein. „Wir spielen unsere Streiche. Wenn einer von den Jungen im Publikum denkt, er sei unartig, wenn er laut ,High­way To Hell‘ mitsingt und dabei seine Arme in die Luft streckt, dann soll er das. Das schadet ja keinem. Soll es auch nicht. Ich komme bei der Musik nicht mit meiner persönlichen Meinung über den Sinn des Le­bens heraus. Wenn ich das machen würde, wäre ich genauso wie diese religiösen Fanatiker oder diese englischen Gruppen, die sich an irgend­eine Sache hintendranhängen, ganz gleich welche, nur um für sich ein bisschen Reklame zu machen.“ Ein gutes Beispiel aus deutschen Landen hierfür wären die vielen Musiker, die sich in den letzten Jahren um den „Antifaschismus“ verdient gemacht haben.

Auf die Frage, ob das Projekt AC/DC auf lange Sicht noch Zukunft habe, antwortet Angus folgendermaßen: „Wir könnten nicht auf die Bühne gehen und unsere Sache machen, wenn wir uns dabei verstellen müssten. Wenn es nicht mehr läuft, merken wir es zuerst. Ich könnte die Leute nicht betrügen. Daran glaube ich ganz fest. Wenn man bei seinem Geschäft nicht ehrlich bleiben kann, sollte man es besser aufgeben.“

Inzwischen hat sich die Band das Wohlwollen auch ihrer einstmals schärfsten Kritiker erstritten, und das nur durch ihre Ausdauer und ihre Beharrlichkeit. Doch für die halbherzige Zustimmung, die dabei oft herauskommt, haben sie nicht viel übrig. Angus erzählt uns von einer kleinen Begebenheit, die dies verdeutlicht: „Wir wollten nie nett oder hübsch oder annehmbar aussehen, denn sobald sie einen leiden kön­nen, hat man ein Problem; dieser Typ vom Radio kam in unsere Gar­derobe und sagte: ,Hi, ich bin der und der von da und da. Früher mochte ich eure Platten ehrlich gesagt überhaupt nicht, aber die Hörer riefen ständig an und wünschten sich eure Musik, so dass ich langsam auf den Geschmack gekommen bin.‘ Ich konnte da nur sagen: ,Junge, entweder du magst uns oder du hasst uns, und wenn du uns früher nicht mochtest, dann magst du uns auch jetzt nicht, verdammt noch mal.‘ Ich sagte ihm einfach, was ich dachte, und warf ihn raus. ... Wir haben bei unserer Sache einfach nicht lockergelassen. Ich weiß, das hört sich ziemlich einfach an, aber ich habe, wenn ich Lieder schrieb, immer nur darauf geachtet, dass ich sie gut finde und dass sie mir gefallen. Viele glauben, dass sie den Geschmack der Leute kennen, und schreiben danach ihre Songs, und dann wundern sie sich, wenn sie keinen Erfolg haben. Wenn wir so komponieren würden, wären wir wahrscheinlich auch arbeitslos. Aber zum Glück sind wir immer noch dabei, und hoffentlich geht das noch eine Weile so.“

„Wir haben nie auf die Bremse getreten“, fügt Brian hinzu. „Wir machen Musik, die Spaß macht und einfach ist ‒ so wie sie unser Publikum mag. Wir schreiben kein ernsthaftes politisches Zeug, das für uns keine Bedeutung hat. Das können andere machen. Wir sind nicht dazu da, die Welt zu retten, wir sind dazu da, Rockmusik zu machen. Das tun wir, und deshalb gibt es uns noch.“

„Seit der Zeit mit Bon ist viel passiert“, erklärt Angus. „Aber ich glaube trotzdem nicht, dass sich in der Musik wirklich so viel verändert hat. Es geht immer noch darum, gute Musik zu machen, die den Fans gefällt. Auch im geschäftlichen Bereich ist vieles gleich geblieben; es gibt immer noch dieselben Probleme. Es gibt ständig irgendwelche Revivals oder neue Trends, aber wir machen nur das, was wir können.“ ‒ „Uns gibt es noch, weil wir nie von unserer Richtung abgewichen sind und uns nie um Trends gekümmert haben“, ergreift Brian wieder das Wort. „Deshalb gab es keine Soloprojekte von den einzelnen Mu­sikern. Es fühlte sich einfach keiner danach. Unsere Musik kommt nicht aus der Mode, denn sie hat mit Mode nichts zu tun. Da hört man von diesen ganzen Stilrichtungen: Grunge, Hardcore, Death Metal. Aber im Grunde ist alles Rock’n’Roll.“

„Unsere Musik kommt von Herzen, und das war schon immer so“, schließt der Sänger. „Die Leute machen uns fertig, weil wir Rock’n’Roll spielen, aber die können uns mal am Arsch lecken! Man muss sein eigenes Ding machen.“