Einführung in die faszinierende Welt der Pilze
Lange Zeit wurden Pilze den Pflanzen zugeordnet – eine Zuordnung, die auf mangelnden Kenntnissen basierte. Heute wissen wir, dass Pilze den Tieren aufgrund ihrer genetischen und physiologischen Substanz viel näher stehen. In diesem ersten Kapitel erfahren Sie daher alles, was Sie über die grundlegenden Eigenschaften der Pilze wissen sollten. Worin bestehen die größten Unterschiede zwischen Pilzen und Pflanzen? Was zeichnet die kleinen Waldbewohner noch aus? Und welche unterschiedlichen Pilzarten kennen wir eigentlich? Damit Sie bestens verstehen, was Sie anbauen und warum sich Pilze so verhalten, wie sie sich verhalten, erhalten Sie hier die Antwort auf all diese Fragen.
Die Biologie teilt Lebewesen in die Gruppen von eukaryotischen und prokaryotischen Lebewesen ein. Eukaryotische Lebewesen sind solche, deren Zellen einen Zellkern und verschiedenartige Räume besitzen. Demgegenüber stehen die prokaryotischen Lebewesen, deren Zellen keinen Zellkern haben (beispielsweise Bakterien). Tiere, Pflanzen und Pilze bilden die drei Kategorien der eukaryotischen Lebewesen.
Die Bezeichnung „Pilz“ kommt aus dem Lateinischen „bōlētus“, was sich wiederum im Althochdeutschen zu „buliz“ und schließlich zu „Pilz“ entwickelte. Die botanische Bezeichnung für Pilze lautet „Fungi“, was auf einen altgriechischen Begriff für „Schwämme“ zurückzuführen ist. Diese Bezeichnung entspringt der Eigenschaft von Pilzen, sich mit viel Wasser vollzusaugen – ebenso wie Schwämme. Lange Zeit wurden Pilze und Pflanzen als besonders gleichartig angesehen, nach heutigem Wissensstand sind Pilze den Tieren jedoch wesentlich ähnlicher.
Pilze und Pflanzen – unterschiedlicher als angenommen
Der größte Unterschied zwischen Pilzen und Pflanzen ist die Photosynthese – oder vielmehr die Tatsache, dass Pilze keine Photosynthese vornehmen. Die Umwandlung von Kohlendioxid zu Sauerstoff wird nur von Pflanzen durchgeführt und ist eines der wichtigsten Kennzeichen von ihnen. Pflanzen versorgen sich auf diese Art selbst mit Energie und sorgen gleichzeitig für eine reine Luft, die wiederum anderen Lebewesen als Energie dient.
Pilze müssen sich um organische Kohlenstoffverbindungen bemühen, um Energie zu erhalten, da sie keine eigenen Kohlenhydrate aufbauen. Vielmehr nutzen sie Kohlenstoffverbindungen, die von anderen Lebewesen bereitgestellt werden. Im organischen Stoffkreislauf des Ökosystems gehören die meisten Pilze zu den sogenannten Destruenten.
Destruenten bauen organisches Material ab und wandeln es in lösliche Mineralien um. In der Biologie sagt man auch, sie ernähren sich „heterotroph“ (sie ernähren sich von organischen Nährstoffen, die sie ihrer Umgebung entziehen, wie zum Beispiel von toten Pflanzen, Baumstümpfen und Tierexkrementen).
Der überwiegende Anteil der Pilze zählt zu diesen Zersetzern im Wald. Ein anderer Teil lebt in Symbiosen mit lebendigen Organismen (vorwiegend Bäumen) und versorgt in Gemeinschaft mit diesen Lebewesen den Wald. Doch dazu später mehr.
Pilze haben mit Tieren außerdem gemeinsam, dass sie die Speichersubstanz Polysaccharid (Glykogen) bilden, Pflanzen hingegen bilden Stärke. Polysaccharide sind Kohlenhydrate, genauer gesagt Vielfachzucker. Glykogen ist ein Vielfachzucker, der aus Glucose-Einheiten besteht. Im menschlichen und tierischen Körper dient er entsprechend der Speicherung und Bereitstellung von Glucose und damit als Energiereserve. Stärke wiederum kommt in pflanzlichen Zellwänden vor. Auch Stärke dient als Energiespeicher, allerdings werden ihre Glucoseteile erst über die Photosynthese gebildet. Zwischen beiden Kohlenhydraten bestehen komplexe chemische Unterschiede, die in der Natur und Biologie jedoch bedeutend sind. Für das Auge unsichtbare Unterschiede wie diese sind für den Biologen wichtige Details zur Erkennung und Unterscheidung von Lebewesen (etwa Pilzen und Pflanzen).
Dass Pilze und Pflanzen beide unbeweglich sind – wie auch Pflanzen sind Pilze sesshaft (anders als Tiere) –, ist kein ausreichendes Abgrenzungskriterium. Schließlich lassen sich auch in der Tierwelt (nahezu) unbewegliche Arten finden, darunter beispielsweise Schwämme und Steinkorallen. Gemeinsam haben Pilze mit Pflanzen wiederum, dass sie ähnliche Strukturen aufweisen, etwa im Bereich der Zellwände und der sogenannten Vakuolen (Zellorganellen).
Ein Merkmal, das Pilze sowohl von Pflanzen als auch von Tieren trennt, ist die Tatsache, dass jeder Teil des Pilz-Organismus autark ist. Autark bedeutet unabhängig oder auch sich selbst genügend. Das heißt: Die einzelnen Teile des Pilzorganismus sind voneinander unabhängig und eigenständig. Zwischen den einzelnen Teilen findet auch keine Kommunikation statt. Dies ist beim pflanzlichen Organismus keineswegs der Fall: Pflanzenteile kommunizieren und agieren gemeinsam. Außerdem fehlt es Pilzen überwiegend an einem Tagesrhythmus. Selbst Pflanzen weisen diesen in der Mehrheit vor. Bei Pilzen ist ein eigener Tagesrhythmus nach jetzigem Stand der Wissenschaft nur eine Ausnahme.
Grundlegendes zum Aufbau eines Pilzes
Der Aufbau einer einfachen Pilzzelle und eines Pilzkörpers.
Der Großteil des Körpers eines Pilzes besteht aus zahlreichen einzelnen Fäden, den sogenannten Hyphen. Die einzelnen Hyphen sind bei den meisten Pilzen jedoch nicht sichtbar. Die Fäden werden durch diverse Trennwände unterteilt, die man Septen nennt. Das gesamte Geflecht aus Hyphen und Septen nennt man Myzel. Das gesamte Geflecht wird, wenn es sehr dicht wächst, vom menschlichen Auge erkannt – etwa als Schimmel auf einem Stück Käse oder der Suppe.
Der Teil des Pilzes, der als Fortpflanzungsstruktur fungiert, wird Fruchtkörper genannt. Dies ist der Teil des Pilzes, den man bei einem Waldspaziergang sieht und im Supermarkt kaufen kann. Dieser Teil ist außerdem für die Fortpflanzung zuständig. Obwohl das Myzel den Großteil des Pilzkörpers ausmacht, meint man im Alltagssprachgebrauch meistens den Fruchtkörper, wenn man von einem „Pilz“ spricht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Fruchtkörper der essbare Teil ist und viele Menschen diese Bestandteile aus dem Supermarkt kennen.
Pilzmyzelien können viele Kilometer lang wachsen. Einige Pilzsorten schaffen es sogar, innerhalb eines einzigen Tages bis zu einen Kilometer weit zu wachsen. Diese schnelle Verbreitung durch Wachstum sorgt dafür, dass der Pilz ausreichend Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen und über eine weite Fläche transportieren kann. Da all dies in der Regel unterirdisch stattfindet, sieht das menschliche Auge diesen Vorgang nicht.
Im Fruchtkörper werden die Sporen des Pilzes gebildet – ähnlich wie die Samen einer Pflanze. Sie sorgen für die Vermehrung des Pilzes.
Pilze kommen in den unterschiedlichsten Größen vor. Die kleinsten Pilze sind mit dem bloßen Auge überhaupt nicht erkennbar und nur unter einem Mikroskop sichtbar zu machen.
Auf einen Blick:
1. Pilze bestehen grob aus einem Myzel und einem Fruchtkörper.
2. Der Fruchtkörper ist der sichtbare Teil und für die Fortpflanzung des Pilzes verantwortlich.
3. Das Myzel liegt meist unterirdisch und bildet den Großteil des Körpers.
4. Ein Myzel besteht aus Fäden – den Hyphen – und Trennwänden – den Septen.
Pilze werden im Allgemeinen in drei grundlegende Gruppen eingeteilt. Diese werden anhand der Art, wie sich die Pilze mit Nahrung versorgen, festgelegt. Die drei Kategorien lauten:
1. Saprobionten (zersetzen organisches Material)
2. Parasiten (entziehen einem anderen Organismus Energie)
3. Symbionten (leben im wechselseitigen Nutzen mit einem anderen Organismus)
Saprobionten
Saprobionten können innerhalb eines Ökosystems diverse organische Materialien zersetzen und dadurch Energie gewinnen. Dazu gehören beispielsweise Viehdung, Holzreste und Stroh. Sie stellen in einem großen Ökosystem eine Art Recyclingbetrieb dar – sie zersetzen und wiederverwerten alles, was anderweitig kaum gebraucht oder gar als Abfallprodukt liegen geblieben ist. Die meisten Zuchtpilze fallen in die Kategorie der Saprobionten. Allerdings sollten Sie dabei bedenken, dass auch Pilze – wie im Grunde alle anderen Lebewesen auch – unter Zuchtbedingungen anders reagieren als in freier Wildbahn. Ein perfektioniertes Substrat (als Nährboden, auf dem die Pilze gezüchtet werden) sorgt für weit mehr Ertrag als ein natürlicher Nährboden im Wald. In der Natur wachsen Pilze nur zu bestimmten Jahreszeiten unter den jeweils passenden Wetterbedingungen. Unter Zuchtbedingungen können Pilze auch unter optimierten Bedingungen zu anderen Jahreszeiten wachsen.
Saprobionten arbeiten mit speziellen Enzymen, mit denen sie zahlreiche Dinge zersetzen könnten. Auch Papier und Textilien können im Laufe der Zeit von vielen Pilzen zersetzt werden. Einige Pilze zersetzen sogar Erdöl und giftiges Material. Deshalb sind diese Zersetzer überaus wichtig für die Umwelt. Da sie allerdings auch Holzmöbel und Gartenzäune zersetzen können, sind sie nicht überall die beliebtesten Pilze. Leider hat die herausragende Zersetzereigenschaft der Pilze noch einen weiteren Nachteil: Die für den Menschen so schmackhaften Fruchtkörper können mit Schwermetallen, Industrieabfällen und sogar radioaktiven Stoffen belastet sein.
Zu den bekanntesten Kulturpilzen dieser Art zählen Champignons und Shiitakes.
Exkurs
Radioaktiv belastete Pilze
Am 26. April 1986 kommt es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer Kernschmelze. Große Mengen Radioaktivität werden freigesetzt. Eine radioaktive Wolke zieht über Europa und kontaminiert große Teile Deutschlands. Besonders die Regionen um Bayern, Südthüringen und Baden-Württemberg sind betroffen. Die Böden werden mit großen Mengen des radioaktiven Stoffes Cäsium-137 und in weniger großen Mengen des radioaktiven Stoffes Strontium-90 belastet. Am 11. März 2011 geschieht ein ähnliches Ereignis im japanischen Fukushima: Große Mengen radioaktiver Stoffe werden bei einer Reaktorkatastrophe freigesetzt. Die Winde in Fukushima sorgen an dem Tag dafür, dass der Großteil der gefährlichen Partikel auf das Meer geweht wird. Doch noch heute spürt Deutschland die Folgen von Tschernobyl.
Was hat das alles mit Pilzen zu tun? Pilze sind großartige Helfer im Wald. Sie zersetzen nahezu alles, was ihnen entgegenkommt und der Waldboden nicht gebrauchen kann – auch radioaktive Stoffe und Industrieabfälle, sprich: In großen Mengen auch all das, was der menschliche Körper nicht gebrauchen kann. Dabei saugen die unterirdischen Pilzmyzelien alles aus dem Boden auf, was zersetzt werden soll. Große Teile davon werden durch den Pilzkörper geleitet und setzen sich im Fruchtkörper ab – also in dem, was wir im Allgemeinen als Speisepilz auf den Tellern finden. Insbesondere Pilze aus Osteuropa sind immer noch stark belastet. Erhöhte radioaktive Konzentrationen finden sich auch in Pilzen aus Süddeutschland. Doch nicht nur Pilze sind belastet: Durch den Verzehr von Pilzen kann auch Wildfleisch stärker belastet sein. Das gilt vor allem für Wildschwein. Aufgrund der derzeitigen Grenzwerte wird empfohlen, nicht mehr als 200 bis 250 Gramm Wildpilze pro Woche zu essen. Das gilt insbesondere für Pilze aus den betroffenen Regionen. Insbesondere Kinder und Schwangere sollten sich gut überlegen, ob der Verzehr wirklich notwendig ist oder ob lieber auf die Wildpilze verzichtet werden sollte. Pilze aus dem Supermarkt sind in der Regel unbedenklich. Auch importierte Pilze werden streng kontrolliert und im Besonderen auf ihre Strahlenwerte geprüft. Alle japanischen Lebensmittel aus der Region um Fukushima werden weiterhin streng kontrolliert. Jedoch wurden in den letzten Jahren keine Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Nur eine kleine Region um den Reaktor ist nach wie vor stark verseucht. Rohstoffe für Konsumgüter wurden in der Region um Fukushima jedoch nicht hergestellt, weshalb diese Produkte aus Japan unbedenklich sein sollten.
Beachten sollte man bei Wildpilzen jedoch auch Folgendes: Pilze reichern ihre Fruchtkörper mit sehr vielen toxischen Bestandteilen an. So können sie reich an Schwermetallen wie Kadmium und Quecksilber sein. Kadmium wird insbesondere dann eingelagert, wenn die Pilze in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Feldern wachsen. Dort wird in der Regel mit phosphatreichem Dünger gearbeitet, der ein hohes Konzentrat an Kadmium beinhaltet. Kadmium ist für den Menschen sehr schädlich. Es kann sich in Nieren festsetzen und dort langfristig die Funktionsweise stören. Quecksilber wiederum wird vor allem dort festgestellt, wo Kohlekraftwerke oder alte Bergbaugebiete in der Nähe sind. Auch dort, wo die Böden starken Emissionen von solchen Kraftwerken ausgesetzt sind oder waren, sind Pilze entsprechend belastet. Quecksilber schadet insbesondere den Nieren und dem menschlichen Nervensystem.
Wildpilze sollten aus all diesen Gründen nur in Maßen verzehrt werden. Auch unabhängig von der radioaktiven Belastung wird empfohlen, nicht mehr als 200 bis 250 Gramm wöchentlich zu sich zu nehmen – ein Grund mehr, die Pilze selbst zu züchten!
Bei aller gesundheitlicher Vorsicht sollte jedoch nicht vergessen werden, wie faszinierend und wertvoll Pilze sein können. In ihnen steckt ein unheimlich großes Potenzial. So finden sich in den radioaktiv belasteten Gegenden heute wieder zahlreiche Pilzarten, die prächtig gedeihen. In Tschernobyl sind seit einigen Jahren auch wieder andere Waldbewohner zurückgekehrt, doch insbesondere Pilzarten blühen auf dem radioaktiven Untergrund auf. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Einige Pilzsorten wandeln mit Freude radioaktive Strahlung in Energie um, die sie zum Wachsen nutzen. In Tschernobyl wurde vor nicht allzu langer Zeit ein mysteriöser schwarzer Pilz gefunden, der sogar im Inneren des Reaktors lebt. Er ernährt sich direkt von der Strahlung und wurde bereits fünf Jahre nach der Katastrophe entdeckt. Pilze waren die ersten Organismen, die in dieser Gegend wieder auftauchten, nur kurze Zeit nach dem Unfall. Pilze, die die unglaubliche Eigenschaft haben, genau die Stoffe als Energiequelle zu nutzen, die überall sonst vernichtendes Potenzial haben, sind auf vielen Ebenen spannend und wertvoll. Die NASA möchte untersuchen, inwieweit diese Pilze als Schutz für die Raumfahrt genutzt werden können. Für die medizinische Forschung ist der Pilz vor allem eins: ein potenzielles Mittel, um Krebspatienten zu behandeln.
Kaum ein Lebewesen ist so vielseitig und potenzialreich wie Pilze. Manche Pilze sind von Natur aus toxisch, andere aufgrund ihrer beeindruckenden Absorptionsfähigkeit. Andere Sorten beinhalten wahres Lebensretterpotenzial oder einfach eine Menge wertvoller Nährstoffe für den menschlichen Haushalt. Pilze zu züchten, ist daher ein unglaublich erkenntnisreiches Unterfangen.
Parasiten
Dass Pilze als Parasiten existieren können, ist gemeinhin bekannt. Parasitenpilze befallen einen anderen – noch vitalen – Organismus (ihren „Wirt“) und entziehen ihm Energie und Nährstoffe. Der Wirt des Pilzes wird durch seinen Parasiten schwächer – er zieht aus der Verbindung keinerlei Nutzen. Die meisten parasitären Pilze – häufig auch als Schmarotzer bezeichnet – nutzen einen pflanzlichen Wirt. Allerdings gibt es sogar Pilze, die auch Tiere töten können.
Die bekanntesten Parasitenpilze sind beispielsweise Hautpilze (Dermatomykosen) oder Hallimasche, auch bekannt als Honigpilze (Armillaria spp.).
Der Hallimasch gehört zu den bekanntesten und weit verbreitetsten Baumpilzen. Insgesamt gibt es 30 verschiedene Hallimasch-Arten. Hallimasche treten gerne in Gruppen auf und sind meistens auf dem Stamm oder Stammfuß einer Pflanze zu finden.
Übrigens: Wussten Sie, dass der Hallimasch das größte Lebewesen der Erde ist? Sein Myzel erreicht eine Fläche von beeindruckenden tausend Quadratmetern und eine Tiefe von bis zu 800 Metern.
Unter sogenannten Dermatomykosen, besser als Hautpilzerkrankungen bekannt, versteht man Infektionskrankheiten der Haut, Haare und Nägel. Diese Krankheiten werden durch bestimmte Pilze hervorgerufen. Hautpilze mögen wie die meisten Pilze feuchte und warme Lebensräume. Sie können im Grunde fast alle Körperregionen befallen, doch besonders sind meist Füße, Hände und Nägel sowie die Schleimhäute des Intimbereichs betroffen. Diese Infektionen sind sehr verbreitet und nicht lebensbedrohlich. Sie können aber sehr unangenehm sein und heilen meist nicht von alleine ab.
Parasiten können ihren Wirt so weit zersetzen, dass er stirbt. Nicht jeder Pilz bringt den Wirt jedoch so weit. Viele Pilze schwächen ihren Wirt nur, ohne dass ihm dadurch der Tod droht. Außerdem gibt es einige Pilzsorten, die nur vorgeschwächte Bäume befallen. Diese werden als Schwächeparasiten bezeichnet.
Beispiele dafür sind der Reishi und der Igelstachelbart. Der Reishi ist ein Holz bewohnender Parasit, das heißt, er befällt vor allem schwache Bäume und abgestorbene Holzstämme. Im deutschen Raum wächst er vor allem am Stamm von Eichen. Er entzieht den ohnehin schon schwachen Bäumen die letzten Nährstoffe und wandelt sie in Energie für sich um. Viele Pilze nutzen sogar ganz abgestorbenes Material – etwa tote Baumstümpfe –, aus dem sie die letzten Nährstoffe ziehen. Sie zersetzen die tote organische Masse und wandeln sie im Körper in Energie um, die sie zum Wachsen benutzen. Dabei fressen sie sozusagen langsam alles auf, was vom Baum noch verwertbar und übrig ist. Deshalb werden alte Baumstümpfe morsch, wenn sie von Pilzen befallen werden. Nach einigen Jahren haben die Pilze alles aus den Baumstümpfen herausgezogen, was verwendbar war, dann wachsen sie nicht mehr weiter auf ihm. Der restliche Teil des morschen Holzes wird von anderen Parasiten zersetzt und zerfällt so nach und nach in Biomasse, die den Wald düngt. Der Igelstachelbart geht genauso vor: Er wächst bei hoher Luftfeuchtigkeit als Schwächeparasit auf abgestorbenem Holz alter Laubbäume. Im deutschen Raum ist er jedoch nur selten anzutreffen.
Einige Parasiten können nach dem Tod ihres Wirtes saprobiontisch auf ihm weiterleben, d. h., sie ernähren sich von seiner toten Masse weiter. Zu diesen Pilzen gehört zum Beispiel der Zunderschwamm.
Symbionten
Symbionten sind ebenfalls Pilze, die eine Verbindung mit einem anderen Organismus eingehen – allerdings in wechselseitigem Nutzen. Häufig sind diese Organismen Pflanzen. Eine Gemeinschaft aus Pilzen und Pflanzen werden Mykorrhiza genannt. In dieser Gemeinschaft stellt der Pilz der Pflanzen Mineralien und Nährstoffe zur Verfügung, die sie selbst nicht in dem gleichen Umfang aus dem Boden auslösen und aufnehmen könnte. Das Pilzmyzel ist meist eng mit den Pflanzenwurzeln verwoben. Dort kann gleichzeitig eine große Menge Wasser gespeichert werden, wodurch die Pflanze Trockenperioden leichter überwinden kann. Die Pflanze hat also einen sehr deutlichen Nutzen durch die Verbundenheit mit dem Pilz. Andersherum versorgt die Pflanze den Pilz mit wichtigen Kohlenhydraten (insbesondere Zucker), die sie durch die Photosynthese gewinnt. So erhält der Pilz seine Energie und Nährstoffe.
Symbionten sind für die Umwelt sehr wichtig und für die Landwirtschaft interessant. Die komplexen Verbindungen zwischen Pilzen und ihren Partnern zu verstehen, ist noch nicht überall gelungen, weshalb der Anbau der symbiontischen Pilze in den Kinderschuhen steckt.
Beispiele für die Pilze sind die begehrten Trüffel (sie leben mit Eichen und Hasel in Partnerschaften), Pfifferlinge und Steinpilze (ebenfalls in Partnerschaften mit Waldbäumen).
Die wichtigsten Vitalpilze im Überblick
Damit Sie einen guten Einblick in die vielseitige Welt der Pilze erhalten, finden Sie hier einen Überblick über die wichtigsten Vitalpilze. Was genau sind überhaupt Vitalpilze? Und welche medizinische Bedeutung tragen sie? Lesen Sie weiter!
Vitalpilze und die Mykotherapie
Vitalpilz, auch Medizinalpilz oder Heilpilz genannt, bezeichnet eine Kategorie von Pilzen, die zu therapeutischen und gesundheitsfördernden Maßnahmen eingesetzt werden.
Der Begriff Vitalpilz ist rechtlich nicht geschützt und auch nicht genau definiert. Zwar gibt es wenig moderne Studien, die die Wirkung dieser Pilze eindeutig bestätigen, dafür kennt man den Einsatz von Pilzen in der Medizin schon seit vielen hunderten von Jahren.
Die Anwendung von Pilzen und Pilzextrakten zu präventiven und heiltherapeutischen Zwecken nennt sich Mykotherapie. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz TCM) werden Pilze schon seit jeher verwendet. Besonders beliebt ist dabei der Ganoderma linghzi, besser bekannt unter dem Namen Reishi. Reishi steckt voller gesundheitsfördernder Stoffe und wird oft auch als „Pilz des ewigen Lebens“ bezeichnet. So besitzt er beispielsweise eine Reihe wertvoller Kohlenhydrate, unter anderem die sogenannten Beta-Glucane. Diesen Kohlenhydraten werden immunstabilisierende Wirkungen zugesprochen. Sie binden sich an die Immunzellen, was dazu führt, dass wichtige Botenstoffe ausgeschüttet werden, die die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisieren. Außerdem haben sie einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel. Daneben beinhaltet der Pilz sogenannte Triterpene, pilzeigene Abwehrstoffe gegen Bakterien und Keime. Genau wie diese Stoffe den Pilz schützen, wirken sie auch im menschlichen Körper antientzündlich und antibakteriell. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird dieser Pilz – und daneben auch zahlreiche andere Pilze – meistens zu einem Extrakt verarbeitet. Dieses Extrakt wird dann den kranken Patienten verabreicht. Aber auch innerhalb Europas kennt man den Einsatz von Pilzen zu diesen Zwecken bereits seit längerer Zeit. So werden sie beispielsweise in den Kräuterbüchern des Hieronymus Bock, von Peter Melius oder Adam Lonitzer erwähnt. Stinkmorcheln wurden beispielsweise gegen Gicht verwendet und der Echte Zunderschwamm zur Blutstillung. In den meisten Fällen werden Pilze wie diese in Trockenform verabreicht, häufig als sehr konzentriertes Extrakt.
Steckbrief
Hieronymus Bock: Hieronymus Bock wurde im Jahr 1498 in Deutschland geboren und war ein Botaniker, Arzt und lutherischer Prediger. Über seinen Geburtsort gibt es keine genauen Angaben, vermutet wird jedoch Heidelsheim, das heute zu Bruchsal gehört. Über die Jugendjahre des Hieronymus Bock ist ebenfalls wenig bekannt. Klar ist jedoch, dass er ein Studium der Botanik aufnahm und bereits im Jahr 1522 einen Posten als Lehrer und Botaniker in Zweibrücken innehatte. Im Laufe der Zeit nahm er die Lehre in der Theologie auf, sein Arbeitsschwerpunkt blieb jedoch sein Leben lang die Botanik. Er wird auch als einer der „Väter der Botanik“ bezeichnet. Über die Botanik baute er sich eine beeindruckende Reputation auf. Im Jahr 1550 begann er am Saabrücker Hof mit der Anlage eines Kräutergartens. Sein eigenes Kräuterbuch war einer der größten Erfolge. Hieronymus Bock hatte durch zahlreiche Wanderungen und Reisen reichlich Wissen gesammelt, das jenes der bis dahin einschlägigen Literatur in den Schatten stellte. Sein Wissen über die einheimischen Pflanzen, die er jahrelang beobachtete und studierte, übertraf das vieler seiner Vorgänger. Insbesondere Schreibungen und Fundortangaben waren in einem großen Maß vorhanden. Sein Kräuterbuch wurde außerdem aufgrund seiner humoristischen Kommentierungen, der einfachen Volkssprache und den künstlerischen Zeichnungen des jungen Straßburger Künstlers David Kandel ein großer Erfolg. Hieronymus Bock starb im Jahr 1554, nur vier Jahre nach Anlegung seines ersten Kräutergartens.
Steckbrief
Peter Melius: Peter Melius Juhász war ein ungarischer Botaniker, Schreiber, Theologe und Bischof aus Transsilvanien. Er lebte von 1532 bis 1572. Obwohl er innerhalb seines Heimatlandes auch für die theologische Arbeit bekannt war, erlangte er insbesondere durch sein Kräuterbuch internationale Bedeutung. Sein „Herbarium“ wurde im Jahr 1578 – sechs Jahre nach seinem Tod – veröffentlicht. Es war das erste botanische und medizinische Werk in ungarischer Sprache und damit von erheblicher nationaler Bedeutung.
Steckbrief
Adam Lonitzer: Adam Lonitzer wurde im Oktober 1528 in Marburg geboren und war ein deutscher Naturforscher, Arzt und Botaniker. Lonitzer begann mit seinen Studien und Forschungen schon in sehr jungen Jahren und hatte schon mit 13 Jahren den Titel Baccalaureus, was dem heutigen Bachelor entspricht. Insbesondere unter Aufsicht seines Vaters, dem Altphilologen Johann Lonitzer, studierte er fleißig. Im Anschluss studierte er Philosophie und Medizin. Seinen Magistertitel erhielt er bereits im Jahr 1545, im Alter von nur 18 Jahren. In den folgenden Jahren galt sein Arbeitsschwerpunkt der Medizin, zwischendurch auch den alten Sprachen. Im Jahr 1550 begann er verstärkt mit dem Studium diverser Kräuterbücher, wobei die medizinisch-pharmazeutischen Aspekte für ihn von höchstem Interesse waren. Aus zahlreichen gesammelten Informationen stellte er ein eigenes, besonders umfangreiches Kräuterbuch zusammen. Dort beschrieb er die Arten besonders genau und gab auch Tipps zu praktischen Anwendungen. Daneben fanden sich zahlreiche Darstellungen von Geräten und Verfahren, die im Zusammenhang mit der Kräuterkunde nützlich werden könnten, in seinem Werk (so beispielsweise die Beschreibung des Verfahrens zum Destillieren von Branntwein). Sein Werk wurde durch seinen eigenen Schwiegervater gedruckt und erhielt schnell große Bedeutung. Nach dessen Tod übernahmen die Erben den weiteren Druck. Lonitzer selbst starb im Mai 1586.
Im Rahmen der TCM und Naturheilkunde gehen viele Therapeuten davon aus, dass die Pilze eine heilende Wirkung besitzen, da sie bestimmte heilende Inhaltsstoffe, Mineralstoffe und Vitamine in sich tragen. Tatsächlich wurde auch eine immunologische Wirkung bei dem Maitake an Tieren nachgewiesen. Forscher stellten in Versuchen fest, dass durch Beigabe der Pilze eine Aktivierung von T-Helfer-Zellen erreicht wird. Zudem steigert die Gabe die Produktion verschiedener immunologischer Stoffe, etwa des antiviral wirkenden Proteins Gamma-Interferon und des Botenstoffes Interleukin-12.
Der Begriff Mykotherapie lässt sich vermutlich auf den ungarisch-deutschen Mykologen Jan Ivan Lelley zurückführen.
Steckbrief
Jan Ivan Lelley: Jan Ivan Lelley wurde im Jahr 1938 geboren und ist ein international anerkannter deutsch-ungarischer Mykologe. Er trug zu zahlreichen wichtigen Erkenntnissen in der Mykologie und Kultivierung von Speisepilzen bei, die ihm weitreichende internationale Anerkennung brachte. Lelley arbeitete unter anderem in den Gebieten der Pflanzenschutzmittel, der Heilkräfte von Pilzen und dem Gebiet der Sonderkulturen von Pilzen.
Lelley behauptete, die Wortneuschöpfung aus dem Begriff Phytotherapie abgeleitet zu haben – also dem Begriff der Pflanzenheilkunde („Phyto“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Pflanze“). Sein Buch „Die Heilkraft der Pilze – gesund durch Mykotherapie“ erschien erstmals im Jahr 1997. Dort bezeichnet er die Mykotherapie auch als „Wissenschaft des Einsatzes von Großpilzen mit Heilwirkung“. Für die Mykotherapie werden überwiegend, allerdings nicht ausschließlich Großpilze verwendet. Lelley forderte bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens seines Buches eine Aufnahme der Mykotherapie als eigene Kategorie in die Naturheilkunde. Den Anspruch einer eigenständigen Kategorie erhob er insbesondere aufgrund der großen Anzahl und Vielfalt der Pilzarten sowie ihres breiten Anwendungsspektrums. Auch der historische Hintergrund der Therapieform, vor allem der fernöstlichen, uralten Tradition, sollte dies rechtfertigen.
Heutzutage werden Vitalpilze immer noch im Rahmen verschiedener Naturheilmethoden angewendet. Eine Zulassung der Präparate als Arzneimittel ist in Deutschland derzeit jedoch nicht gegeben. Stattdessen müssen die Produkte als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Wer sich auf dem Gebiet gut auskennt, hat außerdem die Möglichkeit, Vitalpilze selbst zu züchten und Extrakte aus ihnen herzustellen.
Ein Hinweis an dieser Stelle: Vitalpilze als einziges Mittel bei Beschwerden einzusetzen, wird nicht empfohlen. Insbesondere Laien können gar nicht sicher feststellen, wo die Ursache der Beschwerden liegt. Ein Besuch beim Arzt des Vertrauens und ausgiebige Informationen über den Heilpilz zu sammeln ist daher unbedingt zu empfehlen.
Der Anwendungsbereich von Vitalpilzen
Die Anwendungsbereiche von Vitalpilzen sind vielseitig. Schon in der TCM wurden die Pilze für eine Vielzahl von Krankheiten und Präventionsmaßnahmen verwendet. Im Laufe der Jahre und in unterschiedlichen Regionen wurde das Wissen um die Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen der Pilze stetig erweitert und erneuert. Heutzutage werden Vitalpilze in naturheilkundlichen Therapien und im Bereich der Nahrungsmittelergänzung sowie der Ernährungswissenschaft in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt. Das Spektrum reicht von Allergien über Alzheimer, Anti-Aging, Cholesterinkontrolle, Diabetes und Immunschwäche bis hin zu rheumatischen Erkrankungen, Schlaflosigkeit und Thrombose.
Die wichtigsten Vitalpilze – eine Übersicht
Hier erhalten Sie einen Überblick über zwölf der wichtigsten Vitalpilze mit ihren Wirkungsweisen und Eigenschaften. Vielleicht möchten Sie ja schon bald den einen oder anderen Pilz in Ihrem Garten anbauen?
Agaricus Bisporus – auch Champignon genannt
Der Agaricus Bisporus, auch unter den Synonymen Champignon, Egerling, Angerling, Portobello oder White Button Mushroom bekannt, zählt zu den bekanntesten Vitalpilzen weltweit.
Dieser Pilz wächst am besten auf nährstoffreichen Substraten wie Mist oder Kompost. Seltener ist er auch an Wald- und Wegesrändern zu finden – dann hauptsächlich im Frühjahr und Sommer. Ursprünglich war er auf der Nordhalbkugel beheimatet, er hat sich allerdings aufgrund seiner großen Beliebtheit als Speisepilz in vielen Ländern angesiedelt und ist heute weltweit verbreitet. Während die meisten Menschen diesen Pilz als Speisepilz kennen, wissen deutlich weniger, dass der Champignon auch ein beliebter Vitalpilz ist.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen dieses Pilzes gehören:
- Proteine
- Kohlenhydrate
- Ballaststoffe
- die Vitamine B1 und B2
- Pantothensäure
- Folsäure
- Vitamin C
Studien haben insbesondere einen wirksamen Schutz gegen Zell-DNA-Schädigungen durch Wasserstoffperoxid herausgefunden. Dabei wurden Kalt- und Heißwasserauszüge vom Fruchtkörper genommen. Eine frischpilzreiche Diät mit dem Champignon konnte in anderen Studien aus dem Jahr 2009 ein reduziertes Risiko für Brustkrebserkrankungen feststellen. Außerdem wird ihm eine immunstimulierende Wirkung zugeschrieben. Traditionell wird der Pilz heutzutage in der Anti-Aging-Therapie eingesetzt sowie in der Brustkrebsvorsorge, der Stimulation der Immunabwehr und der Leberstärkung. Als beliebter Speisepilz ist der Champignon besonders leicht in den Alltag zu integrieren.
Agaricus Blazei Murrill – der ausgewogene Vitaminlieferant
Ursprünglich aus Brasilien stammend, ist auch der Agaricus Blazei Murrill heute auf der ganzen Welt verbreitet. Er ist besser bekannt unter dem Namen Mandelpilz, teilweise auch als Sonnenpilz, Brasilianischer Mandel-Egerling, Lebenspilz oder Cogumelo de Deus verbreitet. Seine Beliebtheit hat der Pilz sehr wahrscheinlich seinem mandelartigem Aroma zu verdanken, das ihm auch seinen Namen gab.
Der Mandelpilz wächst auf kompostreichen Böden und ist sowohl ein Speise- als auch ein Vitalpilz.
Ihm wird eine besonders ausgewogene Konzentration an folgenden Inhaltsstoffen zugesprochen:
- Vitamine und Mineralstoffe
- Eiweiße
- Aminosäuren
- Polysaccharide
Studien haben gezeigt, dass der Pilz besonders begleitend im Kampf gegen Allergien eine gute Wirkung entfalten kann. Der Mandelpilz kann außerdem eine antiinfektiöse und antitumorale Wirkung entfalten und den entsprechenden Teil des Immunsystems in Gang bringen. So kann sogar das Metastasen-Risiko im Falle von Krebs gesenkt werden. Heutzutage wird der Pilz überwiegend begleitend in der Krebstherapie, bei Diabetes, begleitend bei Allergien, zur Leberstärkung und Stimulierung der Immunabwehr eingesetzt.
Auricularia Auricula-Juade – ein Klassiker aus Asien
Dieser Pilz, der auch unter den Namen Auricularia polytricha, Judasohr, Mu-Err (in vielen asiatischen Ländern), Chinesische Morchel und Holunderpilz bekannt ist, gehört ebenfalls sowohl zu den Speise- als auch zu den Vitalpilzen. Er wächst hauptsächlich auf toten oder bereits kranken Laubbäumen wie Birke, Eiche und – am häufigsten – Holunderbäumen. Obwohl er besonders in verschiedenen asiatischen Küchen bekannt und beliebt ist, ist er heutzutage auf der ganzen Welt verbreitet. In vielen asiatischen Ländern wird er bereits seit mehr als 1500 Jahren als Zutat in Suppen und gleichermaßen in der Medizin verwendet.
Der Pilz beinhaltet eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe, darunter insbesondere:
- Kalium
- Kalzium
- Magnesium
- Phosphor
- Silizium
- Zink
- Bioaktivstoffe
- Viele wertvolle Eiweiße
Der Pilz ist etwa seit dem 16. Jahrhundert auch in Europa bekannt. Erstmalig von einem Europäer beschrieben wurde er im Jahr 1597: Der britische Botaniker und Heilkräuterexperte John Gerard benannte diesen Pilz in seinen Forschungen und empfahl eine Essenz durch Aufkochen des Pilzes in Milch sowie durch anschließendes Einweichen in Bier. Dies sollte die Wirkstoffe besonders gut zur Geltung bringen und insbesondere ein wirkungsvolles Mittel gegen Halsschmerzen sein. Heute wird der Pilz insbesondere eingesetzt, um
- Entzündungen zu hemmen,
- die Anti-Aging-Therapie zu begleiten,
- Thrombosenprophylaxe durchzuführen,
- Cholesterinsenkung zu erreichen,
- das Herz zu stärken,
- den Blutzucker zu senken,
- die Therapie gegen Sarkome (bösartige Tumore) zu begleiten.
Der Forschung gelang es, aus diesem Pilz ein antikoagulantes, das bedeutet gerinnungshemmendes, Polysaccharid zu isolieren. Der gerinnungshemmende Wirkstoff sorgt dafür, dass sich der Pilz zur Vorbeugung von Thrombosen eignet und das Herz- sowie Schlaganfallrisiko senken kann. Auch zur Vorbeugung von Ischämien und Zellmembranschäden nach einem Herzinfarkt ist dieser Pilz gut geeignet. Daneben besitzt Mu-Err reichlich antioxidative Wirkstoffe. Die Polysaccharide eignen sich als Entzündungshemmer. In Studien an Tieren wurde außerdem festgestellt, dass Mu-Err den Glukose- bzw. Insulinwert regulieren und den Cholesterinwert senken kann. Alles in allem scheint dieser Pilz ein echtes Allroundtalent zu sein und in vielen Therapien unterstützend große Wirkung zu entfalten.
Cordyceps Sinensis
Der Cordyceps Sinensis ist auch unter den Namen Chinesischer Raupenpilz, Tibetischer Raupenpilz, Raupenkeulenpilz oder Jartsa Gunbu bekannt.
Er wächst ausschließlich auf Raupen der Gattung Thitarodes, die in den Hochebenen von Tibet vorkommen. Das bedeutet, dieser parasitäre Pilz wächst auf einer Höhe von 3.000 bis 5.000 Metern. Er ist bislang als Vitalpilz bekannt, wird jedoch nicht als Speisepilz verwendet.
Der Raupenpilz enthält nachgewiesen reichlich:
- Polysaccharide
- Vitamine und Spurenelemente
- Aminosäuren
- die Immunsystem-stabilisierenden Stoffe Ophicordin, Cordycepin und Galactomannan
Diese Mischung macht den Pilz so besonders interessant. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Pilz auch als Stabilisierung für die Lebensenergie „Qi“ verwendet.
Modernere Studien an Nagetieren zeigten Verbesserungen der Gehirnfunktionen sowie antioxidative Enzymaktivitäten nach Zuführung dieser Pilze. Besonderes Aufsehen erregte der Pilz im Jahr 1996 durch eine Studie an Marathonläufern. Untersucht wurde, ob der Pilz eine leistungssteigernde Wirkung entfalten kann. Dies wurde inspiriert dadurch, dass in den 90er Jahren ein regelrechter Medaillenregen bei den Olympischen Spielen auf chinesischer Seite herrschte. Athleten versorgten sich regelmäßig mit diesem Pilz. Die Studie nutzte den Chinesischen Raupenpilz in einer Kombination mit einem verwandten Cordyceps (Cordyceps militaris). Tatsächlich konnte eine athletische Leistungsverbesserung bei 71 % der Teilnehmer festgestellt werden. Später wurde der Pilz auch als Mittel gegen sexuelle Unterfunktionen bei Männern und Libidostörungen bei Frauen eingesetzt. Tierversuche zeigten auch deutlich eine Steigerung männlicher Sexualhormone.
Dieser Pilz wurde schon früh für betagte Menschen als Vitalpilz eingesetzt, insbesondere in der Phase der Rekonvaleszenz, also der Besserungsphase während einer Krankheit. Der Vitalpilz wurde vor allem zur Unterstützung der Sauerstoffaufnahme und Lungenfunktion empfohlen. Heute findet der Raupenpilz außerdem Anwendung beim Anti-Aging, in der sportlichen Leistungssteigerung, in der sexuellen Leistungssteigerung sowie zur Behandlung von Diabetes. Auch zur Stärkung von Leber und Nieren wird der Pilz verwendet.
Corprinus Comatus
Der Coprinus Comatus gehört ebenfalls zu den wichtigsten Vitalpilzen. Dieser Pilz ist ebenfalls als Speisepilz verzehrbar.
Er wächst vor allem an Wegrändern, Parks und auf Wiesen. Verbreitet ist er vor allem in der nördlichen Hemisphäre der Welt. Corprinus Comatus ist auch als Schopftintling, Porzellantintling, Tintenpilz, Tintenschöpfling und Spargelpilz bekannt.
Der Schopftintling ist vor allem für seine reichhaltige Zusammensetzung aus folgenden Stoffen bekannt:
- Polysaccharide
- diverse Vitamine
- zahlreiche Mineralstoffe
Dadurch bereichert er vor allem auch als Speisepilz die Ernährung.
Für Heilzwecke ist besonders das ebenfalls reichhaltig enthaltene Lektin interessant. Der Pilz kann für eine erhöhte Insulinausschüttung und dadurch eine Blutzuckersenkung sorgen. Dabei ist er begleitend bei Diabetes Typ 1 und 2 besonders beliebt. Im Jahr 2001 wurde eine Studie veröffentlicht, in der der Pilz auf krebshemmende Wirkung getestet wurde, wobei sich potenziell positive Effekte zeigten. Eine ähnliche Studie fand im Jahr 2013 in China statt, in der die hemmende Wirkung auf das Wachstum von bösartigen Geschwüren festgestellt werden konnte. Daher wird der Pilz als Vitalpilz insbesondere begleitend bei der Therapie gegen Diabetes, Brustkrebs, Sarkomen und hormonabhängigen Tumoren eingesetzt.
Ganoderma Lucidum
Ganoderma Lucidum ist am besten unter dem Namen Reishi (aus dem Japanischen) bekannt. Man kennt ihn an anderen Orten auch unter den Namen Ling Zhi/ Ling Chi (vor allem in China), Mannetake, Zehntausend-Jahre-Pilz oder Glänzender Lackporling.
Der Pilz gehört zu den Saprophyten und wächst vor allem auf Laubbäumen wie Eichen und Birken. Dabei bevorzugt er warme Wälder, etwa Eichen- oder Eichenmischwälder und Rotbuchenwälder. In weniger häufigen Fällen ist er auch an Hecken und in Parks sowie am Wegrand auffindbar. Der Pilz ist vorwiegend in mediterranen und gemäßigten Gegenden verbreitet, erreicht aber innerhalb Europas eine Ausdehnung bis nach Skandinavien. Der Reishi ist zwar ein beliebter Vitalpilz, kann jedoch nicht als Speisepilz verzehrt werden.
Der Reishi ist bereits seit mindestens 4.000 Jahren als Vitalpilz bekannt – so lange zumindest können die Überlieferungen zurückgeführt werden. Er ist reich an:
- Eisen
- Magnesium
- Zink
- Kupfer
- Kalzium
- Mangan
- Germanium
- Polysacchariden
- Vitaminen (insbesondere B-, D- und E-Vitaminen)
Aufgrund dieser Eigenschaften wird der Pilz in vielen asiatischen Ländern – insbesondere in Japan – als Symbol für ein langes Leben und Gesundheit genutzt.
Dem Pilz konnten entzündungshemmende Wirkungen nachgewiesen werden, weshalb er besonders in der Bekämpfung von Allergien Anwendung findet. Daneben wird ihm jedoch ein breites Wirkungsspektrum zugesprochen, basierend auf den zahlreichen und vielseitigen positiven Inhaltsstoffen. Da der Pilz außerdem beruhigend wirken kann und bei Schlaflosigkeit eingesetzt wird, ist er auch als „Pilz des Geistes“ bekannt. Heute findet er in der Therapie mit Pilzen vor allem in folgenden Bereichen Anwendung:
- Bei Allergien
- In der Krebstherapie (begleitend)
- Bei Bluthochdruck
- Bei Schlaflosigkeit
- Bei Gelenkrheumatismus
- Im Anti-Aging-Bereich
- Zur Stärkung von Leber und Immunabwehr
- Zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Grifola Frondosa
Grifola Fondosa, besser bekannt unter dem Namen Maitake, ist sowohl ein Vitalpilz als auch ein Speisepilz. Weitere Bezeichnungen sind Klapperschwamm, Laubporling, Spatelhütiger Porling und Huai Su Gu.
Er wächst vorwiegend an Stümpfen oder der Basis von toten Laubbäumen wie Ulmen und Birken. Auch an sterbenden, aber noch nicht toten Bäumen kann der Maitake gedeihen. Auf Kiefern oder Nadelhölzern wurde der Pilz nur sehr selten gefunden. In der Regel gehören nur Laubbäume zu seinen Wirten.
Der Pilz galt vor allem aufgrund seiner wertvollen Inhaltsstoffe als Besonderheit. So beinhaltet der Maitake insbesondere wertvolle Polysaccharide.
Im asiatischen Raum war der Maitake bereits vor vielen Jahrhunderten bekannt. Allerdings war er eher eine kostbare Besonderheit, dessen Fundstellen häufig geheim gehalten wurden. Sein buschartiges Aussehen, das die perfekte Tarnung in Wäldern ermöglicht, unterstützte diese Haltung. Heutzutage wird der Maitake vor allem als Speisepilz verwendet. Als solcher ist er vor allem im asiatischen Raum beliebt, er hat aber auch seinen Weg in die europäischen und amerikanischen Küchen gefunden. Der hohe Nährwert und die wertvollen Wirkstoffe machen den Pilz zu den beliebten Lieferanten wichtiger Stoffe. Ist der Pilz mit Fruchtkörper vollständig ausgewachsen, kann er auch getrocknet und zu einem Tee verarbeitet werden. Moderne Forschungsinstitute forschen nach wie vor an dem Pilz und seinen heiltherapeutischen Eigenschaften. Eingesetzt wird er heutzutage insbesondere begleitend in der Krebstherapie, bei Bluthochdruck sowie zur Stimulierung des Immunsystems. Außerdem zeigten moderne Tierversuche, dass der Pilz den Blutzuckergehalt reduzieren und die Cholesterinwerte regulieren kann. Das macht ihn derzeit auch zu einem beliebten Mittel, das begleitend bei der Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Dies entspricht überwiegend den traditionellen Einsatzgebieten des Pilzes.
Hericium Erinaceus
Der Hericium Erinaceus ist am besten unter dem Namen Igelstachelbart bekannt. Diesen Namen trägt er aufgrund seiner einzigartigen rundlich-ovalen Form, die auf der Außenseite mit dicht stehenden langen Stacheln bedeckt ist. Andere Synonyme sind Affenkopfpilz, Löwenmähne oder Pom-Pom blanc.
Dieser beliebte Vital- und Speisepilz wächst vor allem auf Laubbäumen wie Eiche, Walnuss und Platane. Er wächst in Europa, Nordamerika und einigen asiatischen Gebieten, insbesondere im Spätsommer und Herbst. Insbesondere in China gilt dieser Pilz als beliebter Speisepilz. Im gekochten Zustand erinnert sein Geschmack sogar an Hummer. Gesundheitliche Vorzüge hat dieser Pilz ebenfalls. Er ist reich an:
- Kalium
- Eisen
- Selen
- Zink
- Phosphor
- Germanium
Zudem beinhaltet er viele essenzielle Aminosäuren und Polypeptide.
Studien untersuchten die Wirkung des Pilzes insbesondere bei Demenz. Dort wurden bei zahlreichen Patienten Verbesserungen in den Bereichen Verstehen, Gedächtnis und Kommunikation festgestellt. Auch funktionale Verbesserungen wurden in vielen Bereichen wahrgenommen, beispielsweise beim Essen oder Anziehen. Heute wird der Pilz begleitend bei Nervenerkrankungen und Demenz eingesetzt. Auch in Fällen von Multipler Sklerose, Neuropathie, MRSA, Sarkom und Gastritis kann der Pilz hilfreich sein.
Lentinula Edodes
Lentinula Edodes, auch als Shiitake oder Pasaniapilz bekannt, ist in Japan, Korea und China beheimatet.
Er wächst saprobiotisch auf Laubhölzern, besonders auf der Pasania (der sogenannten Scheinkastanie). Shiitake ist sowohl als Speise- als auch als Vitalpilz bekannt. In seinen Heimatländern wird er bereits seit mehr als 2000 Jahren verwendet. Nach dem Champignon gilt der Shiitake als begehrtester Speisepilz.
Shiitake besitzt einen Stoff namens Lentinan, der in Studien unterstützende gesundheitsfördernde Wirkungen in der Krebstherapie zeigte. Shiitake hat außerdem einen hohen Vitamin-B-Gehalt aufzuweisen.
Gesundheitliche Verbesserungen wurden insbesondere bei Chemotherapie-Patienten mit Magenkrebs festgestellt. Auch bei Darmkrebs-, Brustkrebs-, Leberkrebs- und Prostatakrebspatienten konnten Verbesserungen festgehalten werden. So wurden die Überlebenschancen verbessert und die Nebenwirkungen der Chemotherapie verringert.
Bestimmte Myzelextrakte sind in Japan bereits seit den Sechzigern zur Magenkrebsbehandlung zugelassen. Daneben wird der Pilz heutzutage begleitend in der Cholesterinkontrolle, der generellen Krebstherapie, begleitend bei Hepatitis B und HIV sowie zur Prävention von Arteriosklerose eingesetzt.
Pleurotus Ostreatus
Der Pleurotus Ostreatus, oder auch Austernpilz, gehört sowohl zu den Speise- als auch zu den Vitalpilzen. Je nach Standort ist er auch unter den Synonymen Austernseitling, Kalbfleischpilz und Hiratake bekannt.
Er ist weltweit verbreitet und lebt auf kranken und toten Laubbäumen. Selten wächst er auch auf Nadelhölzern. Der Austernpilz gehört zu den beliebtesten Zuchtpilzen, da er sehr robust ist. Außerdem ist der Pilz sehr vitaminreich und beinhaltet beispielsweise:
große Mengen an Folsäure
Vitamin C
Vitamin D
Vitamin B1, B2, B5, B6 und B
Zudem ist er reich an essentiellen Aminosäuren und – verhältnismäßig – proteinreich.
Aufgrund dieser wertvollen Inhaltsstoffe ist der Pilz auch als Anti-Aging-Mittel und als Maßnahme zur Stabilisierung des Immunsystems bekannt. Ihm werden außerdem eine blutfettreduzierende und dadurch cholesterinkontrollierende Wirkung zugeschrieben.
Polyporus Umbellatus
Der Eichhase – unter welchem Namen dieser Pilz besser bekannt ist – ist ein Vital- und Speisepilz.
Er wächst auf kalziumreichen Böden und abgestorbenen Hölzern (beispielsweise toten Wurzeln oder Baumstümpfen). Der Eichhase ist vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent und in Asien verbreitet. Aber auch in West- und Ostsibirien, im Kaukasus, in Pakistan und in einigen zentral- und osteuropäischen Regionen wächst dieser Pilz. Der Eichhase lebt als Saprobiont oder als Parasit am Holz.
Aufgrund seines hohen Gehaltes an Polysacchariden, B-Vitaminen und Steroiden wird er heute in den unterschiedlichsten Bereichen genutzt.
Zu den Einsatzgebieten gehören vor allem:
- Als Haarwuchsmittel
- Als Diuretikum (wasserausscheidend)
- Begleitend zur Krebstherapie
Studien zeigten, dass die Gabe der Inhaltsstoffe dieses Pilzes die Lebensqualität von Chemotherapie-Patienten verbessern kann. Auch das Immunsystem scheint durch Einnahme des Pilzes gestärkt werden zu können: Eine hohe Zahl aktiver Fresszellen des Körpers wurden entdeckt.
Trametes Versicolor
Dieser Vitalpilz ist am besten unter dem Namen Schmetterlingstramete oder Truthahnschwamm bekannt. Die Bezeichnung erhielt er aufgrund seines spannenden Aussehens: Er bildet mindestens zwei, meistens sechs, hin und wieder auch acht Zentimeter breite flache Konsolen, die bis ins Rosettenförmige gehen. Aufgrund dieser Optik wird der Pilz nicht nur als Vitalpilz, sondern manchmal schlichtweg als Dekoration genutzt.
Beheimatet ist die Schmetterlingstramete hauptsächlich in Mitteleuropa. Dort wächst sie überwiegend saprobiontisch auf Holz wie Rotbuche, Birke oder Weide. Das können auch Stümpfe, Stapelholz oder liegende Baumstämme sein. Teilweise wächst der Pilz jedoch auch als Schwächeparasit auf alten Bäumen, Ästen und Zweigen.
Die Schmetterlingstramete wird insbesondere aufgrund ihrer Polysaccharid-Peptide und proteingebundener Polysaccharide in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet.
Studien zeigten weiterhin, dass aus diesem Pilz gewonnene Extrakte die Leber stärken können. Heutzutage wird der Pilz bei Herpes eingesetzt und soll Ausbrüche deutlich reduzieren. Die Bekämpfung des chronischen Müdigkeitssyndroms durch Verbesserung der Immunsystemqualität wird derzeit untersucht. Eine verbesserte Aktivität der Killerzellen konnte bei Patienten nach zweimonatiger Einnahme dieser Pilzextrakte bereits festgestellt werden. Die Schmetterlingstramete kommt ferner zum Einsatz bei der Krebstherapie (begleitend) und der Therapie von HIV (begleitend). Auch eine positive Wirkung beim Einsatz in der Therapie gegen CIN I (Zervikale Intraepitheliale Neoplasie) konnte festgehalten werden.
Auf einen Blick:
Vitalpilze
Vitalpilze, auch Medizinalpilze oder Heilpilze genannt, sind vor allem für ihre heiltherapeutische und immununterstützende Wirkung bekannt. Auch wenn sie derzeit in Deutschland nicht als offizielle Arznei zugelassen sind, kennt man ihre therapeutischen Wirkungsweisen schon seit Jahren und findet sie immer wieder in modernen Studien bestätigt. Besonders in der Traditionellen Chinesischen Medizin haben Heilpilze eine große Bedeutung. Ihre Einsatzgebiete sind sehr vielseitig. So können Pilze beispielsweise entzündungshemmende Wirkungen entfalten, der Cholesterinsenkung dienen, die Therapie bei Allergien unterstützen und sogar begleitend in der Krebstherapie eingesetzt werden. Zwölf der wichtigsten Vitalpilze haben Sie in diesem Kapitel kennengelernt. Keine Sorge: Sie müssen nicht alles über jeden dieser Pilze auswendig lernen. Die Übersicht soll Ihnen lediglich zeigen, welche Talente Pilze mit sich bringen können und warum sie so beliebt sind. Außerdem haben Sie hier einen guten Überblick über die Vielseitigkeit der Pilze bekommen und können damit beginnen, sich nähere Gedanken über Ihre persönliche Auswahl zu machen. Vielleicht haben Sie schon den einen oder anderen Favoriten entdeckt? Bevor es an den praktischen Teil dieses Buches geht, lernen Sie in den nächsten Kapiteln weitere spannende Hintergrundinformationen zum Thema Pilze. Lesen Sie im Folgenden mehr über das Zusammenspiel von Pilzen und Pflanzen und über die Geheimnisse der Symbiosen.
So düngt sich die Natur selbst: Teamwork von Pflanzen & Pilzen
Die Natur hat so einige kleine und große Wunder zu bieten. Eines davon dürfte wohl die Art sein, wie sie sich selbst düngt. Ein fabelhaftes Zusammenspiel von Pilzen und Pflanzen sorgt dafür, dass die Natur stets auf ihren Nährstoffhaushalt achtet.
Mykorrhiza-Pilze und ihre lange Bindung an die Pflanzen
Zur Erinnerung: Mykorrhiza ist eine Symbiose aus Pilzen und Pflanzen – vor allem Bäumen –, bei denen Pilzmyzelien sich mit dem Feinwurzelsystem der Pflanzen verbinden. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Pilzwurzel“. Pilze, welche diese Art von Verbindung eingehen, werden Mykorrhiza-Pilze genannt. Dazu zählen beispielsweise der Birkenröhrling, der Butterpilz, der Kaiserling, der Maronenröhrling, der Steinpilz, der Trompetenpfifferling und der Austernpilz.
Mykorrhiza: Pilzmyzelien im Waldboden, natürlicherweise mit Baumwurzeln verbunden.
Mykorrhiza-Pilze spielen im Kontext der Symbiose zwischen Pilz und Pflanze eine große Rolle. Sie sind darauf spezialisiert, die Wurzeln diverser Pflanzen zu kolonisieren, das bedeutet, sie zu bewachsen. Um diese Aufgabe bestens ausüben zu können, sind ihre Myzelfäden wesentlich feiner und können tiefer in den Boden vordringen als die Wurzeln der Pflanze. Die Myzelfäden des Mykorrhiza-Pilzes binden sich dabei an die Pflanze und erweitern sozusagen deren Wurzelsystem. So kann die Pflanze mit Hilfe der Myzelfäden wesentlich besser Nährstoffe und Wasser aus der Erde absorbieren. Ihre Absorptionsfläche wird durch die Pilze nicht nur größer, sondern dringt auch in andere Schichten der Erde vor. Die Symbiose hat für die Pflanze daher einen enormen Vorteil. Die Mykorrhiza-Pilze bestehen bereits seit vielen Millionen von Jahren. Fossile Funde lassen darauf schließen, dass sie sich zeitgleich mit den ersten Urpflanzen entwickelt haben – vor beeindruckenden 500 Millionen Jahren. Die Symbiose war so erfolgreich in der evolutionären Entwicklung, dass sie nicht nur all die Zeit überdauerte – sie besteht mittlerweile bei etwa 90 % aller bekannten Pflanzenarten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser erfolgreiche Zusammenschluss ein Grund dafür ist, dass eine so umfangreiche Vegetation auf dem Festland möglich war.
Symbiose – was bedeutet das für Mykorrhiza und die Pflanzen?
Die Symbiose zwischen den Mykorrhiza-Pilzen und den Pflanzen sorgt dafür, dass sich beide Wesen gegenseitig unterstützen und Nutzen aus sich ziehen. Doch wie genau funktioniert dieser besondere Vorgang?
Die Myzelfäden des Pilzes umschließen bereits die Wurzelstruktur des Pflanzenkeimlings. Dabei handelt es sich um ein großes Netzwerk von mikroskopisch feinen Fäden, das bereits zu einer frühen Erweiterung der Wurzeloberfläche führt. Die minimale Größe der Fäden erleichtert das Eindringen tief in die Erde und somit eine verbesserte Wasser- und Nahrungsaufnahme der Pflanze, die wiederum für ein stärkeres Wachstum sorgt. Gleichzeitig werden durch die verbesserten Bedingungen einheitliches Wachstum, mehr Blüte und höhere Fruchterträge gesichert und auch das Blattvolumen kann von der Symbiose mit dem Pilz profitieren. Aus diesen Gründen ist die Symbiose auch für Gärtner ein erstrebenswerter Faktor. Die Pilze können jedoch nicht nur dafür sorgen, dass die Pflanze größere Mengen an Nährstoffen aufnehmen kann, teilweise können sie sogar erreichen, die Pflanze mit Nährstoffen zu versorgen, die sie allein gar nicht aus dem Boden hätte ziehen können. Durch die Versorgung mit bestimmten Vitalstoffen wird die Pflanze außerdem besser vor Krankheiten und Schädlingen geschützt.
In nur einem Fingerhut Erde können mehrere Kilometer Myzelfäden vorhanden sein. Diese starke Verbreitung zeigt, warum Pflanzen, die auf keinem natürlichen Boden wachsen, einen hohen Düngerverbrauch haben, um ausreichend Erträge zu erzielen. Dort, wo keine Pilzkulturen für die verbesserte Nährstoffaufnahme sorgen, ist das Immunsystem der Pflanze geschwächt und ihre Erträge sind gering. Andersherum können sich viele Gärtner das Düngen sparen, wenn sie ihre Pflanzen mit Mykorrhiza-Pilzen in Symbiose bringen. Die Natur düngt sich selbst!
Zuletzt haben die Pilze eine weitere faszinierende Funktion: Sie können Wasser nicht nur abgeben, sondern auch dosieren. Dafür saugt sich zunächst der Pilz wie ein Schwamm mit Wasser aus der Erde voll und gibt dann passende Dosierungen an die Pflanze ab. Das bedeutet, dass die Pflanze mit ausreichend Wasser versorgt wird und auch Dürreperioden besser überstehen kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies zusätzlich, dass die Pflanze vor allzu feuchter Erde geschützt wird – denn der Pilz dosiert in dem Fall einfach geringere Mengen an Wasser.
Ein bereichernder Bestandteil der Natur
Nicht nur den Pflanzen kommt der Mykorrhiza-Pilz zugute. Auch die Erdstruktur als solche wird durch den Anwohner verbessert. Der Pilz produziert sogenannte ‚Erdpölster‘ und Klebstoffe, die sich mit der Erde verbinden. Diese Verbindungen verbessern die Erdporosität.
Unter Erdpölster und Klebstoffen versteht man diverse organische Verbindungen in der Erde. Sogenannte extrazelluläre Polysaccharide sind beispielsweise organische Klebstoffe, die aus Verbindungen von Mikroorganismen bestehen.
Davon profitieren einerseits die Pflanzen – durch die verbesserte Belüftung und leichtere Nährstoffaufnahme –, andererseits auch viele andere Lebewesen. Auch für viele Bewohner der Walderde sind die Nährstoff- und Überlebensbedingungen besser. Viele Erdbewohner mögen den verbesserten Sauerstoffgehalt und das gute Angebot an Nahrungsmitteln. Davon wiederum profitieren größere Tiere, die sich von den kleineren ernähren. Letztlich profitiert der ganze Wald davon, da diese Erdbewohner zum Großteil auch für die Kompostierung und Zersetzung von totem Material verantwortlich sind. Naturbelassene Erde ist normalerweise reich an Mykorrhiza-Pilzen, weshalb die Pflanzen dort wachsen und gedeihen können, ohne dass menschliche Unterstützung notwendig wäre. Industriell aufbereitete Erde beinhaltet hingegen in den allermeisten Fällen keine Pilzkulturen. Daher müssen Gärtner zu Hause und im großlandwirtschaftlichen Bereich nachdüngen. Es scheint fast einfacher, die Pflanzen mit Pilzen in Kontakt zu bringen und die Natur die gesamte Arbeit alleine machen zu lassen – doch leider gedeihen die Pilze unter vielen modernen Praktiken schlecht.
Das Entfernen von Muttererde, moderne Feldaufbereitung, Begasung zur Schädlingsbekämpfung, Monokulturen sowie Straßen- und Hausbau sind nur einige der zahlreichen menschlichen Handlungen, die dem Pilzwachstum schaden. Wird das Gleichgewicht im Boden zerstört, verschwinden jedoch nicht nur die Pilze, sondern auch zahlreiche andere Lebewesen. Die Pflanzen, die unter diesen Bedingungen ertragreich wachsen sollen, müssen reichlich gedüngt und versorgt werden. Eine übermäßige Düngung kann jedoch wiederum dem Boden schaden. Im Grunde startet der Mensch so einen Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist. Das unglaubliche Potenzial, das in Mykorrhiza-Pilzen steckt, sollte daher auf keinen Fall vergessen werden. Wer zu Hause Pflanzen züchtet und insbesondere Bäume zur Verfügung hat, hat die Gelegenheit, durch die Pilzsymbiose einen Vorteil zu erhalten. Pilze zu züchten ist nicht nur um des Pilzes willen ein spannendes Unterfangen – der Pilz kann auch andernorts in Gärten zu Verbesserungen führen und so langfristig einen enormen Beitrag zu einer gesunden Umwelt leisten.
Leben mit & für andere: Die symbiotischen Verbindungen
Symbiotische Verbindungen dürfen ebenfalls zu den kleinen besonderen Naturwundern gezählt werden. Diese faszinierenden Naturphänomene verleihen der Natur ihr einzigartiges Aussehen. Zahlreiche Pflanzen – darunter auch Nutzpflanzen – sind auf die Zusammenarbeit mit anderen Lebewesen angewiesen. Das beginnt schon bei der Bestäubung durch Bienen. Für das gesamte Ökosystem sind die unterschiedlichsten Arten von Zusammenarbeit zwischen Lebewesen unbedingt notwendig.
Symbiosen finden sich überall
Das Wort Symbiose stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Zusammenarbeit zwischen Lebewesen“ oder „Lebensgemeinschaft“. Charakteristisch für Symbiosen ist der gegenseitige Nutzen – das unterscheidet symbiotische Wesen auch vorrangig von parasitären. Allerdings sind die Definitionen hier nicht immer eindeutig. So werden in Europa nur die Lebewesen, die in Gemeinschaften gegenseitigen Nutzens leben, als Symbiosen bildende Wesen bezeichnet. Im US-amerikanischen Raum hingegen ist Symbiose ein Überbegriff für alle Arten von Gemeinschaften – auch von parasitären. In vielen Symbiosen unterstützen sich die Lebewesen untereinander. Es gibt jedoch auch Symbiosen, in denen die Wesen ohneeinander nicht leben können. Lebewesen, die eine Symbiose eingehen, werden zudem als Wirt und Symbiont bezeichnet. Das größere Lebewesen ist der Wirt, das kleinere der Symbiont.
Erste Symbiosen wurden durch den deutschen Naturforscher Anton de Bary festgestellt.
Steckbrief:
Anton de Bary war ein deutscher Mediziner, Naturwissenschaftler, Mykologe und Botaniker. Er wurde am 26. Januar 1831 unter dem Namen Heinrich Anton de Bary in Frankfurt am Main geboren. 1849 begann er mit dem Medizinstudium, was er in Heidelberg und Marburg absolvierte. Schon 1853 promovierte er in Berlin. Nach einem Jahr Arbeit als Arzt entschied er sich für eine Laufbahn in der Botanik. Im Alter von nur 24 Jahren wurde er Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Freiburg. Neben seinen bahnbrechenden Erkenntnissen im Bereich der Flechten ist er vor allem auch durch seine Arbeit im Bereich der vergleichenden Anatomie von höheren Pflanzen, Algen und Pilzen bekannt geworden.
Er beschäftigte sich vorrangig mit Flechten, einer sehr engen Form von Symbiose zwischen Pilzen und Grünalgen oder Bakterien. So glaubte man vor seiner Zeit noch, dass Pflanzen im Krankheitsfall Pilze erzeugen. Anton de Bary jedoch fand heraus, dass der Pilz überhaupt die Ursache für die pflanzliche Krankheit war (da er als Parasit auf ihr lebte). Dies brachte die Forschung vermehrt in Richtung Zusammenschlüsse zwischen verschiedenen Lebewesen – wie etwa zwischen Pflanzen und Pilzen. Die vermehrte Forschung brachte de Bary bald in Richtung Symbiosen. Er musste feststellen, dass unter anderem Flechten Zusammenschlüsse aus zwei Lebewesen sind, die sich gegenseitig stärken (anders als die bis dahin überwiegend bekannten parasitären Pilze).
Gelbe und graue Flechten auf einem Baum
Am häufigsten kommen Symbiosen zwischen Pflanzen, Pilzen und Bakterien vor. Auch Symbiosen mit Tieren sind jedoch in der Natur vorhanden, wie die aus Bienen und Pflanzen (mit Blüte) oder Fischen und Muscheln.
Verschiedene Symbiosen
Symbiosen können auf verschiedene Arten und Weisen auftreten. Unterschieden werden sie insbesondere durch ihren Grad der gegenseitigen Abhängigkeit, der Art des Nutzens sowie der räumlichen Beziehung zwischen Wirt und Symbiont.
Symbiosen nach Grad der Abhängigkeit
Werden Symbiosen nach dem Grad der gegenseitigen Abhängigkeit unterschieden, lassen sich vor allem drei verschiedene Symbiosen festhalten:
1. Die Protokooperation (auch Allianz genannt)
2. Der Mutualismus
3. Die Eusymbiose
Protokooperation
Eine Protokooperation (aus dem Griechischen, „protos“ = „erster“, „vorderer“) oder Allianz ist eine Verbindung, die das Überleben der Beteiligten zwar erleichtert, jedoch keine notwendige Voraussetzung dafür ist.
Sowohl Wirt als auch Symbiont einer Protokooperation sind eigenständig überlebensfähig. Man spricht auch von einer fakultativen Symbiose. Trotzdem erhalten beide Wesen Vorteile durch die Symbiose, was den Nutzen erklärt. Die Protokooperation ist die schwächste Form der Abhängigkeit und die schwächste Form der Symbiose – Sie müssen sich dieses Zusammensein wie eine Kooperation zwischen Geschäftspartnern vorstellen.
Ein gutes Beispiel für die Protokooperation stellt die Symbiose aus Madenhacker und Wildtieren dar. Madenhacker sind Vögel, die kleine Parasiten und Insekten fressen. Sie gehen mit großen Wildtieren – etwa Rehen – eine Putzsymbiose ein: Sie picken Parasiten, die sich in Fell und Haut des Wildtieres eingenistet haben, heraus und fressen sie. Die Vögel erhalten Nahrung und die Wildtiere leben parasitenfrei. Der Madenhacker könnte sich aber auch anderswo Nahrung beschaffen und das Wildtier würde auch mit den kleinen Plagegeistern weiterleben.
Mutualismus
Der Mutualismus ist die mittlere Form der Abhängigkeit (der Begriff kommt aus dem Lateinischen, „mutuus“ = „gegenseitig“, „wechselseitig“)
Auch hier können Symbiont und Wirt eigenständig überleben, erhalten durch die Symbiose aber weitaus größere Vorteile und Überlebenschancen.
Ein spannendes Beispiel hierfür sind Seeanemonen, die sich auf Muscheln von Einsiedlerkrebsen festsetzen. Sie schützen mit ihrem Gift den Krebs vor Fressfeinden. Gleichzeitig trägt der Krebs die Anemone durch die Gegend, was ihr eine größere Chance auf Beute bietet. Die Anemone könnte sich alleine nicht fortbewegen. Im Vergleich zur Allianz aus Wildtier und Madenhacker lassen sich hier insbesondere zwei Unterschiede feststellen: Die Vorteile der Symbiose sind im Fall von Krebs und Seeanemone deutlich größer und die Verbindung ist deutlich langlebiger. Die Seeanemone setzt sich auf der Muschel des Krebses fest, während sich der Vogel nur kurz auf dem Wildtierrücken absetzt und bald wieder weiterfliegt.
Eusymbiose
Die stärkste Form der Symbiose schließlich ist die Eusymbiose (abgeleitet aus dem Griechischen, „eu“ = „gut“, „hervorragend“).
Dabei sind Symbiont und Wirt so abhängig voneinander, dass sie nur miteinander überlebensfähig sind. Diese Symbiose wird daher auch als obligatorische oder obligate Symbiose bezeichnet.
Ein spannendes Beispiel hierfür sind Blattschneideameisen und Ameisenpilze. Die Ameisen legen Pilzfarmen an, vermehren und pflegen die Pilze und ernähren sich im Anschluss von ihnen. Sie sorgen jedoch stets dafür, dass der Pilz weiterlebt und größer wird, da ihnen sonst auch die Nahrung ausgehen könnte. Sie brauchen den Pilz zum Überleben. Der Pilz wiederum wird durch die Ameisen vor dem tödlichen Schlauchpilz geschützt. Ohne die Ameisen könnte er schnell von ihm befallen und vernichtet werden. Auch er benötigt die Ameisen überwiegend zum Überleben. Spannend an dieser Symbiose ist, dass sich die Ameisen selbst von dem Pilz ernähren und gleichzeitig für sein Überleben verantwortlich sind.
Symbiosen nach Art des Nutzens
Symbiosen können auch nach der Art des Nutzens eingeteilt werden. Dabei können sie insbesondere folgende Nutzen haben:
1. Fortpflanzung
2. Stoffwechsel
3. Schutz
Pilze, die mit Pflanzen Symbiosen eingehen und einander gegenseitig mit Nährstoffen versorgen, gehen beispielsweise eine Stoffwechselsymbiose ein. Bienen, die Pflanzen bestäuben, leben in einer Fortpflanzungssymbiose. Und Ameisen, die Blattläuse beschützen, weil sie aus ihnen Zuckerlösungen gewinnen, bilden für die Blattläuse eine Schutzsymbiose.
Symbiosen nach räumlicher Beziehung
Die Unterscheidung nach räumlicher Beziehung findet ebenfalls in drei Kategorien statt:
1. Die Endosymbiose
2. Die Exosymbiose
3. Die Ektosymbiose
Endosymbiose
Die Endosymbiose (Endo = aus dem Griechischen für „innerhalb“) bezeichnet eine Symbiose, bei der der Symbiont in den Körper des Wirtes aufgenommen wird. Er lebt fortan in diesem Körper und kann sich dort ernähren. Im engeren Sinne wird zwischen der primären Endosymbiose (ein Organismus mit einem Zellkern geht die Verbindung mit einem Bakterium ein) und der sekundären Endosymbiose (zwei Organismen ohne Zellkern gehen eine Beziehung ein) unterschieden. Die Lebewesen entwickeln sich meist zu anderen Organismen weiter.
Exosymbiose
Bei der Exosymbiose (Exo = aus dem Griechischen für „außerhalb“) sind Wirt und Symbiont nur oberflächlich miteinander verbunden. Beispiele sind bestimmte Flechtenarten, bei denen der Pilz die Grünalge nur umklammert. Im Rahmen der Exosymbiose lebt der Symbiont nicht in oder auf seinem Wirt, sondern eher neben ihm. Allerdings sitzt er dort meist permanent.
Ektosymbiose
Bei der Ektosymbiose (Ekto = aus dem Griechischen für „außer“, „außerhalb“) lebt der Symbiont außerhalb des Wirtes, setzt sich aber vorübergehend auf ihm nieder – beispielsweise die Bienen und Blüten oder der Madenhacker und die Wildtiere.
Symbiosen in der ganzen Welt
Eine Symbiose zeichnet sich durch den gegenseitigen Vorteil beider Parteien aus. Daneben kennt die Natur noch zwei andere Zusammenkünfte von Lebewesen: Den Kommensalismus, auch Probiose genannt, und den Parasitismus. Im Parasitismus erhält ein Lebewesen, wie bereits erwähnt, Nachteile.
Probiose
Im Kommensalismus bzw. in der Probiose hat eine Partei Vorteile, ohne dass die andere Partei dadurch stark beeinflusst wird. Der Organismus mit den Vorteilen wird Kommensale oder auch Gast genannt. In einer solchen Beziehung ist es dem anderen Lebewesen egal, ob die Zusammenkunft gebildet wird oder nicht. Beispiele dafür finden sich vor allem in der Tierwelt:
So folgen einige Aasfresser Jägern durch die Savanne, um sich nach ihnen an den Resten der erbeuteten Tiere zu nähren. Während die Aasfresser durch die Jäger einen erheblichen Vorteil ziehen – mitunter sogar auf sie angewiesen sind –, erfahren die Jäger selten Vor- oder Nachteile durch die Aasfresser. Sofern die Aasfresser nur verzehren, was die Jäger sowieso übrig lassen, ist es ihnen egal, ob sie ihnen folgen oder nicht.
Einige Höhlenbrüter unter den Vögeln nutzen die vom Specht geschlagenen Baumhöhlen zum Brüten. Spechte bilden jedes Jahr neue Höhlen, verwenden ihre alten also nicht wieder. Ihnen ist es egal, wer sich nach ihnen in die leer stehenden Höhlen einnistet. Die Höhlenbrüter hingegen haben so bereits eine geeignete Höhle gefunden, ohne viel dafür tun zu müssen.
Der Fisch Bitterling nutzt Muscheln als Ablage für seine Eier. Er ist zwingend auf die Muscheln angewiesen, während die Muschel durch diese Koexistenz weder Vor- noch Nachteil erfährt.
Neutralismus
Entstehen in einer Probiose weder Vorteile noch Nachteile, spricht man von einem Neutralismus. Auch solche Bindungen sind in der Natur vorhanden. So bilden beispielsweise einige Krebse und Seepocken Verbindungen, die scheinbar keinerlei Nutzen für eine Partei haben. Allerdings ist der fehlende Nutzen sehr schwer nachzuweisen. Viel mehr ist es so, dass kein Nutzen nachgewiesen werden kann – und darauf das Gegenteil geschlossen wird.
Symbiogenese
Letztlich gibt es in der Natur sogar Symbiosen, bei denen unterschiedliche Lebewesen miteinander verschmelzen. Sie bilden dann ein neues Lebewesen. Dieser Vorgang wird Symbiogenese genannt. Dazu gehören vor allem Endo- und Ektosymbiosen im mikrobiellen Bereich. Ein gutes Beispiel für die Symbiogenese sind Flechten. Diese Wesen entstehen aus der Symbiose zwischen Pilzen und Grünalgen. Erst durch den Zusammenschluss beider Arten entsteht die typische Wuchsform, die an ein Geflecht erinnert. Der Kontakt zwischen den Pilzen und den Grünalgen kann auf unterschiedliche Art und Weise hergestellt werden. Pilze können locker neben dem Symbiosepartner liegen, ihn mit ihren Hyphen umklammern oder sogar in ihn eindringen. Dringt der Pilz in den Symbiosepartner ein, ist dies ein klassisches Beispiel für Symbiogenese durch Endosymbiose (also eine Symbiose, bei der der Symbiont in den Körper des Wirtes aufgenommen wird). Liegt der Pilz hingegen locker neben dem Wirt, entsteht eine Ektosymbiose, aus der über kurz oder lang die Symbiogenese entsteht. Pilze, die ihren Wirt umklammern, bilden wiederum eine exosymbiotische Verbindung, aus der dann wiederum die Symbiogenese entsteht.
Symbiosen treten in allen möglichen Formen und Varianten auf. Übrigens gehen auch Menschen Symbiosen ein: So leben in unseren Körpern Bakterien in einem endosymbiotischen Zustand (= Aufnahme im Körper). Sie leben in der menschlichen Darmflora und sind dort in einem mutualistischen Zustand (=mittlere Abhängigkeit). Ohneeinander könnten Mensch und Bakterium zwar überleben, sie hätten aber erhebliche Nachteile. Die Darmflora des Menschen wäre beispielsweise aus dem Gleichgewicht und dadurch würde unser Immunsystem geschwächt sein. Die Bakterien wiederum finden im menschlichen Darm eine besondere Nährstoffgrundlage vor, die sie andernfalls aufgeben müssten.
Mykorrhiza und ihre Partner – die Symbiosewunder der Natur
Mykorrhiza-Pilze sind einer der wichtigsten Symbiose-Partner in der Natur, wie wir bereits wissen. Sie versorgen die Pflanzen und gewährleisten so ein reichhaltiges Wachstum. Sie sichern Wälder und halten den Boden gesund. Etwa 90 % der Mykorrhiza gehen Endosymbiosen ein. Dabei wird eine Form der Symbiose eingegangen, bei der die Hyphen des Pilzes in pflanzliche Wurzelzellen eindringen, um dort einen Austausch von Nährstoffen und Wasser gegen Kohlenhydrate stattfinden zu lassen. Der Pilz bietet Nährstoffe und Wasser aus dem Boden und die Pflanze gibt dem Pilz die Kohlenhydrate. Die pflanzlichen Partner sind überwiegend Sträucher, Blattpflanzen, Beeren, Obstbäume, Nussbäume, einige Gemüsearten, Blumen, aquatische Arten und solche, die in Feuchtgebieten vorkommen. Unter anderem profitieren die folgenden gewerblich interessanten Pflanzen von einer Endomykorrhiza:
- Ahorn
- Akazie
- Artischocke
- Bambus
- Baumwolle
- Birne
- Chrysantheme
- Dattelpflaumenbaum
- Erbsen
- Erdbeere
- Farn
- Gardenien
- Gummibaum
- Hanf
- Johannisbeere
- Kaffee
- Klee
- Knoblauch
- Liguster
- Magnolie
- Mammutbaum
- Olive
- Palme
- Pfeffer
- Reis
- Rose
- Salbeistrauch
- Sellerie
- Süßkartoffel
- Tabak
- Teepflanze
- Ulme
- Weizen
- Zitrusfrüchte
- Zuckerrohr
Pflanzen, die mit Mykorrhiza ektosymbiotische Verbindungen, das heißt, bei denen die Pilze nur oberflächlich auf dem Wirt sitzen, eingehen, sind insbesondere:
- Bärentraube
- Birke
- Eiche
- Erle
- Fichte
- Kastanie
- Lärche
- Pappel
- Pekannuss
- Pinie
- Tanne
- Walnuss
Zu den wenigen Pflanzen, die keine Symbiose mit dem Mykorrhiza eingehen, gehören die folgenden:
- Brokkoli
- Kohl
- Blaubeere
- Cranberry
- Heidelbeere
- Rhododendron
Ein Zwischenstand
Sie haben jetzt viel über die biologischen Hintergründe der Pilzwelt gelernt: welche Arten von Pilzen es gibt, was Vitalpilze sind und wie sie mit anderen Lebewesen in Verbindungen stehen. Insbesondere Symbiosen sind spannende Verbindungen, da der große gegenseitige Nutzen auch in vielen anderen Bereichen spannend sein kann, etwa im Rahmen der Medizin, in der Gesundheitsforschung sowie in der Landwirtschaft. Pilze haben ein großes verstecktes Potenzial, das sicherlich noch nicht voll ausgereizt wird. Sie bereichern die Natur, die Medizin und auch den eigenen Garten zu Hause. In den nächsten Kapiteln tauchen Sie tiefer in die Thematik des Anbaus von Pilzen ein. Zunächst erfahren Sie alles über die Basics der Pilzzucht. Später finden Sie dann eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung.