Pilzzucht im Garten

Wenn Sie über einen Garten verfügen, haben Sie viele Möglichkeiten, Pilze zu züchten. Je nach Jahreszeit können Sie draußen die unterschiedlichsten Pilze kultivieren und im Grunde das ganze Jahr über neue Pilze zur Verfügung haben. Zu den bekanntesten Pilzen, die sich bestens im Garten ziehen lassen, gehören die folgenden:

- Austernpilze

- Stockschwämmchen

- Shiitakes

- Samtfußrüblinge – besser als Winterpilze bekannt

- Kräuterseitlinge

- Champignons

- Riesenträuschlinge (Braunkappen; insbesondere auf Stroh)

Nährböden im Garten sind vorwiegend Laubholzarten, alte Holzstämme oder Holzhäcksel.

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Zur Erinnerung: Am besten eignen sich Laubholzarten wie Buche, Eiche, Kastanie, Birke, Ahorn und Weide.

Auch einige Obstbäume, wie Apfel, Kirsche, Pflaume und Birne, sind für verschiedene Pilze geeignet. Die wenigsten Pilze lassen sich auf Nadelhölzern ziehen. Austernpilze gedeihen beispielsweise jedoch auch auf Fichten. Zwar bevorzugen sie in der Regel Laubhölzer, allerdings sind sie auch in der Natur immer wieder auf Fichten, selten auch auf anderen Nadelgehölzen zu finden.

Eine andere Möglichkeit, Pilze im Garten zu ziehen, ist das Anlegen eines Pilzgartens oder auch Pilzbeetes. Dabei empfiehlt es sich jedoch, professionell vorgezogene, fertige Pilzkulturen oder zumindest professionell gefertigte gute Substrate zu verwenden. Andernfalls kann sich die Wartezeit bei dieser Art sehr in die Länge ziehen. Bei einem Pilzbeet werden Substrate und Pilzkulturen direkt in den Boden gegeben. Ein ausgegrabenes Beet direkt in der Gartenerde fungiert als Behälter. Der Vorteil professioneller Kulturen und Substrate ist bei dieser Variante auch, dass Keime geringere Chancen haben. Während die Beete nicht sterilisiert werden können, können zumindest professionell steril gehaltene Substrate verwendet werden.

Im Folgenden lernen Sie alles, was Sie beim Kultivieren von Pilzen im Garten beachten müssen, beginnend beim Equipment bis hin zu allen notwendigen Schritten.

Equipment: Was man benötigt


Zunächst benötigen Sie die richtige Ausrüstung. Je nach Anbaumethode kann sich diese ein wenig unterscheiden. Grundsätzlich benötigen Sie jedoch keinerlei Spezialwerkzeuge oder Ähnliches. Die Outdoor-Pilzzucht ist die natürlichste Form und greift nur sehr wenig in den natürlichen Wuchs der Pilze ein. Die meisten Ausrüstungsgegenstände werden Sie sehr wahrscheinlich bereits zu Hause haben. Unabhängig von der Anbaumethode werden jedoch diese Dinge nützlich sein:

- Gießkanne oder Wasserschlauch

- Spaten (vor allem für Pilzbeete) und Schaufel

- Ast- und Heckenschere

- Schneckenzaun

- Bohrmaschine und Holzbohrer

- Abdeckplane, Schattiergewebe oder Jutesäcke

- Pflanzenholz (alternativ auch ein Besenstiel)

- Für Pilzbeete: eine automatische Tröpfchenbewässerung

Viele dieser Gegenstände haben Sie wahrscheinlich schon zu Hause liegen. Falls Sie ein absoluter Anfänger auf dem Gebiet des Gärtnerns und der Pilzzucht sind, können Sie alle hier erwähnten Gegenstände auch in jedem Baumarkt und Gartencenter und sogar in vielen gut ausgestatteten Supermärkten erhalten. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie Baumstämme präparieren und was Sie bei der Zucht auf Baumstämmen noch beachten sollten.

Pilzzucht auf Baumstämmen (Laubholz)

Eine große Anzahl von Pilzen wächst bestens auf Holzstämmen – denn dort wachsen sie auch in der Natur. Daher gehört diese Anbaumethode zu den beliebtesten und vor allem natürlichsten Verfahren bei der Pilzzucht. Finden Sie einen feuchten Platz im Garten, benötigen Pilze auf Laubholzbaumstämmen so gut wie gar keine Pflege. Je nachdem, wie groß Ihr Baumstamm ist und welche Holzart Sie nutzen, können Sie sogar mehrere Jahre lang von dem gleichen Baumstamm Pilze ziehen. Viele Pilzarten werden Ihnen auf diesem Untergrund zwischen drei und sechs Jahren immer wieder neuen Ertrag geben. Weiche Hölzer bieten dabei weniger lang frische Pilze als harte Hölzer. Das liegt daran, dass die Nährstoffe aus weichen Hölzern in der Regel wesentlich schneller aufgebraucht sind. Zu den weichen Laubhölzern zählt beispielsweise die Birke. Zu den harten Laubhölzern zählen Buche oder Eiche. Auf Laubhölzern können Sie mit den folgenden Pilzarten Ihr Glück versuchen:

- Austernpilze

- Shiitake-Pilze

- Stockschwämmchen

- Rosenseitling

- Zitronenpilz

- Samtfußrübling (Enoki)

- Igelstachelbart (Pom-Pom)

Der Austernpilz und das Stockschwämmchen wachsen auch auf einem Nadelholzbaumstamm. Am besten eignet sich dafür Fichte.

Die Zucht auf dem Baumstamm hat viele Vorteile (beispielsweise die natürliche Art und die pflegeleichte Zucht), allerdings kann die Zucht etwas länger dauern als an anderen Orten. In der Regel werden Sie sich nach dem Beimpfen des Baumstammes einige Monate – teilweise sogar bis zu zwölf – lang gedulden müssen. In dieser Zeit ist das Pilzmyzel hochaktiv und wächst zunächst versteckt im Holz und unter der Rinde. Nach einigen Monaten ist dann das Pilzmyzel groß genug und kann Fruchtkörper bilden. Nach einigen Jahren wächst das Myzel so weit, dass der Baumstumpf von innen morsch wird. Dann sind die Nährstoffe langsam aufgebraucht, der Baumstumpf ist vollständig ausgenutzt und Veränderungen des Holzes sind von außen feststellbar.

Die Beschaffenheit des Holzes

Achten Sie darauf, dass das Holz möglichst frisch geschlagen ist. So sind noch möglichst viele Nährstoffe vorhanden und andere Keime und Zersetzer haben sich noch nicht tief in den Baumstumpf eingenistet. Holz, das älter als vier Monate ist, ist in der Regel bereits durch Keime und konkurrierende Pilzarten besiedelt. Auch die Baumrinde des Stumpfes sollte noch unbeschädigt sein. Der frisch geschlagene Baumstumpf sollte dann jedoch vier Wochen abgelagert werden. Andernfalls ist der Rest des Baumes noch voll von Pilzabwehrstoffen, die den Baum in der Natur vor der Übernahme unerwünschter Pilze schützen sollen. Bleibt der tote Baumstumpf jedoch vier Wochen lang liegen, können sich die Stoffe abbauen. Alternativ können Sie einen Baumstumpf wählen, der bereits ein wenig älter ist, jedoch idealerweise nicht älter als zwei bis drei Monate. Ausreizen sollten Sie dieses Fenster jedoch nicht, sofern es Ihnen möglich ist. Der ideale Baumstumpf hat außerdem einen Durchmesser von zehn bis 30 Zentimetern. Sie haben also recht viel Spielraum bei der Größe. Der Shiitake ist dahingehend etwas anspruchsvoll und hat gerne einen Baumstamm von 15 bis 20 Zentimetern Durchmesser.

Ist der Baumstumpf lange genug abgelagert worden, bewässern Sie ihn. So sorgen Sie für ausreichend Feuchtigkeit. Danach ist er im Grunde bereits bereit, um von der Pilzkultur angereichert zu werden. Für das sogenannte Beimpfen gibt es verschiedene Methoden. Im Folgenden werden diese nacheinander vorgestellt.

Methoden


In diesem Abschnitt lernen Sie die wichtigsten Methoden zum Beimpfen des Baumstammes kennen. Sie können dabei zwischen wählen.

• der Dübelmethode,

• der Bohrlochmethode und

• der Schnittimpfmethode

Alle Methoden werden Ihnen im Folgenden detaillierter vorgestellt, sie haben alle jeweils ihre Vor- und Nachteile. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass die Dübelmethode überwiegend die effektivere ist. Welche Methode sich für Ihren Fall eignet, hängt auch von den Umständen des Einzelfalls ab. Persönliche Vorlieben, Umgebungsbeschaffenheit und Pilzarten können dabei eine Rolle spielen.

Dübelmethode: Pilzzucht mit Pilzdübeln/Impfdübeln

Die einfachste Methode, einen Holzstamm mit Pilzen zu beimpfen, ist die sogenannte Dübelmethode. Mit ihr gelingt das Beimpfen recht schnell und unkompliziert. Außerdem werden kaum Werkzeuge benötigt. Die Dübelmethode hat ihren Namen danach erhalten, dass tatsächlich kleine Holzdübel zum Beimpfen eingesetzt werden. Und so geht‘s:

Durchführung:

1. Ist der Holzstamm vorbereitet und bewässert worden, werden kleine Löcher ringsum in den Stamm gebohrt. Die Löcher sollten in etwa einen Durchmesser von neun Millimetern haben. Am einfachsten gelingt dies mit einem Holzbohrer.

2. Diese Löcher werden dann mit sogenannten Pilzdübeln besteckt. Pilzdübel sind kleine Holzdübel, die mit einer Pilzkultur angereichert wurden. In ihnen wachsen bereits die Pilzmyzelien. Sie können die Pilzdübel im Fachhandel vor Ort oder online finden. Damit die Pilzdübel fest im Holz sitzen, sollten sie anschließend mit einem Hammer eingeschlagen werden – gerade so, dass sie stabil im Loch sind.

3. Im Anschluss geben Sie dem Pilz einige Wochen bis Monate Zeit, den Stamm zu durchwachsen. Haben Sie die Pilzdübel rundum eingeschlagen, unterstützt dies das umfassende Wachstum der Kulturen. Die Pilze können den Baumstamm von allen Seiten aus einnehmen.

4. Verschließen Sie die Impflöcher am besten, bevor Sie den Stamm für eine gewisse Dauer in Ruhe lassen. Dafür können Sie Wachs oder Klebeband nutzen, auch Frischhaltefolie eignet sich gut. Denken Sie daran, dass es mehrere Monate dauern kann, bis der Stamm vollständig bewachsen ist. Während dieser Zeit sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Umgebungsbedingungen für den Pilz zufriedenstellend sind.

Bohrlochmethode: Pilzzucht mit Körnerbrut und Substratbrut

Eine Alternative und Abwandlung der Dübelmethode ist die Bohrlochmethode.

Durchführung:

1. Auch hier bohren Sie Löcher in den Baumstamm, allerdings sollten diese deutlich größer sein als bei der Dübelmethode. Ein Loch sollte einen ungefähren Durchmesser von 20 bis 30 Millimetern haben. Sie können solche Löcher mit einem sogenannten Forstnerbohrer oder Schlangenbohrer in den Holzstamm bohren.

2. Anschließend werden die Löcher mit Körnerbrut aus dem Fachhandel oder Substratbrut (ähnlich wie Körnerbrut, jedoch nicht auf nährstoffreicher Körnerbasis, sondern auf Substratbasis) gefüllt.

3. Danach verschließen Sie die Löcher mit kleinen Holzscheiben. Wenn Sie die Pilze zusätzlich abschirmen möchten, können Sie, wie auch bei der Dübelmethode, noch Wachs zum Versiegeln nutzen. Sie sollten jedoch unbedingt an die Holzscheiben denken, damit die Pilze gut anwachsen können. Außerdem ist dieser feste Verschluss bei der Körnerbrut besonders wichtig, da andernfalls Fressfeinde schneller an die Pilzkulturen gelangen. Für Insekten, Vögel und Mäuse sieht die Körnerbrut nämlich wie ein gefundenes Festmahl aus.

4. Auch bei der Bohrlochmethode sollten Sie möglichst viele Löcher rund um den Stamm herum bohren. Da Löcher in dieser Größe gerade in Hartholz nicht leicht zu bohren sind, sollten Sie wirklich an gutes Equipment, wie eine gute Forstner-Bohrmaschine, denken. Eine einfache Bohrmaschine für den Hausgebrauch kommt bei Hartholz und solch großen Löchern schneller an ihre Grenzen. Da Überhitzungsgefahr besteht, kann dieser Fehlgriff schnell gefährlich werden.

Da nicht jeder eine spezielle Bohrmaschine zu Hause hat, kommt dieses Verfahren vor allem in der professionellen Pilzzucht zum Einsatz.

Schnittimpfmethode: Pilzzucht mit Körnerbrut und Substratbrut

Die dritte Variante der Baumstamm-Zuchtmethoden ist die sogenannte Schnittimpfmethode.

Durchführung:

1. Dabei schneiden Sie – wie der Name schon verrät – mehrere Schnitte in den Baumstamm, die zu einem Drittel des Baumstammdurchmessers in den Baum hineingehen. Nutzen Sie dafür am besten eine Kettensäge.

2. Diese Schnitte werden im Anschluss mit Körnerbrut oder mit Substratbrut gefüllt. Auch für diese Methode empfiehlt es sich, mehrere Schnitte um den Stamm herum zu sägen. Achten Sie allerdings darauf, nicht zu übermütig zu werden und den ganzen Stamm zu zersägen. Bei tiefen Schnitten sollten Sie ein wenig vorsichtiger sein als bei Bohrungen – überladen Sie den Baumstamm nicht mit Löchern, andernfalls haben die Pilze nicht mehr viel Platz zum Nähren.

Als Faustregel können Sie sich merken:

Pro Meter Holz etwa drei Schnitte.

3. Haben Sie alle Schnitte mit Pilzbrut gefüllt, verschließen Sie auch hier wieder die Öffnungen. Dafür können Sie am besten Klebeband oder Frischhaltefolie nutzen. Darunter bleibt es für die Pilze warm und feucht und Fressfeinde kommen nur schwer daran vorbei.

Ein Vorteil dieser Methode ist, dass sich dank der Kettensäge und der geringen Anzahl an notwendigen Schnitten in kürzester Zeit mehrere Baumstämme mit Pilzen beimpfen lassen. Die Dübelmethode und die Bohrlochmethode benötigen in der Regel wesentlich mehr Zeit, da es viel umständlicher ist, kleine Löcher zu bohren. Auch das Füllen der Schnitte mit Pilzbrut geht in der Regel schneller als das Befüllen der zahlreichen Löcher der Bohrlochmethode. Die Nachteile dieser Variante: Zum einen ist diese Methode nur möglich, wenn Sie eine Kettensäge besitzen und auch damit umgehen können. Zum anderen verliert der Baumstamm durch die tieferen Schnitte leichter an Stabilität. Mit zunehmendem Alter der Pilze verliert das Holz allerdings auch unabhängig von der Beimpfungsmethode an Stabilität. Schließlich zersetzt der Pilz das Holz, indem er sich davon nährt. Sie werden also auf keinem Holzstamm ewig Pilze züchten können, egal, welche Methode Sie zum Beimpfen wählen. Das Gute an der Nachricht: Da diese Art, Pilze zu ziehen, ansonsten nicht viel Aufwand erfordert, können Sie jederzeit von Neuem beginnen.

Holz ist nicht gleich Holz: Was ist für welchen Pilz geeignet?


Holz ist nicht gleich Holz – so viel haben Sie im Rahmen dieses Buches schon gelernt. Manche Arten Holz eignen sich besser als andere. Außerdem muss Holz in der richtigen Verfassung sein, um eine gute Basis für die Pilzzucht zu bieten. In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns daher mit verschiedenen Holzarten und damit, welcher Pilz welches Holz besonders gerne mag.

Hölzer werden vorwiegend anhand ihrer Härte unterschieden. So teilt man die Hölzer vorwiegend in Hartholz und Weichholz. Hartholz besitzt einen großen Anteil an Fasern, ist insgesamt sehr fest und schwer und ist dadurch meistens auch schwerer zu bearbeiten. Weichholz ist entsprechend seiner Bezeichnung weniger fest und leichter. Es lässt sich daher auch leichter bearbeiten. Zu den Hartholzarten zählen vorwiegend Laubhölzer wie Eiche, Buche, Kirsche, Ahorn, Nussbäume, Birke und auch der immergrüne Baum Eibe. Zu den Weichholzarten zählen hingegen Linde, Kastanie, Erle und Zirbel.

Eine andere Art, Hölzer zu differenzieren, ist anhand ihres Anteils von sogenanntem Splintholz und Kernholz.

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Splintholz ist die Bezeichnung für die äußere Baumschicht. Dieses Holz ist jung, physiologisch aktiv und sorgt vor allem für die Wasser- und Nährsalzweiterleitung in die Baumkrone. Außerdem ist das Splintholz für die Zucker- und Stärkespeicherung verantwortlich. Auf einem abgeschnittenen Baumstumpf lässt sich das Splintholz häufig von der inneren Schicht – dem Kernholz – anhand der Helligkeit unterscheiden. Splintholz ist bei vielen Baumarten deutlich heller. Kernholz hingegen ist die Mitte des Baumstammes, also die innere Schicht. Kernholz ist totes Holz, das jedoch sogenannte phenolische Inhaltsstoffe (organische Ringverbindungen) besitzt, welche die Zellwände der Pflanze imprägnieren. Dies verleiht dem Holz meist eine stabilere Dauerhaftigkeit. Kernholz ist in der Regel deutlich dunkler als Splintholz und außerdem wesentlich fester. Bei vielen Baumarten ist Splintholz so weich, dass es für die Industrie und das Handwerk kaum nutzbar ist. Bei vielen Baumarten wird Splintholz mit zunehmendem Alter zu Kernholz. Diesen Vorgang nennt man Verkernung.

Einige Pilze bevorzugen die eine oder andere Art Holz. Doch welches Holz sollten Sie nehmen, wenn Ihr Pilz beide Holzarten mag? Das ist ganz davon abhängig, welche Prioritäten Sie setzen möchten: Hartholz bietet häufig mehr Ertrag, da es länger dauert, das feste Holz zu zersetzen. Der Pilz braucht mehr Zeit, um sich durch das ganze Holz durchzuarbeiten, deshalb können Sie meistens mehrere Jahre von diesem Holz zehren. Allerdings dauert es auch länger, bis das Pilzmyzel den Baumstamm durchwachsen hat. Deshalb erhalten Sie den ersten Ertrag auch erst nach deutlich längerer Zeit. Weichholz zeigt wiederum einen schnellen Ertrag, da der Pilz viel rascher durch das weiche Holz kommt. Dafür zersetzt er es auch schneller und Sie werden weniger Jahre von dem gleichen Stamm zehren können. Ähnliches gilt übrigens auch für Splint- und Kernholz. Je größer der Anteil des weicheren Splintholzes, desto leichter kann sich der Pilz durch den Stamm fressen. Je größer der Anteil des Kernholzes, desto länger dauert es. Damit Sie bereits eine grobe Idee bekommen und besser planen können, hier eine Übersicht der bekanntesten Pilze für die Heimzucht und darüber, welche Holzart sie mögen:

Austernpilz:

- Buche

- Eiche

- Birke

- Weide

- Esche

- Pappel

- Ahorn

- Esskastanie

- Obstbäume wie Apfel, Kirsche, Pflaume

Shiitakes:

- Buche

- Eiche

- Birke

- Ahorn

- Esskastanie

- Obstbäume wie Apfel, Kirsche, Pflaume

Kräuterseitling:

- Wächst bevorzugt auf den Wurzeln von Kräutern und Stauden

- Bevorzugt kein Holz

- Wird besser auf Substrat gezogen

Löwenmähne:

- Buche

- Eiche

- Birke

- Obstbäume wie Apfel, Kirsche, Pflaume

Zitronenpilz:

- Buche

- Birke

- Weide

- Pappel

- Ahorn

Diese fünf Pilze gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Pilzen für die Heimzucht. Im nächsten Abschnitt lernen Sie alles über den richtigen Zeitpunkt des Beimpfens.

Der richtige Zeitpunkt für die Pilzzucht auf Baumstämmen


Auf Baumstämmen werden Pilze draußen an der frischen Luft gezogen. Entsprechend spielt die Umgebungsbeschaffenheit eine große Rolle. Anders als im Haus können Sie die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit nicht regeln. Daher kommt es für die erfolgreiche Pilzzucht auf Baumstämmen auch auf die richtige Zeit an. Kurz gesagt: Die beste Zeit für die meisten Pilze (darunter auch die Austernpilze) ist im Frühjahr, etwa nach der Zeit der letzten Fröste. Man sagt auch beim Gärtnern, dass man bei den meisten Pflanzen bis zu den Eisheiligen im Mai warten soll, da es bis dahin noch zu überraschendem Nachtfrost kommen könnte. Ganz so lange müssen Sie vielleicht nicht warten – aber wer auf Nummer sicher gehen möchte, darf sich an dieser Markierung orientieren.

Myzelien wachsen erst ab zehn Grad Celsius gut. Darunter ist es zu kalt für den Pilz, um sich wohlzufühlen. Diese Temperaturen sind durch die Sonnenstrahlen im Frühjahr jedoch häufig schon ab März erreicht. Sie können also auch bereits im März Erfolg mit der Pilzzucht im Freien haben. Pilze sterben normalerweise nicht direkt durch den Frost. Allerdings verlangsamen die niedrigen Temperaturen das Wachstum der Pilzmyzelien deutlich. Das wiederum bedeutet: Bei niedrigen Temperaturen schreitet die Entwicklung des Myzels nur schwach voran, während zahlreiche kälteresistente Mikroorganismen die Zeit nutzen und Nährstoffe aus dem toten Baum ziehen können. Die Mikroorganismen, die in diesen Temperaturen bestens gedeihen, sind klar im Vorteil und können die Nährstoffe dem Pilz komplett ‚wegnehmen‘. Im schlechtesten Fall kann dies zu einem vollständigen Ertragsausfall führen.

Wenn Sie die Pilze später im Jahr anpflanzen möchten, sollten Sie aus diesem Grund bis spätestens September handeln. Bis dahin sind die Temperaturen in der Regel noch warm genug, um das Pilzwachstum zu fördern. Frisch beimpfte Myzelien überstehen den kalten Winter aufgrund des stark beschleunigten Wachstums meistens nicht und sollten in einem frostfreien, wärmeren Lagerplatz untergebracht werden. Lagern Sie den Baumstumpf während der Wintermonate am besten im Keller, Wintergarten oder an einem anderen frostsicheren Ort. Haben Sie einen definitiv frostsicheren Ort zur Lagerung gefunden, können Sie die Pilze auch bereits im Winter vorbereiten, beimpfen und im Frühjahr hinausbringen. Die sicherere Variante ist jedoch das Abwarten bis zum Frühjahr.

Ist das Pilzwachstum erst einmal in Gang gebracht, ist weniger Vorsicht geboten. Das Myzel wird im nächsten Winter nicht absterben und hat sich bereits stark genug ausgebreitet, um den Baumstumpf einzunehmen. Andere Organismen haben nun weniger Chancen, dem Pilz Konkurrenz zu machen. Daher können Sie den Baumstumpf im nächsten Winter ruhigen Gewissens im Garten stehen lassen.

Tipps & Tricks für die Pflege Ihrer Pilzzucht auf Baumstämmen


In diesem Abschnitt erhalten Sie noch ein paar Tipps und Tricks für die Pilzpflege auf Baumstämmen. Die Pflege ist in der Regel nicht sehr anspruchsvoll, doch schon wenige kleine Tricks können das Ergebnis maßgeblich verbessern.

Tipp 1: Die richtige Feuchtigkeit

Die richtige Feuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Anzucht der Pilze. Überprüfen Sie die Feuchtigkeit regelmäßig und bewässern Sie den Baumstamm, falls notwendig. Wenn Sie dazu neigen, derartige Dinge zu vergessen, oder die Pilze nicht automatisch täglich im Blickfeld haben, stellen Sie sich einfach eine Erinnerung ins Handy. Im Zweifelsfall gilt: Die Pilze mögen es lieber ein wenig zu feucht als ein wenig zu trocken.

Tipp 2: Die richtige Temperatur

Während der Durchwuchsphase – also der Phase, in der das Myzel beginnt, den Baumstumpf zu durchziehen – sind Temperaturen von mindestens fünf bis 20 Grad optimal. Viele Pilze fühlen sich ab zehn Grad am wohlsten. Auch höhere Temperaturen verkraften die meisten Pilze, jedoch sollten Sie Temperaturen von mehr als 30 Grad vermeiden. Dies ist für die meisten Pilze zu heiß. Außerdem vertrocknet das Holz bei derartigen Temperaturen schnell.

Tipp 3: Geduld ist das Zauberwort

Die Durchwuchsphase kann auf einem Baumstamm mehrere Monate dauern. Je nach Bedingungen sollten sie mit sechs bis zwölf Monaten rechnen. Das bedeutet: Sie brauchen am Anfang besonders viel Geduld. Gönnen Sie dem Pilz Zeit und geben Sie nicht auf, nur weil Sie nach exakt sechs Monaten noch keinen Ertrag sehen. Womöglich ist das Myzel gerade dabei, den Baumstamm zu durchwandern.

Tipp 4: Ausreichend Belüftung

Insbesondere in der Durchwuchsphase benötigt der Baumstumpf ausreichend Frischluft. Falls Sie den Baumstumpf also nicht im Garten lagern (beispielsweise, weil er in der Garage überwintert), sollten Sie eine regelmäßige Belüftung sicherstellen. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit des Baumstammes besteht ohne Belüftung die Gefahr, dass sich Schimmelpilze bilden. Gleichzeitig kann Frischluft bei ausreichend hoher Luftfeuchtigkeit auch dafür sorgen, dass der Baumstumpf nicht austrocknet. Das kann Ihnen sogar ein paar Bewässerungsrunden sparen.

Tipp 5: Keine Angst vor leichtem Schimmelbefall

Auch wenn Sie hier schon mehrfach gelesen haben, dass Sie Schimmel vorbeugen sollten: Ein leichter Schimmelbefall ist kein Problem. Es soll nur verhindert werden, dass der Schimmel vor dem geimpften Pilz die Überhand gewinnt. Leichte Schimmelbildung kann während des Prozesses durchaus vorkommen, schließlich bieten die Bedingungen für die Speisepilze auch reichlich Vorteile für Schimmelpilze. Auch Schimmel mag es feucht und warm. Finden Sie jedoch nur oberflächlichen Befall an Schnittkanten bzw. sogenannte Stockflecken (gelbe bis bräunliche Verfärbungen, ebenfalls aufgrund von Feuchtigkeit), ist dies häufig harmlos.

Solange das Schimmelmyzel den Baumstumpf nicht vollständig durchzieht und dem Speisepilz die Nahrung raubt, schadet er der Pilzzucht nicht. Wenn Ihr Pilz also bereits anwächst, müssen Sie den Baumstumpf nicht aufgeben, nur weil Sie leichte Flecken finden. Finden Sie hingegen stärkeren weißen Schimmelflaum, ist das kein gutes Zeichen. Beobachten Sie, ob sich Ihr Pilz trotzdem entwickelt, oder starten Sie ggf. neu.

Tipp 6: Ertrag-Tipp

Sie sind nicht sicher, mit wie viel Ertrag Sie rechnen dürfen? Dann merken Sie sich diese Daumenregel: Auf größeren Holzoberflächen gibt es mehr Nährstoffe, ergo mehr Ertrag. Bei einem Durchmesser von sechs bis zehn Zentimetern des Stammes dürfen Sie mit einem Jahr Ertrag rechnen – zumindest bei Hartholz. Bei Weichholz ist es in der Regel weniger.