Ich war überzeugt: Das war nicht ich gewesen. Ich hatte mich nach unserem Spaziergang im Wald nicht nackt gemacht, damit ihre Hände mit meinem Körper sein konnten. Ich hatte in diesem eiskalten Zimmer nicht ihre Ohren geküsst, meine Zunge nicht ihrer überlassen, nicht hingehalten, als sie nach meinen Haaren griff und dann nach meinem Hals. Ich war nicht mit den Fingern zwischen ihre Oberschenkel gefahren, hatte sie nicht auseinandergeschoben, um ihren Schoß zu berühren. Ich hatte nicht gespürt, wie ihr Körper zu zittern begann, wie die eine Hand sich im Bettlaken verkrallte und die andere mich zu sich zog, bis meine Stirn an ihrer ruhte.

Ich hatte nicht irgendwann aufgehört, die Augen aufgemacht und diesen erstaunten Blick mit ihr geteilt. Mein Kopf an ihrer Schulter, immer noch nackt, schwitzend, ein schneller, schwarzer Schlaf, wie eine Bewusstlosigkeit — nicht ich, weil: Wie könnte ich auch.

Ich, das war die, die mitten in der Nacht wach wurde, die sich verwirrt von diesem anderen Körper löste, in ihre Schuhe stieg, zur Toilette hastete, wo sie sich kaltes Wasser ins Gesicht klatschte und ihrem Spiegelbild sagte: Das muss eine andere gewesen sein. Und die dann zurück in das Zimmer stolperte und sah, wie Sarah ungerührt schlief, dabei sogar zufrieden aussah, sogar, als träumte sie gut. Ich war die, die diese verbliebene Nacht zum Morgen werden ließ und die dann ihren Tag begann, und der Tag unterschied sich kaum von den anderen.

Das war die Geschichte der Scham.

Es gab auch eine ohne.

Ich küsste ihre Unterarme.

Ich küsste ihr Schlüsselbein.

Ich küsste die Stelle zwischen ihren Brüsten.

Ich küsste ihren Mund, an dem mein Blick schon so viele Male hängen geblieben war.

Sie griff nach meinen Haaren. Meinem Hals. Sie sagte in meinen Mund hinein, dass sie nass war. Dass ich sie nass machte.

Ich fuhr mit den Fingern zwischen ihre Oberschenkel und schob sie sachte auseinander. Ich berührte ihre heiße Nässe, es zog in meinem Unterleib, und ich merkte, dass ich selbst nass war. Dass auch sie mich nass machte.

»Was jetzt?«, fragte ich.

»Drin«, sagte sie, »ich mag es drin.«

Ich sah sie an. Ich wollte sehen, was in ihrem Gesicht passierte. Und weil kaum Licht war, weil wir leise sein mussten, wies mir nur ihr Atem den Weg: hier nicht. Oder: genau hier.

Dann rückte ich von ihr ab. Meine Finger waren mir nicht nah genug. Ich schob mich an ihr runter, mein Kopf in ihrem Schoß, um genau anschauen zu können, wie sie aussah, auch wenn fast alles im Schatten meines eigenen Gesichts verschwand. Ich tastete mich mit meiner Zunge vor. Ich wollte sie nicht nur riechen. Ich wollte sie schmecken.

Ich spürte, wie ihr Körper zu zittern begann, sah, wie eine Hand zur Faust wurde, sich im Bettlaken verkrallte und die andere nach mir suchte, unschlüssig, ob sie mich aufhalten sollte, und gleichzeitig fordernd, auf gar keinen Fall aufzuhören, weil mit jeder Berührung mehr und mehr von ihr abfiel, und das ertrug sie fast nicht. Ich machte weiter, fuhr mit den Fingern tiefer in sie, bis aus dem Zittern ein Zucken wurde, dazwischen ein hastiger Griff nach einem Kissen, das sie über ihr Gesicht legte. Den überraschten Laut, der ihr entfuhr, konnte es kaum ersticken.

Ich folgte ihrer Hand, die mich zu sich zog. Wir teilten einen erstaunten Blick. Ich ließ mich von ihr küssen. Ich beobachtete sie, wie sie mit ihrer Zunge ihre Lippen nachfuhr und dabei lächelte …

»Jetzt du«, sagte sie.

Aber ich wollte diesen Moment nicht verlassen. »Bleib einfach so bei mir, ja?«

Mein Kopf an ihrer Schulter, nackt, verschwitzt, ein schneller, tiefer Schlaf kam in dieses Glück, wie eine Bewusstlosigkeit.

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich löste mich verwirrt von ihrem warmen Körper. Ich stieg in die Schuhe, hastete zur Toilette und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich schaute mein Spiegelbild an. Der feine Flaum über meiner Lippe. Die Kerbe darunter. Das eine Lid, das tiefer hing als das andere. Ich fuhr mit den Fingern meine Knochen nach, die sich unter der Haut abzeichneten; meine Wangen, meinen Kiefer, meine Stirn.

Das war also ich. So sah ich also aus.

Als ich zurück ins Zimmer schlich, schlief sie ungerührt. Da war immer noch eine Kuhle, die ihr Körper formte und in die ich genau hineinpasste. So ließ ich die verbliebene Nacht zum Morgen werden. Einmal nahm ich ihre Hand und küsste sie und staunte über meinen eigenen Geruch an ihren Fingern. Schließlich wachte sie auf. Wir begannen den Tag miteinander.