Ich hatte mir ein Museum vergangener Leben vorgestellt. Ein Haus voller zurückgelassener Dinge.

»Ich rauche normalerweise nicht«, hörte ich die Stimme von Sarahs Mutter aus der Küche. Ein Streichholz wurde entzündet.

Auf dem Weg zur Toilette war ich im Gang stehen geblieben. Dort, über der kleinen Kommode mit dem Telefon, hingen die Fotos, von denen mir Sarah erzählt hatte. Im spärlichen Licht versuchte ich, die Gesichter auszumachen. Alles hier war kostbar. Alles hier hatte mit ihr zu tun.

Sie spülte unsere Teller. Das Geklapper drang zu mir. Sie ließ sich Zeit. Ich konnte mir ganz genau die Bewegung ihrer Hände vorstellen.

Nur Marianne hatte nach unserer Ankunft mehr als ein Brot herunterbekommen. Fast gesprächig war sie gewesen.

»Ich gehe jetzt zu Bett. Meine Tochter kann euch zeigen, wo alles ist.«

Es war zu dunkel, um auf den Fotos wirklich etwas erkennen zu können. Ich wandte mich ab, fuhr dabei mit den Fingern über das Telefon, aus dem so oft Sarahs Stimme gekommen sein musste. Sie rief ihre Mutter immer nachmittags an. Sagte Hallo, wartete, während die Mutter sich ein Glas Wasser holte, und manchmal wartete sie länger, wusste nicht, ob die Mutter etwas suchte, ob sie vielleicht einfach nur still dasaß, aus dem Fenster blickte und irgendetwas auf diesem weiten Land ihren Blick fing.

Ich ging ein paar Schritte. Ich spähte durch die halb geöffneten Türen. Kaum mehr als Konturen. Betten, Tische, Lampen, überall war so wenig. Mit dieser Leere hatte ich nicht gerechnet.

»Sarah, das Klappbett steht in der Waschkammer. Stellst du es in deinem Zimmer auf?«

Marianne räusperte sich. »Wir sollen alle zusammen in einem Zimmer schlafen?«

Ich musste schmunzeln. Ich lehnte mich an einen der Türrahmen, blickte in die Leere, wollte mich in diese Leere hineinlegen.

»Ja, natürlich.« Wieder ein Streichholz. »Sehe ich aus, als ob ich Holz habe, um das gesamte Haus warm zu halten?«

Noch spürte ich den festen Boden unter meinen Füßen nicht ganz. Noch brauchte ich nur kurz die Augen zu schließen, und alles zog wieder an mir vorbei.

»Du kannst auch mit mir im Zimmer schlafen, wenn dir das lieber ist.«

»Ja«, sagte Marianne schnell, »ja, das wäre mir lieber.«

Das hatte die Mutter nicht erwartet. Sie blieb stumm.

Sarah lachte laut auf. Sie verschluckte sich an ihrem Lachen, hustete, rang kurz nach Luft. Jemand klopfte ihr kräftig auf den Rücken.

Leise lachte ich mit.