Oktober, Zeit für Gespenster. Ich sehe mich wieder als junge Frau im Spiegel. Da ist Überzeugung in meinem Blick. Ungetrübt von Zweifeln. Ich bin Mitte zwanzig, und ich habe die Welt verstanden.

Später, als ich mehr wusste, sehnte ich mich danach zurück. Mein Glaube hatte mich beschützt.

Damals war ich Krankenschwester in einer Klinik, wo neuartige Eingriffe durchgeführt wurden. Jene Eingriffe sollten Menschen von ihren psychischen Störungen befreien und sie in eine neue Zukunft entlassen, eine echte Zukunft, nicht nur eine fortwährende Existenz.

Ich hing an dieser Hoffnung. Die Arbeit in der Klinik war an Hoffnungslosigkeit sonst nicht gerade arm. Es kam oft genug vor, dass wir nichts mehr tun konnten. Nichts mehr tun, so hätten es andere Schwestern nie formuliert. Wir waren ja bis zum Ende da, und darüber hinaus. Aber für mich riss dieses Urteil jedes Mal einen Abgrund auf.

Ich war diejenige, die dem Doktor während des Eingriffs assistierte. Er navigierte seine Instrumente zur betroffenen Stelle im Gehirn und machte diese unschädlich. Die Frauen und Männer blieben dabei wach. So konnten wir sichergehen, dass alles Gesunde unversehrt blieb. Ich hielt sie beschäftigt und nahm ihnen die Angst. Mitgefühl nannte ich das: Ich kann das gut, weil ich das Mitgefühl beherrsche.

Es war ein simpler Eingriff. Die Nachwirkungen konnten schmerzhaft sein, aber das ging vorüber. Dann fing etwas Neues an. So wurde es mir beigebracht. Daran hielt ich fest.