Kapitel 16

»Romantik mal beiseite, was passiert, wenn Ihr kleines Liebeskomplott nicht aufgeht?«

Oma Nadines Lächeln verschwand, sie legte die Hände auf den Tisch und richtete sich zu voller Größe auf. »Ich scheitere nicht.«

»Aber sicher haben Sie doch an die Möglichkeit gedacht, dass …«

»Hören Sie, Gus.« Oma Nadines aufgemalte Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich mache das schon sehr lang. Ich habe Spione, die älter sind als Sie, also machen Sie sich nicht ins Hemd, mein Junge. Meine Methoden sind vielleicht« – sie machte eine lässige Handbewegung – »unkonventionell. Aber ich treffe immer ins Ziel. Immer.«

Jace

Kalte Dusche? Klappte nicht.

Kalte Dusche. Oma Nadine? Männer mit Brusthaar, die auf den Namen Brett hörten?

Klappte.

Definitiv.

Ich lehnte mich an die Fliesenwand und konzentrierte mich darauf, gleichmäßig zu atmen. Ich war angetreten, dafür zu sorgen, dass Beth sich besser fühlte, und was hatte ich nun davon? Genug sexuellen Frust, um schreien zu wollen.

Oder vielleicht wollte ich nur, dass sie schrie? Mein Körper schien verwirrt, denn an diesem Punkt musste ich mir immer wieder vorsagen, dass ich in fünf Tagen gehen würde. Bis dahin konnte alles passieren, denn bis zu diesem Moment war mir nicht klar gewesen, wie sehr Beth eine Chance brauchte, um zu begreifen, wie atemberaubend sie sein konnte. Meine Güte, ich kannte sie erst seit einigen Tagen, und sogar ich konnte es sehen. Wie war es möglich, dass ein Mensch beim Blick in den Spiegel nur das sah, was andere ihm ein Leben lang einredeten?

Beth war schlichtweg zum Sterben schön. Geschwungene Lippen, umwerfend dichtes braunes Haar, exotische Augen und eine Figur, die Kriege auslöste – kein Wunder, dass sich Brett in der Highschool ihr gegenüber wie ein Mistkerl verhalten hatte. Er war eingeschüchtert gewesen, und das weckte Mordlust in mir.

Ich war ja selbst eingeschüchtert, und mich schüchterte sonst gar nichts ein.

War es so falsch, sich selbstzufrieden zu fühlen, weil Beth von allen Männern auf der Welt, die sie um Hilfe hätte bitten können, ausgerechnet mich gefragt hatte? Zugegeben, wir saßen hier irgendwie zusammen fest, aber trotzdem.

Ich war derjenige, welcher.

Und ich versagte nicht. Das hatten Oma Nadine und ich gemeinsam.

Ich drehte die Dusche ab und wickelte mir ein Handtuch um die Hüften. Als ich die Badezimmertür öffnete, hatte Beth schon unser Gepäck hereingebracht und holte gerade ihr Ladegerät für ihr Handy heraus.

In genau diesem günstigen Augenblick machte sich ein Aufblitzen von Genialität bemerkbar. Ich schnappte mir ihr Telefon und legte es zurück in ihren Koffer. »Keine Handys.«

»Was ist daran fair?« Beth wollte nach dem Ladegerät greifen, aber ich hielt ihre Hände fest.

»Es ist deshalb fair, weil ich meines auch nicht benutzen werde.«

Sie wirkte nicht überzeugt, und ihre Augenbrauen schossen schockiert nach oben. »Ach richtig, du gehst einfach nicht ans Telefon, weil die Medien dich als schmutzigen und verdorbenen Politiker bezeichnet haben?«

»Darum kümmert sich Rick«, sagte ich gleichmütig. »Keine Handys. Nur du und ich. Du willst das Märchen. Und Prinz Charming hatte ziemlich sicher keinen Twitter-Account. Wir bleiben offline. Die ganze Woche. Abgemacht?«

Sie runzelte die Augenbrauen.

Ich streckte ihr die Hand hin.

Sie schlug ein. »Abgemacht, aber kein Schummeln.«

»Also bitte, ich schummle doch nicht.«

»Sagt der Senator«, flötete sie.

»Tiefschlag.«

»Du machst es mir auch zu leicht.«

Mit einem Grinsen tätschelte sie mir die Brust, und als ob es überhaupt möglich wäre, noch erregter zu sein – genau das passierte. Und zwar nur, weil sie mich besänftigt hatte. Sie hatte mich getätschelt wie einen kleinen Jungen, und ich war drauf und dran, alle Vorsicht in den Wind zu schießen und mit ihr ins Bett zu steigen.

»Jace?«

»Hm?« Ruckartig hob ich den Kopf.

»Mittagessen?«

Ich nahm meine Uhr vom Nachttisch und atmete tief durch, um meinem Körper Zeit zu geben, sich endlich zu entspannen. »Du hast recht. Es ist noch früh. Lass uns gehen.«

Beth zog ein Blatt Papier heraus und runzelte die Stirn.

»Was ist?«

»Da steht, wir können zwischen drei Restaurants wählen, und heute Abend findet eine Art Kennenlernparty statt. Was möchtest du tun?« Sie drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern und machte einen Schmollmund.

Hölle und Verdammnis. Ich wollte mit ihrem Haar spielen.

Das ist es, was Viagra mit einem macht. Es lässt einen darüber nachdenken, Dinge zu tun, die man am helllichten Tag nicht tun sollte. Wie zum Beispiel eine Frau zu fragen, ob man in ihrem Haar wühlen darf, nur um zu sehen, was sie für ein Gesicht macht, wenn man es tut.

Stirnrunzelnd las sie die Namen der Restaurants und kaute dann auf ihrer Unterlippe.

Egal. Ich wollte in ihrem Haar wühlen und an ihren Lippen knabbern. Oder vielleicht erst die Lippen und dann das Haar.

»Jace? Ideen?«

»Sex«, platzte ich heraus wie ein pubertierender Zwölfjähriger.

»Was?« Das Blatt flatterte aus ihren zitternden Händen aufs Bett.

Bett, Bett, Bett, stichelte mein Körper. Verdammt!

Ich zuckte zusammen. »Ich bin froh, dass wir ausgehen, statt, ähm, Sex zu haben.«

O ja, sie glaubte mir kein Wort. Ihre Lippen formten ein albernes Grinsen, und sie verschränkte die Arme und warf mir einen sehr abschätzigen Blick zu. Also sagte ich: »Ich bin ein Mann. Ich kann nicht anders.« Ja klar, als sei das eine Entschuldigung. Da hätte ich auch gleich die Hosen herunterlassen, mit dem Finger deuten und »Schau! Ich Junge, du Mädchen«, sagen und grunzen können.

»Die Rückkehr des Viagra?«, spöttelte sie.

»Genau, schieben wir es auf die kleine blaue Pille, die in meinem Tee gelandet ist.« Einen Moment lang hatte ich Panik, als ich mich fragte, ob Oma Nadine noch etwas anderes hineingemischt hatte. Zum Beispiel eine Dummheitspille, denn im Augenblick verdiente ich mir ganz entschieden keine Punkte für eine MENSA-Mitgliedschaft.

»Ich sage dir was.« Beth hob das Blatt wieder auf. »Du suchst aus, wo wir essen. Schließlich ist es mein Märchen. Ich will gar nicht alle Überraschungen vorher wissen.«

Sie hatte einen Ausdruck von Hoffnung im Gesicht, den Ausdruck, den ein Mädchen am Valentinstag hat, wenn es von einem Jungen erwartet, dass er der eine Typ ist, der mit etwas anderem als Blumen oder Schokolade kommt.

Ich überspielte meine Nervosität und das intensive Bedürfnis, sie nach dem Viagra-Vorfall zu beeindrucken, mit einem Lächeln, nahm das Blatt aus ihren Händen und sah es mir an. Die Restaurants klangen alle gut. Aber gut war nicht gut genug. Es war eben Nahrungsaufnahme. Aber ich wollte mehr als nur Nahrungsaufnahme, und ich vermutete, ihr ging es ebenso. Schließlich, wie romantisch kann man bei Hamburger und Fritten schon werden? Besonders, wenn man bedachte, dass sie Fritten hasste? Dafür, dass ich mich daran erinnerte, sollte ich wohl die Erlaubnis bekommen, in ihrem Haar zu wühlen.

Beth streckte die Arme über den Kopf.

Runter mit dir, Junge. Wir mussten raus aus dieser Hütte, bevor sie noch zu einer Hütte der Unzucht wurde und ich mich komplett zum Affen machte, indem ich auf Hände und Knie fiel und sie anbettelte. Ich zerknüllte das Blatt, ging dann zum Telefon und rief am Empfang an.

»Hier Empfang. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ich möchte etwas ganz Romantisches für meine Freundin«, sagte ich ruhig ins Telefon und bemühte dabei meinen besten Politikertonfall. »Bietet Ihr Hotel irgendwelche Ausflüge an, an denen wir teilnehmen könnten?«

»Natürlich.« Der Mann lachte leise. »Wann soll Ihr Ausflug denn stattfinden?«

Beth bückte sich, um etwas vom Boden aufzuheben. Ach du Schande.

»Jetzt gleich!«

»In Ordnung, Sie müssen nicht schreien.«

»Verzeihung«, krächzte ich. »Ich dachte nur, da wäre eine … Schildkröte.«

Schildkröte?, fragte Beth lautlos.

»Sir, Schildkröten sind keine Raubtiere.«

»Ich weiß, es war nur …« Ich schluckte. »Die Ausflüge? Bitte?«

Nach einer Minute Stille sagte er: »Im Augenblick haben wir nur den Mittagsausflug zu einigen Zuckerrohrfeldern mit einem reizenden Picknick und einem Ausritt zu den Wasserfällen.«

»Klingt perfekt.«

»Wunderbar, aber ich sollte Sie vorwarnen, dass …«

»Geld spielt keine Rolle«, unterbrach ich ihn. »Wir sind in zehn Minuten unten.«

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen legte ich auf. Tja, im Prinzip trat ich Iron Man damit kräftig in den Hintern. Ausritt? Wanderung durch Zuckerrohrfelder? Und Picknick? Schlag mich einer auf den Po und nenne mich beeindruckend. Märchen, wir kommen!

 

»Jace?« Beth trat mir zum zweiten Mal in fünf Minuten auf den Fuß. Ich zuckte vor Schmerz zusammen. »Tut mir leid.«

»Was ist?«

»Ich glaube, wir haben uns verirrt.«

»Wir haben uns nicht verirrt«, widersprach ich unwillig. »Wir sind auf Entdeckungsreise.«

Entdeckungsreise: Ein Wort, das Männer gebrauchen, wenn sie sich verirrt haben. Siehe auch: Stur wie ein Maulesel.

»Oh.« Beth seufzte.

Ich trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche und marschierte weiter. Das Picknick war ziemlich gut gelaufen. Aber jetzt sollten wir einen Spaziergang durch die Zuckerrohrfelder machen, und in einem Augenblick reinster Genialität war ich einfach hineingegangen und hatte Beth gebeten, mir zu folgen. Wie groß konnte ein Zuckerrohrfeld denn schon sein?

Es war, als wäre man in einem riesigen Maisfeld, nur dass die Spinnen hier größer als der Mars waren, Giftzähne hatten und wie winzige Vampire aussahen, die bereit waren, sich von unserem Blut zu ernähren.

Merke: Zuckerrohrfelder sind Orte, zu denen Menschen gehen, um zu sterben. Siehe auch: Hölle.

Ich schob mich zwischen noch mehr Zuckerrohrstengeln hindurch und fluchte, als mir klarwurde, dass wir den Weg, den wir gekommen waren, wieder zurückgehen mussten. Keine Chance für uns, hier herauszukommen und es tatsächlich rechtzeitig fürs Abendessen zum Van zurückzuschaffen. Ich war kein Wildlife-Ranger, und ich hätte schwören können, dass ich erst vor ein paar Minuten eine Spinne gesehen hatte, die mir zuwinkte. Die würde keine Chance bekommen, mir auf die Pelle zu rücken.

»Jace …«, flüsterte Beth.

»Nicht jetzt. Ich versuche zu bestimmen, in welche Richtung wir gerade gehen«, wehrte ich unwirsch ab und schaute zum Himmel. Norden war vor uns. Das Hotel lag im Süden …

»Jace!« Beth klopfte mir auf den Rücken.

»Beth, im Ernst, unterbrich einen Mann nicht, wenn er die Gegend erkundet. Es ist unser natürlicher Lebensraum, okay? Wenn eine Frau dabei helfen will, bringt uns das nur aus dem Konzept.«

Sie klopfte mir wieder auf den Rücken, diesmal heftiger.

»Beth, also im Ernst.« Ich drehte mich um.

Ihre Augen waren so groß wie Untertassen, und dann passierte alles wie in Zeitlupe. Ein baumstammförmiges, haariges Bein tauchte in meinem Sichtfeld auf. Beth schrie auf und rannte los, und dann begann etwas, das ich nur als eine auf diesem Planeten noch unentdeckte Spezies bezeichnen kann, über mein Gesicht zu krabbeln.

Kein stolzer Augenblick, wenn ein Mann kreischt wie ein Kleinkind und anfängt, sich die Klamotten vom Leib zu reißen.

»Laaauuf!«, schrie ich.

Beth war schon weg.

Das Vieh wippte gegen mein Gesicht, als ich losrannte. Ich schlug mit der Hand danach, damit es von meinem Gesicht herunterfiel, aber irgendwie schaffte das Ding es, sich an meinem Arm festzuklammern. Ich stellte mir vor, wie es seine kleinen Giftzähne in meine Haut schlug, und in diesem Augenblick teilte sich das Zuckerrohr, und wir befanden uns auf einer Lichtung.

Beth stand vornübergebeugt da, schwer atmend, und ich schüttelte immer noch meinen Arm und versuchte, diese Kreatur, Spinne, oder was auch immer das war, abzuschütteln.

»Schsch …« Ein Hawaiianer kam auf mich zu und hielt die Hände in die Höhe. »Sie erschrecken Frank.«

»Frank?« Ich verharrte und sah die widerliche Kreatur an.

»Sehr alt«, sagte der Mann und nickte, »sehr weiser Wächter des Zuckerrohrs.«

»Ach du lieber Himmel.«

»Sie dürfen Frank nicht wegnehmen«, erklärte unser Führer mit ruhiger Stimme. »Er verschwindet von selbst, wenn er so weit ist.«

»Ist das, bevor oder nachdem er mich getötet hat?«, fragte ich. »Nur so aus Neugierde.«

»Er tötet nicht.« Der Hawaiianer wirkte tatsächlich aufgebracht, dass ich so etwas auch nur aussprach. »Er bringt Leben in das Zuckerrohr und behütet es vor Bösem.«

»Dann bin ich also böse?«

»Nein.« Der Mann kam noch einen Schritt näher. »Er muss sich von Ihrem Geruch angezogen fühlen. Sagen Sie, fühlen Sie sich erregt?«

Ich blinzelte einige Male. War das real? Oder halluzinierte ich?

»Du liebe Zeit, nein!« Warf er mir gerade vor, ich würde mich sexuell zu Spinnen hingezogen fühlen? War es das, was gerade passierte?

»In der Paarungszeit können die Sinne von Spinnen oft durch den Geruch von Erregung beeinträchtigt werden. Haben Sie und Ihre Herzdame …« Er hüstelte.

»Nein«, fiel Beth ein.

»Interessant.« Schließlich blieb der Mann vor mir stehen. »Aber Sie möchten gern mit Ihrer Herzdame?«

»Ähm …« Ach, zum Teufel damit. »Ja.«

»Könnte am Viagra liegen«, ließ sich Beth wieder hören.

Ich warf ihr einen wütenden Blick zu, während Frank sich noch fester an meinen Arm klammerte.

»Ein junger Mann wie Sie? Und braucht Viagra?« Der Mann kicherte. »Kein Wunder, dass Frank sich an Sie klammert. Er riecht Ihr Verlangen.«

»Ich stehe nicht auf männliche Spinnen!« Jawohl, ich war tatsächlich laut geworden. Und ich erwartete jeden Augenblick einen Mordversuch.

»Niemand hat gesagt, dass du dich mit ihm paaren musst.« Beth kicherte.

»Du.« Ich zeigte auf sie und machte eine schneidende Geste mit meiner freien Hand – also mit der Hand, die nicht von der Spinne besetzt war. Worte, die ich niemals aussprechen würde.

»Vielleicht spürt Frank Ihre Verzweiflung. Vielleicht sollten Sie aufhören, das Unausweichliche hinauszuzögern, und mit Ihrer Herzdame zusammenkommen.« Er holte eine Karotte aus der Tasche und fing an, daran zu knabbern. »Außerdem haben Sie nur fünf Tage, um Ihr Schicksal zu entscheiden. Dieser Fluch muss funktionieren. Er ist magisch.«

»Fluch?«, wiederholte ich.

»Ja, Ihr keiki ist aus dem Gleichgewicht.«

»Mein keiki ist in Ordnung.«

»Frank ist aufgebracht«, ließ sich Beth vernehmen. »Er stellt sich auf die Hinterbeine.«

»Shit!« Ich wedelte wieder mit dem Arm herum. »Erstens, Frank« – ich deutete auf die widerliche Spinne – »hängt immer noch an mir. Zweitens, woher wissen Sie überhaupt, wie lange wir hierbleiben, und drittens, sind Sie oder waren Sie irgendwann mal zugedröhnt? Und, waren Sie derjenige, der mich mit einem Fluch belegt hat?«

»Bei mir gibt es Dope, keine Umarmungen. Locker bleiben, Mann.« Er grinste und streckte die Hand nach der Spinne aus. »Die meisten Gäste bleiben nur sechs bis sieben Tage, aber Sie beide waren leicht herauszupicken. Ich habe es in Ihrer Reservierung heute Morgen gelesen. Und der Kapitän der Jacht ist mein Cousin.« Er grinste, biss noch einmal von seiner Karotte ab und hielt Frank dann die Hände hin.

Langsam krabbelte die Spinne von meinem Arm in die wartenden Hände des Führers. Kaum war sein haariges Hinterteil verschwunden, rannte ich zu Beth und schüttelte mich.

Als ich trostsuchend auf sie zukam, wich sie einen Schritt zurück.

»O nein, bloß nicht. In deinen Hosen könnten sich noch mehr Franks verstecken. Keine Chance, dass ich die an mich heranlasse. Wer weiß, was für ein Voodoo dieses Viagra mit dir gemacht hat.«

»In dem Satz klingen so viele Dinge falsch, Beth. So viele.«

»Du bist frei, Frank!« Der Führer setzte die Spinne ab und drehte sich zu uns um.

»Bye, Frank!« Beth winkte.

»Hör auf zu winken.« Ich packte ihre Hand.

Sie zog sie zurück. »Beruhige dich. Er hat dich ja nicht gebissen.«

»Und das ist dir wann genau aufgefallen? Bevor oder nachdem du schreiend davongelaufen bist und mich mitten im Zuckerrohrfeld zum Sterben zurückgelassen hast?«

Beth kniff die Augen zusammen. »Du bist nur sauer, weil du der schlechteste Entdecker aller Zeiten bist, nicht weißt, wo Norden ist, und weil man dich bei Dschungelcamp sofort rauswählen würde.«

»Ich würde eher auf einer Insel mit mir darauf eine Bombe zünden, als noch einmal durch ein Zuckerrohrfeld zu laufen. Aber wenn du dein Glück beim Dschungelcamp versuchen willst, sei mein Gast.«

»Ähem.« Unser Führer räusperte sich. »Wenn es für Sie beide okay ist, machen wir jetzt mit dem Ausritt weiter.«

»Aufsitzen, Cowboy.« Beth zwinkerte und gab mir einen Klaps auf den Hintern. »Oder hast du vor Pferden auch Angst?«

»Ich werde dieses Pferd derart reiten …« Ich verstummte. Mein Körper hatte mich vorhin schon im Stich gelassen, und nun sah es ganz so aus, als würde mein Verstand folgen.

Beth’ Augen leuchteten vor Belustigung.

Unser Führer brachte die Pferde. Ich ging davon aus, dass das kleine, hässliche, das aussah, als sei es hundert Jahre alt, für Beth war, aber sie stieg bereits auf ein anderes. Und so blieb für mich Donkey, der Esel aus Shrek, und das bange Gefühl, dass einer von uns es nicht lebend durch den Dschungel schaffen würde.