»Sie wollen sagen, der Senator war … scharf?« Der Beamte räusperte sich. »In welcher Weise?«
Oma Nadine betrachtete eingehend ihre Fingernägel. »So wie Sie, wenn Sie dieser blonden Beamtin nachschauen, die mir die Handschellen angelegt hat.«
»Sie sind gut.«
»Ich bin Grandma.« Sie strahlte.
»Wir sollten Sie nach Nordkorea schicken.«
»Reizende Leute.« Oma Nadine nickte. »Einfach reizend.«
Okay, also möglicherweise war ich nicht wirklich republikanische Wählerin. Ich war unentschieden. Ich war ein Mensch, der es hasste, andere Leute wütend zu machen, also zuckte ich nur mit den Schultern und erklärte, dass ich mich nicht auf eine Seite schlug. Was die Leute noch mehr ärgerte, weil es dann hieß, ich hätte kein Rückgrat. Aber wirklich, ich hasste derartige Konfrontationen, denn immer wenn das Thema Politik zur Sprache kam, gab es für gewöhnlich Streit, Geschrei oder beides.
Der Ritt zurück zum Hotel verlief schweigend.
Na ja, mal abgesehen von dem Esel.
Das arme Vieh schrie sich ganz heiser, und ich war mir ziemlich sicher, dass Jace drauf und dran war, den Esel als Schlachtopfer darzubringen, als wir endlich am Hotel ankamen.
Wir hatten nur ein paar Minuten, um uns umzuziehen, also nahm ich noch eine schnelle Dusche, band mein Haar zusammen und zog ein weißes, trägerloses Strandkleid und hellbraune Sandalen mit Keilabsatz an. In den Unterlagen, die Dr. Z uns gegeben hatte, stand, dass Abendessen und Ausflüge die einzigen Gelegenheiten seien, bei denen wir unsere eigene Persönlichkeit mittels Kleidung zum Ausdruck bringen dürften. Also machte ich das Beste daraus, denn ich hatte die bescheuerten Leinenhosen und weißen Shirts bereits satt.
»Fertig?« Ich trat ins Zimmer und suchte Jace.
Er war draußen, lehnte an der Sichtschutzwand und schaute aufs Meer hinaus. Sein muskulöser Rücken war mir zugewandt, und es sah so aus, als würde er eine Zigarre rauchen.
Du heiliger Thor.
Das würde mein neuer Kraftausdruck. O mein Thor. Heiliger Thor. Guter Thor! Ja, daraus ließ sich einiges machen.
Seine Muskeln spielten in der Sonne, und ich, als die unheimlich langweilige Person, die ich war, geriet wohl auch ein wenig in Verzückung.
Wie in aller Welt hatte ich alte Langweilerin ihn nur davon überzeugt, mir das Märchen vorzuspielen? Thor sei Dank, dass er es tat.
Meiner Berechnung nach hatte ich nur noch fünf Tage.
Fünf Tage mit ihm. Und dann wieder wirkliches Leben.
Also beobachtete ich ihn länger, als angebracht war. Und als er seine Zigarre paffte und den Rauch in die Luft blies, schmeckte ich seine Zunge auf meinen Lippen.
Menschen waren nur selten so gutaussehend. Die meisten Schauspieler waren zu klein, männliche Models waren dünner als ich, aber Jace? Er war mit jedem Zentimeter einfach atemberaubend, wenn nicht gar noch mehr.
Wenn es um Jace ging, wäre ich vielleicht nicht so unentschieden. Wahrscheinlich würde ich in die Wahlkabine marschieren und vor Aufregung den Stift zerbrechen, während ich nach seinem Namen auf der Liste suchte.
»Fertig?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
Ich nickte.
Dummerchen. Er konnte mich doch nicht sehen.
Er drehte sich um.
Sein Sixpack fesselte mich.
Ich schwankte.
»Beth?« Jace runzelte besorgt die Stirn.
»Ja.« Ich riss den Blick von seinem Sixpack los und schaffte es, ihm in die Augen zu sehen. »Ich bin fertig. Zieh dir ein Hemd an, und wir können gehen.«
»Du willst mich nicht oben ohne?«
»Nein.« Ich lachte. »Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass andere Frauen in Gedanken ihre bessere Hälfte betrügen. Du oben ohne, das wäre kaum fair für die anderen Männer.«
Röte überzog seine Wangen, und dann zog er sich rasch ein weißes T-Shirt an.
Seit wann sah Leinen eigentlich gut aus an Männern?
Ach ja, richtig. Seit Brad Pitt. Tja, tut mir leid, aber du bist soeben ersetzt worden.
Jace nahm meine Hand und küsste sie. Ich versuchte, nicht zu seufzen und nicht nervös zu wirken. Der heutige Abend fühlte sich echter an. Vielleicht, weil wir uns so oft geküsst hatten, oder vielleicht lag es auch daran, dass er es tatsächlich zu genießen schien, Zeit mit mir zu verbringen.
Es fühlte sich wie ein Date an.
Andererseits würde sich nach der ganzen Zuckerrohrsache alles wie ein Date anfühlen. Ich schenkte ihm noch ein Lächeln und verdrängte meine Aufregung in den hintersten Winkel meines Verstandes.
»Also, in welchem Restaurant findet die Kennenlernparty statt?«, fragte Jace. »Das hast du mir gar nicht erzählt.«
Er nahm meine Hand, als wir um die Ecke gingen.
»Hibachi Grill.«
Jace legte schützend den Arm um mich, als er mich an einem Paar vorbeiführte, das langsamer ging. Und dann nahm er wieder meine Hand. Alles ganz mühelos für ihn.
Aber ich kannte nicht einen Mann, der das tat. Ich hatte es bisher immer nur beobachtet, dass sich manche Männer wie Beschützer verhielten, ohne es zu bemerken. Oder an der Straßenseite des Weges gingen, damit die Frau geschützt und sicher ist. Aber es selbst zu erleben? Das fühlte sich erstaunlich an. Ich fühlte mich … wertgeschätzt. Mist. Ich durfte nicht vergessen, dass es nicht real war. Vielleicht fühlte er sich ja zu mir hingezogen, vielleicht dachte er, ich sei das Beste seit Netflix – aber am Ende würde er nicht auf mich warten wie Mr. Darcy.
»Ich liebe Hibachi.« Jace räusperte sich.
Okay, lag es an mir, oder war die Situation irgendwie unangenehm? Grübelte ich zu sehr?
»Beth …« Jace blieb stehen, drehte sich mir zu und legte mir die Hände auf die Schultern. »Ich muss dir etwas sagen.«
»Okay.« Mir wurde ernsthaft die Kehle eng. Jetzt würde er aussteigen. Gleich würde er sagen, dass er das nicht durchziehen könne. Er würde mich stehenlassen; ich war zu uninteressant. Was stimmte nur nicht mit mir? Wieso konnte ich nicht interessant sein …
Seine warmen Lippen drückten sich auf meine, er legte die Hände an meinen Kopf, zog mich an sich und nahm mir all meine Panik.
»Du siehst …« Er schüttelte den Kopf und stieß eine ganze Reihe Kraftausdrücke aus. »Lass mich das noch mal versuchen.« Er nahm meine Hände und sah sie an, während unsere Finger sich ineinander verschlangen. »Du siehst absolut … atemberaubend aus.«
Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken.
Wahrscheinlich war es noch auf dem Mars zu sehen.
»Danke sehr«, antwortete ich, als ich meine Stimme wiederfand.
»Nein.« Jace ließ meine Hände los und hob mein Kinn an, so dass seine Lippen nur noch einen Hauch von meinen entfernt waren. »Ich danke dir.«
»Ich verstehe nicht?«
Mit einem Zwinkern ließ er mein Kinn los, nahm wieder meine Hand, und wir gingen weiter.
»Ich liebe Weiß.«
»Okay?«
»Und ich liebe Keilabsätze.«
»Wow, du weißt, was Keilabsätze sind. Gut gemacht.«
Er verzog das Gesicht. »Sag es niemandem.«
»Ich nehme es mit ins Grab.«
»Du hast dein Haar in Knoten getragen.«
»Knoten?« Ich lachte. »Du meinst, in Wellen?«
Er errötete und schluckte. »Ja, das meinte ich.«
»Dachte ich mir.«
Jace schüttelte den Kopf und legte den Arm um mich, als uns die Tür zum Restaurant aufgehalten wurde. »Wir haben eine Reservierung auf den Namen Munroe.«
»Gleich hier entlang, Senator.« Die Kellnerin hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar und ein Piercing in der Nase. Sie sah aus, als sei sie um die zwanzig, und ich wollte ihr auf der Stelle ein Bein stellen, weil sie Jace länger als nötig musterte. Und woher wusste sie, dass er Senator war? Ich hatte ihn doch ausdrücklich Mr. Munroe genannt und nicht Senator Munroe. War der Mann derart bekannt?
Unwahrscheinlich, schließlich ging es um Oregon, nicht um Kalifornien.
Jace zog den Stuhl für mich zurück. Um den Grill herum gab es acht Sitzplätze. Ich hoffte, Jace und ich wären allein dort, aber Kennenlernabend klang ganz so, als müssten wir uns unter die Leute mischen. Was mich sofort an die Einweisungen am College erinnerte, wo man herumlaufen, dumme Spiele spielen und versuchen musste, andere in seiner Klasse kennenzulernen. Ich hasste diese Spiele. Am Ende war ich immer die Ungelenke oder, noch schlimmer, die ohne ein einziges Kreuzchen beim Kennenlern-Bingo.
Im Restaurant waren nur wenige Gäste. Vielleicht wurde es ja gar nicht so voll, wie ich befürchtet hatte? Doch meine Hoffnung starb in dem Augenblick, als ich eine vertraute Stimme hörte.
»Also, ihr habt es geschafft?« Brett klatschte Jace auf den Rücken und setzte sich, so dass es Paris überlassen blieb, sich ihren Stuhl selbst unter dem Tisch hervorzuziehen. Die Arme tat sich schwer beim Hinsetzen, denn ihr Spandexkleid war so eng, dass sie die Beine kaum anheben konnte. Ein netterer Mensch hätte ihr geholfen.
Ich grinste spöttisch.
Nicht, weil ich nicht nett war.
Sondern weil sie ihre lüsternen Blicke nicht von Jace abwenden konnte.
»Ähm, ja.« Jace legte den Arm um mich und drückte mich an sich. »Wir dachten uns, ein wenig Nahrung wäre wohl nötig, um in Schwung zu bleiben.«
Würde es ihn umbringen, wenigstens ein Mal lässiger Politiker zu sein? Ich trat ihm ans Schienbein.
»In Schwung?« Brett grinste spöttisch.
»Wie Häschen«, sagte ich, ohne groß nachzudenken. Um fair zu sein: Ich hatte eigentlich das Duracell-Häschen gemeint, aber offensichtlich wurde das nicht so verstanden.
Jace hatte gerade ein Glas Wasser an seine Lippen gehoben und fing nun an zu husten.
Brett kniff die Augen zusammen und musterte uns.
»Guten Abend.« Eine Kellnerin kam mit einem Teewagen auf uns zu. »Ich bediene Sie heute Abend. Ihr Koch wird jeden Augenblick hier sein.«
»Häschen, hm?« Brett grinste spöttisch und ignorierte die Kellnerin und seine Verlobte, ebenso wie die Tatsache, dass die Unterhaltung gerade zur Hölle fuhr. Da konnte ich es mir in besagter Hölle auch gleich bequem machen, denn wie ich das sah, würden sich die Dinge zumindest in den nächsten paar Stunden nicht bessern.
»Ja.« Ich umklammerte Jace’ Arm und grub die Nägel in seine Haut; er gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich und stellte sein Wasserglas ab.
»Aber genug von unserem sehr befriedigenden Sexleben … was habt ihr beiden denn den ganzen Tag so gemacht?«
»Surfen« – Brett grinste immer noch spöttisch – »im Internet.«
»Oh, Shit.«
Ich erstarrte und dachte einen Augenblick, ich würde gleich Donkey hören. Doch dann gefror mir das Blut in den Adern, als mir klarwurde, was Brett im Internet gesucht haben musste. Er wusste, dass alles ein Trick war. Er wusste, dass wir nicht zusammen waren.
Zurückweisung war scheiße.
Ich wollte mich in ein Mauseloch verkriechen.
Wo war das denn fair, dass der eine Typ, der mich in der Highschool zurückgewiesen hatte, nun dachte, ich sei eine verlogene Prostituierte? Das Gefühl der Unsicherheit war vergessen – jetzt empfand ich nur noch Scham.
»Wie viel verlangt sie denn so?«, fragte Brett seelenruhig und legte eine Serviette auf seinen Schoß.
»Wie bitte?«, zischte ich und griff nach einem Messer, um ihn zu erdolchen.
»Für deine Dienste.« Brett grinste selbstgefällig. »Nicht dass ich interessiert wäre, da ich wirklich glücklich verlobt bin. Außerdem bin ich kein Fan von Krankheiten.«
Paris holte eine Nagelfeile aus ihrer Tasche und fing an, sich die Nägel zu feilen, als würde die Welt untergehen, wenn sie ihre abgebrochenen Nägel nicht in Ordnung brachte.
Ich seufzte. »Deine Definition von glücklich und meine sind zwei sehr verschiedene Dinge.«
»Sie könnten sich Beth gar nicht leisten«, knurrte Jace.
Okay, also das war ja nun so gar nicht die Rettung, die ich mir erhofft hatte – aber es funktionierte.
»Ich habe Geld.« Brett verdrehte die Augen. »Und ich würde sie sowieso nicht wollen.«
»Das reicht.« Jace stand auf und packte Brett am Kragen. »Beth, wir sind gleich zurück. Brett und ich verschwinden mal kurz auf ein vertrauliches Gespräch und ein paar Drinks, okay?«
»Klar.« Mit zitternden Händen griff ich nach meinem Wasserglas.
»Willkommen im Blu Hibachi!«, rief eine Frau sehr laut.
Ich sah entsetzt auf.
Und da stand Oma Nadine, ein riesiges Messer in der Hand, in einem schwarzen Hosenanzug und einen Leopardenmuster-Schal um den Kopf geschlungen.
»Solltest du« – ich zeigte mit dem Finger auf sie – »ein Messer in der Hand haben?« Oder irgendwas anderes, das ihr selbst oder jedem anderen in Reichweite Schaden zufügen konnte?
»Natürlich.« Sie warf das Messer in die Luft. Ich kippte beinahe um, bis sie es mit der anderen Hand auffing und zwinkerte. »Ich habe jahrelang studiert, um die Kunst des Hibachi zu erlernen.« Sie sprach das Hibachi mit etwas mehr Betonung auf dem chi aus, als ein Japaner es meiner Ansicht nach für richtig halten würde. »Wo ist Jace?«
»Führt gerade ein Gespräch.« Ich seufzte.
»Mit seiner Faust«, warf Paris ein.
O wow, Hohlköpfchen konnte sprechen. Wie nett.
»Faust?« Oma Nadine fing an, Gemüse und verschiedene Sorten Fleisch auf dem heißen Grill aufzuschichten. Als sie Öl daraufgab, stieg eine Hitzewolke auf, die jedem die Augenbrauen versengen konnte. »Er kämpft mit jemandem?«
»Mit ihrem Verlobten.« Ich zeigte auf Paris. »Ein alter … Freund.«
»Also bitte.« Paris schnaubte. »Er sagte, Sie wären die wahrscheinlich größte Nerd an seiner Schule gewesen. Ich denke nicht, dass euch das zu Freunden macht.«
Ich wusste nicht, ob ich mir Oma Nadines Messer schnappen wollte, um mich selbst oder Paris damit zu erdolchen.
Sie kicherte.
Okay, war nur ein Scherz.
Paris. Ich wollte Paris erdolchen.
»Lass das mal Grandma regeln.« Oma Nadine warf ein weiteres Messer in die Luft. »Immerhin ist das hier dein Urlaub, Beth, und du hast nur noch ein paar Tage.«
»Vom Urlaub«, ergänzte ich.
»Nein, du hast nur noch fünf Tage, um ihm klarzumachen, dass sich das, wofür er sein Leben lang gearbeitet hat, direkt vor seiner Nase befindet. Eine Großmutter weiß solche Dinge.«
»Grandma.« Ich hielt mit Mühe die Tränen zurück. »Ich bin nicht dieser Mensch. Ich bin nicht sein Pinguin oder Hummerweibchen, oder wie auch immer du es nennen willst. Er ist eine Insel, und ich hatte schon Glück genug, für die nächsten paar Tage auf dieser Insel gestrandet zu sein, das ist alles.«
»Das hoffe ich aber nicht«, sagte da Jace hinter mir. »Ich hatte gehofft, ich wäre mehr als nur eine verdammte Insel.«
»Was willst du denn sein?« Ich versuchte, so zu klingen, als würde ich scherzen.
Er nahm mein Gesicht fest zwischen beide Hände und küsste mich auf den Mund. »Die Welt. Ich wäre lieber die Welt.«
Oma Nadine räusperte sich.
Paris verdrehte die Augen und feilte weiter ihre Fingernägel. Also im Ernst. Ein Hoch auf die Hoffnung, dass keine Stücke ihrer Fingernägel in meinem, sondern in ihrem Essen landen würden, denn wenn ich auf irgendetwas beißen würde, das keine Karotte war, würden Köpfe rollen.
Außerdem hatte Jace gerade gesagt, dass er meine Welt sein wollte. Ich wäre fast gestorben, als seine Worte in mein Bewusstsein drangen und dort Wunden heilten, von deren Existenz ich gar nichts gewusst hatte. »Wo ist Brett?«
»Oh, Brett.« Jace verzog das Gesicht. »Dem geht es nicht gut.«
Paris nahm ihre Handtasche. »Ich schätze, das ist dann wohl mein Abgang, hm?«
»Och, der kommt schon wieder. Ich habe ihm gesagt, es wäre wundervoll, ein Essen mit ihm an diesem wunderschönen Abend zu genießen.«
Ich schluckte.
Paris zuckte mit den Schultern. »Na gut, ich geh mir die Nase pudern. Falls er vor mir zurückkommt, sagt ihm, ich möchte etwas mit Shrimps.«
Ihre Absätze klapperten über den Boden, als sie davonstolzierte, wobei ihr beinahe der Hintern aus dem Kleid rutschte.
Ich atmete erleichtert auf.
»Ups!« Oma Nadine ließ einen Shrimp auf den Boden fallen. Sie hob ihn auf und legte ihn zurück auf den Grill. Dann nahm sie etwas aus ihrer Tasche und gab ein paar Tropfen in die Shrimpsauce.
Ich versetzte Jace einen Klaps. »Tu etwas! Sie kippt Drogen …«
Ich hielt inne.
»Was wolltest du sagen?« Jace lachte. »Lass sie ruhig schlechte Shrimps essen. Wollen doch mal sehen, ob mich das kümmert. Rein technisch kann ich den Kerl nicht umbringen, aber das heißt nicht, dass ich hier sitzen und mit den beiden essen will. Je eher Grandma sie loswird, umso eher können wir romantisch werden.«
»Romantisch werden? Das klingt so aktiv?«
Er grinst. »Es ist ja auch eine Aktion.«
»Dann erlebe ich dich also jetzt in Aktion.«
»Oh, Schätzchen, du hast ja keine Ahnung.«
Ich wurde ernst. »Er hält mich für eine Prostituierte, nicht wahr?«
»Nein, er denkt das, was ich ihm sage, dass er denken soll.«
Ich hob ruckartig den Kopf. »Was hast du mit ihm gemacht? Gehirnwäsche?«
»Baby«, flüsterte Jace mir ins Ohr, »manchmal hat es seine Vorteile, Politiker zu sein. Brett ist ein schwacher Mensch. Mein Trick hatte nichts zu tun mit einem Kinnhaken oder damit, ihn anzulügen. Sondern nur damit, womit ich ihn zu fassen kriege. Er glaubt, wir gehen miteinander und die ganze Geschichte wäre ein Verschleierungsversuch wegen eines anderen Skandals in meiner Vergangenheit.«
»Was musstest du tun, um ihn zu überzeugen?«
»Ich habe ihm fünfzig Riesen gezahlt.«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Hey, war nur ein Scherz …« Jace lachte leise an meinem Ohr. »Ich habe ihm gesagt, dass ich dich liebe.«
Meine Welt stürzte ein. Hatte er denn keine Ahnung, dass diese drei Worte soeben meine gesamte Existenz zerschmettert hatten? Denn ich wollte, dass das real war. Und er hatte mich gerade nur wieder daran erinnert, dass es das eben nicht war.
»Hungrig?« Oma Nadine legte einige saubere Shrimps auf unsere Teller. »Esst auf!«