Verdammt, Grandma! Wir hatten gesagt, keine Ponys!« Jake sah aus, als würde er gleich den Verstand verlieren.
Travis schmunzelte und trank einen Schluck Eierpunsch, ohne sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen, dass sein Haus gerade von vier kleinen Kindern zerlegt wurde oder dass Oma Nadine tatsächlich für jedes Kind ein Pony gekauft hatte. Zwei für Jakes Zwillinge, eines für Travis’ kleine Tochter und eines für Jace’ kleinen Sohn.
Oma Nadine hatte gemeint, jedes Kind brauche ein Haustier.
Travis hatte dabei mehr an eine Schildkröte oder etwas in der Art gedacht. Nicht an ein Pferd. Aber mit Oma Nadine zu streiten war lachhaft – sie würde immer den Sieg davontragen. Und er hatte aufgehört zu kämpfen; nachdem er gestern die ganze Nacht bei seiner Zweijährigen verbracht hatte, weil sie schlecht geträumt hatte, war er viel zu erschöpft dafür.
»Wie wäre es, wenn ich euch allen eine Geschichte erzähle!«, rief Oma Nadine.
Travis zuckte zusammen.
Kacey versammelte alle Kinder in einem Kreis, auch wenn das eher aussah, als würde sie eine Horde Adrenalinjunkies einfangen. Sasha zog Taryn an den Haaren, Arabella brüllte immer wieder unzüchtig – ein Wort, das Oma Nadine vor ein paar Minuten irrtümlich laut gesagt hatte, und klein George futterte Popcorn vom Weihnachtsbaum.
»Kommt her, Kinder.« Jace erbarmte sich und half Kacey, die Kinder zusammenzutrommeln, während Oma Nadine sich ein Märchenbuch nahm.
»Also.« Oma Nadine lächelte. Inzwischen ging sie auf die zweiundneunzig zu, aber sie sah immer noch schön aus. »Ich werde euch allen eine Geschichte erzählen. Eine besondere Geschichte über eure Mamas und Papas. Wisst ihr, sie waren nicht immer verheiratet, vor langer Zeit, in einem Land, weit, weit weg …«
»Portland.« Travis hüstelte und handelte sich damit einen tadelnden Blick ein.
»In einem magischen Land« – Oma Nadine zog die Augenbrauen hoch – »da war diese wundervolle Großmutter, die beschloss, dass ihre Enkel ein wenig Hilfe gebrauchen könnten. Also tat sie, was jede Großmutter tun würde. Sie erfand besondere Geschichten für jeden ihrer Enkel und hatte sogar noch Mitleid mit Onkel Jace, als er traurig war.«
»Warum war er traurig?«, fragte das ältere der Zwillingskinder.
»Ja, warum war er traurig?«, fragte Beth belustigt.
»Ganz einfach.« Jace schmunzelte. »Tante Beth hat all meine Plätzchen aufgegessen.«
»Das war nicht alles, was sie …«
»Grandma!«, riefen alle.
»Wie auch immer, wo war ich stehengeblieben?« Sie strahlte. »Manchmal, Kinder, gibt es Magie wirklich. Liebe ist genauso wie Magie. Es erfordert besondere Sorgfalt, um sie zu entdecken, aber sobald man sie einmal in der Hand hält, breitet sie sich in Herz und Seele aus. Wenn man Liebe findet, muss man sie festhalten. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr sie niemals loslasst.«
Das älteste Kind hob wieder die Hand.
»Ja, Sasha?«
»Grandma, was ist, wenn wir unsere Magie übersehen? Wenn wir sie nicht rechtzeitig finden? Was, wenn sie an uns vorbeigeht, und wir bemerken es nicht! Grandma, was tun wir, wenn wir sie nicht finden können?«
»Tja, Liebchen« – Grandma tätschelte der Kleinen den Kopf – »das ist leicht. Grandma weiß immer, wo eure Magie ist.« Sie deutete auf Sashas Herz. »Sie ist genau dort, und wenn alles andere fehlschlägt, werde ich immer in der Nähe sein, genau dort, und ich werde zusehen, abwarten und euch bei jedem Schritt eures Weges helfen.«
»Versprich, dass du niemals weggehst?« Sasha schniefte.
»Versprochen.« Oma Nadine zwinkerte. »Und Großmütter lügen nie. Außerdem« – ihr wacher Blick richtete sich auf Travis, Jake, Kacey, Char, Beth und Jace – »mir scheint, meine Arbeit hier ist noch nicht ganz getan.«