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M ackintosh nahm eine abgeschirmte Taschenlampe von einem Bord an der Wand und beleuchtete damit seinen Weg auf der Treppe. Er stieg ins Erdgeschoss hinauf, und Élodie folgte ihm. Sie waren in einer leeren Wohnung, deren Tür direkt auf die Strelitzer Straße hinausführte. Zwei Männer erwarteten sie: Fisher war der zweite Warrant Officer vom SAS — jünger als Cameron, zugänglicher, aber genauso kompetent. Nicholas Foulkes war einer der anderen Agenten, die vom Büro Berlin kamen.

»Herrgott, Boss«, sagte Foulkes, »Sie haben mich vielleicht erschreckt.«

Foulkes’ hellblondes Haar leuchtete fast weiß im gedämpften Licht der Taschenlampe. Er war Ende zwanzig und trug eine schwere schwarze Hose und einen Mantel, und er spielte eine wichtige Rolle. Im Vokabular der West-Berliner war er ein »Fluchthelfer«; er stand am Anfang des Fluchtwegs und leitete den Prozess des Grenzübertritts ein.

»Was wollen Sie hier?«, fragte er.

»Planänderung«, sagte Mackintosh. »Ich will vor Ort sein, um PICASSO hinüberzubringen.«

»Ich habe versucht, es ihm zu sagen«, warf Élodie ein.

»Es ist zu wichtig, um Risiken einzugehen.«

Mackintosh war klar, dass man dies als Mangel an Vertrauen in die Männer deuten konnte, die er selbst damit beauftragt hatte, die Exfiltration im Osten zu leiten, aber er war zu nervös, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Foulkes nahm die mutmaßliche Kränkung mit einem Achselzucken zur Kenntnis; auch er war nervös, und Mackintosh fragte sich, ob er sie überhaupt bemerkt hatte.

»Haben Sie etwas gesehen?«, fragte er Fisher.

»Nein, Sir. Alles ist ruhig.«

»Grenzposten?«

»Nein. Anscheinend stimmen unsere Informationen. Wir haben keine gesehen.«

»Eine bessere Nacht hätten wir uns nicht aussuchen können«, meinte Élodie.

»Kann sein.« Mackintosh holte das Funkgerät aus seinem Rucksack und drückte die Sprechtaste. »WINCHESTER«, sagte er, »hier SALISBURY. Haben Sie was zu berichten?«

»Nein«, antwortete Morgan von seinem Ausguck auf der anderen Seite der Mauer. »Alles ruhig. Nichts zu sehen.«

»Verstanden. SALISBURY Ende.«

Mackintosh steckte das Gerät wieder in den Rucksack.

»Ich gehe raus«, sagte er.

Cameron trat vor. »Das halte ich nicht für klug. Das sieht der Plan nicht vor.«

»Ich gehe raus«, beharrte Mackintosh. »Ich kenne die Gegend. Und er sollte inzwischen hier sein.«

Er blickte zwischen dem Soldaten und Élodie hin und her. Sie war so besorgt wie er, aber in ihrem Gesichtsausdruck lag noch etwas anderes. Sie kannten einander erst seit Kurzem, und es war ihnen gelungen — das glaubten sie zumindest —, ihre Beziehung geheim zu halten. Er schaute sie an, sah den feuchten Glanz in ihren Augen, das zögernde Kräuseln ihrer Lippen, und er sah ihre Zuneigung.

Aber davon durfte er sich nicht aufhalten lassen. PICASSO war zu wichtig, sein Potenzial zu groß.

Élodie formte zwei Wörter mit den Lippen: Sei vorsichtig . Mackintosh wollte etwas antworten, aber während Foulkes mit dem Rücken zu Élodie stand und sie nicht sehen konnte, blickte er Mackintosh frontal ins Gesicht, und er würde alles bemerken.

»Augen auf«, sagte Mackintosh. »Ich bin gleich wieder da.«