S miler verließ das Gewerbegebiet und fuhr auf der Great West Road nach Hounslow. Er parkte den Cavalier fünf Minuten weit vom Guest House entfernt. Jimmy öffnete seine Tür und stieg aus.
»Gute Arbeit«, sagte er.
»Gleichfalls.«
»Wir sehen uns morgen.«
»Genau.« Jimmy zögerte und schüttelte dann grinsend den Kopf. »Scheiße. Das hätte ich fast vergessen. Gutes neues Jahr.«
Smiler lachte. Das Datum hatte er anscheinend auch vergessen. Er langte über den Vordersitz und schüttelte Jimmy die Hand. »Gutes neues Jahr, du irischer Pinsel.«
Jimmy ging zum Heck des Wagens und öffnete den Kofferraum. Smiler war dafür zuständig, die Diamanten zu Fabian zu bringen. Jimmy war das recht; er vertraute Smiler mehr oder weniger, und Fabian war furchterregend genug, um Smiler daran zu hindern, auf irgendwelche dummen Gedanken zu kommen. Jimmy nahm die Tasche mit seiner Ausrüstung heraus, warf sie über die Schulter, schlug den Kofferraumdeckel zu und klopfte mit der flachen Hand auf das Wagendach. Smiler hob grüßend die Hand und fuhr los. Jimmy sah ihm nach. Er würde den Wagen aufs Land hinausfahren und abfackeln, bevor er mit dem zweiten Wagen, den sie dort abgestellt hatten, in die Stadt zurückkäme. Morgen würden sie sich mit Fabian treffen.
Den Rest des Weges ging Jimmy zu Fuß. Das Civic Guest House lag in einer bescheidenen Reihenhaussiedlung in der Lampton Road. Er zog seinen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und stieg hinauf in die zweite Etage, wo er ein Zimmer gebucht hatte. Es war billig und nicht besonders behaglich, aber er hatte es nicht aus Luxusgründen ausgewählt. Er hatte die Gegend nach einer brauchbaren Unterkunft abgesucht und sich für dieses Haus entschieden, gerade weil es so unauffällig war, mit fast hundertprozentiger Sicherheit freie Zimmer hatte und nur fünf Minuten vom Lagerhaus entfernt war. Die Vermieterin wohnte unten im Souterrain und war fast blind; sie tastete sich mit einem weißen Stock durch das Haus. Das war ein Bonus: Sie würde ihn kaum identifizieren können, sollte die Polizei ihn in einer Gegenüberstellung präsentieren.
Er schloss seine Zimmertür ab und ging zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Dann entledigte er sich der Jacke und des Hemds und stopfte beides in einen schwarzen Müllsack, den er mitgebracht hatte. Er zog die Hose aus, griff in die Tasche, und seine Finger fanden die scharfen Kanten des ungeschliffenen Steins, den er aus der ersten Kassette genommen hatte. Er kannte einen freundlichen Juwelier in Hatton Garden und hatte sich vorgenommen, von ihm einen Verlobungsring für Isabel machen zu lassen. Sie waren jetzt seit zehn Jahren zusammen, und sie hatte aufgehört mit ihren Andeutungen, wie gern sie heiraten würde; vielleicht hatte sie den Verdacht, dass Jimmy niemals fragen würde. Aber jetzt war der richtige Augenblick gekommen. Mit einem großen Ding wie diesem wären sie auf Monate versorgt. Er hatte vorgehabt, ehrlich zu werden und ein legales Leben zu führen, und vielleicht war das jetzt der richtige Moment dafür.
Er packte Schuhe, Hose und Unterhose in den Müllsack, knotete ihn zu und stellte ihn zu der Tasche mit seiner Ausrüstung neben die Tür. Auf dem Heimweg würde er alles auf die Müllkippe werfen, wenn er hier fertig wäre.
Er ging in das winzige Bad und stellte sich unter die Dusche. Den Schimmel auf den Glasscheiben und den schmutzigen Fliesen ignorierte er. Der Wasserstrom war so dünn, wie man es beim Zustand des Hauses erwarten konnte, aber das genügte. Jimmy blieb zehn Minuten stehen und schrubbte sich mit Seife sauber. Dann drehte er das Wasser ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und trat ans Waschbecken. Er hatte sich eine Dose Swarfega-Handreiniger gekauft, die er jetzt öffnete. Er schaufelte eine kleine Menge der dunkelgrünen, gelatinösen Masse heraus, die ihn immer an seinen Onkel Barney erinnerte. Er massierte sie in seine trockene Haut und spülte sie dann ab. Das Zeug war allgegenwärtig in Autowerkstätten und Maschinenschuppen und sehr viel wirkungsvoller beim Entfernen von Schmiere, Öl, Tinte und anderen hartnäckigen Verschmutzungen auf der Haut als Seife. Er wollte absolut sicher sein, dass keine Spur von dem Werkzeug, das er benutzt hatte, um den Safe aufzuschneiden, irgendwann später noch entdeckt werden könnte.
Er kehrte zurück ins Schlafzimmer, zog die sauberen Sachen an, die er von zu Hause mitgebracht hatte, und vergewisserte sich, dass er ausgehfertig war. Er sah gut aus — sauber und ordentlich, anständig gekleidet, und nichts deutete darauf hin, dass er eben noch daran gearbeitet hatte, einen Tresor aufzuschneiden und den Inhalt zu plündern.
Er nahm die Tasche mit dem Werkzeug und den Müllsack, verschloss das Zimmer und ging hinunter zur Straße, wo sein Ford Capri parkte. Er legte den Sack und die Tasche in den Kofferraum, öffnete die Fahrertür und stieg ein. Es war ein gebrauchter 3.0S Ghia Mk II mit Automatikgetriebe und Silber-Metallic-Lackierung wie Bodies Wagen in Die Profis . Jimmy schob die Depeche-Mode-Kassette in den Player und sah auf die Uhr. Es war halb zwölf, und er hatte versprochen, um Mitternacht zu Hause zu sein. Er wollte sich mit Isabel und Sean das Feuerwerk im Fernsehen anschauen. Den Sack hatte er auf die Müllkippe werfen wollen, aber wenn er zum Jahreswechsel zu Hause sein wollte, hatte er dazu keine Zeit mehr. Jimmy biss frustriert die Zähne zusammen. Er machte sich nicht gern unnötig verwundbar, auch wenn das Risiko winzig war, aber er wollte seine Familie nicht noch einmal enttäuschen.
Die Sachen konnte er auch morgen noch wegwerfen.
Er startete den Motor und machte sich auf den Heimweg.