18

M ackintosh trug den Kaffee zu dem Tisch, den Walker ausgesucht hatte. Er stellte die Becher hin, ließ sich auf den freien Stuhl sinken und sah Walker an. Er hatte dem Iren eine neue Garderobe organisiert, und der hatte sich auf einer Toilette umgezogen, als sie angekommen waren: einen schwarzen Pullover, eine schwarze Jeans und Boots. Auf der Fahrt nach Heathrow hatte er den Mann gemustert, und jetzt beobachtete er ihn auch. Mackintosh hatte eine Menge Zeit im Geheimdienst verbracht und war in einigen der feindseligsten und gefährlichsten Städte der Welt stationiert gewesen, und so hatte er die Fähigkeit entwickelt, sich rasch ein Bild von einer Person zu machen. War jemand vertrauenswürdig? Hatte er Angst? Würde er tun, was er zugesagt hatte? Nach einiger Zeit hatte er nicht einmal mehr eine formelle Evaluation durchführen müssen. Er wusste einfach Bescheid.

Jetzt sah Walker bekümmert aus. Durch das Fenster neben dem Tisch konnte man die Startbahn sehen. Er starrte einem Jumbo nach, der auf der Runway beschleunigte und dann langsam in die Höhe stieg.

»James.«

Er war bekümmert, beinahe wehmütig.

»James. Jimmy

Walker wandte den Blick vom Fenster.

»Sie werden zurückkommen«, versprach Mackintosh.

»In zwei Wochen.« Walker wiederholte papageienhaft, was Mackintosh ihm gesagt hatte. »Warum glaube ich das nicht?«

Mackintosh antwortete nicht. Es war möglich, dass sie in zwei Wochen erledigen könnten, was er vorhatte, aber es gab Unwägbarkeiten. Und natürlich war es eine Voraussetzung für die Rückkehr, dass sie Erfolg hatten. Dafür gab es jedoch keinerlei Garantie. Sein Plan war kühn, sehr gefährlich, und wenn er ehrlich war, standen die Chancen schlecht.

Aber das konnte er Walker nicht erzählen.

»Wo fliegen wir hin?«

»Nach Berlin.«

»Was?«

»Nach West-Berlin, um genau zu sein. Da waren Sie noch nicht, oder?«

»Ich war noch nie im Ausland.«

»Ich weiß«, sagte Mackintosh. »Sie haben auch keinen Pass, nicht wahr?«

»Hab nie einen gebraucht.«

»Hier.«

Mackintosh zog einen Umschlag aus der Tasche. Walker öffnete ihn und nahm einen druckfrischen Pass heraus. Er klappte ihn auf und sah sein eigenes Foto.

»Woher haben Sie das?«

»Ich habe ein paar Strippen gezogen.«

Walker schaute in den Umschlag und zog auch den Rest heraus: zwei weitere Dokumente und ein Bündel Geldscheine.

»Das ist die Bordkarte für den Flug«, sagte Mackintosh.

Walker studierte sie. »Einfacher Flug?«

»Den Rückflug regeln wir später.«

Walker betrachtete das letzte Dokument. »Das InterContinental Berlin«, las er laut.

»Da haben Sie eine Reservierung.« Mackintosh legte einen Finger auf das Geldbündel. »Und eintausend Deutsche Mark. Genug für alles, was Sie brauchen. Wenn Sie in Tempelhof gelandet sind, fahren Sie mit dem Taxi zum Hotel. Checken Sie ein und machen Sie es sich bequem. Ich komme heute Abend zu Ihnen aufs Zimmer, und wir besprechen, was wir morgen tun werden.«

»Was werden wir denn tun?«

»Ein bisschen kundschaften. Wir reden heute Abend darüber.«

»Warum soll ich nach Berlin?«

»Sie werden sich mit einem Mann treffen. Bei diesem Treffen werden Sie herausfinden, was ich wissen muss, und schon sind Sie wieder auf dem Heimweg, mit einer weißen Weste und dem Dank der Regierung.«

»Das ist alles?«

»So gut wie«, sagte Mackintosh.

»Sie spinnen.« Walker lachte verächtlich. »Was sonst noch?«

»Ich werde Sie heute Abend informieren.« Mackintosh beschloss, das Thema zu wechseln, und zeigte auf den Kaffee. »Trinken Sie aus und gehen Sie zum Gate. Abflug ist in dreißig Minuten. Der Flug nach Berlin dauert zwei Stunden. Haben Sie letzte Nacht geschlafen?«

»Nicht viel.«

»Versuchen Sie, auf dem Flug die Augen zuzumachen. Sie werden viel zu tun haben.«