Unter dem schwimmenden Weihnachtsbaum


Eigentlich hatte Benny den Ausflug unter den Weihnachtsbaum nur unternommen, weil er nachschauen wollte, ob der Koffer noch an seinem Platz war. Alles in Ordnung! Er stand gut versteckt unter den Zweigen, die um den Fuß des Baumständers drapiert waren.

Als ihn der Lichtstrahl traf, fuhr ihm der Schreck in die Glieder. Eine männliche Stimme fuhr ihn an. „Was machst du da?“

Langsam drehte er sich um.

Becker! Nun war alles aus, aus und vorbei!

„Benny?“, hörte er dann eine vertraute Stimme. „Benny, bist du das?“

Der Lichtstrahl einer Taschenlampe erfasste so hart sein Gesicht, dass es ihn blendete und er den Sprecher nicht sehen konnte. Aber die Stimme, die Stimme erkannte er. Es war Achim, der Skipper. Gott sei Dank! Achim war so etwas wie ein väterlicher Freund für ihn. Zum Glück war er es und nicht der verdammte Jan Becker! Benny fiel ein Stein vom Herzen.

„Hallo Achim“, krächzte er. Was sollte er ihm sagen? Wie konnte er ihm erklären, was er hier tat? Er musste Zeit gewinnen. Die Gedanken rasten wild durch seinen Kopf.

„Was zum Teufel tust du da? Warum turnst du auf dem Floß herum?“

„Ich, äh, ich wollte ...“

„Mensch, komm erst mal rüber. Dass du mir bloß nicht in die kalte Harle fällst. Ein Unglück in eurer Familie reicht ja wohl.“

Er hatte es also schon erfahren, schoss es Benny durch den Kopf.

„Ich, also weißt du ...“, stotterte er, als er wieder zurück in das kleine Boot kletterte.

„Schnack nich ..., komm zu mir an Bord, dann reden wir.“

Er richtete die Taschenlampe auf das Ruderboot, damit Benny sehen konnte, wohin er seine Füße setzte.

Benny stieß sich mit dem Paddel ab und war mit zwei Zügen bei Achim. Er machte das kleine Ruderboot am Schiff fest und sicherte die Paddel.

„Gib mir deine Hand, mein Junge, ich helfe dir hoch.“

Achim reichte ihm seine Rechte und zog ihn an Bord.

„Was sind das denn für Spielchen, Junge? Du kannst doch nicht ..., ach übrigens, das mit deinem Vater tut mir leid. Hat dich wohl sehr mitgenommen, dass du auf solche Ideen kommst, was?“

„Ich wollte doch nur ...“, nahm er den Ball auf, den Achim ihm unbewusst zugespielt hatte. „Ich wollte doch nur mal alleine sein. Überall quatschen sie auf mich ein. Meine Mum, Oma und die Polizei auch. Bei dir war noch alles dunkel, da bin ich ...“

„Aber Junge, du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst, auch wenn es an Bord dunkel ist. Okay?“ Er strich ihm über den Kopf und zog ihn unter Deck.

„Setz dich, ich habe gerade Tee gemacht, du musst doch durchgefroren sein.“

Er nahm einen großen Teepott vom Haken an der Wand und stellte ihn vor Benny hin.

„Gieß dir Tee ein, er wird dir gut tun und dann erzähl“, forderte er ihn auf.