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Können wir die Strecke nehmen, die an Village Donuts vorbeigeht?«, fragte Dana Polly, als sie am nächsten Tag walken gingen. »Seit ich heute Morgen aufgestanden bin, lechze ich nach einem Latte.«

»Tja, niemand raucht mehr«, frotzelte Polly. »Jetzt gibt’s nach dem Sex nur noch einen Kaffee.«

Dana stöhnte. »Findest du, dass ich zu voreilig war? Ich bin ja erst seit einer Woche mit dem Mann zusammen!«

»Ich gebe Tina voll und ganz die Schuld.«

»Was? Wieso?«, sagte Dana und fiel vor Schreck aus dem Tritt. »Ich meine, ich bin immer dafür, Tina für alles verantwortlich zu machen – aus meiner Sicht ist sie schuld an der Erderwärmung, am Welthunger und am Fußpilz.«

»Genau«, grinste Polly. »Und an deiner Verwandlung in eine sexgeile Zahnarztsprechstundenhilfe.«

»Nein, wirklich nicht«, sagte Dana, ihren Schritt verlangsamend, um Polly anzuschauen. »Ich will nicht, dass sie der Grund für alles ist, was ich tue. Dass es sie gibt, halte ich ja schon kaum aus.«

»Eben. Sie … Sie …« – Polly blinzelte angestrengt – »ist eine Größe, die es zu berücksichtigen gilt. Und bisher hast du so getan, als gäbe es sie nicht.«

»Hab ich nicht!«

»Doch, und als sie sich als real herausstellte, hast du alle Vorsicht über Bord geworfen und mit deinem Freund geschlafen. Das hat diese letzte Verbindung zu Kenneth zerbrochen. Ist völlig einleuchtend.«

»Polly!«

»Was? Das ist mein voller Ernst.«

»Ich gründe meine persönlichen Entscheidungen – Entscheidungen überhaupt – nicht auf die Existenz dieses Flittchens!«

Polly schürzte die Lippen, nicht überzeugt. »Gut, neues Thema. Wie geht es Morgan?«

Dana machte noch ein paar gereizte Schritte, dann seufzte sie. Sie konnte Polly nie lange böse sein. »Ihr geht’s besser, glaube ich. Diese Freundschaft mit Kimmi Kinnear hat ihr eine Menge Selbstvertrauen gegeben. Sie scheint nicht den Drang zu verspüren zu … du weißt schon …«

»Kotzen.«

Eine Zeitlang sprachen sie nicht. Der Gedanke daran ließ sie ernüchtert verstummen. »Morgan wirkt jetzt eindeutig zufriedener«, sagte Dana schließlich. »Gestern Nacht hat sie bei Kimmi geschlafen. Und ist zu einer Party in der Nachbarschaft gegangen – ein Mädchen aus ihrer Klasse namens Devynne.«

»Und wie weiter?«, fragte Polly. »Vielleicht kenne ich sie.«

»Oh, den Nachnamen kenne ich gar nicht. Ich habe angenommen, dass ihre Familie okay ist, wenn Nora nichts dagegen hat, dass die beiden dorthin gehen.«

»Du hast aber nicht dort angerufen und mit den Eltern gesprochen? Das hättest du nämlich wirklich tun sollen, weißt du. Eltern haben manchmal nicht den blassesten Schimmer.«

»In der sechsten Klasse? Ist das nicht eher ein Highschool-Ding?«

»Ja und nein«, sagte Polly. Sie erzählte die Geschichte von ihrem Sohn Peter, der, als er noch in der Middle School war, zu einem Freund ging, um sich dort Stargate-Episoden ohne Ende anzuschauen. »Draußen war es noch hell, verdammt noch mal!«, sagte Polly. »Die Eltern des Jungen waren beim Leichtathletikwettkampf eines seiner Geschwister und damit über Stunden außer Haus; sie hätten es nie für möglich gehalten, dass ein Haufen Jungs zwischen zehn und zwölf ihren Grand Marnier und Pfirsichschnaps probieren würde.«

»Wie hast du das rausgekriegt?«

»Als einer der Jungen irgendwas Rotes erbrochen hat, dachten sie, er würde gleich sterben, und haben den Notarzt gerufen.« Sie waren am Village Donuts angekommen, und Polly schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wie sich rausstellte, hatte er ein Glas Maraschinokirschen mit Schnaps runtergespült. Er war auch noch ein glatter Einserschüler! Es ist wirklich erstaunlich, wie bescheuert diese superintelligenten Kinder sein können.« Sie bestellten ihren Kaffee und setzten sich an einen der Kunststofftische in Holzoptik, ehe sie sich wieder hinaus in den scharfen Wind begaben.

»Also, ich bin sicher, dass alles gut verlaufen ist«, sagte Dana. »Ich habe heute Morgen angerufen, da schliefen die Mädchen noch. Nora hätte mir gesagt, wenn irgendetwas passiert wäre.«

Polly trank noch einen Schluck und blickte zum Fenster hinaus. »Ich bin sicher, dass sie das vermutlich getan hätte«, sagte sie.

Auf dem Weg zu den Kinnears rief Dana Kenneth an. Der Abend sei gut verlaufen, sagte er. Sie seien im West End von Haus zu Haus gegangen und dabei auch an der juristischen Fakultät der UConn vorbeigekommen. »Er fand es toll, die Jurastudenten in ihren verrückten Aufmachungen umherziehen zu sehen.« Kenneth schmunzelte. »Einer war SpongeBob und hatte tatsächlich ungefähr hundert gelbe Schwämme an sich kleben. Grady konnte es gar nicht fassen.«

»Ich hätte nur gerne gewusst, wann du ihn zurückbringst«, sagte Dana.

»Ach so, na ja, vielleicht sollte ich ihn bis zu seinem Spiel morgen hierbehalten. Dafür komme ich ja sowieso nach Cotters Rock. Erspart mir eine Fahrt.«

Morgen?, dachte Dana. Ich lasse dich ihn für eine Nacht nehmen – noch dazu Halloween –, und du behältst ihn für das ganze Wochenende? Das glaube ich nicht.

»Was will Grady denn machen?«, fragte sie und verkniff sich den Kommentar, dass ihr scheißegal war, ob er sich eine Fahrt ersparte oder nicht. Grady habe schon seine Badehose an, berichtete Kenneth. Dana konnte ihn im Hintergrund murmeln hören: »Komm jetzt, Dad!« Sie waren auf dem Sprung zum Fitnesscenter. Dana sprach kurz mit Grady, der einsilbig und ungeduldig antwortete.

Sie wollte schon auflegen, als Kenneth noch einmal ans Telefon kam. »Nur eins noch …«, sagte er und klang, als müsste er all seinen Mut zusammennehmen, um etwas Unangenehmes loszuwerden. »Morgen bringe ich Tina mit zu Gradys Footballspiel.«

»Das tust du nicht«, warnte sie ihn.

»Doch«, sagte er. »Das tue ich. Es ist das letzte Spiel der Saison, und er möchte, dass sie ihn spielen sieht.«

»Verflucht noch mal, Kenneth … verflucht noch mal

»Ich weiß«, sagte er. »Falls das hilft, ich freue mich auch nicht gerade darauf.«

»Nein, es hilft nicht!«, brüllte sie. »Nichts hilft!«

Einen Moment lang war Kenneth still. Dann murmelte er: »Tina lässt sich nicht ausklammern, Dana. Glaub mir dieses eine Mal. Sie ist hier, und wir müssen dieses Footballspiel hinter uns bringen, und um der Kinder willen müssen wir es normal aussehen lassen.«

Um der Kinder willen? Die Kinder wären besser dran gewesen, wenn ihr Vater nicht mit dieser verfluchten Friseurin rumgemacht und die Familie verlassen hätte!, dachte sie. Dana holte tief Luft und stieß sie wieder aus. Kenneth kannte das gut genug, um seinen Mund zu halten.

»Gut«, murmelte sie.

»Wir werden es auf das Nötigste beschränken.«

»Ja«, sagte sie, während sie in die Einfahrt der Kinnears einbog. »Tut das.«

Als Nora ihr die Haustür öffnete, sagte sie: »Die beiden schlafen noch, ist das zu fassen?«

»Wann sind sie denn ins Bett gegangen?«, fragte Dana, von dem Gespräch mit Kenneth immer noch durcheinander.

»Ach, wer weiß!« Nora wedelte mit ihren langen Fingern und nahm die erste Treppenstufe nach oben. »Diese beiden könnten den Sauerstoff aus einem Raumschiff rausreden.« Sie drehte sich zu Dana um, die immer noch unten in der Diele stand. »Kommen Sie nur«, sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen. »Ich habe ein Geschenk für Sie.«

Dana folgte ihr nach oben in ein geräumiges Elternschlafzimmer, das in Gold- und Cremetönen gehalten war: zitronengelb und butterfarben gestreifte Tapete, elfenbeinfarbene, geschwungene Vorhänge, ein übergroßes Bett und darauf ein von goldenen und senffarbenen Fäden durchsetztes Federbett. Nora verschwand, anscheinend ganz von ihrem eigenen Dekor verschluckt, doch dann tauchte sie aus einem begehbaren Kleiderschrank wieder auf. In der Hand hielt sie eine Einkaufstasche mit gold-schwarzem Schachbrettmuster und dem roten Schriftzug PERFECTUA oben auf einer Seite. »Zugegeben, ein echtes Geschenk ist es nicht, weil ich es bei der Arbeit bekommen habe. Aber als ich es auf dem Ständer mit den Mustern hängen sah, hab ich gewusst, dass es für Sie gemacht ist.«

Vorsichtig nahm Dana den in Seidenpapier gewickelten Gegenstand heraus. Es war eine Bluse in einem hellen Champagnerton. Der Kragen war breiter als normal und endete in zwei scharfen Zacken. Die Manschetten waren lang und eng, mit drei kleinen, flachen Perlmuttknöpfen an jedem Handgelenk. Abnäher, die vom unteren Saum zu jeder Brust liefen, betonten eine schmale Taille und einen üppigen Busen. Auf dem kleinen Etikett im Kragen stand nur PERFECTUASEIDE.

»Das ist so … Sind Sie … Ist das Ihr Ernst?«, stammelte Dana.

»Ernst?«, sagte Nora, als wäre das Wort ihr unbekannt. »Natürlich ist es mein Ernst. Probieren Sie sie an.« Abwartend verschränkte sie die Arme vor ihrem schmalen Brustkorb.

Einen Moment lang wusste Dana nicht, was sie machen sollte. Wurde von ihr erwartet, dass sie sich vor Nora auszog? Nora rührte sich nicht, bot ihr auch nicht die Ungestörtheit ihres Badezimmers an, und so zog Dana sich ihren grauen Rollkragenpullover mit Zopfmuster über den Kopf, sodass sie oben herum nur noch ihren schlimmsten, dunkelroten BH anhatte, der zudem völlig ausgeleiert war.

»Natürlich würden Sie einen anderen BH tragen«, sagte Nora, »aber Rohseide deckt sowieso sehr gut.«

Sorgsam darauf bedacht, mit den Fingernägeln nicht in dem feinen Material hängen zu bleiben, zog Dana die Bluse an. Während sie sie vorn zuknöpfte, übernahm Nora geschickt die Knöpfe an den Handgelenken und schlug die Manschetten zurück. Mit zusammengekniffenen Augen besah sie sich die Bluse kritisch, zog die Schultern zurecht und zupfte am Kragen, bis die Spitzen in perfekter Symmetrie herunterhingen. Dann drehte sie Dana so, dass sie in einen riesigen Spiegel schaute, der über einer niedrigen Kommode hing.

»Genial«, hauchte sie. Dana war sich nicht sicher, ob sie damit sich selbst oder die Bluse meinte.

Die beiden Frauen brachten eine ganze Weile damit zu, sich gegenseitig von der absoluten Perfektion der Bluse vorzuschwärmen: Man könne sie zu eleganten Jeans oder einem bodenlangen Rock tragen, ihre Farbe bringe Danas rotblondes Haar zur Geltung, ihr Schnitt sei auf so raffinierte Weise vorteilhaft, dass niemand sagen würde: »Oh, wie vorteilhaft« – die Leute würden einfach finden, dass sie super gut aussehe.

Die ganze Zeit über dachte Dana: Ich werde mich nie mit etwas auch nur annähernd so Perfektem revanchieren können. Die Tatsache, dass Nora für die Bluse nichts bezahlt hatte, spielte dabei keine Rolle. Ihr wurde ganz schwummrig bei dem Gedanken, dass Nora eines Tages erkennen würde, dass Danas Möglichkeiten, Geschenke zu machen, nie an die ihren herankommen würden.

»Mom?« Morgan stand in der Tür und starrte sie an. »Wem gehört denn die?«, fragte sie.

»Also … das ist …«

»Sie gehört ihr!«, trällerte Nora. »Nur ein winzig kleines Geschenk aus dem Laden. Sieht deine Mutter nicht umwerfend aus?«

»Hm«, machte Morgan. »Doch. Mom, können wir bald gehen? Ich muss noch einen Haufen Zeug für Gemeinschaftskunde lernen. Ich muss alles über China wissen.«

Dana fiel auf, wie blass sie aussah; ihre Lippen wirkten blutleer. »Klar, mein Schatz. Geh schnell deine Sachen zusammenpacken.«

Morgan hielt eine Plastiktüte mit ihrem Kostüm hoch. »Bin startklar«, sagte sie, und den Blick auf Nora gerichtet: »Danke, dass ich hier sein durfte.« Dann drehte sie sich um und ging durch den Flur zurück.

Auf der Heimfahrt fragte Dana Morgan nach ihrer Nacht, aber Morgan war nicht sehr gesprächig. »Ich bin total müde«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben ungefähr anderthalb Minuten geschlafen.«

»Warum bist du nicht ins Bett gegangen, wenn du so müde warst?«

»Weil Kimmi nicht wollte, und es ist ihr Haus.«

An einer Ampel ließ Dana das Auto zum Stehen kommen. »Morgan«, sagte sie und wandte sich ihr zu, »wenn du ins Bett gehen wolltest, hättest du es ihr auf nette Art sagen und dich dann hinlegen sollen.«

Als Morgan sie ansah, hob sich für einen Moment der Nebel der Erschöpfung um sie. »Klar«, sagte sie. »Als ob man sich mit der Gastgeberin anlegen würde.«

Dana war verblüfft. »Wenn es Unsinn ist, was sie macht, würde ich das tun«, beharrte sie.

»Das sagst du jetzt bloß, aber du würdest dich trotzdem nach den anderen richten. Du bist nämlich ausgesprochen höflich, Mom. Du würdest mitmachen.«

Die Ampel wechselte auf Grün, und Dana musste nach vorne schauen. Morgan lehnte sich zurück an die Kopfstütze und schloss die Augen.

Tina, dachte Dana, kaum dass sie am Sonntagmorgen die Augen aufgeschlagen hatte.

Und: Sie sollte lieber nicht versuchen, allzu freundlich zu sein.

Und: Was zieht man an, wenn man die Frau trifft, die einem die Ehe kaputt gemacht hat?

Sie standen auf dem Parkplatz der Highschool, gleich neben dem Spielfeld, doch weder Morgan noch Alder stiegen aus. Sie warteten, bis Dana als Erste ihre Tür geöffnet hatte. Sie hatte es ihnen auf der Fahrt hierher erzählt.

»Dad bringt Tina mit«, war alles, was sie gesagt hatte, und sie hoffte, dass es sich so angehört hatte, als sei es keine große Sache.

Das war ihr anscheinend nicht geglückt. Für den kurzen Rest der Fahrt hatten die beiden geschwiegen. Und als sie jetzt zu dritt auf das Spielfeld zugingen, flankierten die beiden sie wie Bodyguards. Kenneth und Tina standen am Maschendrahtzaun, gleich hinter der Bank der Heimmannschaft. Kenneth reichte eine Wasserflasche über den Zaun, die Grady entgegennahm, um dann wieder zu seinem Team zurückzukehren.

Bringen wir das hier bloß schnell hinter uns, dachte Dana und bewegte sich geradewegs auf sie zu. »Wollt ihr Mädchen uns nicht schon mal oben auf der Tribüne Plätze besetzen?«, sagte sie. »Ich geh nur mal kurz Hallo sagen.«

»Ich auch«, sagte Morgan.

Alder legte einen Arm um sie. »Komm schon, Cousinchen«, sagte sie und bugsierte Morgan in Richtung Tribüne.

Kenneth entdeckte sie als Erster; seine Haltung straffte sich, und seine Finger begannen, den Rand seiner Jackenärmel zu umklammern. Er beugte sich kurz zu Tina hinüber, die Dana über die Schulter einen flüchtigen Blick zuwarf und sich dann wegdrehte. Jenseits des Zauns bedachte Jack Roburtin die Mannschaft mit seinen üblichen aufmunternden Worten vor dem Spiel.

»Und ich will da draußen keinen beim Strümpfestricken erwischen!«, brüllte er sie an. »Habt ihr das kapiert? Jetzt will ich ein lautes JA hören!«

Ja!, dachte Dana. Kein Strümpfestricken. Und dann war sie nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt, und Kenneth stellte sie einander vor, als hätten sie und Tina bis dahin nichts voneinander gewusst, als wäre ihnen nicht vollkommen klar, wer die andere war. »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Dana.

»Ja, das finde ich auch«, sagte Tina, während sie die Hand ausstreckte, sich dann eines Besseren besann und sie zurückzog. Doch da hatte Dana bereits reagiert, indem sie ebenfalls die Hand ausstreckte, und nun musste Tina sie schütteln. Sie wurde rot und fleckig im Gesicht. Ihr langes braunes Haar war fein und dünn, wie das eines Kindes. Tina hatte graue Augen und eine Stupsnase. Sie war klein, fünf oder zehn Zentimeter kleiner als Dana, mit schmalen Schultern. Von ihrer Figur konnte Dana nicht viel sehen, denn sie hatte einen wadenlangen, babyblauen Daunenmantel an.

Hinter ihnen brüllte Coach Ro: »Zwei Runden, Laufschritt!«

»Grady hat mir alles über seine Mannschaft erzählt«, sagte Tina, deren Augenlider nervös flatterten. »Er ist total stolz auf sie.«

Dana nahm wahr, dass jemand näher kam, konnte den Blick aber nicht von Tina wenden. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob sie genau so gut aussehen wie wir, hatte Nora gesagt. Sie sind einfach nur neu. Und das sind wir nicht.

»Na du, Schöne.« Jack Roburtin stand auf der anderen Seite des Zauns. Er streckte eine kräftige Hand hinüber, um sie auf ihrer Schulter landen zu lassen. Dana fand, er sah aus wie ein eitler Pfau, der mangels farbenprächtigen Gefieders seine Brustmuskeln spielen ließ. Er drehte sich zu Kenneth um und grinste eingebildet. »Jetzt, wo mein Glücksbringer da ist, gewinnen wir auf jeden Fall.«

Dana hätte fast laut losgelacht, und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte sie sich sehnlichst, jemand anderes wäre da, um zu bezeugen, dass diese bizarre Szene sich tatsächlich abspielte – Tina mit ihrem bauschigen Mantel und ihrer Stupsnase; Kenneth, der sich vor lauter Unbehagen an seinen Jackenärmeln festklammerte; Jack mit seinem karikaturartigen Gehabe. Das ist kein Witz, sagte sie sich, während sie sich das Lachen verbiss. Diese Menschen sind real.

»Ich geh dann jetzt rauf auf die Tribüne«, sagte sie zu ihnen. Dann, zu Tina gewandt: »Wir sehen uns bestimmt noch.« Und mit einem Lächeln zu Jack: »Viel Glück, Coach.«

»Besten Dank!« Er zwinkerte ihr vertraulich zu und schickte hinterher: »Ich ruf dich heute Abend an.«

»Klingt gut.« Und dann machte sie sich auf den Weg zu Morgan und Alder.

Während sie auf sie zukam, beäugten die Mädchen sie, als wäre sie ein exotischer Vogel, der jeden Moment in den Wolken verschwinden könnte. Sie setzte sich zwischen die beiden. Nachdem Morgan sie einen Moment lang betrachtet hatte, legte Dana den Arm um sie und drückte sie leicht.

»Beeindruckend«, murmelte Alder.

»Danke«, flüsterte Dana und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Spiel zu.