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Nach der Arbeit bog Dana in ihre Einfahrt ein und blickte zu ihrem dunklen Haus auf. Niemand da, dachte sie. Auf ihrem Weg von der Garage bis hinauf in ihr Schlafzimmer schaltete sie Lichter ein, was jedoch ihr Alleinsein nur zu bestätigen schien.

Das ist vorübergehend, tadelte sie sich selbst. Morgen Abend sind sie wieder zu Hause. Sie zog sich die Hose aus, knöpfte sich die Bluse auf und hängte beides auf Bügel, um sich eine unnötige Fahrt zur Reinigung zu ersparen.

Das leere Haus war es nicht. Ich bin es, dachte Dana, während sie ein T-Shirt und eine abgewetzte Jeans herauszerrte. Alles verändert sich, und ich halte damit nicht Schritt.

Ein schwirrendes, Übelkeit erregendes Gefühl der Erschöpfung überkam sie, und sie legte sich auf ihrem Bett zurück, die Beine ließ sie über den Rand baumeln. Das Schwirren und das Gefühl hoffnungsloser Verlorenheit erinnerten sie an die Fehlgeburt, die sie vor Grady gehabt hatte. Genau in diesem Bett hatte sie gelegen, als sie nach »dem Eingriff« aus dem Krankenhaus gekommen war. Diesen Ausdruck hatte Kenneth wiederholt dafür verwendet. »Soll ich dich zu dem Eingriff bringen? … Wie lang wird der Eingriff dauern? … Gott sei Dank übernimmt unsere Krankenkasse die Kosten für den Eingriff.«

»Ja!«, hatte sie ihn schließlich angeschrien. »Danken wir Gott dafür!«

Darauf hatte er sie angestarrt, als hätte sie ihn mit ihrem Sarkasmus beleidigt, was er jedoch unter den gegebenen Umständen ignorieren würde. Das hatte sie in seinem Gesicht gelesen, und ihr war klar gewesen, dass es stimmte. Er würde ihr den Gefallen tun, sie zu ignorieren. Da wusste sie, dass sie damit allein war. Für den Rest ihres Lebens würde es ihr Verlust sein, den sie ganz allein zu tragen hätte. Noch heute vermisste sie dieses Baby von Zeit zu Zeit, sprach aber mit niemandem darüber. Nicht nach dem Blick, mit dem er sie bedacht hatte.

Ich vermisse alle meine Babys. Es kam ihr so schwach vor – sich nach zwei Kindern zu sehnen, die nur für sechs Tage fort waren, und nach einem anderen, das erst gar nicht auf die Welt gekommen war. Und nach Alder, einem Kind, das nicht einmal ihres war. Sie dachte daran, Connie anzurufen, um zu fragen, wie es Alder ging, zu Hause in der Stadt, aus der sie zwei Monate zuvor geflohen war. Und ob Jet aufgehört hatte, Würzsoßen zu essen? Armes Ding. Vermisst ihre Mutter, stellte Dana sich vor.

Sie erwog, Polly anzurufen – sich zu versöhnen, nur um jemanden zum Reden zu haben. Sie dachte sogar daran, von der Festnetznummer Gebrauch zu machen, die Tony in ihr Handy eingespeichert hatte. Letztlich rief sie niemanden an, teils aus Erschöpfung, teils, weil sie ihre Schwäche nicht zur Schau stellen wollte. Und, am allerwichtigsten, weil sie wusste, dass es am Ende doch nichts bringen würde. Vielleicht würde es die Wunde für kurze Zeit betäuben, zunähen würde es sie jedoch nicht. Die Dinge änderten sich, und das Leben, das sie mit ihren beständig und zufrieden um sie kreisenden Kindern geführt hatte, rückte in die Vergangenheit.

Nicht dass es das nicht irgendwann ohnehin getan hätte, mahnte sie sich. Wenn man den Elternratgebern glauben durfte, würden Morgan und Grady bald verschlossene Teenager werden, von deren sozialem Leben sie nur etwas mitbekommen würde, wenn sie sie bei Freunden absetzte und später wieder abholte. Sie war noch nicht bereit dafür, dass es ganze Teile im Leben ihrer Kinder geben würde, die sich nicht um sie selbst drehten, in die sie nicht einmal eingeweiht war. Aber was hatte sie für eine Wahl? Sie konnte ihre Mutter sagen hören: Man spielt das Blatt, das man bekommt.

Ma, dachte sie. Eine Frau, die vollkommen unterschiedliche Töchter großzuziehen hatte, und deren Ehemann nicht vom Sofa hochkam – bis er doch hochkam, nach Swampscott fuhr und sich am Strand das Leben nahm. Mary Ellen McPherson kam ihr in den Sinn, und Dermott mit seinem Galgenhumor und seinem verfallenden Körper. Und drei kleinen Kindern.

Mitten in ihre Grübelei schoss ein nicht dazu passender Gedanke, die Erinnerung an etwas, das sie vergessen hatte – das Geschirr. Die Servierplatten und -schüsseln, die Mary Ellen nicht hatte spülen sollen und die Dana an Thanksgiving abends hatte abholen wollen. Doch dann war Ethan aufgetaucht, und das Geschirr war ihr entfallen. Vermutlich türmte es sich jetzt, vollgekleistert mit den Überresten des gestrigen Mahls, auf den Arbeitsflächen und störte Mary Ellen, die doch wahrlich mit größeren Problemen zu kämpfen hatte. Dana griff nach dem Telefonhörer.

»Daran habe ich überhaupt nicht gedacht« sagte Mary Ellen zu ihr. »Ist das nicht schrecklich? Ich hätte es spülen sollen, aber wir hatten so eine schöne Zeit – die Kinder waren ganz verrückt nach den Süßkartoffeln mit Marshmallowkruste. Und Dermott geht es … na ja, nicht direkt großartig, aber doch ganz gut! Er fängt jetzt endlich an, wieder zu Kräften zu kommen.« Sie war freudig erregt. »Heute Abend gehen wir aus, nur wir beide.«

»Das ist ja wunderbar! Haben Sie denn einen Babysitter?«

»Die Nachbarstochter kommt rüber. Es ist perfekt. Allerdings« – sie lachte – »nur wenn ich etwas halbwegs Ordentliches zum Anziehen finde. Alles, was ich habe, ist so langweilig und hässlich.«

»Ich habe da was.« Dana setzte sich auf. »Mir steht es nicht, aber an Ihnen würde es fantastisch aussehen.«

Mit einer Ladung verkrustetem Geschirr und einem zufriedenen Grinsen, das gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen wollte, kam Dana von den McPhersons zurück. Die perfekte Bluse, die perfekte Empfängerin. Mary Ellen hatte toll darin ausgesehen. Und Dermott hatte das halb benommene, halb hungrige Lächeln eines Mannes auf den Lippen gehabt, der in seine Frau verliebt ist.

Dana ließ gerade Wasser ins Spülbecken laufen, als Morgan anrief. »Tina ist schwanger«, murmelte sie knapp. »Sie heiraten.« Dann brach sie in ein keuchendes Schluchzen aus.

»Oh mein Schatz«, versuchte Dana, sie zu beruhigen. »Ich weiß, es ist hart. Es ist nicht das, was du erwartet hast.«

»Hast du das gewusst

»Unmittelbar bevor ihr gefahren seid, hat Dad es mir erzählt.«

»Das glaub ich nicht! Du wusstest, dass sie … und das war alles … und du hast mir nichts erzählt

»Es war nicht an mir, es dir zu sagen, Liebes.«

»Mein Gott! Bist du vielleicht auch noch froh darüber? Dir macht es überhaupt nichts aus!«

»Natürlich macht es mir was aus. Das ist für uns alle eine Riesenumstellung, aber …«

»Mom, er ist dein Mann gewesen! Wie kannst du nur so kalt sein?«

Kalt!, hätte Dana gerne gesagt. Ich wär fast in Flammen aufgegangen, als er es mir erzählt hat! Von mir aus könnten die beiden sich in Orlando in Luft auflösen!

»Morgan«, sagte sie bestimmt, »ich weiß, es ist schwer, und es ist nicht etwas, was irgendjemand – wohlgemerkt, irgendjemand – von uns geplant hat. Und glaub nicht, es würde mir nichts ausmachen. Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle.« Morgan fing von Neuem an zu schluchzen. »Wo bist du, Schätzchen?«

»Auf dem Klo«, brachte sie mühsam hervor.

»Weiß Dad, wo du bist?«

»Mehr oder weniger. Er und Tina haben es uns erzählt, und dann hab ich versucht zu lächeln und so zu tun, als würde ich mich freuen, und so, aber das war echt schwer. Und dann hat Tina gesagt: ›Vielleicht möchtest du ja mit deiner Mom sprechen‹, und da hab ich angefangen, ein bisschen zu heulen – ich konnte nichts dagegen machen. Und Tina hat mir das Telefon gegeben, und zu Dad hat sie gesagt, sie sollten runter in das Restaurant neben der Hotellobby gehen, da könnte er sich ein Getränk bestellen. So hat sie es genannt – ein Getränk! Als ob ich nicht wüsste, dass es Bier oder Alkohol oder so was ist!«

Arme Morgan, versucht, sich zusammenzureißen. Und Tina, die ihr sagt, sie solle doch ihre Mom anrufen. Das war entweder reine Drückebergerei oder außergewöhnlich einfühlsam – was von beidem, konnte Dana nicht entscheiden. Und war Tina mit Kenneth um seinetwillen in die Bar gegangen, oder weil sie wollte, dass Morgan ungestört weinen konnte?

Dana schluckte, um sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen und halbwegs normal zu klingen. »Morgan, ich glaube wirklich, dass es gut wird. Ich weiß, du musst alles erst einmal verdauen, aber wir werden es schaffen. Dad und ich – und Tina – wir werden alle unser Bestes tun, damit es funktioniert. Und du tust auch dein Bestes, stimmt’s?«

»Ja«, schniefte sie. »Mom? Bist du sauer auf Dad?«

Fast hätte Dana gelacht. Ach, nur ein bisschen. Das war jedoch nur ein Teil von ihr. Ein anderer Teil wusste, dass er sie einfach nichts mehr anging. »Weißt du«, sagte sie zu Morgan, »es hat mich völlig überrascht. Aber Dad und ich haben darüber gesprochen, und wir glauben, dass es gehen wird. Erst mal müssen wir uns alle daran gewöhnen, doch dann wird es ganz normal sein.«

Morgan holte tief Luft – eine feuchte, aber beherzte Anstrengung – und ließ sie wieder ausströmen. »Gut«, sagte sie.

»Mein Schatz, wo ist Grady?«

»Guckt fern.«

»Kannst du ihn mal holen?«

Dana hörte, wie sie sich gegenseitig reizten. »Nimm das Telefon« – »Wieso?« – »Nimm’s einfach« – »Nein. Mir gefällt die Sendung« – »Es ist Mom!« – »Kann sie nicht zurückrufen?« – »Du bist so ein…« – »Au! Wirf es doch nicht gleich …«

Grady hielt sich den Hörer ans Ohr. »Hallo?«

»Hallo, mein Schatz. Wie geht’s dir?«

»Gut.«

»Ihr habt ja große Neuigkeiten bekommen, stimmt’s?«

»Was für große Neuigkeiten?«

»Dass Dad und Tina heiraten und ein Baby kriegen!«

»Ach so, ja.«

»Wie findest du das denn?«

»Gut, glaub ich.« Er wandte sich vom Hörer ab und sagte: »He, ich hab das doch geguckt!« Von weiter weg antwortete Morgans Stimme: »Jetzt nicht mehr.«

»Grady«, sagte Dana, »wir können auch ein andermal darüber reden, ich wollte mich nur vergewissern, dass es euch damit gutgeht.«

»Na ja, es klingt ja nicht allzu anders. Außer das mit dem Baby. Das wird irgendwie komisch. Aber er ist ja klein und meistens bei Tina. Dad und ich können dann immer noch Sachen machen.«

»Das stimmt. Am Anfang schlafen und essen Babys die meiste Zeit. Und wenn es älter wird, hast du vielleicht sogar Lust, mit ihm zu spielen.«

»Ja, vielleicht.« Sein Atem zischte einen Moment lang über die Sprechmuschel. »Mom? Hat jemand aus der Schule angerufen?«

Dana wurde ganz flau im Magen. War er wieder in Raufereien geraten? »Nein, warum sollte deine Lehrerin mich anrufen?«

»Nicht meine Lehrerin. Der Hausmeister. Ich dachte, vielleicht hätte er meinen Golfball gefunden. Er steigt ja manchmal aufs Dach rauf. Wir haben den Wetterbericht gesehen, und da haben sie gesagt, dass es am Sonntag in Connecticut schneit. Deshalb hab ich gehofft, dass er ihn gefunden hat.«

»Ich habe nichts gehört, aber du kannst ja fragen, wenn du wieder in der Schule bist.«

»Der Schnee kommt aber am Sonntag. Ich brauch ihn wirklich.«

Warum?, hätte sie am liebsten gefragt. Du hast doch deinen Vater bei dir. Ihr seid die ganze Woche zusammen gewesen.

»Also gut«, sagte sie, »wir schauen mal, was wir tun können.«

Als Dana frühmorgens wach wurde, wusste sie, dass sie von Ma geträumt hatte. Sie konnte ihr Parfüm riechen, wie Rosen und frischgemähtes Gras. Was hatte sie nach Dads Tod gemacht? Es war schwierig, ein klares Bild heraufzubeschwören. Das Ganze lag lange zurück, und als Teenager war sie damals vor allem mit sich selbst beschäftigt gewesen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Mutter etwas Bestimmtes gesagt hatte. Die ewig selben Sprüche und Plattitüden hörten für eine Weile auf – Ma schien mehr zu rauchen und weniger zu reden. Dieses unerwartete Schweigen war verwirrend gewesen, und Dana fiel wieder ein, dass sie jeden Tag nach der Schule irgendwo anders hingegangen war. Ja, sie hatte sich sogar um eine kleine Rolle in einem Schultheaterstück beworben, nur um zu den Proben gehen zu können. Sie hatte eine einzige Zeile: »Wie Sie wünschen, Dr. Wallenquack.« Damit hatte Connie sie monatelang aufgezogen. Wann immer Dana sie um etwas bat – eine Haarspange, ein Geschirrtuch, die Erlaubnis, einmal an ihrem Eis lecken zu dürfen –, hatte Connie mit diesem Satz geantwortet. (»Gib mir das Salz.« – »Wie Sie wünschen, Dr. Wallenquack.« Dana hätte sie umbringen können.)

Schließlich hatten Mas Freundinnen sie überredet, sich ihrer Kartenrunde anzuschließen, die sich jeden Dienstagabend bei jemand anderem zu Hause traf, um Binokel und Euchre zu spielen. »Für Bridge fehlt uns einfach die nötige Aufmerksamkeitsspanne!«, hatte Dana eine Frau sagen hören, als ihre Mutter eines Abends die Gastgeberin war. Die anderen Damen hatten gelacht, als wäre sie Lucille Ball.

Dann fing Ma an, über Mittag bei Friendly’s zu bedienen, und die Mädchen gewöhnten sich daran, dass ihre Mutter, wenn sie nachmittags aus der Schule kamen, in ihrer Kellnerinnenkluft aus Polyester auf der Küchenbank saß und die Beine hochlegte. Ihre mit klebrigem Eis bekleckerten Turnschuhe hingen über das Ende der Bank hinaus, und sie zog an einer Zigarette und drehte den Kopf zur Seite, um den Rauch aus dem Fenster hinter sich hinauszublasen. Sie war müde, aber auf eine sinnvolle Weise müde. Und das wurde normal, das neue Normal, ohne Dad.

Dana lag etwas länger im Bett, während sich, Zuckerkristallen in Wasser gleich, Pläne bildeten und wieder auflösten. Es war ein strahlend sonniger Tag; das erkannte sie an der Art, wie das Licht die Kanten der Laken messerscharf zeichnete. Sie wusste nicht genau, ob sie der Herausforderung einer solchen Helligkeit gewachsen war, stand aber auf und schlüpfte in die Jeans und das langärmelige T-Shirt, das sie am Abend zuvor ausgezogen und über einen Stuhl geworfen hatte.

Ihr kam eine Idee, und sie folgte ihr blindlings, ohne sich allzu langes Nachdenken zu gestatten. Sie nahm die Interstate 84, dann den Massachusetts Turnpike und fuhr in Richtung Watertown. Bald darauf parkte sie vor dem ehemaligen Friendly’s, das jetzt ein Starbucks war, und ging hinein, um zu sehen, ob von dem früheren Arbeitsplatz ihrer Mutter noch irgendetwas übrig geblieben war. War es nicht. Die vollgespritzten Softeis- und Milchshakemaschinen aus Chrom, die Sitznischen mit den Kunstledermöbeln, die an einen Fensterladen erinnernde Tafel mit der Eiskarte drauf – das war alles weg. Dana kaufte sich einen Milchkaffee und stieg wieder ins Auto.

Sie fuhr die Belmont Street hinunter, vorbei am Oakley Country Club, dann in die Mount Auburn Street mit den armenischen Lebensmittelläden und bog schließlich nach rechts in den schützenden Schatten des Friedhofs ab. Als sie das letzte Mal vor etwas mehr als einem Jahr langsam diese gewundenen, schmalen Sträßchen entlanggeglitten war, hatte Kenneth, das Lenkrad in der Position »zehn vor zwei« umklammernd, am Steuer gesessen. Sie waren dunkel angezogen gewesen, die Kinder hatten unglücklich zum Fenster hinausgestarrt.

»Wird Grandma jetzt hier leben?«, hatte der sechsjährige Grady gefragt.

»Sie ist gar nicht mehr am Leben«, hatte Morgan ihn erinnert.

»Schon, aber ist das hier jetzt ihre Adresse?«

Jetzt war es Dana, die zu der neuen Adresse ihrer Mutter fuhr. CATHERINE GARRETT, GELIEBTE MUTTER. Connie hatte es übernommen, nach der Beerdigung den Grabstein zu bestellen. Dana war danach nicht noch einmal hergekommen, um ihn sich anzuschauen, sodass es für sie eine Überraschung war, unter dem Namen ihrer Mutter JAMES GARRETT, GELIEBTER DAD eingraviert zu sehen. Er hatte nie ein Grabmal bekommen, denn es hatte nie eine Leiche gegeben, über der man es hätte errichten können. Weder eine Trauerfeier noch eine Beerdigung hatte es gegeben. Er war einfach gegangen.

Geliebter Dad. Connie hatte sich für »Dad« statt »Vater« entschieden, eine Rolle, die er gegen Ende lediglich kraft seiner DNA erfüllt hatte. Das war eine freundliche Geste ihm gegenüber, wurde Dana bewusst. Nur selten war Connies Freundlichkeit so offensichtlich. Dana würde sie anrufen und ihr danken.

Sie kniete sich ins Gras, das noch mit Eiskristallen bereift war, und strich mit den Fingern über die eingemeißelten Namen. So viele Erinnerungen an ihre Ma – ihren Geruch und ihre Ratschläge, ihre völlige Entzückung über jedes Enkelkind, ihre Tapferkeit am Ende. Und so gut wie keine klare Erinnerung an ihn.

Ein Golfball würde sich hier und jetzt als wirklich nützlich erweisen, Dad.

Als sie auf dem Heimweg an einer Ampel halten musste, ging sie die Nummern auf ihrem Handy durch und drückte die grüne Taste. »Sie haben nicht zufällig eine richtig lange Leiter, oder?«, fragte sie, als er abhob.