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50 000 Lichtjahre entfernt, an der Grenze zwischen den Humanen Welten und dem ehemaligen Nalhsara der Fulirr...

Bartiondo 2203 war ein interstellares Objekt, das die zehnfache Masse des Jupiters und etwa die fünfzehnfache Ausdehnung des Solaren Gasriesen hatte. Und dennoch war dieses Objekt ein kosmischer Winzling. Es war zu klein gewesen, um eine Sonne zu werden. In seinem Kern war es nie zu einer Fusion gekommen. Seine Masse reichte einfach dazu aus, den nötigen Druck zu erzeugen.

Allerdings strahlte Bartiondo 2203 Wärme ab, die von einem natürlichen Atomreaktor in seinem Inneren gespeist wurde. Enorme Mengen an spaltbarem Material brüteten im planetaren Kern vor sich hin. Die Zehntausende von Kilometern dicke, aus Schwefelverbindungen, Methan, Ammoniak und Wasserstoff bestehende Atmosphäre filterte über neunzig Prozent der radioaktiven Strahlung heraus. Nur ein winziger, aber deutlich messbarer Teil der Gammastrahlung, die im Inneren des vagabundierenden Planeten frei wurde, drang ins All.

Ein paar unregelmäßig geformte Trabanten umkreisten das Objekt. Insgesamt waren es etwa zwei Dutzend Himmelskörper unterschiedlichster Größe und Form, die den Vagabunden umkreisten. Begleiter, die sich Bartiondo 2203 wohl auf seiner langen Wanderschaft eingefangen hatte.

Ob er tatsächlich als fehlgeschlagener Versuch einer Sternengeburt betrachtet werden konnte oder man ihn besser als Riesenplanet verstand, der irgendwann einem der benachbarten Systeme entrissen worden war, würde sich vielleicht nie mit hundertprozentiger Sicherheit klären lassen.

„Austritt aus dem Sandström-Raum erfolgreich abgeschlossen“, stellte Fähnrich Lin Al-Katibi fest. Der junge Offiziersanwärter vertrat Lieutenant John Taranos, den etatmäßigen Rudergänger der STERNENKRIEGER II.

Captain Rena Sunfrost hatte soeben in ihrem Kommandantensessel Platz genommen.

Ihr Blick war auf den Panoramaschirm gerichtet, in dessen Zentrum sich ein braungelber Fleck befand.

Bartiondo 2203 – der Rendezvouspunkt. Sunfrost wandte sich an Lieutenant Wiley Riggs, den Ortungsoffizier. „Irgendwelche Besonderheiten, Mister Riggs?“

„Nein, Ma’am – abgesehen davon, dass ich fünf Zerstörer und mehrere Leichte Kreuzer mit den Signaturen des Space Army Corps orte.“

„Sonst nichts?“, fragte Sunfrost etwas erstaunt.

„Nein, Captain.“

Gott sei Dank, dann sind wir wenigstens nicht die letzten am Rendezvouspunkt, ging es Rena Sunfrost erleichtert durch den Kopf.

Bartiondo 2203 war zum Treffpunkt für eine Flottille auserkoren worden, deren Aufgabe es sein sollte, tief in die von den Etnord eroberten Gebiete des alten Fulirr-Reichs vorzudringen.

Der Anti-Etnord-Virus, den menschliche Wissenschaftler aus dem Seelenmoos der auf Ambrais VII beheimateten Nosronen gewonnen hatten, sollte auf den ehemaligen Welten des Nalhsara freigesetzt werden. Nach einer Virusaussetzung blieb den Etnord noch immer Zeit genug, die betreffende Welt zu verlassen. Aber wenn der – für andere Spezis vollkommen unschädliche – Virus sich nach und nach verbreitet hatte, konnte die betreffende Welt von den Etnord nicht mehr betreten werden. Ein Virus-Kontakt führte unweigerlich zur Trennung des Parasiten von seinem Wirtskörper, ohne den ein Etnord nur für kurze Zeit überlebensfähig war.

Rena Sunfrost war bei dem Gedanken an den Einsatz dieser Waffe nicht besonders wohl. Aber sie sah ein, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Etnord in ihrem brutalen Expansionsdrang zu stoppen. Die Menschheit stand am Rand des Abgrunds, auch wenn die Etnord ihr zuletzt eine kurze Verschnaufpause gegönnt hatten. Die Verluste der anderen Seite waren zwar ebenfalls hoch, aber dem Gegner standen unbestreitbar die größeren Ressourcen zur Verfügung. Noch wusste niemand wirklich, wie groß das Einflussgebiet der Etnord in Trans-Alpha überhaupt war und ob es nicht anderswo in der Galaxis noch weitere Zonen gab, in denen sie ihre sogenannte Neue Ordnung etabliert hatten. Schließlich standen ihnen technische Hinterlassenschaften der Alten Götter zur Verfügung, jener hoch entwickelten Spezies, die vor Äonen weitere Gebiete der Galaxis besiedelt haben musste, bevor sie verschwand oder unterging.

„Wir bekommen ID-Signale und Grußbotschaften der bereits am Rendezvouspunkt befindlichen Space Army Corps Einheiten“, meldete Lieutenant Susan Jamalkerim, die Kommunikationsoffizierin der STERNENKRIEGER II.

„Antworteten Sie, Lieutenant.“

„Ja, Captain.“

„Mister Al-Katibi, leiten Sie das Bremsmanöver ein.“

„Bremsmanöver eingeleitet“, bestätigte der junge Fähnrich.

Sunfrost wandte sich an Lieutenant Commander Steven Van Doren, ihren Ersten Offizier. „Ich bin in meinem Raum und werde die Gelegenheit nutzen, Logbucheintragungen nachzuholen. Sie haben in der Zwischenzeit das Kommando, I.O.“

„Jawohl, Captain.“

„Sollte die STAR WARRIOR auftauchen, so möchte ich umgehend informiert werden. Ich würde Commodore Soldo nämlich gerne zu seiner Beförderung zum Admiral gratulieren.“

„Aye, aye, Ma’am.“