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Seb’an befehligte die Landegruppe, die mit mehreren raumtauglichen Landegleitern in der Region rund um den Dom abgesetzt werden sollte. Exakt hundertzwanzig Pshagir-Elitesoldaten im Dienst der Neuen Ordnung gehörten zu Seb’ans Einsatzgruppe. Fünf Standard-Tage der Neuen Ordnung hatten sie Zeit, um den Konsensdom zurückzuerobern, jenen Ort, der mit großer Wahrscheinlichkeit das so lange gesuchte Artefakt Marad’Zsan enthielt.

Diese Hinterlassenschaft der Erhabenen durfte um keinen Preis in die Hände der vereinigten Allianz der Wirtskörper fallen.

„Für die nächsten fünf Standard-Tage wird nicht geatmet“, erklärte Seb’an seinen Elitekriegern über eine Konferenzschaltung. „Das Maul bleibt geschlossen. Verständigung ist nur über Zeichensprache möglich. Jedes Öffnen des Mauls bewirkt ein sofortiges Eindringen des Virus. Dessen Konzentration ist inzwischen auch an der Oberfläche bereits so hoch, dass unter Umständen die gefürchtete Abstoßungsreaktion ausgelöst werden kann. Ist das klar?“

Seb’an bekam eine Antwort in Form eines kollektiven Bestätigungsgrollens.

„Gut. Wir werden in spätestens fünf Standardtagen abgelöst, falls unsere Mission bis dahin nicht abgeschlossen sein sollte. Wer immer im oder um den Konsensdom angetroffen wird, muss kompromisslos vernichtet werden. Wir werden keine Gefangenen gemacht. Das gilt übrigens auch für die Wissenschaftler Kovac und Shorrr, die sich geweigert haben, den Dom rechtzeitig zu verlassen. Es ist ja durchaus möglich, dass der Virus sie innerhalb der Anlage erst später erreicht und sie daher unerwarteterweise noch am Leben sind. Sie sind dem Virus ausgesetzt gewesen und daher potentielle Seuchenherde.“ Seb’an machte eine Pause. Seine kurze Ansprache war über eine Konferenzschaltung an die Besatzungen aller Landungsgleiter übertragen worden.

„Eintritt in die Stratosphäre von Nabman erfolgt in Kürze!“, meldete der Pilot von Seb’ans Gleiter.

„Gut, dann möchte ich keinen von euch mehr reden hören!“, schloss Seb’an.

Dass die Landungsgleiter der Pshagir überhaupt Luftschleusen besaßen, lag einfach daran, dass sich ohne eine Angleichung der Druckverhältnisse auf beiden Seiten des Außenschotts unter Umständen letzteres gar nicht öffnen ließ. Das war insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Etnord-Pshagir auf Extremwelten eingesetzt wurden.

Zur Durchführung der eigentlichen Militäroperation war es keineswegs nötig, dass an Bord überhaupt eine Atmosphäre existierte, sofern die Pshagir nach spätestens fünf Standard-Tagen wieder Gelegenheit zur Sauerstoff-Atmung bekamen.

Notfalls tat es normalerweise auch der tiefe Luftzug aus einer Sauerstoffpatrone. Aber in diesem Fall war das auf Grund der Verseuchung Nabmans natürlich anders.

Die Pshagir besaßen nur eine einzige Körperöffnung: Das Maul. Es diente zur Atmung, der Nahrungsaufnahme, sowie dem Herauswürgen von Fäkalien oder des eigenen, ungeschlechtlich gezeugten Nachwuchses.

Die Verständigung während eines Einsatzes bei geschlossenem Maul erfolgte einerseits über die mit den zarten Händen ausgeführte Zeichensprache. Die Zeichen konnten mit Hilfe eines am Hals befindlichen Scanners aufgezeichnet und übertragen werden. Ohne zeitliche Verzögerung wurden sie dann auf den Reliefdisplays der Pshagir-Kommunikatoren wiedergegeben, sodass auch eine für groß angelegte Kampfeinsätze unerlässliche Fernkommunikation gewährleistet war.

Ausgerüstet war jeder der Infanteristen mit Antigravaggregat sowie einer traserähnlichen Strahlenwaffe und einer kurzläufigen Projektilwaffe, dessen Leistungsfähigkeit in etwa dem irdischer Gauss-Gewehre entsprach.

Drei Abschüsse von Gleitern wurden Seb’an gemeldet. Die pfeilschnellen Jäger, mit deren Hilfe die alliierten Wirtskörper die Gravitationsschirme der Etnord-Schiffe taktisch überrumpelten, erwiesen sich auch in diesem Fall als tödliche Waffe. Aber da gleichzeitig auch noch aus drei weiteren Schiffen der Pshagir-Etnord Landegleiter ausgeschleust wurden,, waren die im Orbit von Nabman operierenden Jäger einfach nicht zahlreich genug, um einerseits die heranbrandende Etnord-Flotte zu bekämpfen und andererseits sich auch um den Abschuss von Landegleitern zu kümmern.

Ein weiterer Gleiter wurde abgeschossen.

Aber den Etnord in Seb’an beunruhigte dies nicht sonderlich.