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Rena kehrte zu ihrem Lagerplatz zurück – ebenso wie alle anderen Mitglieder der Gruppe.
Die K'aradan verschwanden von den Wänden, die die Sklavenhalle in unzählige kleine Parzellen teilte.
Xygor’an wechselte ein paar Worte mit Bran Larson. Sie benutzten dabei Sutrubu, jene Sprache, in der nur sie beide miteinander Kontakt aufnehmen konnten.
Anschließend trollte sich der Etnord-Pshagir und platzierte sich diesmal in eine andere Ecke des Raumes.
Rena hatte ein Gefühl, als ob irgendetwas in der Luft lag.
„Was hast du mit ihm besprochen?“, fragte Sunfrost, als Bran Larson sich wieder zu ihr setzte.
„Schlaf jetzt. Es dürfte nicht mehr lange bis zum Anbruch der Helligkeitsphase sein.“
„Ich kann jetzt sowieso nicht schlafen.“
„Es war nicht so wichtig.“
„Und warum verzieht sich Xygor’an dann in eine Ecke?“
Larson zuckte mit den breiten Schultern. Dann lehnte er sich gegen die Wand und spielte mit dem Chronometer herum, das er am Mittelfinger seiner linken Hand trug.
Eine Anzeige in einer zumindest Rena vollkommen unbekannten Schrift leuchtete kurz auf. Larson schaltete in einen anderen Modus, woraufhin eine dreidimensionale, handgroße Holoprojektion der angezeigten Zeichen wie aus dem Nichts erschien. Diese Holozeichen leuchteten fast so stark wie die Stablampe des Anführers.
Larson sorgte dafür, dass die Anzeige des Chronometers rasch wieder deaktiviert wurde.
„Anscheinend kann das Ding mehr als ich dachte“, stellte er fest. „Ist immer besser, wenn man niemanden unnötig neidisch macht.“
„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet“, beharrte Rena.
Larson schwieg einige Augenblicke. Schließlich sagte er: „Xygor’an ist beleidigt.“
„Weswegen?“
„Wegen deiner Reaktion vorhin. Der Pshagir hat versucht, die Frau zu retten, aber sie war schon zu stark durch den Xabo verletzt worden. Meine Güte, du bist Raumsoldatin? Hast du es nicht gelernt, Elend und Grausamkeit mit anzusehen, ohne gleich die Nerven zu verlieren? Ist wahrscheinlich doch etwas anderes, wenn man in seinem sterilen, klinisch reinen Raumschiff sitzt, in das das Blut der getöteten Feinde nicht hineinspritzen kann. Man drückt einfach auf irgendwelche Knöpfe oder – noch besser! – man befiehlt das seinen Untergebenen und dann registriert die Ortung wenig später eine Explosion. So laufen doch die Gefechte ab, an denen du teilgenommen hast!“
„Was soll das jetzt?“, fauchte Sunfrost.
„Hier geht es ein bisschen anders zu. Das wollte ich damit sagen.“
„Dann erklär mir, weshalb der Xabo die Frau mitgenommen hat.“
„So etwas geschieht manchmal, Rena. Es verschwinden immer wieder Sklaven. Von manchen findet man nie wieder eine Spur, anderen fehlt nur der Kopf und die Zurückgebliebenen müssen zusehen, dass sie den Rest der Leiche beiseitigen, bevor sie den Morrhm auffällt und es zu Strafaktionen kommt.“
„Wer steckt dahinter?“
„Es gibt hier Geschichten über ein Wesen, dass der Unheimliche genannt wird.“
„Ist das auch ein K'aradan?“
Bran Larson atmete schwer. „Keine Ahnung, Rena. Vielleicht existiert er nicht einmal. Und jetzt schlaf.“
Rena legte sich wieder auf den Boden. Sie schloss die Augen. Als sie irgendein Krabbeltier über ihr Gesicht laufen fühlte, schlug sie um sich. Sie spürte irgendetwas, hatte aber keine Ahnung, was es war. Etwas Spinnenartiges musste es sein. Davon zumindest war sie überzeugt.
„Na, ärgern sie dich auch die Spinnentiere?“, lachte Bran Larson. „Die laufen hier überall und in jeder Größe und Form herum. Von jeder Welt, auf der die Sturmshuttles der Morrhm landen, werden irgendwelche Tiere eingeschleppt. Es wird immer schlimmer.“