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Sunfrost folgte Larson in einen Nebenraum, der von zwei K'aradan bewacht wurde, die mit Hartplastikstäben bewaffnet waren. Auch Xygor’an folgte ihnen. Wie tief sich der Etnord- Pshagir durch Sunfrosts Verhalten während der vorangegangenen Dunkelperiode tatsächlich beleidigt fühlte, vermochte sie nicht einzuschätzen. Wer weiß, was Bran ihm erzählt hat, überlegte sie. Larson weiß genau, wie er seine Sprachbegabung so ausnutzt, dass es für ihn den größten Nutzen hat. Als ein reaktionslahmer Mensch unter K'aradan hat er wahrscheinlich auch gar keine andere Wahl.

Sunfrost fragte sich, welche Strategie für sie selbst die richtige war, um innerhalb der brutalen Sklavenhierarchie immerhin so weit nach oben zu kommen, dass ihr Überleben nicht ständig in Gefahr war.

Aber das schien nur für ganz wenige zu gelten.

Nicht einmal für einen Anführer wie Herkon.

Möglicherweise war nicht einmal jemand wie Milan D’aerte, der es geschafft hatte, Xabo-Leibwächter für sich arbeiten zu lassen, hoch genug gestellt, um sich wirklich sicher sein zu können.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass es so etwas wie Sicherheit in einer so von Willkür geprägten Ordnung für irgendwen geben könnte, überlegte sie. Über Milan D’aerte wird wieder jemand stehen und letztlich sind wir alle vom Wohlwollen der Morrhm abhängig.

Larson wechselte ein paar Worte mit den Männern am Eingang und diese ließen ihn, Sunfrost und Xygor’an schließlich durch.

Sie betraten einen Raum, der etwas kleiner war als die sonst üblichen Parzellen, in die die Sklavenhalle durch die Zwischenwände geteilt wurde.

In der Mitte befand sich eine zylinderförmige Konsole, aus der oben ein Schlauch herausragte, der ein Stück überstand und schräg nach unten hing. Ein paar Frauen standen um diese Konsole herum. Sie betätigten einen Hebel auf der Oberseite der Konsole. Zwei oder drei Sekunden später schoss ein grauweißer Brei aus dem Schlauch heraus und wurde durch die schalenartigen Gefäße der Frauen aufgefangen. Alles, was daneben ging, saugte ein Abfluss am Boden auf.

„Dies ist einer von zahllosen Nahrungsmittelspendern in dieser Sklavenhalle“, erklärte Bran Larson. „Er funktioniert im Prinzip genauso wie der Wasserspender.“

„Woher bekommt man die Schalen?“, fragte Rena.

„Indem du sie jemandem wegnimmst“, erwiderte Larson. „Aber lass dir nicht einfallen, dass bei einem Mitglied von Herkons Gruppe zu machen, dann werfen die dich achtkantig raus. Da kann dann nicht einmal ich – als der einzige, der mit Xygor’an zu sprechen vermag – noch etwas tun.“

„Ich verstehe.“

„Nimm die Hände zum Essen. Das mache ich auch so.“

„Selbst du hast keine eigene Schale?“

„Es gibt Wichtigeres, um dass es sich zu kämpfen lohnt.“

Sunfrost atmete tief durch und beobachtete, wie eine der Frauen gierig den Brei mit den Fingern aus ihrer Schale heraus in den Mund schaufelte. Vielleicht hat Bran in diesem Punkt sogar recht.

„Appetitlich sieht das ja nicht gerade aus“, bekannte Rena.

„Du wirst es mit Genuss in dich hineinwürgen, wenn dein Hunger groß genug ist. Es handelt sich um einen Standard-Nahrungsbrei, der so zusammengesetzt ist, dass die meisten Spezies damit zurechtkommen. Bei wem das nicht der Fall ist, hat Pech gehabt. Etwas anderes steht nämlich nicht auf der Speisekarte.“

„Und ich schätze, mit den Morrhm-Wirten ist über eine Erweiterung des Angebotes nicht zu diskutieren!“

Als Rena und Larson an der Reihe waren, nahmen sie jeder eine Handvoll Brei. Es fehlte dieser Mahlzeit jegliche geschmacksintensive Zutaten. Er war einfach nur fade und die klebrige Konsistenz machte es auf die Dauer anstrengend, ihn herunterzuschlucken.

Rena stellte fest, dass ihr Magen nach dieser einen Handvoll gut gefüllt war.

Jedenfalls hörte das unangenehme Rumoren in ihrer  Bauchgegend auf. Der andere Teil der Schmerzen, die sie in dieser Körperregion peinigten, rührten allerdings nicht von einem leeren Magen her, sondern waren Folge der Schläge und Tritte, die sie erhalten hatte.

Sie wischte sich die Hände notdürftig an ihrem Gewand ab.

Ich frage mich, ob man sich an solcher Zustände auf Dauer wirklich gewöhnen kann, ging es ihr durch den Kopf. Wahrscheinlich schon. Die Sklaven hier in dieser Halle sind der lebendige Beweis dafür.

Aber alles in Sunfrost weigerte sich, zu akzeptieren, dass ihr ein längerer, vielleicht lebenslanger Aufenthalt an Bord der LASHGRA bevorstand. Sie hatte keineswegs die Ansicht, für den Rest ihrer Tage Eigentum der Zuur-Morrhm zu bleiben.

Möglicherweise bietet der Arbeitseinsatz auf einem geplünderten Planeten ja die Möglichkeit zur Flucht, dachte sie und nahm sich vor, mir Larson bei Gelegenheit darüber zu sprechen.