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Bran und Rena kehrten zu ihrem Schlafplatz zurück.  Xygor’an folgte ihnen wie ein Paladin. Er selbst hatte nichts gegessen und Larson erklärte, dass dies mit dem Metabolismus des Pshagir zutun hatte, der wohl auf längere Intervalle bei der Nahrungsmittelaufnahme ausgerichtet war. „Halte dich bereit, man wird uns bald zum Arbeitseinsatz abholen!“, sagte Larson.

„Kann man sich hier irgendwo waschen?“

„Wenn du Anführer bist, was unter K'aradan für eine Frau heißt, dass sie die Gunst des Anführers braucht.“

„Wieso das?“

„Weil die einzige Möglichkeit dich zu waschen der Wasserspender ist, der auch das Trinkwasser liefert. Wenn du  anfängst, dich dort zu waschen, fällt die halbe Horde über dich her. Es besteht hier eine panische Angst vor der Ausbreitung von Krankheiten.“

„Ist es schon dazu gekommen?“

„Ja, aber das war vor meiner Zeit. Es gibt hier Geschichten darüber, dass eine halbe Hallenbelegschaft an irgendeinem Fieber gestorben ist und die Morrhm sowohl die Toten als auch die Sterbenden schlicht und ergreifend in den Weltraum entsorgt haben.“ Larson deutete zur Hallendecke. „Siehst die quadratische Struktur dort oben?“

„Ist nicht zu übersehen.“

„Angeblich soll das eine Klappe sein, die einfach nur geöffnet werden braucht. Die künstliche Schwerkraft wird abgeschaltet und der Vakuum-Sog lässt alles dort hinausfliegen.“ Bran Larson zuckte mit den Schultern. „Zumindest sagen das die Geschichten, die hier im Umlauf sind, aber nach allen, was ich bisher über die Morrhm erfahren habe, wäre das durchaus denkbar. Einerseits sind Sklaven zwar ein wertvolles Eigentum für sie, aber wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt – Krankheiten zum Beispiel – dann machen sie kurzen Prozess.“

„Ich würde mit dir gerne noch einmal über die Frau von gestern Nacht sprechen.“

Bran lachte heiser. „Gestern Nacht – das klingt, als wären wir hier auf einem Planeten oder so.“

„Du weißt was ich meine.“

Er sah Rena an. Sein Gesicht wirkte ernst. „Was willst du wissen?“

„Warum hat der Xabo die Frau mitnehmen wollen und halb getötet?“

„Das weiß ich nicht. Das sagte ich aber schon. Wir können nur spekulieren und das führt zu nichts.“

Rena fragte sich, ob sie ihm das wirklich abkaufen sollte. Bran Larson wusste doch sonst fast alles, beherrschte mit Sicherheit mehr Sprachen, als die meisten K'aradan und verfügte allein deshalb schon stets über einen Informationsvorsprung, weil er sich auch mit Angehörigen anderer Spezies zu unterhalten vermochte.

Ausgerechnet er sollte keine Ahnung davon haben, was den Xabo zu seiner Tat getrieben hatte?

„Du hast erwähnt, dass die Xabo für Milan D’aerte arbeiten, Bran.“

„Ich habe gesagt einige arbeiten für Milan“, korrigierte Bran Larson sie mit einer Vehemenz, die sie überraschte. „Was diesen speziellen Xabo betrifft, bin ich mir nicht sicher.“

„Aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht groß. Schließlich gibt es nicht viele Xabo an Bord der LASHGRA und zweitens werden die wenigen, die es gibt, sich wahrscheinlich genauso zusammentun, wie Menschen oder K'aradan.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Mir leuchtet der Grund nicht ein. Ich dachte, diese Fledermausaffen kreisen über uns, um uns zu kontrollieren – und nicht um einzelne von uns zu töten.“

Bran Larson zuckte mit den Schultern. „Vielleicht fällt es den Xabo schwer, ihre Ernährung von Fleisch auf Breikost umzustellen.“

„Und vernichten wertvolles Stammeseigentum? Die Morrhm würden ihnen den Hals umdrehen.“

Larson verzog das Gesicht. „Vorausgesetzt sie wüssten davon. Aber die Morrhm sind im Dunkeln so blind wie wir, während sich die Xabo mithilfe ihres Geruchssinns bestens orientieren können.“ Bran machte eine Pause und Sunfrost wartete ab, denn sie hatte das Gefühl, dass er noch etwas hinzufügen wollte. „Ich hatte ja bereits einmal die Legende um den Unheimlichen erwähnt...“

„Du denkst, dass das Ereignis von letzter Nacht damit zusammenhängt?“

„Warum nicht? Könnte doch sein, dass die Xabo für das Verschwinden von Sklaven verantwortlich sind und nur der Umstand, dass Xygor’an in der Nähe war, verhinderte, dass sich die Bestie unbemerkt davonmachen konnte.“

„Der Unheimliche wäre dann ein Xabo, der nicht auf Fleisch verzichten mag. Und Milan D’aerte deckt das Ganze, um sich der Gefolgschaft dieses fliegenden Affen zu versichern.“

„Genau so habe ich mir das auch schon vorgestellt, Rena“, gab Bran Larson zu. „Aber das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten.“

Er setzte sich auf den Boden. Sein Gesicht wirkte blass. Die Augen waren dunkel. Er schien müde zu sein. Und dabei ist die NACHT doch gerade erst vorbei, dachte sie.

„Was ist mit dir los?“, fragte Sunfrost.

„Ich bin müde“, sagt er. „Kraftlos...“ Sein Lächeln wirkte schwach. „Irgendwann wird es dir auch so gehen...“

„Wovon sprichst du?“

Er fuhr durch das Haar. Ein ganzes Büschel blieb zwischen den Fingern hängen.

„Siehst du das?“

„Bist du krank?“

„Auf die Dauer wird hier jeder krank. Hier herrscht Strahlung. Ein Gemisch aus erhöhter Radioaktivität und X-Raum-Strahlung. Bei jedem Raumsprung, den die LASHGRA durchführt, steigen die Werte stark an, danach gehen sie wieder fast auf Normalniveau herunter. Den Morrhm macht das nichts aus, sie sind offenbar strahlenresistent. Darum kommen sie wohl auch gar nicht auf die Idee, dass die Lebenserwartung ihres Eigentums auf diese Weise erheblich vermindert wird.“

Rena sah Bran erstaunt an. „Woher weißt du das alles?“, staunte sie. 

Er lächelte matt. „Strahlenmessgeräte aller Art gehören zu den wertvollsten Besitztümern hier in der Halle. Sie sind noch wertvoller als Translatoren oder Funkgeräte.“