Sie erreichten schließlich das Gebäude. Einer der Morrhm öffnete gewaltsam den Haupteingang. Im Gegensatz zu ihrer sonstigen Vorgehensweise bewiesen sie, dass sie auf technischem Gebiet keineswegs Barbaren waren.
Mit einem Modul schalteten sich die Krieger in den internen Rechner des Hauptportals ein, das sich daraufhin öffnete.
Im Inneren des sternförmigen Gebäudes fanden sich tote K'aradan auf den Fluren und Korridoren. Sie wirkten, als hätten sie hier bis zum Schluss ihren Dienst verrichtet.
Sunfrost konnte sich inzwischen zusammenreimen, was geschehen war.
Die Morrhm hatten ihrer üblichen Taktik folgend mit atomaren Waffen angegriffen und den Großteil der planetaren Infrastruktur damit zerstört.
Aber an diesem Ort hatten sie offenbar Neutronenbomben verwendet. Die Messergebnisse waren ein Indiz dafür. Der relativ kleine Explosionsherd verursachte nur verhältnismäßig geringe Zerstörungen. Aber die Neutronenstrahlung tötete alles Leben, ließ jedoch Gebäude und technische Anlagen völlig unversehrt. Außerdem hatte Neutronenstrahlung den Vorteil, dass die Strahlungswerte relativ schnell wieder abflauten, sodass man strahlungsempfindliche Sklaven zur Bergung des Beuteguts auf die Oberfläche schicken konnte.
Die K'aradan besaßen zwar Medikamente, mit denen sich die Folgen überhöhter Strahlung rückgängig machen ließen – aber bei so massiven Angriffen wie die Morrhm sie führten, brach auch das beste Gesundheitssystem zusammen.
Es war unmöglich, für Millionen K'aradan schnell genug ausreichend Medikamente zu beschaffen. Ehe vielen Betroffenen geholfen werden konnte, waren sie bereits ein Opfer der Strahlung geworden.
An Sklaven schienen zumindest die Morrhm an Bord der LASHGRA derzeit keinen Bedarf zu haben.
Anders war es nicht erklärbar, dass man so rücksichtslos vorging.
Die Gefangenen wurden aufgeteilt.
Man erwartete offenbar von jedem K'aradan – oder wen auch immer die Morrhm dafür hielten - , dass er sich mit der Rechnertechnik auskannte und in der Lage war, die Datenbestände auf Kristallspeicher zu ziehen.
Diese Kristallspeicher wurden von den Morrhm an die Gefangenen ausgegeben. Sie waren etwa faustgroß und über ein fest mit dem Kristall verbundenes Modul an die Terminals des Großrechners anzuschließen.
Kelri teilte seine Gruppe noch einmal auf. Eine Einheit von jeweils, drei oder vier Gefangenen wurde in einen Kontrollraum des Rechenzentrums geschickt.
„Schau dir genau an, was ich tue“, sagte Kelri an Sunfrost gerichtet. „Versuch es dir zu merken oder wir werden alle darunter zu leiden haben.“
Ich werde mein schwaches K'erde Gehirn auf Hochtouren zu bringen versuchen, dachte Sunfrost. Allerdings verkniff sie sich jeden Kommentar.
„Ich wüsste eine andere Möglichkeit, die auch zeitsparender ist und vielleicht dafür sorgt, dass wir hier schneller fertig werden“, eröffnete Sunfrost schließlich nach einigem Zögern.
„Bitte!“, sagte Kelri.
„Du gibst mir den Translator. Es ist bestimmt eine Funktion zur Zeichenerkennung eingebaut. Dann kann ich mit dem Kristallmodul ganz normal in das System gehen und die Daten übertragen.“
„Die Morrhm verlangen, dass wir das Material in einen bestimmten Code komprimieren. Ein entsprechendes Programm ist auf den Kristallen schon vorinstalliert.“
„Davon habe ich nichts gehört.“
„Es ist immer dasselbe und dies ist schließlich nicht mein erster Einsatz dieser Art.“
Sunfrost zuckte mit den Schultern. „Wäre auch kein Problem.“
Kelri zögerte. Dann nahm er den Translator vom Gürtel und warf ihn Sunfrost zu. Sie fing ihn auf. „Bedenke, dass es Milan D’aertes Eigentum ist!“
„Wie könnte ich das vergessen!“