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Mit Hilfe des Translators stellte es für Sunfrost kein Problem dar, in das Rechnersystem zu gelangen. Sie benutzte das Gerät einfach als externes Terminal. Auch der Anschluss des Kristallspeichers erwies sich als einfach.

Über die Gründe dafür, dass man nicht einfach versucht hatte, eine Datentransmission zur LASHGRA zu schalten, konnte Sunfrost nur spekulieren. Sie nahm an, dass die Morrhm große Angst davor hatten, sich auf irgendeiner Welt, die sie plünderten, einen Datenvirus einzufangen, der möglicherweise ihr gesamtes Bordsystem außer Betrieb setzte. Dieses Risiko wollten sie offenbar nicht eingehen.

Rena arbeitete sich gut ein.

Sie stellte fest, dass in der Datenbank unter anderem die Aufzeichnungen der Raumkontrolle zu finden waren, die von Orbitalstationen überspielt und archiviert worden waren. Mit Hilfe des Komprimierungsprogramms, das auf dem Kristall  bereits vorinstalliert war, speicherte Sunfrost die Daten ab.

Da sie davon ausgehen musste, dass diese Kristalle von den Herren der LASHGRA sehr genau kontrolliert wurden, hatte es auch keinen Sinn, einfach irgendwelches sinnloses Zeug zu speichern. Zumindest erschien Sunfrost das Risiko im Angesicht der manchmal sehr unberechenbaren Strafen, die die Morrhm verhängten, sehr hoch.

Ich könnte eine Spur hinterlassen, dachte Sunfrost. Die STERNENKRIEGER und die anderen Einheiten aus dem Verband von Commodore Sakur operieren in diesem Gebiet. Sie werden die Notrufe empfangen haben und irgendwann – wahrscheinlich viel zu spät – mit einer Flottille der K'aradan in diesem System eintreffen... Und vielleicht finden sie dann diese Flaschenpost.

Der Planet, auf dem sie sich befand trug den K'aradan-Namen Idrasa X. Die anderen Trabanten des Dreifachsterns, der das Zentralgestirn bildete, waren unbewohnt. Dort existierten allenfalls Verteidigungs- und Forschungsanlagen, hin und wieder auch mal ein Bergbaubetrieb.

Die Aufzeichnungen der Raumkontrolle hatte noch lange funktioniert, nachdem die Verteidigungskräfte der K'aradan längst vernichtet worden waren. Selbst jetzt funktionierten viele Sonden und Beobachtungsstationen noch, sodass die Aufzeichnungen automatisch aktualisiert wurden.

Nur ist niemand mehr hier, der die Daten ablesen kann, dachte Sunfrost. Aber das wird sich ändern, sollten Space Army Corps-Einheiten hier auftauchen.

An diesen Gedanken klammerte sich Rena Sunfrost geradezu.

Zumindest die Neutronenstrahlung wird dann vollständig verschwunden sein, sodass es kein Problem ist, hier mit einem Außenteam zu landen...

Dass dies Wunschvorstellungen waren, war ihr auf der einen Seite durchaus bewusst. Aber es waren Wunschvorstellungen, die sie stärker machten und dazu beitrugen, dass sie bereit war durchzuhalten und die Zähne zusammenzubeißen.

An irgendetwas muss man sich ja halten, ging es ihr durch den Kopf.

Sie überprüfte die gegenwärtigen Positionsdaten, wobei sie auf die Darstellung auf dem kleinen Display des Translator angewiesen war. Schließlich wäre es sofort aufgefallen, hätte sie einen Großbildschirm in Pseudo-Drei-D-Qualität aktiviert.

Zwei Morrhm-Mutterschiffe waren in Abständen von fünf beziehungsweise sieben Astronomischen Einheiten zu Idrasa X materialisiert. Jetzt schwebte eines von ihnen im Orbit von Planet Nummer X, während das zweite sich in Richtung des in Konjunktion stehenden Gasriesen Idrasa XII bewegte. Wahrscheinlich um von einem der 132 Monde Rohstoffe aufzunehmen, überlegte Sunfrost.

Die Daten verrieten ihr auch, dass das im Orbit befindliche Schiff die LASHGRA sein musste. Schließlich war erstens auch die Landeoperation aufgezeichnet worden und zweitens gab es eine Aufzeichnung des entschlüsselten und übersetzten Funkverkehrs, die das nahe legte.

Die Ortungssignatur der LASHGRA gab sie in den Datensatz ein, damit man unter den eingesetzten Space Army Corps Kräften wusste, welches Schiff man zu verfolgen hatte.

Darüber hinaus fand Rena den Zugriff auf einen Sandströmsender, der zum Rechenzentrum gehörte. Sie programmierte die Übertragung der Daten per Überlichttransmission für den Zeitpunkt, da die Ortung der Idrasa-Raumkontrolle keines der Morrhm-Mutterschiffe mehr anzeigte.

„Du scheinst ja mit dem System ganz gut zurechtzukommen“, stellte Kelri fest. „Ich meine, wenn man bedenkt, dass du eine K'erde bist!“

„Ich gebe mir Mühe.“

„Aber nicht zuviel. Wir nutzen damit schließlich nur unseren Feinden.“

„Glaubst du, dass Schiffe der K'aradan-Flotte uns folgen werden?“

„Ich hoffe es. Aber wir müssen realistisch sein. Ich glaube nicht, dass es derzeit für die Flotte überhaupt möglich ist, jedem Überfall nachzugehen und die Aggressoren vielleicht sogar bis jenseits der Territorialgrenzen des Reiches zu verfolgen. Dazu fehlen uns einfach die Schiffe.“