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Die panzerbrechenden Projektile der Morrhm-Jäger waren nicht als Fernkampfwaffe tauglich – aber äußerst gefährlich, wenn es den ungemein wendigen und beschleunigungsstarken Jägern gelang, in die Nähe des angegriffenen Schiffes zu gelangen. So fern sie das Schiff kapern wollten oder auf Sklavenfang und Plünderung aus waren, folgten Entertruppen in Sturmshuttles, sobald das betreffende Schiff kampfunfähig geschossen worden war.

Worum es den Morrhm bei dieser Aktion ging, vermochte Captain Gossan nicht abzuschätzen.

Eigentlich hatte es den Anschein gehabt, als hätten sie ihre Plünderungen im Idrasa-System abgeschlossen und wollten jetzt nur dafür sorgen, dass die eintreffende Space Army Corps Flottille auf Distanz gehalten wurde, bis man auf Seiten der Morrhm zum nächsten Raumsprung bereit war.

Auf der Positionsanzeige war derzeit zusehen, wie etwas ein Dutzend Beiboote zum Mutterschiff zurück strebten. Manche von  ihnen schienen Rohstoffe von den unbewohnten Idrasa-Welten an Bord genommen zu haben.

Die Wracks der Raumboote, mit denen die K'aradan versucht hatten, sich dieses Feindes zu erwehren, wurden jedoch links liegengelassen. Sie lohnten wohl einfach nicht als Beute.

Immer mehr Jäger tauchten jetzt auf den Ortungsschirmen der MARIA STUART und der anderen Sondereinsatzkreuzer auf. Es herrschte auf allen Schiffen  - auch auf der Dreadnought Nelson unter Noel Sakur und ihren Begleiteinheiten – Gefechtsalarm.

Waffenoffizier Lieutenant Commander Brett Carlos koordinierte unterdessen den Einsatz der Gauss-Geschütze eins bis zehn.

Die Morrhm-Jäger operierten in einer weit auseinander gezogenen Formation. Einzeln waren sie am schwersten zu treffen. Ihr eigenes Feuer eröffneten sie zumeist erst bei Distanzen von deutlich unter zwanzigtausend Kilometern, manchmal sogar noch später.

Ein Treffer wurde gemeldet. Ein kurzer Blitz auf dem Panoramaschirm zeigte an, dass einer der Jäger, der sich bis auf 5000 Kilometer an die STERNENKRIEGER herangewagt hatte, durch das Trommelfeuer der Gauss-Geschütze getroffen und zerstört worden war.

Es ist reine Glückssache, ob es uns gelingt, sie auszuschalten, ehe sie einen Treffer landen können...

Der Aufwand an Munition war dabei enorm. Ein wahrer Hagel blies den Morrhm-Jägern dabei entgegen.

Und manche von ihnen kamen dennoch durch.

Eine Erschütterung durchlief das Schiff.

Eine weitere folgte sofort danach. Das Licht flackerte. Dann verlosch es. Für drei lange Sekunden war es vollkommen Dunkel auf der Brücke.

„Totalausfall der Energiesysteme!“, meldete Ruderoffizier Kjell Hansson, dessen Konsole als erste wieder zu Leben erwachte. Der Panoramabildschirm zeigte nur ein Gewirr aus farbigen Punkten und Schlieren.

„Da hat uns jemand empfindlich getroffen!“, meldete Brent Davis. „Bordrechner startet neu.“

„Waffen? Statusbericht!“, forderte Captain Gossan.

„Gauss-Geschütze reagieren nicht“, meldete Lieutenant Commander Brett Carlos.

„Kein Wunder“, äußerte Lieutenant Hansson. „Der Boot-Vorgang des Bordrechners muss erst abgewartet werden.“

Erneut wurde das Schiff erschüttert.

Captain Gossan musste sich an einer Konsole abstützen, um nicht zu Boden gerissen zu werden.

„Schadensbericht ist derzeit nicht möglich“, meldete der Erste Offizier. Brent Davis schaltete an seiner Konsole herum. „Ich versuche, auf die Hauptroutine zuzugreifen und den Boot-Vorgang abzukürzen.“

Lange Sekunden vergingen, in denen immer weitere Hammerschläge die Außenhaut der MARIA STUART trafen. Nicht einmal das Absetzen eines Notrufs war möglich. Gossan musste froh sein, als schließlich die Verbindung in den Maschinenraum wiederhergestellt war.

Endlich erschien auf dem Panoramaschirm wieder das vertraute Bild der drei Zentralgestirne von Idrasa.

„Dafür sollte man Ihnen einen Orden geben, Davis!“, sagte Gossan erleichtert und ließ sich in seinem Schalensitz nieder.

Mehrere Einschläge wurden gemeldet. Sensible Bereiche im Maschinentrakt und in der Energieversorgung waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrere Besatzungsmitglieder waren durch die entstandenen Löcher in den Weltraum hinaus gesogen worden und geisterten nun als Schock gefrorene Leichen durch das All.

„Gauss-Geschütze reagieren wieder!“, meldete der Taktikoffizier.

Die Waffenoffiziere an den Geschützstationen feuerten, was das Zeug hielt. Petra DeKerk setzte inzwischen einen Notruf ab. Erneut ging ein Ruck durch die MARIA STUART.

„Explosion auf Steuerbord! Gauss 6 hat den Übeltäter endlich erwischt“, meldete Lieutenant Commander Carlos.

Gossan atmete auf.

Aber es war ihm klar, dass ihnen allenfalls eine Verschnaufpause blieb.