Intermezzo | Die Raucherzone

Eines schönen Tages kamen Gott und mein Therapeut zusammen und beschlossen, mir auf wundersame Weise das Verlangen nach Drogen zu nehmen. Ein Verlangen, das mich seit 1996 geplagt hatte.

Mein Therapeut sagte zu mir: »Das nächste Mal, wenn Sie an OxyContin denken, möchte ich, dass Sie auch daran denken, dass Sie den Rest Ihrer Tage mit einem Stomabeutel verbringen werden.«

Gott hat nichts gesagt, aber das muss er auch nicht, denn er ist Gott. Aber er war da.

Nachdem ich neun lange Monate lang einen Stomabeutel getragen hatte, trafen mich die Worte meines Therapeuten besonders hart. Und wenn die Worte eines solchen Experten einen so hart treffen, dann ist es das Vernünftigste, sofort zu handeln. Durch seine Worte öffnete sich ein sehr kleines Fenster, durch das ich hindurchkroch. Und auf der anderen Seite wartete ein Leben ohne OxyContin.

Das nächste Level nach OxyContin ist Heroin. Ein Wort, das mir immer Angst gemacht hat. Eine Angst, die mir zweifelsohne das Leben gerettet hat. Meine Angst besteht natürlich darin, dass ich diese Droge so sehr mögen würde, dass ich nie wieder aufhören könnte, sie zu nehmen, und dass sie mich umbringen würde. Ich weiß nicht, wie man sich Heroin verabreicht, und ich will es auch nicht wissen. Selbst in meinen dunkelsten Tagen war das nie eine Option.

Da Heroin also ein absolutes Tabu für mich war und OxyContin die einzige Droge, die ich je nehmen wollte, konnte ich ohne Zweifel sagen, dass mein Verlangen nach Drogen verschwunden war – ich konnte dieses Verlangen nicht mehr spüren, selbst wenn ich es versuchte, und ich versuchte es erst gar nicht. Ich fühlte mich leichter auf den Beinen. Ich spürte eine gewisse Freiheit. Eine schwere Last war mir von den Schultern genommen. Der Teil meines Gehirns, der darauf aus war, mich umzubringen, war verschwunden. Aber Moment, ganz so schnell ging es nicht.

Ich hatte vor Kurzem meine vierzehnte Operation im Magenbereich. Diesmal musste ein Zwerchfellbruch behoben werden, der durch meine Bauchdecke gedrungen war. Es war sehr schmerzhaft, und man hatte mir OxyContin gegeben. Wir Süchtigen sind keine Märtyrer – wenn wir starke Schmerzen haben, dürfen wir Schmerzmittel einnehmen, man muss dabei nur vorsichtig vorgehen. Das bedeutet, dass ich die Pillenflasche nie in die Hand bekomme und dass die Medikamente immer von jemandem verabreicht werden, und zwar wie vorgeschrieben. Das bedeutete aber auch, dass ich eine brandneue Narbe auf meinem Bauch hatte, dieses Mal einen fünfzehn Zentimeter langen Schnitt. Kaum zu fassen, oder? Mein Darm ist geplatzt, man hat mich so weit aufgeschnitten, dass man eine Bowlingkugel hätte hineinstecken können, aber jetzt verpasste man mir eine noch größere Narbe?

Die Schmerzen nach dem Eingriff verschwanden in dem Moment, in dem ich das Medikament nahm, aber es passierte noch etwas anderes: Ich konnte spüren, wie mein Verdauungstrakt erneut blockierte. Klingt das nicht nach posttraumatischer Belastungsstörung? Und als das passierte, schickten sie mich direkt wieder in die Notaufnahme, und ich wusste, dass sie mir entweder etwas geben würden, das die Verdauung in Gang bringt, oder dass sie mir sagen würden, dass ich sofort operiert werden müsse. Und jedes Mal, wenn ich operiert werde, besteht das Risiko, dass ich mit einem Stomabeutel aufwache. Es ist schon zweimal vorgekommen, und es könnte leicht wieder passieren.

Wissen Sie, was garantieren würde, dass ich niemals nach einer Operation aufwache und für immer einen Stomabeutel tragen muss? Ich müsste einfach nur nie wieder OxyContin nehmen. Das hatte ich ja bereits umgesetzt. Ich hatte mich davon befreit. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie überwältigend diese Nachricht für mich war. Seitdem habe ich kein Interesse mehr daran, irgendeine Droge zu nehmen. Also zitiere ich hier die unvergesslichen Worte des Sportreporters Al Michaels, als ein Haufen College-Kids 1980 in Lake Placid die Russen im Eishockey schlug: »Glaubst du an Wunder? Ja!!!!!!!«

Ich kann mir dieses Spiel immer noch nicht ansehen, ohne dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. Nun, dies hier war meine Geschichte, mein Wunder.

Ich habe immer an die Theorie geglaubt, dass Gott einem nichts vor die Nase setzt, was man nicht bewältigen kann. In diesem Fall schenkte Gott mir drei Wochen. Drei Wochen der Freiheit. Und dann stellte er mich vor eine neue gigantische Herausforderung.

Ich hatte sie verdrängt. Ich tat so, als ob es nicht wirklich passieren würde oder dass es plötzlich wieder verschwinden würde.

Seit Kurzem hörte ich, wenn ich mich schlafen legte, ein pfeifendes Geräusch. Manchmal war es so laut, dass ich nicht schlafen konnte, manchmal war es leiser und hielt länger an. Aber als ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, da Gott mich offenbar für reif hielt, hatte ich doch große Sorge. Ich hoffte, dass es sich um eine Bronchitis oder etwas anderes handelte, das man mit einem Antibiotikum behandeln könnte, aber ich befürchtete das Schlimmste.

Ich bekam einen Termin bei meinem Lungenarzt für die folgende Woche, und so musste ich sieben Tage lang in einer Phase, in der ich mich sehr verletzlich und einsam fühlte, jede Nacht daliegen und dieses schreckliche Geräusch hören. Die Woche verging quälend langsam. Manchmal setzte ich mich auf und rauchte eine Zigarette, in der Hoffnung, dass das Pfeifen dadurch verschwinden würde. Nicht gerade ein sehr schlauer Gedanke.

Schließlich kam der Morgen des Termins, und zusammen mit der immer gegenwärtigen Erin erschien ich zu einem Atemtest. Ich atmete ein paar Minuten lang so tief wie möglich in einen Schlauch und wurde dann aufgefordert, im Büro des Arztes auf die Ergebnisse zu warten. Ich bat Erin, mit mir zu warten, weil ich eine Hiobsbotschaft befürchtete. Ich erinnere daran: Ich hätte mich gefreut, wenn es eine bronchiale Infektion gewesen wäre. Und weil ich bereits drei Wochen zuvor mein persönliches Wunder erlebt hatte, konnte ich auf nichts mehr hoffen, falls der Arzt eine schlechte Nachricht hätte.

Wir mussten sehr lange warten. Dann fegte der Arzt in sein Büro, nahm Platz und verkündete (ziemlich brüsk, wie ich fand, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel stand), dass mein jahrelanges Rauchen meine Lungen stark in Mitleidenschaft gezogen habe und dass ich, wenn ich nicht jetzt – und zwar sofort – mit dem Rauchen aufhörte, mit sechzig Jahren sterben würde. Mit anderen Worten: Es war scheißegal, ob ich eine Bronchialinfektion hatte.

»Nein, es geht um etwas viel, viel Schlimmeres«, sagte er. »Aber wir haben es früh genug erkannt, sodass Sie, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, durchaus noch über achtzig Jahre alt werden könnten.«

Ich war fassungslos, starr vor Angst und dankbar, dass es rechtzeitig erkannt worden war – das waren die Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten, als wir zum Auto gingen. Wir saßen noch eine Weile da, und ich wünschte mir, das Auto wäre ein DeLorean, damit wir ins Jahr 1988 zurückkehren könnten und ich gar nicht erst eines dieser giftigen, lebenszerstörenden Dinger in die Hand bekommen hätte.

Irgendwie schaffte ich es, optimistisch zu sein.

»Nun«, sagte ich schließlich, »da gibt es nichts groß zu überlegen. Ich werde den restlichen Tag noch rauchen. Und morgen früh um 7 Uhr werde ich mit dem Rauchen aufhören – und zwar für den Rest meines Lebens.«

Ich hatte schon einmal neun Monate lang mit dem Rauchen aufgehört, aber es war eine echte Katastrophe. Erin – die immer noch der netteste Mensch der Welt ist – sagte, sie werde gemeinsam mit mir das Rauchen aufgeben.

Anfangs erlaubte man mir noch E-Zigaretten, aber irgendwann musste auch das aufhören.

Und am nächsten Tag war es viel zu schnell 7 Uhr morgens. Meine Wohnung wurde von allen normalen Zigaretten befreit, und ich klammerte mich an die Vape, als würde sie mein Leben retten. Von früheren Versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, wusste ich noch, dass der dritte und der vierte Tag die schlimmsten waren, aber wenn ich es bis zum siebten Tag schaffte, wäre ich so gut wie durch.

Es war schrecklich, wie Sie sich sicher denken können. Ich blieb in meinem Zimmer, griff immer mal wieder zur E-Zigarette und wartete darauf, dass die schrecklichen Gefühle verschwanden. Aber ich war tapfer. Ich würde das schaffen.

Aber der siebte Tag kam und ging vorüber, und ich fühlte mich immer noch miserabel. Ich sehnte mich so sehr nach einer Zigarette, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Am neunten Tag hielt ich es nicht mehr aus – ich kam aus meinem Zimmer und sagte: »Ich will eine Zigarette haben.« Das Pflegepersonal war da, um sicherzugehen, dass ich keine Drogen nahm, und nicht, um mich vom Rauchen abzuhalten, also gaben sie mir eine.

Wenn ich Ihnen sage, dass ich davon high wurde, dann meine ich damit, dass ich mich so high fühlte, als würde ich im roten Mustang durch Las Vegas fahren.

Die restlichen acht Zigaretten, die ich in dieser Nacht geraucht habe, fühlten sich nicht so an. Sie sorgten dafür, dass ich mich scheiße fühlte, während sie mir gleichzeitig eine Scheißangst einjagten. (Ich benutze den Begriff »Scheiße« zweimal, obwohl es stilistisch nicht gut ist, aber das ist beabsichtigt).

Ich war ein 52-jähriger Mann, und sofern dies nicht die erste Seite ist, die Sie in diesem Buch lesen, wissen Sie bereits, dass mein Plan war, den Rest meines Lebens möglichst lang und gut zu gestalten. Ich habe es versucht! Ich habe in meinem Bett gelegen und neun Tage lang nicht geraucht.

Ich konnte mit jeder nur erdenklichen Droge aufhören, aber Zigaretten aufzugeben, sollte mir nicht gelingen? Soll das ein Scherz sein?

Die Ärzte beschlossen, dass es bei mir zu viel verlangt sei, von sechzig Zigaretten am Tag auf null zu reduzieren, und man riet mir, einfach weniger zu rauchen, bis ein besserer Plan ausgearbeitet werden konnte. In den folgenden Tagen gelang es mir, meinen Konsum von sechzig auf zehn Zigaretten zu reduzieren. Das war zwar immerhin etwas, aber vergessen wir nicht, dass mein Leben auf dem Spiel stand und ich schnell ganz mit dem Rauchen aufhören musste. Doch alle Bemühungen, weniger als zehn Zigaretten zu rauchen, waren vergeblich.

Dann kam Kerry Gaynor ins Spiel, ein außergewöhnlicher Hypnotiseur. Ich hatte schon einmal versucht, mit seiner Hilfe das Rauchen aufzugeben, aber es hatte nicht hingehauen. Diesmal stellte sich die Situation ganz anders dar. Vor Kerry Gaynor saß an diesem Tag ein verzweifelter Mann, der das Rauchen aufgeben wollte. Ich wollte wirklich aufhören – verdammt, ich musste es. Ich kenne die wahre Liebe nicht, ich habe nie den Babyblues bei meinen Kindern erlebt. Außerdem ist ein Emphysem eine schreckliche Art zu sterben, mit Sauerstoffflaschen und Beatmungsschläuchen: »Hallo, ich bin Matthew Perry, meinen Beatmungsschlauch kennen Sie ja schon.«

Aber konnte ein Verstand wie der meine hypnotisiert werden? Ständig hatte ich rasende Gedanken und akustische Halluzinationen … Wenn ich also meinen Verstand schon nicht kontrollieren kann, wie sollte es dann ein Hypnotiseur schaffen? Ich genoss das Rauchen – an manchen Tagen war es mein einziger Lebensinhalt, und ich blieb sogar bis spät in die Nacht auf, nur damit ich weiter Zigaretten rauchen konnte. Außerdem war es das Letzte, was mir noch geblieben war. Ohne sie gäbe es nichts, was mich vor mir selbst schützte. Ich hatte für immer mit dem Trinken aufgehört, als Gott mir in meiner Küche erschien. Vor Kurzem hatte ich für den Rest meines Lebens Schluss mit den Drogen gemacht. Weil ein Stomabeutel mir einen Scheißschrecken eingejagt hatte. (Habe ich wirklich gerade so einen dämlichen Witz gerissen?) Wie um Himmels willen sollte ich das Rauchen aufhören? Was soll man noch auf dieser Welt, wenn man noch nicht mal mehr rauchen darf?

Die Sache fing nicht gut an. Ich kam an dem Haus an, klingelte, ein sehr netter Mensch öffnete die Tür, und ich sagte: »Hallo, ist Kerry da? Ich habe einen Termin bei ihm.«

Kerry war nicht da, denn es war das falsche Haus. Ich fragte mich, wie sich diese Person wohl gefühlt hatte, als Chandler Bing an der Tür klingelte …

Fünf Häuser weiter sah ich Kerry dann vor seinem Haus stehen und auf mich warten. Ich hatte eine Riesenangst – er war meine letzte Hoffnung, ganz zu schweigen von meinem Leben, das auf dem Spiel stand.

Kerrys Praxis war nicht ganz so, wie ich es von dem teuersten Hypnotiseur der Welt erwartet hatte – überall waren Papiere, Bilder und Antinikotin-Schilder verstreut. Wir setzten uns, und er begann mit seinem »Rauchen ist schrecklich«-Sermon – ja, ja, das weiß ich. Kommen wir zu den guten Dingen.

Ich erklärte ihm, wie bedrohlich die Situation sei, und er sagte mir, dass wir drei Sitzungen bräuchten – anscheinend war ich ein besonderer Fall. Nach dem Gespräch lehnte ich mich zurück, und er hypnotisierte mich zehn Minuten lang.

Ich spürte natürlich nichts.

Man darf zwischen den Sitzungen weiterrauchen, wofür ich dankbar war, aber um meine Lungen und Kerry zu schonen, beschränkte ich mich auf zehn. (Man kann natürlich drei Päckchen am Tag rauchen, so wie ich es getan habe, aber man braucht wirklich nur etwa zehn Zigaretten, um das Nikotin zu bekommen, nach dem sich der Körper sehnt. Die anderen fünfzig Zigaretten sind reine Gewohnheit.)

In der zweiten Sitzung wandte Kerry jede erdenkliche Abschreckungstaktik an. Es sei naiv von mir zu glauben, dass die nächste Zigarette mich umbringen werde. (So naiv war ich nicht.) Ich könne jetzt eine Zigarette rauchen, einen Herzinfarkt bekommen, und wenn niemand in der Nähe sei, der den Notarzt rufe, sei es um mich geschehen. Meine nächste Zigarette könne dazu führen, dass meine Lunge dauerhaft nicht mehr funktioniere, und ich müsse dann für den Rest meines Lebens ein Sauerstoffgerät mit mir herumschleppen und könne nur noch durch die Nase atmen. (Das fand ich schlimmer als einen Stomabeutel, aber ich sprach es nicht laut aus.) Wolle ich lieber eine Zigarette rauchen oder am nächsten Morgen wieder atmen? (Ich wusste die Antwort darauf.)

Bevor er mich das zweite Mal hypnotisierte, versuchte ich, ihm zu erklären, dass mein Gedanken so schnell rasten und kaum unter Kontrolle zu bringen seien.

»Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mich hypnotisieren können«, sagte ich.

Kerry lächelte nur vielsagend – er hatte diesen Satz wohl schon tausend Mal gehört – und forderte mich erneut auf, mich hinzulegen.

Ich war auf seiner Seite. Ich wollte, dass es funktionierte. Aber ich war mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich gelingen würde. Ich verließ seine Praxis und kehrte zu den zehn Zigaretten pro Tag zurück, aber irgendetwas hatte sich verändert, vor jeder Einzelnen hatte ich zunehmend mehr Angst. Zumindest hatte Kerry es meisterhaft verstanden, jedem einzelnen Zug an der Zigarette ein Gefühl der Angst zu infiltrieren. Irgendetwas war tatsächlich anders.

Und dann kamen wir zu unserer letzten Sitzung. Das war es also – danach sollte ich für immer mit dem Rauchen aufhören. Ich hatte ihm erklärt, dass ich bei jedem Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, eine schreckliche Erfahrung gemacht hätte – es sei schwieriger gewesen, als mit den Drogen aufzuhören. Und ich hätte einige ziemlich verrückte Dinge getan (man denke nur an Kopf und Wand), während ich mit dem Rauchen aufhörte. Ich hätte schreckliche Angst vor dem Entzug.

Kerry hörte geduldig zu und wies dann ruhig darauf hin, dass er Tausenden und Abertausenden von Menschen geholfen habe, mit dem Rauchen aufzuhören, und dass alle seine Rückmeldungen das Gleiche sagten: In den ersten beiden Tagen sei es etwas unangenehm, danach nicht mehr. Aber man darf kein Nikotin mehr anrühren – auch keine E-Zigaretten.

Dies entsprach überhaupt nicht meinen eigenen bisherigen Erfahrungen, und das sagte ich ihm auch.

»Sie wollten bisher noch nie wirklich aufhören, und Sie haben es auch noch nie richtig gemacht, nämlich mit mir«, erwiderte er. Er hatte recht, ich wollte diesmal wirklich aufhören. Daran gab es keinen Zweifel.

Damit legte ich mich wieder hin, und er hypnotisierte mich. Aber dieses Mal war es anders. Ich war sehr entspannt und schläfrig. Als Kerry direkt mit meinem Unterbewusstsein sprach, merkte ich, dass mein Verstand nicht mehr raste.

Dann war es vorbei.

Ich stand auf und fragte, ob ich ihn umarmen dürfe, was er zuließ. Dann verließ ich sein Büro als Nichtraucher. Für immer – egal, was passiert. Zu Hause war der Raum von allen Nikotinprodukten und E-Zigaretten (die laut Kerry genauso schnell töten können wie normale Zigaretten) befreit worden.

Inzwischen war es etwa sechs Uhr abends, und mein Ziel war es, bis halb zehn ohne eine Zigarette durchzuhalten.

Aber etwas hatte sich geändert – ich hatte gar keine Lust auf eine Zigarette.

Der erste Tag war etwas unangenehm, ebenso wie der zweite. Und dann waren die schlechten Gefühle verschwunden, genau wie Kerry es vorhergesagt hatte. Ich hatte keinerlei Entzugserscheinungen. Nichts. Und ich wollte nicht mehr rauchen.

Es hatte funktioniert. Wie er es geschafft hat, meine Entzugserscheinungen zu beseitigen, und wie das medizinisch durch Hypnose überhaupt möglich ist, bleibt mir ein Rätsel. Aber ich will das auch gar nicht weiter hinterfragen.

Sicher, ich hatte mindestens fünfzig Mal am Tag nach einer Zigarette gegriffen, aber das war reine Gewohnheit. Ich bemerkte auch noch etwas anderes – das Pfeifen war verschwunden. Kerry Gaynor hatte mir das Leben gerettet. Ich war Nichtraucher.

Es war ein weiteres Wunder. In der Tat erlebte ich ein Wunder nach dem nächsten, ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Ich machte mir nichts mehr aus Drogen, und ich war Nichtraucher.

Ich hatte dann schon zwei Wochen lang nicht mehr geraucht. Ich sah besser aus, ich fühlte mich besser, ich musste weniger Pausen beim Pickleball machen. Meine Augen strahlten Lebenslust aus.

Doch dann passierte etwas. Ich biss in ein Stück Toastbrot mit Erdnussbutter, und alle meine oberen Zähne fielen aus. Ja, alle. Natürlich musste ich sofort zum Zahnarzt – schließlich bin ich Schauspieler und sollte alle meine Zähne im Mund haben und nicht in einem Beutel in der Tasche meiner Jeans. Aber die Katastrophe nahm ihren Lauf, und es war eine gründliche Behandlung erforderlich. Der Zahnarzt musste jeden einzelnen meiner Zähne entfernen – einschließlich der Implantate, die in meinem Kiefer verankert waren – und sie dann durch neue ersetzen. Mir wurde gesagt, dass dies ein oder zwei Tage lang wehtun werde und man die Schmerzen mit Advil und Tylenol behandeln könne. Aber das waren nur verdammte Anspielungen auf den sadistischen Zahnarzt, den Steve Martin in Der kleine Horrorladen so genial gespielt hat.

Wie lange haben die Schmerzen tatsächlich angehalten?

Siebzehn Tage.

Konnten diese Schmerzen mit Advil und Tylenol bekämpft werden?

Auf keinen Fall.

Wie lange hat es gedauert, bis ich überfordert war und eine Zigarette geraucht habe?

Drei Tage.

Ich konnte einfach nicht mit diesem Ausmaß an Schmerzen umgehen und gleichzeitig nicht rauchen. Es kam mir vor, als hätte man mir ein Wunder geschenkt, das ich sanft ablehnte mit einem: »Nein danke, das ist nichts für mich.«

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um ein paar Worte an den Zahnarzt zu richten, der für all das verantwortlich war:

»Verpiss dich, du verkacktes Miststück. Scheiß Versager, Arschloch, Fickfresse.«

Jetzt fühle ich mich besser.

Danach begann ich quasi, Kerry Gaynor zu stalken. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit traf ich mich mit ihm, dann kaufte ich eine Schachtel Zigaretten, rauchte eine und machte den Rest der Schachtel unter dem Wasserhahn nass. Ich habe Kerry nie belogen – ich habe ihm gesagt, was los sei, und Gott sei Dank hat er mir das nicht noch vorgehalten. Ich sagte alle möglichen Mantras auf und entwickelte eine ziemlich große Angst vor dem Rauchen – mit jedem Zug ein bisschen mehr Angst.

Aber ich rauchte trotzdem.

Der Zustand, keine Zigarette mehr rauchen zu wollen, kehrte nicht zurück. Ich musste mich aufraffen: Jedes Mal, wenn ich eine Zigarette wollte, griff ich zu gefrorenen Weintrauben und ging zwanzig Minuten aufs Laufband. Ich stellte mir einen Mann vor, der vor lauter Laufbandlaufen nur noch 45 Kilo wog und in einem sehr hohen Tonfall sagte: »Gott, ich wünschte, ich hätte eine Zigarette!«

E-Zigaretten waren keine Option. Nikotinpflaster waren keine Option. Lügen war keine Option. (Wozu sollte das gut sein?) Ich hielt vier Tage durch, dann rauchte ich und musste wieder von vorn anfangen.

Aber ich wollte nicht aufgeben – ich konnte nicht aufgeben. Mein Leben ist so schwierig gewesen, ich habe mir eine Zigarette verdient. Ich habe ein Drehbuch geschrieben, ich habe mir eine Zigarette verdient. Diese Gedanken musste ich mir sofort austreiben, denn sie gaben dem Süchtigen Hoffnung.

Und dann hatte ich die kluge Idee, Kerry zwei Vormittage hintereinander zu buchen – ich konnte doch nicht rauchen, wenn ich wusste, dass ich ihn gleich am nächsten Morgen sehen würde. Es war eine harte Nacht, aber ich hatte bereits unzählige schlimme Nächte erlebt, und am nächsten Tag konnte ich in seine seltsam aussehende Praxis schlendern, nachdem ich die Nacht überstanden hatte, und ich war bereit, mich nach einem kurzen Gespräch wieder hypnotisieren zu lassen.

Ich hätte schon längst in seine Rolle schlüpfen können – wir hätten einfach die Plätze getauscht. Ich wäre derjenige, der ihm einen sehr eigenartig aussehenden blauen Kinderplastikbecher mit lauwarmem Wasser anbieten würde. Aber dies war der zweite Tag (es sind die kleinen Erfolge, die zählen). Er hypnotisierte mich, jagte mir wieder eine Heidenangst ein und gab mir gleich einen Termin für die nächste Woche. Zu Hause führte ich einen sehr vollen Terminkalender, weil ich keine Langeweile zulassen konnte, schließlich war Müßiggang aller Laster Anfang.

Nun, Langeweile – und die Frau, die mir mit dreißig das Herz gebrochen hat.

Ich habe früher 55 Vicodin pro Tag genommen und damit aufgehört, also wollte ich mich von dieser ekelhaften, stinkenden, absolut beruhigenden und herrlichen Gewohnheit wie dem Rauchen nicht unterkriegen lassen. Würde ich lieber rauchen oder atmen? Atmen – was für eine wunderbare Sache, die wir alle für selbstverständlich halten.

Zigaretten hatten mich schon enorm krank gemacht. Außerdem sind sie schlecht für einen. Es klingt, als würde ich scherzen, aber das sind die Dinge, die Sie sich merken sollten. Ich musste an mein Comeback als Schauspieler denken (ich hatte seit meinem Unfall nicht mehr gespielt); ich hatte ein Buch zu schreiben und zu promoten, und das konnte ich nicht mit einer Zigarette in der Hand tun. Ich konnte mich auch nicht einfach mit Essen aus dieser Situation herauswinden. »Hör auf zu trinken, Drogen zu nehmen und Zigaretten zu rauchen! So geht’s: Iss einfach jeden Abend sechs Schokoladentörtchen!«

Das war nicht gerade die Botschaft, die ich vermitteln wollte.

Ich hatte einen Rekord, den ich brechen musste: fünfzehn Tage. Und damit würde sich das beruhigende Gefühl einstellen, nicht rauchen zu wollen. Ich hatte es schon einmal geschafft, und ich könnte es wieder schaffen: den kompletten Neustart eines Menschen. Ich kannte diesen Menschen nicht, aber er schien ein netter Kerl zu sein. Und es sah ganz danach aus, als würde er sich nicht mehr mit einem Baseballschläger die Seele aus dem Leib prügeln wollen.

Ich war sehr gespannt, diesen Menschen kennenzulernen!