„Also, das gerade war Peter drüben in der Zentrale. Vor etwa zwanzig Minuten wurden die letzten Omegas in eine sicherere Unterbringung umgesiedelt. Ein Jammer, dass sie nicht bei uns bleiben können, wo ich ab und zu nach ihnen sehen kann.“ Papa P kletterte auf den Schoß seines Mannes, wobei die Haut rund um seine Augen noch immer von anhaltender Sorge gezeichnet war.
„Ich weiß, mein Schatz. Es ist aber wichtig, dass sie sich an einem Ort aufhalten, der nicht leicht mit uns in Verbindung gebracht werden kann. Keiner darf unser Team mit ihrer Befreiung in Verbindung bringen. So ist es am besten und so bekommen sie trotzdem die Hilfe, die sie benötigen.“ Während er sprach, strich der Bossman beruhigend mit einer Hand über den Rücken seines Mannes.
Bis wir mit den Omegas wieder zurück im Hauptquartier waren, hatten Papa P und der Bossman bereits ein ganzes Einsatzteam zusammengestellt, das bereit war, die Geretteten an einen sichereren Platz zu bringen. Noch konnten sie nicht nach Hause zurückkehren – wo auch immer sie ihr Zuhause nannten. Nicht, so lange sie dieses Kartell nicht zerschlagen und diesen speziellen Sexring nicht aufgelöst hatten.
Die Omegas waren allesamt traumatisiert und mussten aufgrund von Dehydrierung und anderen gesundheitlichen Problemen medizinisch versorgt werden. Kein Wunder, denn sie hatten kaum etwas gegessen und hatten nicht einmal die Möglichkeit, sich hinzulegen. Bei einigen von ihnen sahen die Verletzungen aus, als wären sie geschlagen worden – was nicht weiter überraschend war.
Es war mit das Schlimmste, was ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Es sollte noch viele Wochen dauern, bis ihre leeren, eingefallenen Augen mich nicht mehr in meinen Träumen heimsuchten.
„Haben wir inzwischen irgendwelche Antworten in Erfahrung gebracht? Wissen wir, wo sie herkommen?“ Codys Stimme zitterte, als er sich an Levi gekuschelt nach den Zwillingen umsah, die auf der anderen Seite des Zimmers mit Noahs und Prestons Tochter Amy spielten.
Nachdem wir das Schlimmste, was Menschen einander antun können, mit ansehen mussten, half der Anblick dieser drei unschuldigen Kinder uns allen, die Situation wieder einigermaßen zu normalisieren. Ich konnte nur erahnen, wie schlimm diese Begegnung für Cody gewesen sein musste, nachdem er selbst Opfer des Sexhandels gewesen war.
Papa P schüttelte den Kopf. „Die meisten von ihnen sprechen nicht einmal unsere Sprache. Eine der größten Herausforderungen bei der Vermittlung war es, Leute zu finden, die ihre Sprachen übersetzen konnten. Sie stammten von überall auf der Welt.“
Preston sog scharf die Luft ein. „Hat man sie also in unser Land geschafft? Oder wurden sie rausgebracht? Es ist alles so verwirrend.“
Noah zog Preston noch enger an sich, als würden ihre Hüften nicht ohnehin schon aneinanderkleben. „Sei unbesorgt, Baby. Sie werden jetzt sicher sein. Und sobald sie außer Gefahr vor dem Kartell sind, werden Papas Helfer sie dabei unterstützen, einen Antrag auf Asyl zu stellen.“
Als ich die gepaarten Gefährten so beobachtete, musste ich mich bemühen, nicht eifersüchtig zu werden. Selbst Boomer und mein kleiner Bruder kuschelten auf einem Sofa gegenüber von Noah und Preston. Lediglich Ezra und ich saßen ganz allein. Selbst mein eigener Gefährte saß steif neben seinem besten Freund Jonah auf einer Sitzbank unterhalb der riesigen Fensterfront. Obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt war, hätten wir genauso gut auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes sitzen können.
Verfluchter Jonah.
Am liebsten hätte ich ihn windelweich geklopft, nur weil mein Gefährte ihn so schnell akzeptiert hatte, während Pax mich immer noch auf Abstand hielt. Durch das Paarungsmal und die Paarung selbst mögen zwar meine Freunde von Einzelgängern zu glücklichen Gefährten geworden sein, aber das schien bei mir und Pax ganz weit entfernt zu sein.
Aber das war schon okay. Ich atmete tief durch und redete es mir selbst ein. Wenn er endlich so weit war, mich in seinem Leben zu akzeptieren, würde ich hier sein. Wenn er bereit wäre, uns zu akzeptieren.
Währenddessen arbeiteten Pax und Jonah parallel auf ihren Tablets. Dabei stellte ich fest, dass ich Pax in letzter Zeit weder etwas essen noch trinken gesehen hatte. Ich erhob mich von meinem Platz, schritt in Richtung Fensterfront und hockte mich neben Pax. Mit sanfter Stimme unterdrückte ich den Drang, ihm den Pony aus dem Gesicht zu streichen.
„Kann ich dir was zum Trinken holen, Pax? Sicher bist du mittlerweile durstig.“
Tipp, tipp, tipp.
Ich wartete und lauschte halbherzig, wie Papa P erklärte, dass viele der Omegas unter Vortäuschung falscher Tatsachen hierher verschleppt worden waren. Sie kamen voller Hoffnung in unser Land, nur um sich dann in den Fängen irgendwelcher Wichser wiederzufinden, die den Tod verdient hatten. Was mich wieder an Jonahs Worte auf unserer Mission erinnerte.
Bisher gab es immer noch keine direkte Antwort auf die Frage nach seiner Vergangenheit mit diesen Scheißkerlen, aber ich wollte es unbedingt wissen. Warum hatte unser hauseigener Technikfreak für dieses beschissene Kartell gearbeitet? Ich warf meine Fragen beiseite und unternahm einen neuen Versuch bei meinem Gefährten.
„Kleiner Vogel? Willst du nicht doch eine Flasche Wasser?“
Pax warf sein Haar zurück und brummte entnervt, als er mich ansah. „Unsere Gastgeber haben mir gleich bei unserer Ankunft etwas angeboten. Wenn ich etwas brauche, frage ich danach. Aber bis dahin muss ich arbeiten. Das hier ist wichtig, wie du sicher weißt.“
Als ich seinen Arm ergreifen wollte, erstarrte meine Hand mitten in der Bewegung, sobald ich bemerkte, wie er sich wieder versteifte. Seufzend ließ ich meinen Arm widerwillig in meinen Schoß zurückfallen.
„Na gut. Melde dich, wenn du etwas brauchst, kleiner Vogel.“
Mit einem Stöhnen ließ er sein Haar zurück über sein Gesicht fallen und schob damit einen Vorhang zwischen uns. Jonah blickte mit einem unschlüssigen Gesichtsausdruck auf.
„Entschuldige, wenn ich Pax für mich beanspruche, aber wir benötigen dringend mehr Infos zu diesem Gelände. Pax kann viel tiefer graben als ich. Toll, dass ich die seltene Chance bekomme, von einem Profi zu lernen. Ich kann es kaum erwarten, wieder zurück in meinem Büro zu sein und mein eigenes Equipment zu nutzen, um wirklich reinzukommen, verstehst du?“
Ezra räusperte sich, als wolle er mir signalisieren, dass ich auf Abstand gehen sollte. Ich nahm dies zum Anlass für mich, aufzustehen. „Okay, dann lasse ich euch mal weiterarbeiten“, murmelte ich. Ezra deutete mit dem Kinn zur Veranda, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich brauchte keine frische Luft. Ich brauchte die Ruhe mit meinem Gefährten, um ihn ungestört kennenzulernen und mit ihm zu reden … mit ihm zusammen zu sein.
Nachdem ich der Unterhaltung noch ein bisschen länger zugehört hatte, folgte ich Levi in die Küche, während Cody sich zu den Babys auf den Boden legte, um sie zu bespaßen. Jeder von uns durfte sich in Bossmans Haus frei bewegen, weshalb es zeitweise wie ein Besuch bei zweiten Eltern war und nicht wie bei unserem Boss. Levi schnappte zwei Bier und steuerte auf die Hintertür zu, wo er mir eines in die Hand drückte.
Wir nahmen draußen auf den Stufen Platz und stießen mit unseren Bieren an. Einige Minuten lang saßen wir gesellig zusammen, tranken unser Bier und betrachteten die Sterne am Himmel. Alles schien so friedlich hier. Fast hätte ich den ganzen Scheiß von heute vergessen können.
Fast.
Bevor Levi etwas sagte, gönnte er sich noch einen kräftigen Schluck.
„Kumpel, du solltest dich zurückhalten und darauf warten, dass er zu dir kommt. Das wird er. Jetzt, wo ihr gepaart seid, kann er gar nicht anders. Er wird eure Verbindung zueinander spüren. Zum Teufel, wenn er es nicht bereits tut. Trotzdem wird er sich dagegen wehren, bis er sich sicher ist, dass er dir vertrauen kann. Lass es ruhig angehen und einfach geschehen. Es fällt dir sicher alles andere als leicht, aber wir wissen nichts über seine Vergangenheit. Dass ihr euer Mal am Hals tragt, bedeutet noch lange nichts, verstehst du? Vertrau mir. Kratzbürstige Omegas sind wie Wildkatzen. Lass sie nur auf dich zukommen.“
Ich runzelte die Stirn. „Du hast unsere Gefährten gerade nicht im Ernst mit Katzen gleichgesetzt? Sei froh, dass sie dich von da drinnen nicht hören konnten.“
„Wer? Unsere Gefährten?“
„Alle Omegas.“ Ich verschluckte mich beinahe bei dem Versuch, nicht zu lachen, und genehmigte mir noch einen Schluck eiskaltes Bier. „Abgesehen davon brauche ich sicher keine Liebesberatungen von einem Kerl in hübschen Höschen.“
„Fick dich!“ Levi zeigte mir unverhohlen den Mittelfinger, doch dann hielt er inne und warf mir ein verspieltes Augenzwinkern zu. „Moment, warte mal. Hast du eben gesagt, dass meine Höschen hübsch sind? Alter . Uncool. Wenn Cody wüsste, dass du meine Wäsche begutachtet hast, würde er dir den Arsch aufreißen.“
„Du bist ein echter Idiot, Levi.“
„Stimmt, aber ich bin auch der Einzige, der wirklich weiß, was du durchmachst. Glaub mir.“ Er beugte sich näher zu mir und schaute mir mit einem süffisanten Grinsen direkt in die Augen. „Möchtest du erfahren, welche Farbe es hat?“
„Welche Farbe was hat?“
Levi wackelte spielerisch mit den Augenbrauen. „Mein Höschen.“
Kopfschüttelnd kippte ich den letzten Rest meines Bieres und gab einen lauten Rülpser von mir. „Nee. Alles gut.“
„Bist du sicher? Glaube ja nicht, ich wüsste nicht, wie gerne ihr mir alle auf den Hintern glotzt und euch fragt, was wohl unter dem Tarnanzug steckt.“
Ich erhob mich und klopfte ihm auf die Schulter. „Levi, wie schon gesagt – du bist ein Idiot.“
„Ja, aber ein Idiot, der Spitze tragen kann. Cody kann es dir gerne bestätigen.“
Als ich die Tür öffnete, stand Levi direkt hinter mir. Noch bevor ich sie ganz aufgemacht hatte, drückte er meine Schulter mit seiner Hand.
„Merk dir einfach, was ich dir gesagt habe, in Ordnung? Überlass ihm die Zügel. Und falls du jemanden zum Reden brauchst, bin ich nur einen Anruf entfernt.“
„Danke, Kumpel“, antwortete ich knapp, als ich in die Küche ging und meine leere Dose in den Mülleimer warf.
Ich schnappte mir noch eine Flasche Wasser, bevor ich ins Wohnzimmer zurückkehrte.
Das gesamte Team scharte sich um Jonah und Pax, während sich David, Cody und Preston um die Babys kümmerten und vorgaben, Pax zu ignorieren, der gerade dem Bossman etwas auf seinem Tablet erklärte.
Ich frage mich, wie sich die Dinge mit Pax und den anderen Omegas entwickeln würden. Er zeigte nicht das geringste Interesse an ihnen, während alle ihn heimlich beäugten. Für jeden, der genau hinsah, war es schmerzlich offensichtlich, dass er keiner von ihnen war, und doch war er es.
Und obwohl er sehr temperamentvoll war, schien er nicht daran interessiert zu sein, sich mit jemand anderem im Team als Jonah anzufreunden. Ob es ihm etwas ausmachte, nicht dazuzugehören, oder ob es ihn überhaupt kümmerte? Papa P war der Einzige, der ihm nicht auf die Finger schaute. In aller Ruhe fütterte er meinen Neffen Tony mit der Flasche.
Als ich hereinkam, hob Papa P den Kopf und schenkte mir ein warmes Lächeln. „Sind Levi und du rausgegangen, um frische Luft zu schnappen?“
„Ja, er hatte ein Bier nötig“, meldete sich Levi, der hinter mir ins Wohnzimmer kam. „Er ist total angespannt. Diese Mission hat ihn wohl ganz schön mitgenommen.“
„Man kann durchaus sagen, dass uns der Anblick dieser armen Omegas alle aus dem Konzept gebracht hat“, meinte Papa P mitfühlend.
„Wie wahr“, pflichtete ich ihm bei, bevor ich mir einen Weg durch die Mannschaft bahnte und mich neben Pax hockte. Ich stellte die Flasche Wasser auf der Bank neben ihm ab und folgte Noahs Fragen.
„Wie hängt das Kartell mit dem Agenten zusammen, dem wir auf der Spur waren? Ich begreife nicht, was du uns dort gezeigt…“
Zwischen Noahs Worten vernahm ich ein Knurren aus Pax’ Magen. Ohne lange zu überlegen, fiel ich Noah ins Wort. „Magst du eine Zimtschnecke, Pax? Es gibt noch welche in der Küche. Ich kann dir eine bringen, wenn du Hunger hast.“
Ein tiefes Knurren drang aus Pax’ Kehle und er griff nach der Wasserflasche. Er schraubte den Deckel ab und trank die halbe Flasche leer, bevor er den Verschluss wieder draufsetzte und mich anfunkelte.
„Da, ich hatte etwas zu trinken. Kannst du jetzt endlich deine Füße stillhalten und uns arbeiten lassen? Mit diesem Alphatiergehabe kannst du dich in deiner Freizeit herumschlagen. Wir Großen versuchen hier, der Sache auf den Grund zu gehen.“
Boomer warf mir einen prüfenden Blick zu und drehte sich dann zu Pax. „Können wir mit Sicherheit sagen, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt? Der Agent hätte ganz schön Eier in der Hose, wenn er sich mit einem Kartell einlassen würde.“
Pax warf sein Haar zurück und schenkte mir erneut keine Beachtung, während er Boomer antwortete. Ein Teil in mir hätte ihn liebend gerne übers Knie gelegt und ihm so lange den Hintern versohlt, bis er sich entweder um sich selbst kümmert oder mir erlaubt, mich um ihn zu kümmern. Ein anderer kleiner Teil, der mir völlig unverständlich war, wollte sich auf den Rücken drehen und wie ein kleiner Welpe um seine Aufmerksamkeit betteln.
„Ich war bei der Suche nach eurem Agenten über sie gestolpert, daher würde ich sagen, dass sie in Verbindung stehen. Aber wie schon gesagt, ich werde eine Weile brauchen, um alles zu überprüfen.“
Boomer schüttelte den Kopf. „Eines weiß ich aber mit Sicherheit. Wir sollten diesen gottverdammten Laden in die Luft jagen. Zu Staub pulverisieren.“
Noah kratzte sich am Kinn. „In diesem Punkt stimmen wir alle zu, Boomer. Aber erst müssen wir sicherstellen, dass keine Unschuldigen oder Opfer zu Schaden kommen – und das wird kein einfaches Unterfangen.“
Bossman nickte nachdenklich. „Wenn du noch etwas Verstärkung brauchst, können wir jederzeit das Beta-Team einschalten.“
Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck lehnte sich Levi gegen die Armlehne der Couch. „Wir benötigen nicht die Hilfe der Alphabets. Baby und ich geben euch Rückendeckung, Boss.“
Noah und Levi teilten sich einen Fistbump und drehten sich mit einem respektvollen Nicken zu seinem Vater um. „Darüber sprechen wir, wenn wir an dem Punkt sind, an dem wir konkrete Schritte planen können, Dad. Aber ein Schritt nach dem anderen. Jonah, ich möchte dich nur ungern in Verlegenheit bringen. Aber ich hoffe du verstehst, dass ich das fragen muss: Kennst du wirklich die führenden Köpfe dieses Kartells?“
Ich knurrte, aber ich war froh, dass ein anderer das Thema zur Sprache gebracht hatte. „Ja, Jonah. Warum zur Hölle hast du überhaupt für ein verdammtes Kartell gearbeitet? Hat überhaupt jemand davon gewusst?“
Der Bossman hob eine Hand. „Lasst Jonah zufrieden. Ich wusste Bescheid und mehr müsst ihr nicht wissen. Jonah, hast du noch Kontakte, die du spielen lassen kannst?“
Jonah seufzte und kratzte nervös an seinem Nacken. „Früher. Aber es ist über ein Jahrzehnt her. Die Dinge haben sich bestimmt geändert. Aber hey, im Interesse der Offenheit? Ich bin ausgestiegen, weil mein kleiner Bruder spurlos verschwunden ist. Alles deutete darauf hin, dass eine andere Organisation des Kartells ihn aus welchen Gründen auch immer entführt hatte. Sicherlich aus keinem guten. Aber sie hielten mich fest und Pax half mir herauszukommen. Ich konnte nicht länger für eine Organisation arbeiten, die meinem Bruder etwas Derartiges angetan hat, verstehst du?“
Ich schüttelte den Kopf und war noch immer verärgert über diesen neuen Schwall an Informationen, auch wenn es mir für seinen Bruder leidtat. „Aber für sie zu arbeiten, als sie das anderen Leuten und deren Familien angetan haben, konntest du es?“
Bevor ich überhaupt eine Bewegung seiner Hand bemerkte, hatte Pax mein Messer aus der Halterung gezogen und an meine Eier gedrückt. Verflucht, der Kleine hatte diesen Trick echt drauf.
„Halt verdammt noch mal den Mund, Alphamännchen. Du hast keine Ahnung, was er alles durchmachen musste. Jonah braucht keine Verurteilungen, sondern seine Freunde, die ihm zur Seite stehen.“
Jonah stöhnte und griff nach der Hand meines Gefährten, um diese von meinen Kronjuwelen zurückzuziehen. Nach einer Sekunde des Zögerns ließ Pax das Messer neben mir zu Boden fallen und widmete sich wieder Jonah.
„Pax, ist schon gut. Sie verdienen, die Wahrheit zu erfahren.“ Jonah holte tief Luft. „Die Sache ist die … Ich war sechzehn und mein Bruder Cain war zwölf. Wir lebten auf der Straße. Wir hatten keine Eltern mehr und auch keine Verwandten, die sich unserer annehmen konnten. Um mich um ihn zu kümmern, tat ich, was ich tun musste. Ich tat die Dinge, die ich tat, für ihn. Und ich würde es wieder tun. Nur dass ich es besser machen würde und nicht zulassen würde, dass er mir weggenommen wird.“
Pax drehte sich zu mir um und funkelte mich herausfordernd an. Ich musste nicht erst ermahnt werden. Mir war klar, wann ich mich wie ein Arschloch verhielt.
„Fuck, Jonah. Entschuldigung. Und noch mehr tut es mir leid, dass du dich wegen mir damit auseinandersetzen musstest.“ Natürlich war das nicht das Einzige, für das ich mich entschuldigen musste. Ich sprach weiter, bevor ich es bereuen konnte, mich vor meinem Team so verletzlich zu zeigen. „Und Pax? Verzeih mir, dass ich dich wegen des Essens und Trinkens genervt habe. Ich werde mich bemühen, nicht so oft um dich herumzuschwirren. Diese ganze Gefährten-Sache ist so neu für mich, aber ich kriege schon raus, wie ich auf deine Bedürfnisse besser eingehen kann, ohne dich zu überfordern. Eventuell. Jedenfalls werde ich es versuchen.“
Etwas, das schon fast wie Zuneigung aussah, blitzte in Pax’ Augen auf, ehe er ausatmete und sich wieder seinem Tablet zuwandte.