Wenig später tauchten schattenhaft die Gebäude der McGregor-Ranch auf.
Lee sah die Umrisse des großzügigen Wohnhauses. Daneben die Pferdeställe, die Scheunen und die Baracken der Mannschaft.
Es war ein prächtiges Anwesen, angelegt auf einer Anhöhe, von der aus man bei Tag das gesamte Umland übersehen konnte.
Lee kam vorsichtig heran.
Frühzeitig stieg er aus dem Sattel und führte das Pferd am Zügel hinter sich her.
Er durfte nicht zu viel Lärm machen, sonst hatte er nicht nur ein Aufgebot aus Bellfort im Nacken, sondern zusätzlich noch zwei Dutzend raue Cowboys der McGregor-Mannschaft. Und dann war er am Ende gar noch schneller am Galgen, als wenn er in der Zelle bei Morris geblieben wäre!
Lee machte das Pferd in der Nähe des Wohnhauses an einem Strauch locker fest.
Er wusste, wo sich Madeleines Zimmer befand.
Er nahm sich einen kleinen Stein vom Boden und warf ihn gegen ein bestimmtes Fenster im Obergeschoss. Es geschah nichts.
Er versuchte es ein zweites Mal.
Dann, nach ein paar Augenblicken, erschien eine Gestalt in einem weißen Nachthemd am Fenster.
Es war Madeleine.
Sie schob mit raschen Bewegungen das Fenster hoch.
"Lee!"
"Ich habe nicht viel Zeit, Madeleine!"
"Warte, ich komme 'raus!"
Es dauerte keine halbe Minute und Lee hörte ein Geräusch beim großen Portal. Die Tür ging auf, Madeleine kam herausgerannt. Sie rannte ihm direkt in die Arme. Lee erzählte ihr in knappen Worten, was passiert war. Ehe sie etwas dazu erwidern konnte, sagte er dann: "Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden, Madeleine!"
"Verabschieden? Was soll das heißen? Wann kommst du zurück?"
"Ich weiß es nicht."
"Lee, ich komme mit dir!"
"Nein, das geht nicht!"
"Warum nicht?"
"Weil ich es nicht will, deshalb!" Er machte eine hilflose Geste.
"Madeleine, dies ist eine böse Geschichte, in die ich dich nicht mit hineinziehen möchte. Das muss ich allein zu Ende bringen."
"Was hast du jetzt vor?"
"Ich folge den Männern, die die wahren Schuldigen sind!"
"Wenn ich dir irgendwie helfen kann..."
"Nein..."
"Lee, ich liebe dich."
"Das zu wissen, bedeutet mir schon eine ganze Menge." Er drückte sie an sich.
"Ich werde auf dich warten, Lee."
Dann lösten sie sich voneinander.
Nur widerstrebend gab sie ihn frei. Er lief zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel.
Ein letztes Mal blickte er zurück, sah, wie sie ihm zuwinkte.
Dann riss er das Pferd beim Zügel und preschte davon. Schon wenige Augenblicke später war er in der Dunkelheit verschwunden.