Lee kam aus einem der Waggons heraus. Einige der Fahrgäste folgten seinem Beispiel, als auch sie merkten, dass die Sache zu Ende war.
Die Männer von Sheriff Morris' Aufgebot nahmen die Zugräuber ohne größer Schwierigkeiten fest und entwaffneten sie.
Robby Dickson machte große Augen, als er Liam Shorter zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
"Bis jetzt habe ich nicht wirklich geglaubt, dass dieser Kerl existiert!", meinte er an McGregor gewandt.
Der Rancher nickte nachdenklich.
"Ja", meinte er. "Wir alle irren uns irgendwann einmal..."
"Verdammt, ich war mir so sicher!"
McGregor schlug sich mit der flachen Hand auf die Schenkel.
"Mir geht es genauso, Robby!"
Dann sah der Rancher, wie Madeleine die Zügel ihres Pferdes herumriss und Lee Callahan entgegenpreschte. Kaum war sie in seine Nähe gekommen, da sprang sie aus dem Sattel, ließ die Zügel fahren und lief ihm in die Arme.
"Oh, Lee!"
"Madeleine! Du bei einem Aufgebot des Sheriffs?"
"Lee, jetzt ist wirklich nicht die Zeit, um dumme Witze zu machen!", schalt sie ihn mit gespieltem Ärger. Sie war überglücklich. "Ich bin ihnen gefolgt und habe sie bei Doc Wallaces Haus eingeholt. Inzwischen glaubt wohl kaum noch einer von ihnen ernsthaft, dass du die O'Kenseys umgebracht hast"
"Nein", sagte Lee. "Das habe ich auch nicht..."
"Ich weiß, Lee. Und ich wusste es von Anfang an..."
Er drückte sie kurz an sich und dann fiel ihr Blick auf sein blutdurchtränktes Hemd.
"Du bist verletzt..."
"Ach, halb so wild! Aber wie habt ihr mir bis her folgen können? Woher wusstet ihr...?"
"Von einem ekelhaften Giftzwerg!", war nun Sheriff Morris' Stimme zu vernehmen. Er war bis auf gut ein Dutzend Schritte herangekommen. "Er heißt Quincy und ist der Besitzer des Mietstalls in Green River City..."
"Der wusste von dem Überfall auf den Zug mit den Lohngeldern?"
"Nein, aber er hat uns verraten, dass Sie - oder doch zumindest ein Mann, auf den Ihre Beschreibung passte - zur alten Silbermine geritten ist. Als wir Sie dort nicht vorfanden sind wir dann den Hufspuren gefolgt!"
Der Sheriff hatte die ganze Zeit etwas in der Hand gehalten. Es war etwas kleines, in der Sonne Blinkendes, das an einer Kette hing.
Er hob es hoch, trat dann nahe an Lee Callahan heran und reichte es ihm.
Es war eine Taschenuhr.
"Das habe ich gerade dem Mann mit der Narbe angenommen. Es gehört jetzt Ihnen. Und wenn es noch eines Beweises dazu bedurft hätte, dass Ihre Story der Wahrheit entspricht: Hier ist er!"
Lee runzelte die Stirn.
Er nahm die Uhr an sich und klappte sie auf.
Eigentlich war dort ein Bild gewesen - ein Bild, das Mildred O'Kensey in einem hellen Spitzenkleid zeigte. Aber offensichtlich hatte Liam Shorter es entfernt.
Jetzt war dort nur noch eine winzige, kunstvoll gemachte Gravur: Für Luke F. O'Kensey, meinen Mann. In Liebe.