Es war ein kleiner Saloon, mit nur drei Tischen, einigen Stühlen und einer Theke.
Vor der Theke standen zwei Messingspucknäpfe. Und zwischen ihnen lag Deputy Pierce auf dem Boden. Blut tropfte von seinem Kinn, und sein linkes Auge war zugeschwollen.
Zwei Schritte von ihm entfernt standen zwei Männer.
Ohne Zweifel Brüder. Beide waren groß und schwer gebaut. Einer trug einen Hut, der andere hatte wildes, weizengelbes Haar und einen Revolver in der Hand. Und er sagte: »Steh auf, Pierce!«
Dazu war der Deputy jedoch nicht in der Lage, aber er hob aber den Kopf etwas an und versuchte schließlich, auf die Knie zu kommen.
Der Mann mit dem Hut trat ihm ins Kreuz. Jemand lachte heiser auf, als Pierce mit dem Hinterkopf gegen den Sockel der Theke schlug.
T. T. Chesterfield war bei der Tür stehen geblieben. Er blickte sich kurz um. Hinter der Theke stand der Keeper, ein Mann mit einer roten Knollnase. Er war der Keeper. An einem der drei Tische saßen zwei Mexikaner mit einer Flasche Tequila. Am Thekenende, vor einem schmalen, schmutzigen Fenster, stand ein kleiner Mann mit Bat Wing Chaps und einem verwaschenen, stahlblauen Hemd. Er hatte einen Revolver im Waffengurt, machte aber keine Anstalten, sich einzumischen. Sonst war niemand im Saloon.
Die Brüder hatten Chesterfield den Rücken zugedreht. Der eine beugte sich jetzt über den Deputy, packte ihm am Hemd und zerrte ihn hoch.
„Pierce, Galahan war aus einem anderen Holz geschnitzt als du. Das hilft der Stern auf deiner Brust nichts. Du hast keinen Respekt, verstehst du. Nicht von und nicht von Niemandem.“
Die Augen des Barkeepers weiteten sich jäh, als Chesterfield einen Revolver aus dem Anzug holte. Der Mann mit den Bat Wing Chaps spuckte einen Strahl Tabaksaft in Richtung eines Spucknapfes, verfehlte jedoch das Ziel. Die beiden Mexikaner griffen beide gleichzeitig nach der Flasche, und bevor sie sich darüber einigen konnten, wem der nächste Schluck gehörte, wirbelte der Mann mit dem Revolver herum, erstarrte mitten in der Drehung.
»Hallo«, sagte T. T. Chesterfield. „Wie war das noch mal mit dem Respekt?“
Der Mann schnaubte durch die Nase. Sein Bruder drehte den Kopf. »Misch dich nicht rein, Mann«, zischte er. »Das ist eine Sache zwischen uns und Pierce.«
»Ich bin Pierces Schutzengel«, sagte T. T. Chesterfield ruhig. »Lass den Revolver fallen, Gelbhaar!«
Hinter der Theke hatte der Keeper plötzlich eine Schrotflinte in der Hand, aber er wusste nichts damit anzufangen. Die Läufe schwenkten durch den Raum und hoben sich dann zur Decke. »Es würde eine Sauerei geben«, murmelte er.
Pierce wischte sich mit der Hand das Blut vom Gesicht. Er atmete schwer, versuchte etwas zu sagen, aber er hatte einen Zahn verschluckt und ein anderer war ihm im Hals stecken geblieben.
»Misch dich nicht ein, Fremder«, sagte der mit dem Hut. »Steck den Revolver weg, und Harry wird dir ein Bier einschenken. Aber misch dich nur nicht in unsere Angelegenheiten.«
Pierce hustete.
Er war nun auf den Knien, stützte sich aber noch immer mit beiden Händen am Boden auf.
T. T. Chesterfield steckte den Colt weg und hob die Hände etwas an.
»Gut«, sagte er, lächelte und ging auf die beiden Männer zu. Der mit dem Hut grinste.
»Schön, dass du vernünftig bist, Mann. Mein Bruder hätte dich glatt erschossen.« Er drehte sich halb herum und sagte zu Pierce: »Steh auf!«
»Ich — kann — nicht«, sagte Pierce, und das genügte T. T. Chesterfield, dem einen den Hut über die Ohren zu ziehen und dem anderen das Knie in die Magengrube zu stoßen. Der Rest war eine relativ einfache Sache. T. T. Chesterfield stellte dem Mann mit dem Hut über den Augen das Bein, machte einen Schritt zur Seite und hieb dem andern die Faust aufs Ohr. Gleichzeitig packte er ihn beim den Arm, machte eine Kehrtwendung und kugelte ihm dadurch den Arm beinahe aus. Mit einem Fluch auf den Lippen, ließ dieser den Revolver fallen. T. T. Chesterfield stieß ihn von sich, und die beiden Brüder prallten in dem Moment heftig zusammen, als sich der mit dem Hut endlich aufgerichtet hatte.
Pierce war unterdessen auf den Beinen. Er bückte sich, nahm den Revolver des Mannes auf, drehte sich unsicher um und taumelte zur Tür.
Gleichzeitig spürte T. T. Chesterfield den Doppellauf einer Schrotflinte im Rücken, und der Barkeeper sagte mit herausgepresstem Atem: »Sei vernünftig, Mann! Wenn das Ding losgeht, fliegt die ganze Hütte in die Luft.«
Die beiden Brüder, die sich einen Moment gegenseitig behindert hatten und danach aneinander Halt fanden, waren noch ziemlich verwirrt.
»Halt ihn fest, Harry«, sagte der mit dem Hut und zog den Revolver, als er zur Tür lief. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich der andere mit der linken Hand den rechten Unterarm gegen den Unterleib gedrückt und stöhnte: »Das gibt jede Menge Ärger, das verspreche ich Dir!« Er ließ den Arm vorsichtig los und brachte von irgendwo her Handschellen zum Vorschein. »Hände auf den Rücken!« befahl er grimmig »Und versuch lieber keine Tricks, Mann!«
T. T. Chesterfield begriff nun, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Er blickte den Mann mit dem blonden Haar verständnislos an, und der Blick aus den stahlblauen Augen zeigte ihm, dass er weder Erbarmen noch Nachsicht erwarten durfte. Offenbar hatte er beim Betreten des Saloons einen grundlegenden Denkfehler gemacht, der für ihn schwerwiegende Folgen haben konnte. Es blieb T. T. Chesterfield nur noch der Versuch das Beste aus der Situation zu machen, in der er sich befand.
»Hören Sie, ich lege den Revolver auf die Theke und hebe die Hände. Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor.«
Draußen krachten Schüsse. Ein Mann brüllte. Hufschläge ertönten, und Männerschritte dröhnten auf dem hölzernen Vorbau. Chesterfield blickte verwirrt zur Tür, wo über der Schwingtür ein bärtiges Gesicht erschien. »Alles in Ordnung, Sergeant?«
Der Blonde nickte. »Hat Percy ihn erwischt?«
»Mit zwei Kugeln. Er hatte gerade noch Zeit, ein Geständnis zu machen«, sagte der bärtige Mann, drehten sich um und lief am Fenster vorbei und über die Straße.
»Los jetzt, die Hände auf den Rücken!« befahl der Blonde scharf.
T. T. Chesterfield legte die Hände auf den Rücken. »Darf ich fragen, was hier überhaupt gespielt wird?«
»Ich habe gesagt, dass es unser Spiel ist, nicht wahr?« erwiderte der Blonde.
Der Barkeeper lachte in Chesterfields Rücken auf. »Pierce war ein falscher Hund, Mister. Die Ranger haben erfahren, dass er die verfluchten Greaser bezahlt hat, die Galahan erschossen haben.«
T. T. Chesterfield atmete tief durch. „Das hätte mir vielleicht einer von euch sagen können, als ich reingekommen bin“, sagte er.
Die Schrotflinte mit einer Hand haltend, den Finger am Abzug, streckte der Barpkeeper die Hand aus. „Gib mir deinen Revolver!“
T. T. Chesterfield sah ein, dass es keinen Sinn hatte, sich den beiden zu wiedersetzen. Er ließ den Revolver in die Hand des Barkeepers gleiten.
Der Blonde näherte sich ihm vorsichtig und legte ihm die Handschellen an.
»Name!« fragte er und stieß Chesterfield vor sich her.
»T. T. Chesterfield.«
»Ah, Chesterfield, der berüchtigte Kopfgeldjäger.«
»Hören Sie mal, Sergeant, ich habe nicht ahnen können, dass ...«
»Du wirst genug Zeit kriegen, dich zu erklären«, unterbrach ihn der Blonde, während er ihn zur Tür stieß.
T. T. Chesterfield drückte die Schwingtürflügel mit der Brust auf und trat in den Sonnenschein. Leute waren auf der Straße, unter ihnen der Mann mit dem Hut. Er unterhielt sich mit einem mittelgroßen, hageren Mann, der einen grauen Spitzbart trug.
»Wir gehen zum Gefängnis«, sagte der Blonde. »Lass dich nicht aufhalten.«
Sie gingen über die Straße, und T. T. Chesterfield sah zwischen Männerbeinen hindurch George Pierce auf dem im Staub liegen. Sie hatten ihn mitten auf der Straße erwischt. Zwei Männer legte ein Brett auf den Boden und legten Pierce darauf, so dass sie ihn von der Straße tragen konnten.
Der Blonde trieb T. T. Chesterfield vor sich zum Plaza, der im Schatten mächtiger Palmen lag. Dort, in einem Anbau des Gerichtsgebäudes, wo sich hinter Mauern auch der kleine Hof mit dem Galgen befand, waren auch das Sheriffs Office und das Gefängnis untergebracht. Auf dem Weg dorthin zweifelte T. T. Chesterfield keinen Augenblick daran, dass er den Rest des Tages und die folgende Nacht im Knast verbringen würde.