Der Mann wäscht sich die Hände. Er muss sie mehrmals waschen, denn der Handschuh an der linken Hand war an der Innenseite leicht aufgerissen. Er hatte sich direkt einen neuen übergezogen, aber das Blut war schon auf seine Haut gekommen. Nun zieht er sich aus und stellt sich in die Dusche. Das heiße Wasser tut ihm gut und er entspannt sich mit jeder Sekunde mehr. Das Blut wird aus dem Haar gewaschen. Das Shampoo entfernt nun auch den letzten Rest der klebrigen Flüssigkeit. Die Dusche ist heiß, so heiß, dass sein Körper sich leicht rot färbt. Dann stellt er die Dusche aus, trocknet sich ab und stellt sich vor den großen Spiegel, um sich zu inspizieren und jeden Zentimeter seiner Haut zu überprüfen. Der Mann ist groß. Er ist schwer. Nicht adipös, sondern kräftig und massig gebaut. Seine breiten Schultern betonen seine mächtige Gestalt. Schließlich dreht er sich vom Spiegel weg und zieht sich an. Jeans, ein weißes T-Shirt und einen Hoodie. Er greift nach seinen Chucks. Die schwarzen Turnschuhe sehen aus, wie Chucks eben aussehen müssen. Getragen!
Er nimmt den Müllsack, in den er vor dem Duschen die blutverdreckte Kleidung gesteckt hat, und begibt sich in den Garten. Das aufgeschnittene Ölfass ist bereits mit Holz und Brandbeschleuniger bestückt. Er zündet das Holz an. Der Brandbeschleuniger arbeitet schnell und das Feuer brennt gut. Er beobachtet, wie die aufsteigende Flamme rasch größer und größer wird. Er kann ihre Wärme spüren. Das Knistern erinnert ihn an letzte Nacht. So schnell, wie die Erinnerung aufkommt, so schnell verschwindet sie auch wieder. Mit einem Latexhandschuh nimmt er Stück für Stück die blutverschmierte Kleidung aus dem Müllsack und legt sie nacheinander in die brennende Tonne. Er hält inne, legt den Müllsack auf den Boden, zieht den Handschuh aus und geht ins Haus zurück. Kurz darauf kommt er mit einem Bier in der Hand zurück. Er trinkt einen großen Schluck und lächelt. Nach einem weiteren Schluck und einem noch größeren Lächeln stellt er das Bier zur Seite und zieht sich einen neuen Handschuh an. Nachdem er das letzte Kleidungsstück in der Tonne verbrannt hat, schmeißt er noch die Handschuhe und den Müllsack in die Tonne. Er genießt den letzten Schluck von seinem Bier, dann geht er ins Haus. Das Feuer in der Tonne lodert weiter vor sich hin, bis es nach einiger Zeit endgültig erlischt. Der Mann geht in den ersten Stock des Hauses und öffnet eine Tür. Eine Gestalt liegt in ihrem Bett. Er kann nur die Haare erkennen. Er geht zu der Gestalt und beobachtet sie. Da dreht sich die Gestalt zu ihm um und erschrickt.
»Hallo, Papa, bist du das?«, sagt der Junge verschlafen.
»Hey, mein Großer, ich wollte dich nicht aufwecken.« Er setzt sich zu seinem Sohn und gibt ihm einen Kuss. Der Sohn umarmt ihn und schläft während der Umarmung direkt wieder ein. Der Mann legt seinen Sohn behutsam in sein Bettchen zurück und deckt ihn zu. Den Kuschelbären legt er unter seinen Arm, dann verlässt der Mann das Zimmer. Er hört eine Frauenstimme aus dem Schlafzimmer leise rufen.
»Schatz, bist du das?«
»Ja, Babe.«
»Wie spät ist es?«
»Spät, Babe.«
»Dann komm endlich ins Bett.«
Der Mann legt sich neben seine Frau. Sie dreht sich zu ihm und schmiegt sich in seine Arme. Sie duftet leicht nach Schlaf. Er vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren. Nun kann auch er endlich schlafen.
Was ist das für ein Geräusch? Was ist hier los? Noch bevor der Mann die Augen öffnen kann, springt sein Sohn auf seine Brust und umarmt ihn fest und innig. Der Fuß des Jungen erwischt den Mann in seinen Weichteilen und er muss kurz nach Luft schnappen. Der Schmerz verschwindet sofort wieder und sie fangen an zu raufen. Nachdem die Rauferei mit seinem Sohn beendet ist, steht der Mann auf.
»Hey, Luke, geh runter zu Mami und frag sie, ob du kurz fernsehen darfst. Ich gehe schnell unter die Dusche und dann frühstücken wir.« In der Küche angekommen, sieht er seine Frau. Sie steht an der Kochinsel und richtet eine Schale mit Obst an. Beim Schälen der Orangen fällt ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Jenny hat leicht gelockte, lange, kastanienbraune Haare. Sie streicht mit der linken Hand die Strähne hinter ihr Ohr. Selbst nach acht Jahren ist sie noch immer eine Zehn, seine Traumfrau! Sie ist eine kleine Bombe, ein Traum von einer Frau und das genaue Gegenteil von ihm. Mit ihren einen Meter achtundfünfzig wiegt sie knappe fünfzig Kilogramm. Und sie hat Kurven! Ihm entweicht ein leises »Wow!«. Sie hört sein Wow, dreht sich um, ihre Augen funkeln. Sie ist glücklich und gibt ihm einen dicken Gutenmorgenkuss. Obwohl er sich bückt, muss sie sich auf die Zehenspitzen stellen. Sie sieht winzig neben ihm aus.
»Du warst gestern lange weg. War alles okay?«
»War ein harter Tag. Aber ja, alles okay!«
»Du arbeitest viel in letzter Zeit.«
»Klar, Babe, aber so ist es halt. Der Anbau für unser Haus kostet so einiges und Luke braucht dich hier zu Hause. Also muss ich ran. Mach dir meinetwegen keinen Stress. Wenn ich freitags nach Hause komme und du wieder in meinen Armen liegst, dann ist alles perfekt.« Sie wirft ihm einen liebevollen Blick zu.
»Dann platziere deinen Knackarsch endlich am Frühstückstisch und lass uns essen.« Der Mann lässt sich das nicht zweimal sagen. Er setzt sich an den reichlich gedeckten Frühstückstisch.
»Musst du heute arbeiten oder können wir dieses Mal unser gemeinsames Wochenende genießen?« Der Mann bemerkt einen leicht aggressiven Unterton in Jennys Stimme.
»Heute definitiv nicht, Babe. Ich habe nicht einmal Bereitschaft.«