Kapitel 46

Mittwoch, der 30. Oktober 2019, 03:15 Uhr

Brügge, Belgien

 

Die Autokolonne der Politie raste mit Blaulicht und Sirene über die E40. Die knapp dreißig Kilometer kamen Pete vor wie eine Ewigkeit. Direkt bei der Landung stand die belgische Polizei schon auf dem Flugfeld. Kommissar Renard begrüßte sie ohne die üblichen lästigen Fragen. » Goedemorgen heren, wir sprechen während der Fahrt.«

Die Kolonne bestand aus drei Fahrzeugen. Pete und David wurden aufgefordert, in das mittlere Fahrzeug einzusteigen.

»Frau Decker hat mich bereits ausreichend informiert. Wir werden uns vorerst im Hintergrund halten, sodass Sie beide in Ruhe die Lage sondieren können. Ein Kommando der DSU (Direktion der Sondereinheiten) wird vor Ort zu uns stoßen. Ich will, dass der Bunker erst gesichert ist, bevor Sie ihn betreten.«

Pete und Davids Blicke trafen sich. Ihnen war bewusst, dass sie beide an das Gleiche dachten. Sie freundeten sich mit der Vorgehensweise der belgischen Polizei direkt an. Sie waren ausgebildete Kriminalbeamte und keine Spezialeinheit. Niemand wusste, was im Inneren des Bunkers eventuell noch auf sie warten könnte.

Die Kolonne verließ die Autobahn und raste mit unverminderter Geschwindigkeit durch eine Ortschaft. Fahren konnten die Belgier, das musste man ihnen lassen! Im Stil von Ralleypiloten meisterte die Kolonne die steilen Kurven der Landstraße. Plötzlich verringerte das Führungsfahrzeug die Geschwindigkeit abrupt, Pete und David wurden in die Gurte gedrückt. Auf einer Lichtung parkten mehrere Autos. David bemerkte sofort den mattschwarzen Bentley GT. »Ihr Jungs habt mal saucoole Einsatzfahrzeuge!«

Kommissar Renard, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu David um. »Mir war nicht klar, dass deutsche Beamte auch Stand-up Comedians sind!« Er lachte herzhaft. Pete und David konnten sich, obwohl die Situation angespannt war, nicht zurückhalten und lachten die Anspannungen der letzten Stunden heraus.

Kurz darauf stoppte die Kolonne. Die Einsatzfahrzeuge der DSU parkten einige Meter hinter dem Bentley und den übrigen PKW.

Pete zählte acht zivile Fahrzeuge. »Acht Fahrzeuge, acht Opfer! Dann hat er wirklich die gesamte belgische Zelle ausgelöscht.«

Kommissar Renard, der sich diesmal Pete zuwandte, bemerkte in einem äußerst gelassenen Ton: »Dann lassen wir uns überraschen.«

Der Malinois, den die K9-Einheit der DSU mitführte, wirkte aufgeregt. Der Hund schwänzelte um seinen Hundeführer herum. Man konnte förmlich seinen Drang spüren, endlich eingesetzt zu werden. Pete bemerkte die Spielzeugbelohnung, die der Hundeführer an der Koppel befestigt hatte. Der orange-blaue Gummiball hing an einer kleinen Schlaufe, den der Malinois unentwegt fixierte.

Direkt als sie die Autos verlassen hatten, steuerte Kommissar Renard auf den Truppführer der DSU zu und gab ihm den Befehl, den Bunker zu sichern. Sofort machte sich die Einheit ans Werk. Das Kommando mit dem Malinois ging voraus. Als sie die Treppe zum Bunker erreichten, wirkte der Malinois noch aufgeregter. Pete ging davon aus, dass der Geruch der Leichen den Hund nervös machte. Keine zehn Sekunden später waren beide Kommandos im Bunker verschwunden.

Pete hörte weitere Sirenen, kurze Zeit später kamen vier Transporter der Politie an. Die belgischen Kriminaltechniker luden die Transporter aus, stellten die Beleuchtung auf und starteten die Generatoren. Pete und David waren von der Routine und der Professionalität der belgischen Beamten begeistert. Keine drei Minuten später erstrahlte das gesamte Gelände in gleißendem Licht.

Pete schaute in Richtung des Waldes. Gerade als er sich umdrehen wollte, bemerkte er den Körper, der regungslos, halb im Kegel des Lichtkreises, am Rand des Waldes lag. »David, ruf Renard und kommt zu mir. Da hinten liegt jemand.«

Pete hastete zu der am Boden liegenden Gestalt. Der Lichtkegel der Flutlichtstrahler beleuchtete nur den unteren Teil des Körpers. Er zog seine Pistole und schaltete das Licht der Waffenlampe an. Pete war der einzige Kriminalhauptkommissar im LKA 1, der eine taktische Lampe an seiner Kurzwaffe montiert hatte. Switcher hatte die Waffe während eines gemeinsamen Trainings an sich genommen und sie ihm kurze Zeit später mit dem Waffenlicht und einem Laser zurückgegeben. Switcher hatte Pete sogar das passende Holster geschenkt. Pete wusste damals nicht, was er sagen sollte. Lass es gut sein! Im Geiste bist du einer von uns! Außerdem will ich dich nicht immer retten müssen. Jedes Mal, wenn er im Einsatz seine Pistole ziehen musste und die Waffenlampe einschaltete, kam ihm dieser eine Satz seines Freundes in den Sinn. Verlass dich drauf!

Pete ging in kleinen Schritten auf den am Boden liegenden Körper zu. Das grelle Licht der Surefire-Waffenlampe erhellte die noch dunkle Fläche. Pete konnte den Kopf eines Mannes erkennen. Der leblos wirkende Mann war groß, dick und lag rücklings auf dem Boden. Pete trat näher an ihn heran und zielte mit seiner SFP9, den Finger bereits am Abzugsbügel, auf das Gesicht des Mannes. Ein kurzer Ruck ging durch seinen Körper, dann nahm er seinen Abzugsfinger wieder vom Bügel und entspannte diesen am Schlitten der Waffe. Mittlerweile waren David und Kommissar Renard herbeigeeilt und blieben neben Pete stehen. Das grelle Licht der Surefire-Waffenlampe leuchtete in die Dunkelheit. Jetzt konnten sie das Gesicht des am Boden liegenden Mannes gut erkennen.

»Heiliger Shit!« Renard fand als Erster die Worte.

Das Gesicht des Mannes war mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gegenstand bearbeitet worden. Eine Wunde, die von Ohr zu Ohr reichte und quer durch den Mund verlief, verlieh dem Toten den grotesken Anblick eines grinsenden Clowns. Der Schnitt musste mit viel Kraft durchgeführt worden sein. An den freiliegenden Zähnen konnte man Schnittspuren der Klinge erkennen.

»Der hat es hinter sich«, bemerkte David trocken. »Und er sieht aus wie einer der Henker! Hakst du die Toten ab oder soll ich das machen?«

Renard konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. »Herr Richter, bitte haben Sie Respekt vor dem Toten!« Kommissar Renard war zunehmend fassungslos.

Pete schaltete sich ein. »Kommissar Renard, dieser Mann hier sowie die weiteren Toten, die wir finden werden, sind kein Verlust für die Menschheit. Wenn Sie unsere Informationen hätten, dann würden Sie das hier bestimmt verstehen.«

Renard registrierte Petes Kommentar, doch er missfiel ihm. Er war professionell genug, um nicht weiter darauf einzugehen. Er beobachtete den toten Mann und sein Blick fokussierte die Gesichtsverletzung. »Durch diese Verletzung ist er nicht zu Tode gekommen.«

»Mag sein, das wird uns die Obduktion sagen. Im Moment ist er einfach nur tot.« Davids Gleichgültigkeit war so offensichtlich, dass Pete ihm einen Blick zuwarf, den David sofort verstand.

Pete kniete sich neben den toten Körper und betrachtete das Erdreich, dann leuchtete er mit seiner Taschenlampe die Umgebung ab. »Was glaubt ihr? Ist er hier ermordet worden?«

»Davon müssen wir ausgehen. Es sind keine Schleifspuren zu erkennen und so fett wie der Kerl ist, wird ihn wohl kaum jemand hierher getragen haben.« Kommissar Renard war sich seiner Theorie sicher.

Pete steckte seine Waffe zurück ins Holster, dann ging er zu den parkenden Autos. David und Renard folgten ihm. Renard gab auf Niederländisch einen Befehl an die Kriminaltechniker. Kurz darauf machten sich zwei Beamte auf den Weg zum Toten.

»Seht mal hier!« David zeigte auf den Boden, kurz vor der Treppe, die in den Bunker führte. Das Gras war platt gedrückt, eine große Blutlache war zu erkennen. »Das hier wird die Stelle sein, an der er ausgelöscht wurde.«

»Der Fundort ist knappe fünfzig Meter entfernt und auch hier gibt es keine Schleifspuren. Hast du gesehen, wie fett der Kerl ist? Unser Killer muss über eine unglaubliche Kraft verfügen. Er tötet den Fettsack, dann hebt er ihn vom Boden auf und trägt ihn bis zu der Stelle am Rand der Lichtung. Und als wäre das nicht genug, stürmt er den Bunker und tötet sieben weitere Personen.«

»Hat er seine Kraft nicht schon mehrfach unter Beweis gestellt? Das hier ist nicht sein erster Kraftakt. Erinnere dich an die Gleise oder an Leipold und Fiore. Er muss ein Vieh sein!«

»Das stimmt, David, das hat er! Dr. Steinacker liegt richtig. Das ist kein normaler Mörder und das hier hat er nicht zum ersten Mal gemacht.«

Sie hörten ein Geräusch vom Fuße der Treppe. Eines der beiden Kommandos der DSU verließ den Bunker. Renard eilte zu ihnen und ließ sich den Einsatzbericht geben. »Okay, Sie können nun den Bunker betreten. Das andere Kommando wartet unten auf Sie.«

»Danke, Kommissar Renard, aber wir werden uns allein den Bunker ansehen.«

»Ich bin einverstanden, aber das Kommando wird im Bunker, am Fuße der Treppe warten. Der Bunker ist groß und es gibt Stellen, die nicht einsehbar sind. Meine Herren, das war keine Bitte. Haben Sie mich verstanden?« Renard war sich dessen bewusst, dass er die Verantwortung für die Polizisten aus Deutschland hatte.

Sie gingen zur Treppe und stiegen in die Bunkeranlage hinab. Die sechs Spezialbeamten der DSU wirkten bedrohlich im spärlichen Licht der auf den Boden leuchtenden Waffenlampen. Beide waren froh, dass die Jungs zu den Guten gehörten. Jacques, der Truppführer, erhielt einen Befehl über sein Headset und signalisierte seinem Kommando an Ort und Stelle zu bleiben. Der Malinois saß neben seinem Hundeführer und bearbeitete zufrieden sein Spielzeug. Pete und David zogen ihre Waffen. David schaltete seine Taschenlampe, Pete seine Waffenlampe an. Nach einigen Metern sahen sie im Gang einen weiteren leblosen Körper am Boden liegen. Auch dieser Tote war groß und dick. Durch das Licht ihrer Lampen konnten sie schnell den entstellten Körper erkennen. Der Tote lag auf der Seite. Bauch und Kehle waren aufgeschlitzt. Eine große Wunde klaffte auf dem Kopf des Mannes. Der Schnitt am Bauch musste tief sein, Gedärme und Organe hingen aus der Wunde und lagen teils neben dem Toten. Der Gestank, der vom Toten ausging, war schier unerträglich.

»Das ist der zweite Henker. War das Zufall oder hat er sich zuerst die großen und kräftigen Männer zur Brust genommen, die ihm hätten gefährlich werden können?«

»Er hat acht Menschen getötet. In so einer Anlage kannst du das nicht planen. Er wird sie in der Reihenfolge getötet haben, in der ihm die Personen begegnet sind. Und da Karma eine Bitch ist, hat es zwei der Henker zuerst erwischt.«

»Drei!«

»Wie meinst du das?«

»Erinnerst du dich noch an den Stream?«

»Verdammt, du hast recht! Der dritte Henker stolperte ohne seinen Schwanz blutend ins Filmset.«

Mit den Waffen im Anschlag liefen sie weiter in Richtung des Lichts am Ende des Ganges. Dort angekommen, ging Pete voraus und sicherte die linke Seite. David folgte ihm und sicherte die rechte Seite. Pete betrat den Gang zu seiner Linken, David verharrte an seiner Position. Der Gang war kurz. Pete fand sich in einer Art Garderobe wieder. Da er nichts Auffälliges, auch keinen weiteren Toten erkennen konnte, verließ er den Raum und bewegte sich auf David zu. Als er neben ihm zum Stehen kam, war dieser wie versteinert. David blickte in Richtung des Filmsets, Pete erkannte sofort den Grund für Davids Verhalten. Das Filmset war noch immer komplett beleuchtet. Durch die Hitze der Lichtstrahler verteilte sich der Geruch des Blutes und der der Toten im gesamten Raum. Je näher sie sich dem Filmset näherten, desto intensiver wurde der metallische, süßlich-faulige Geruch. Dieser Gestank war ihnen bereits beim Betreten des Raumes aufgefallen, da sie aber dachten zu wissen, was sie erwarten würde, schenkten sie ihm vorerst keinerlei Bedeutung.

Das Filmset glich einer Szene aus einem Splatter-Movie, nur, dass das hier die Realität war. Mitten im Set lagen vier Personen. Durch das viele Blut waren auf den ersten Blick nur Silhouetten zu erkennen. Pete deutete auf zwei weitere Personen. Eine lag am Fuße der Kamera, die andere in einer großen Blutlache einige Meter daneben. Der Gestank des Blutes war mittlerweile so intensiv, dass Pete und David sich die Nase zuhalten mussten. David griff in seine Innentasche und holte eine Packung mit FFP3-Atemschutzmasken hervor. Er gab Pete eine Maske, der ihn mit großen Augen ansah.

»Du bist der Beste!«

»Gern geschehen!« David hatte sich in den letzten Jahren angewöhnt, immer ein paar Masken in Reserve bei sich zu tragen. Schon zu oft waren sie an Tatorten angekommen, bevor die Kriminaltechnik vor Ort war. Und eines war immer gleich: Der Geruch des Todes war stets präsent.

Die Wunden, die beide Männer aufwiesen, waren ihnen genauso schrecklich und brutal zugeführt worden wie die der beiden Henker. Dem Mann, der am Fuße der Kamera lag, wurden beide Augen ausgestochen. Der Nasenrücken zwischen den Augen war zertrümmert. Dem anderen Toten war vermutlich in den Hoden geschossen worden. Die Finger beider Hände waren zerfetzt und Pete hatte eine Vermutung, wie dies geschehen war. Dann wendeten sie sich den vier Toten in der Mitte des Filmsets zu.

Pete und David standen wie angewurzelt am Rande des Filmsets. Der gestrige Livestream konnte das Szenario, das sich ihnen hier bot, nicht annähernd wiedergeben. Auf knapp zehn Quadratmetern lagen vier Leichen, umgeben von Blut, Hirnmasse und Knochenfragmenten. Zwei der Opfer waren so entstellt, dass weder ihre Köpfe, geschweige denn ihre Gesichter noch zu erkennen waren. Nur aufgrund der Kleidung und der jeweiligen Statur konnte man eine Frau und einen Mann erkennen. Wie sie bereits im Stream verfolgen konnten, waren die Köpfe mit einer Metallstange zertrümmert worden. Das Ergebnis des Massakers lag nun auf dem Präsentierteller vor ihnen.

Pete trat einen Schritt nach vorn. Er wollte den Tatort nicht verunreinigen, aber ein Gegenstand, der unter einem Körper hervorblitzte, ließ ihm keine Ruhe.

»Was hat du vor?«, raunzte David ihn an.

»Siehst du das?«

»Was sehe ich? Ich sehe einen Berg voller Leichen und eine verdammte Sauerei!«

»Na, das da!« Pete zeigte auf einen metallischen Gegenstand, der nahezu komplett von Blut bedeckt und nur schwer zu erkennen war.

»Ist das die Pistole?« Jetzt konnte auch David den Gegenstand erkennen. »Was hast du vor? Willst du etwa hin?«

Pete war komplett in Gedanken versunken. Er nahm die Worte seines Partners nicht wahr. Er schaute sich um, lief in Richtung des Kamerastandes und kam mit einem dünnen Stativ zurück. Vorsichtig näherte er sich der Pistole mit dem Stativ. Pete konzentrierte sich und schaffte es direkt beim ersten Versuch, die Pistole am Abzugsbügel zu erwischen. Er musste extrem vorsichtig sein, denn die Sig P320 hatte eine manuelle Flügelsicherung und er konnte nicht erkennen, ob die Waffe gesichert war. Vorsichtig hob er das Stativ an und jonglierte die Pistole über die toten Körper in seine Richtung.

»Verdammter Scheiß! Das ist die Tatwaffe!« David konnte es nicht fassen. »Und jetzt? Gibst du die Pistole Renard?«

Er drehte das Stativ. Jetzt konnte Pete erkennen, dass die Sig nicht gesichert war. Er griff nach einem Beweisbeutel, sicherte die Pistole, indem er die Flügelsicherung nach oben schob, und ließ sie im Beweisbeutel verschwinden. Dann steckte er ihn mitsamt der Pistole in seinen Hosenbund.

Davids Blicke verfolgten Petes Bewegungen. Mit einem Kopfschütteln wandte er sich ab. »Wenn uns das mal nicht auf die Füße fällt!«

Auf dem Rückweg durch die Gänge sprachen sie kein Wort. Das Szenario im Filmset hatte seine Spuren bei beiden Ermittlern hinterlassen und Petes Entwenden der Tatwaffe machte es nicht besser. Das Kommando, das am Fuße der Treppe auf sie wartete, sah die gesenkten Köpfe der Ermittler und sie wussten, dass jeder Kommentar jetzt unpassend wäre. Pete und David gingen die Treppe hinauf. Als sie im Freien ankamen, holten sie tief Luft. Kommissar Renard, der bereits auf sie wartete, bemerkte sofort ihren Gemütszustand.

»So schlimm?« Renard hielt sich bewusst so kurz wie nur möglich. David schaute ihn an, atmete kurz aus und richtete seinen Blick in den belgischen Sternenhimmel.

»Ich habe es unten schon gesagt. Was für eine Sauerei!« Renard wusste, was die Ermittler in der Bunkeranlage erwarten würde. Eines der Kommandos, welche die Bunkeranlage gesichert hatten, hatte ihn zwischenzeitlich ausführlich informiert.

»Kann die Kriminaltechnik jetzt rein?«

»Klar. Wir haben gesehen, was wir sehen mussten. Das da unten ist ein Schlachtfeld. Die Identitäten der ermordeten Personen sind uns bekannt. Wir schicken Ihnen das gesamte Dossier. Ich gehe davon aus, dass er die komplette belgische Zelle ausgelöscht hat. Acht Tote!«

Auch Pete richtete seinen Blick gen Himmel, langsam wurde es hell. Nach dem Frieden und der Stille, die dort herrschen mussten, sehnte er sich. Einzig der schwere Beweisbeutel in seinem Hosenbund ließ ihn innerlich frohlocken.

»Und Sie gehen davon aus, dass das von nur einem Mann durchgezogen wurde?« Renard konnte es nicht glauben.

»Davon gehen wir aus. Woher unser Killer seine Informationen erlangt, können wir nur erahnen. Die Morde jedoch begeht er allein. Wir haben an keinem der bisherigen Tatorte Hinweise auf weitere beteiligte Personen finden können, von DNS-Spuren ganz zu schweigen. Alle relevanten Informationen, die uns zu den Morden vorliegen, haben wir von ihm erhalten. Können Sie uns jetzt bitte wieder zum Flieger bringen lassen?«

Selbst Pete wunderte sich über seinen letzten Satz, aber er wollte nur noch weg. Kommissar Renard, der verständnisvoll Petes Wunsch registrierte, rief augenblicklich den Fahrer.

»Guten Flug, meine Herren, und bitte grüßen Sie Frau Decker!«