»Ich stehe in der Mühle rum …«

Er hatte doch leise sein wollen! Und jetzt das.

»HA-HA-HA …«

Diesmal gelang es Friedehelm, das Niesen zu unterdrücken, aber jetzt nützte es nichts mehr. Wer immer in den Ritzen und Ecken der verlassenen Klappermühle gesteckt und vielleicht sogar gedöst hatte – jetzt war er mit einem Schlag wach.

Da war ein Wieseln und Wuseln, ein Kribbeln und Krabbeln, ein Huschen und Wuschen, so was hatte Friedehelm überhaupt noch nicht gehört. Das hätte er sich nicht mal vorstellen können! Und jetzt knisterte und knasterte es auch noch im Gebälk, als wäre draußen wieder der böse Riese aufgetaucht, der die Mühle in die Höhe lupfte.

»Jetzt halt dir doch die Ohren zu!«

Ja, genau, er musste sich die Ohren zuhalten, dann hörte er das Wieseln und Wuseln, das Kribbeln und Krabbeln, das Huschen und Wuschen nicht mehr. Und das Knistern und Knastern auch nicht.

»Und sing!«, rief das Käuzchen,

Aber das konnte Friedehelm schon nicht mehr hören. Da hatte er schon die Hände auf den Ohren. Und er brauchte es auch nicht zu hören. Er sang ganz von selbst. Das Singen hatte vorgestern und gestern geholfen, da half es vielleicht auch heute.

Ich stehe in der Mühle rum,

und wen ich seh, den hau ich um!

Den Eulen, Spinnen, Asseln, Zecken,

den Spukgestalten in den Ecken,

der Fledermaus, dem Weberknecht

gleich geht es ihnen schlecht!

So ging das Liedchen, das Friedehelm heute dichtete, und am Anfang klang es ganz schön flatterig.

Aber dann sang er es dreimal hintereinander, und beim drit

Als Friedehelm danach die Hände von den Ohren nahm, hörte er’s noch mal, das Wieseln und Wuseln und alles, aber nur noch ganz, ganz leise, und als er zur Tür schaute, war ihm, als flitzten dort blitzschnell Schatten durch den Spalt ins Freie. Die meisten waren winzig klein, aber es gab auch jede Menge mittlere, und einer war sogar so groß, dass er die Tür aufstieß, weil er sonst gar nicht rausgekommen wäre. Richtig erkennen konnte Friedehelm keinen davon, aber das war ihm auch piepegal. Hauptsache, die wollten nichts von ihm!

Friedehelm selbst wollte nur noch raus ins Freie. Aber natürlich wartete er, bis auch der letzte Schatten verschwunden war. Die Tür ging quietschend zu, und im Lichtstreifen vor dem Türspalt tanzte wieder der Staub. Eigentlich sah das ja schön aus, dieser Stäubchentanz im Licht. Wenn man genau hinschaute, konnte man sogar einen Rhythmus erkennen. Als spielte irgendwo eine Musik, die nur Staubkörner hörten. Friedehelm hörte sie jedenfalls nicht. Er hörte nur das Käuzchen.

»Was ist denn?«, rief es von draußen. »Willst du in die alte Klappermühle einziehen?«

Nein, das wollte Friedehelm ganz bestimmt nicht. Er schwebte durch den Türspalt ins Freie und sah erst noch

Als Friedehelm zum Mühlrad hinblinzelte, sah er das Käuzchen an seinem alten Platz sitzen.

»Friedehelm«, sagte es, »ich bin stolz auf dich!«

»Du sagst gar nichts«, wunderte sich das Käuzchen.

»Na ja, was soll ich sagen?«, sagte Friedehelm.

»Zum Beispiel: ›Hast du eine Ahnung, wo die aus der Mühle alle hin sind?‹«, schlug das Käuzchen vor.

»Das will ich gar nicht wissen«, sagte Friedehelm.

Er wollte es wirklich nicht, und trotzdem hätte er vielleicht fragen sollen, wenn das Käuzchen schon mal in Redelaune war. Er hätte dann nämlich die Antwort auf ein Rätsel gewusst, über das sich die ganze Gespensterfamilie bald heftig den Kopf zerbrechen würde.

»Kein bisschen neugierig?«, fragte das Käuzchen.

»Nein«, sagte Friedehelm, und damit war die Sache erledigt. Das Käuzchen flog Friedehelm auf die Schulter und begleitete ihn wie tags zuvor bis zu den drei Ulmen. Dann flog es davon, damit es Onkel Steinkauz nur ja nicht verpasste.

Als die Geschwister Friedehelm kommen sahen, ließen sie genau wie gestern die Pinsel fallen und sausten ihm entgegen.

»Erzähl, wie war’s?«, riefen sie schon von weitem.

»Och«, sagte Friedehelm. »Ging so.«