»Ich stehe zwischen Menschen rum …«

Bei den ersten Häusern sah Friedehelm nur wenige Großnasen. Ein Mann werkelte im Garten, und eine Frau schob hinter ihm die Terrassentür auf.

»Der Kaffee ist fertig!«, rief sie.

»Ich komme!«, rief der Mann zurück.

Das klang eigentlich ganz freundlich, fand Friedehelm. Wie zu Hause, wenn Mama Papa zum Kaffee rief. Oder Papa Mama, je nachdem, wer mit dem Kaffeekochen dran war.

Aber schon kurz darauf brausten die ersten Autos an Friedehelm vorbei. Von denen hatte er schon gehört, aber dass sie so laut waren und so fürchterlich stanken, hätte er nicht gedacht. Wie gut, dass Gespenster keine Autos brauchten und trotzdem überall hindüsen konnten, ohne Lärm und

Der Marktplatz lag nicht weit von der Kirche entfernt, und drum herum standen die schönen alten Häuser, in denen Papa immer geistern ging. Manchmal rannten die Menschen, wenn er sie erschreckt hatte, im Schlafanzug oder im Nachthemd über den Platz, und wenn Papa davon erzählte, lachten sich zu Hause alle schlapp. Nur Friedehelm wollte trotzdem nichts davon hören.

»So passen Sie doch auf, Sie Töffel!«, hörte Friedehelm jemanden schimpfen.

Friedehelm machte, dass er weiterkam, bevor er noch zwischen die zwei Streithanseln geriet.

Es war auch nicht mehr weit zum Marktplatz – aber du liebe Güte, war der voll! Da war nichts mehr mit Düsen. Friedehelm musste froh sein, dass er langsam zwischen den vielen Menschenbeinen hindurchschweben konnte. Und so schmal er auch war, an vielen Stellen kam er nur noch seitwärts durch.

Es dauerte nicht lange, und Friedehelm wusste nicht mehr, wo er war. Er wollte nach oben schweben, aber da waren überall nur Hände und Arme und Taschen, und noch weiter oben kamen wahrscheinlich die großen Nasen. Das war noch das Gute daran, dass Friedehelm nicht nach oben kam: dass er die großen Nasen nicht aus der Nähe sehen musste.

Das Schlechte war, dass er nicht wusste, ob er jemals wieder aus dem Menschengewimmel herausfinden würde. Und plötzlich ging gar nichts mehr. Friedehelm steckte fest.

Nur die Menschen bewegten sich noch beziehungsweise ihre Beine mit den trampeligen Füßen. Und was jetzt? Friedehelm konnte doch nicht warten, bis die Menschen nach Hause gingen. Was, wenn sie bis tief in die Nacht auf dem Marktplatz blieben? Friedehelm musste was unternehmen,

Friedehelm sang und machte es zum ersten Mal, ohne sich die Ohren zuzuhalten. Weil er nicht mal mehr die Arme heben konnte, darum. Er schaffte es gerade noch, den Mund zu bewegen.

Ich steh hier auf dem Platz herum,

und wen ich seh, den hau ich um!

Ihr Menschen auf zwei Beinen,

ihr großen und ihr kleinen,

ihr schlauen und ihr dummen,

ihr graden und ihr krummen,

macht euch bloß schnell vom Acker,

ich bin ein wilder Racker!

So ging das Liedchen, das Friedehelm für die Menschen sang. Er sang es dreimal, aber schon nach dem ersten Mal wurde es auf dem Marktplatz mucksmäuschenstill, und jemand flüsterte: »Was war das?«

»Eine Gespensterstimme«, sagte ein schlohweißer Herr, und auf einmal hatten es alle eilig. Oder noch eiliger. Eilig hatten sie es ja schon vorher gehabt.

Ich sag’s noch mal, es ist kein Witz,

wenn ihr nicht geht, trifft euch der Blitz!

So war das bei den Menschen im Städtchen, und als Friede

»Hast du das bis hierher gehört?«, wunderte sich Friedehelm.

»Friedehelm«, sagte das Käuzchen, während es sich auf seiner Schulter bequem machte. »Du weißt doch, wir Käuzchen hören alles. – Und jetzt entschuldige, ich bin ein bisschen in Eile! Onkel Steinkauz kommt heute noch mal, gestern hatte er den Süßkram vergessen.«

Und wusch war das Käuzchen davon. Schade eigentlich, denn heute hätte sich Friedehelm gern noch ein bisschen länger loben lassen. Er fand, das hatte er nach seiner letzten Mutprobe verdient.

Aber gelobt wurde er dann ja zu Hause.