Pampers

Die Wegwerfwindel war eine Revolution. Wir verdanken sie Victor Mills, der im Jahr 1956 Vater geworden war, und wie viele Väter stellte er sich die Frage: Warum das ewige Popo-Thema? Es muss doch eine Lösung geben, die das Windelwechseln erleichtert. Seine Idee: Pampers. Mills war zu der Zeit Ingenieur im Konzern Procter & Gamble, und dort entwickelte er das Produkt. 1961 kamen die ersten Pampers auf den Markt. Die Marke ist bis heute Marktführer. Der Erfinder setzte sich nach dem Welterfolg nicht zur Ruhe. Seine letzte Großtat, bevor er in Rente ging, war 1971 die Entwicklung eines Snacks namens »Pringles«. Apropos Pringles: Die berühmte Dose wurde von Fredric J. Baur erfunden und patentiert. Der Erfinder wollte in der Dose auch beerdigt werden. Das war sein letzter Wunsch. Der Traum ging am 4. Mai 2008 in Erfüllung. Seine Asche wurde in einer Pringles-Dose zu Grabe getragen.

Paris Hilton

Zuvor gab es das nicht, zumindest nicht als weltweites Phänomen: ein Star zu sein, ohne jeglichen Grund. Paris Hilton wurde berühmt dafür, berühmt zu sein. Das Produkt, das sie vermarktete, war sie selbst. 2005 war sie dann so berühmt, dass ein Fan 200000 Dollar dafür zahlte, den Silvesterabend mit ihr verbringen zu dürfen. Ihre Nachfolge, was öffentliche Aufmerksamkeit betraf, trat Kim Kardashian an. 2014 zierte Kims nackter Hintern das Cover des Magazins Paper, und die Website hatte am ersten Tag 15,9 Millionen Besucher. Im Normalfall, also ohne Hintern, wird die Seite nur 25000-mal besucht.

Parka

Es gibt nicht viele modische Erfindungen, die vom Nordpol stammen und international erfolgreich wurden, eigentlich nur eine: der Parka. Die Eskimos nannten das Kleidungsstück parquaaq, was so viel bedeutet wie »heiß«. Eine Jacke, die in der Kälte Wärme spendet. Sie fertigten die Jacke aus Robbenfellen. Die Expedition des berühmten Polarforschers Richard E. Byrd, der 1939 die Antarktis durchquerte, machte den Parka bekannt. Warm eingekleidet war Byrd von der Woolrich Company, die schon seit 1830 die amerikanischen Trapper mit Klamotten für die Wildnis versorgte. Das verlieh dem Parka das Qualitätssiegel. In den 40er-Jahren wurde er vom US-Militär eingeführt, dadurch bekam er die Coolness, und im Zuge des Military-Looks avancierte er zur Mode-Ikone. Die Firma Woolrich produziert Parkas bis heute.

Parkhaus

Am 5. Mai 1901 wurde in London das erste Haus für Mieter eröffnet, die nicht zwei Beine, sondern vier Räder hatten. Die Parkplatznot am Piccadilly Circus war damals schon groß. Das erste Parkhaus in Deutschland war die Egro-Garage in Essen-Rüttenscheid, eröffnet 1924. Seltsam, Parkplatznot in Rüttenscheid?

Passivrauchen

Der Erfinder des Passivrauchens, nein, der Entdecker des Phänomens ist der deutsche Mediziner Fritz Lickint. Er prägte den Begriff 1925, im Zuge seiner Erforschung der schädlichen Wirkung von Tabak auf den Körper, auch auf Körper, die nicht aktiv rauchen. Auf 1200 Seiten beschrieb er das Grauen, das »Nicotinisten« anrichten, in seinem Standardwerk Tabak und Organismus. Erst ein halbes Jahrhundert später wurde er erhört. Inzwischen war die Abneigung gegen die Nicotinisten zu einer weltweiten Bewegung angewachsen. Am 3. April 1987, in Beverly Hills, war ab sofort Rauchen in Restaurants, Geschäften und an öffentlichen Orten verboten. Im Jahr 2003 zog New York nach. Ab 2008 ging das dann auch in Deutschland los.

Pauschalreise

Die erste Pauschalreise fand am 5. Juli 1841 statt, organisiert vom Veranstalter Thomas Cook. Die Reise führte von Loughborough nach Leicester, alles inklusive, Bahnfahrt 3. Klasse hin und zurück, ein Schinkenbrot und eine Tasse Tee. 1845 gründete Cook das erste Reisebüro. 1872 bot er die erste Weltreise an. Ziel all dessen war, wie er sagte, »Menschen mit Menschen und Menschen mit Gott zu verbinden«.

Peace

Das berühmte Peace-Zeichen wurde 1958 von Gerald Holtom erfunden. Der britische Designer entwarf es als Symbol der Kampagne für nukleare Abrüstung, die sich in London zum weltweit ersten Ostermarsch in Bewegung setzte. Von dort aus ging das Zeichen um die Welt, als Symbol der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King und als Symbol gegen den Vietnamkrieg.

PET-Flasche

Nathaniel C. Wyeth stammte aus einer bekannten Künstlerfamilie, der Vater war Illustrator, der Bruder war Maler – er selbst nannte sich immer nur »den anderen Wyeth«. Er ging in die chemische Industrie und experimentierte mit einem Material namens Polyethylenterephthalat (PET). »Ich war auch kreativ«, sagte er später, »aber meine Kreativität war nicht so glamourös.« 1973 erfand er die erste Plastikflasche für kohlensäurehaltige Getränke, die PET-Flasche. 1978 kam die Zwei-Liter-Flasche auf den Markt, eingeführt von Coca-Cola. Eine Erfindung, die gewaltige Konsequenzen hat, für uns Erdenbürger. Allein in Deutschland werden 17 Milliarden PET-Flaschen pro Jahr verbraucht. Müll, der entsorgt werden muss. Es dauert 400 Jahre, bis sich eine Plastikflasche abgebaut hat. Nur zur Veranschaulichung: Hätte Johann Sebastian Bach eine PET-Flasche liegen lassen, als er seine Matthäus-Passion komponierte, dann wären Reste davon immer noch da.

Pflaster

Der Erfolg dieses Produkts – aua, Wunde, Pflaster drauf – erklärt sich eigentlich von selbst. Werbung hätte das Pflaster gar nicht nötig gehabt. Trotzdem: Der Verkaufsschlager ging einher mit einer anderen Erfindung – dem Radio-Jingle. Die Idee, Werbesprüche mit einer Erkennungsmelodie zu versehen, stammt von Elly Heuss-Knapp. Sie war schon 52 Jahre alt, als sie 1933 in die Werbung einstieg. Ein bisschen was dazuverdienen wollte sie, ihr Ehemann Theodor war damals knapp bei Kasse (Theodor Heuss wurde später der erste deutsche Bundespräsident). Also textete sie: »Jederzeit hab zur Hand: Hansaplast Schnellverband«. Der Radiospot fand Anklang, und bald produzierte Frau Heuss-Knapp auch Jingles für Blaupunkt, Kaffee Hag und Persil. Die Erfindung, das »akustische Warenzeichen«, ließ sie patentieren. Ihr Slogan für Nivea ging so: »Im Sommer hocken wir nimmer im Haus, da lockt uns die Sonne hinaus.« Sprecher war Theodor Heuss.

Piercing

Als »Vater des Piercings« gilt der Amerikaner Jim Ward. 1967 kam er aus Oklahoma nach New York, 26 Jahre alt, und schloss sich dem New York Motorbike Club an. Die schwule S&M-Szene war sein Biotop, da machte er auch seine ersten Experimente mit Brustwarzen-Piercings. 1973 zog er nach Los Angeles, wo er auf Doug Malloy traf, den zweiten Pionier des Piercings. Zusammen eröffneten sie am 17. November 1978 in West Hollywood das erste Piercing-Studio in den Vereinigten Staaten, das Gauntlet.

Pilates

Da, wo Cafés so aussehen, als wären sie in Brooklyn, gibt es kaum eine Frau, die nicht gerade vom Pilates kommt oder gleich zum Pilates geht. Sie trinkt nur noch rasch einen frisch gepressten Saft oder einen laktosefreien Latte. Yoga ist ihr zu esoterisch, Judo zu profan. Also Pilates. Das spezielle Körpertraining wurde von Joseph Pilates erfunden. Der Profiboxer aus Gladbach zog 1912 nach England und wurde Lehrer für Selbstverteidigung an Polizeischulen. Er trainierte auch die Detektive von Scotland Yard. 1926 zog er weiter nach New York, gründete dort sein Trainingsstudio im selben Gebäude wie das New York City Ballet, und alsbald pilgerten berühmte Tänzer zu ihm, wie Martha Graham oder George Balanchine. Lustig: Es kamen immer mehr Tänzerinnen, und in ihrer Mitte trainierte der deutsche Boxer Max Schmeling, der dem Pilatestraining treu blieb.

Pille

Der 18. August 1960 ist ein historisches Datum: Da kam Enovid auf den Markt, die Antibabypille. Sie leitete die sexuelle Revolution ein, freie Liebe, All you need is love, und alles was damit einherging, Hippies, Kommunen, das Liebesleben allgemein. Ein Kulturwandel. Wahrscheinlich die bahnbrechendste Erfindung des 20. Jahrhunderts. Sie geht auf den amerikanischen Chemiker Carl Djerassi zurück, der sich selbst die »Mutter der Pille« nannte, denn sein Beitrag war die Entdeckung des chemischen Wirkstoffs, die Väter der Pille waren die Entwickler im Chemiekonzern Searle.

PIN

Es gibt praktisch nichts mehr im Leben, ohne dass nicht zuvor die PIN oder die Geheimzahl oder das Passwort eingegeben werden muss. Wir verdanken das James Goodfellow. Der schottische Erfinder erhielt 1966 das Patent für die Personal Identification Number (PIN). 2006 wurde er dafür von der Queen zum Ritter geschlagen.

Pingpong

Nein, nicht der Sport, bei dem zwei verbissene Kämpfer in der Halle gegeneinander antreten, und am Ende gewinnen wieder die Chinesen. Sondern: Tischtennis in der Bar, und am Ende winken ein paar Cocktails. Das erste coole Tischtennis-Lokal, das in den USA von sich reden machte, war das Spin in New York, eröffnet 2009. Man sah dort schon bald George Clooney, Scarlett Johansson und David Schwimmer Pingpong spielen, das lag auch an der prominenten Besitzerin, Susan Sarandon. Da können die Berliner nur lachen. Natürlich gibt es das Kombinationsspiel Alkohol und Pingpong in Berlin schon länger. 2002 eröffnete Oliver Miller die bekannte Tischtennis-Kneipe Dr. Pong.

Pizza

Kaum zu glauben, aber vor 1952 gab es keine Pizza in Deutschland. Am 24. März 1952 wurde die erste Pizzeria eröffnet, von Nicolino di Camillo in Würzburg. Sie hieß Sabbie di Capri, und es gibt sie immer noch.

Plastiktüte

Korrekt müsste sie Polyethylentüte heißen, denn das ist der Kunststoff, aus dem sie gefertigt ist. Die beiden Chemiker Giulio Natta und Karl Ziegler bekamen dafür 1963 den Nobelpreis. Also nicht für die Plastiktüte natürlich, sondern für die Erfindung des Kunststoffs. 1969 wird in New York City erstmals Müll in Plastiksäcken eingesammelt. Ab 1974 setzt sich die Plastiktüte bei Einkäufen in Geschäften und Warenhäusern durch. Heute sind auf der ganzen Welt schätzungsweise 1 Billion Plastiktüten im Umlauf – jährlich.

Playmobil

Die Firma Brandstätter im fränkischen Zirndorf schrieb anfangs der 70er-Jahre rote Zahlen. All die Dinge, die sie herstellte, waren nicht mehr so gefragt, Hula-Hoop-Reifen zum Beispiel. Ein neues Produkt musste her, dringend. Hans Beck, der Leiter der Entwicklungsabteilung, hatte eine zündende Idee, und die präsentierte er stolz seinem Chef: drei kleine Kunststoff-Männchen, ein Bauarbeiter, ein Ritter und ein Indianer. Der Chef schaute skeptisch. Dennoch, er ließ die Figuren produzieren, und auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1974 wurden sie vorgestellt. Bereits ein halbes Jahr später war Playmobil ein Bestseller. Die Figuren vermehrten sich, bekamen Nachwuchs, Zubehör, Spiele-Sets, Themenwelten, und schon bald war die Firma Brandstätter Deutschlands umsatzstärkster Spielzeughersteller.

Podcast

Im Jahr 2001 brachte Apple den iPod raus, im Jahr 2005 war der iPod kompatibel mit iTunes – und dann begann die Ära der Podcasts. Im Prinzip sind Podcasts nichts anderes als Radio, nur dass die Sendungen als Audiodateien im Internet runtergeladen werden können. Broadcasting via iPod = Podcast. Schon im Dezember 2005 nutzte der britische Komiker Ricky Gervais das neue Medium: Seine »Ricky Gervais Show« wurde als Podcast angeboten, in Zusammenarbeit mit der Website der Londoner Zeitung The Guardian. Zwei Millionen Downloads allein im ersten Monat! Das war nicht nur Weltrekord, das war auch der Durchbruch des Podcasts als globales Medium.

Pokémon

Sammelkarten, Videospiele, Spielkonsolen, Fernsehserien, Kinofilme, Merchandising, Lizenzen – der Pokémon-Boom gehört zu den Massenphänomenen, die Medienforscher immer noch ins Grübeln bringen. 55 Milliarden Dollar hat Pokémon der Firma Nintendo eingebracht, seit sie das Spiel 1996 auf den Markt brachte. Erfinder von Pokémon war der Japaner Satoshi Tajiri. Er hatte sich schon als kleiner Junge für die merkwürdigsten Käfer interessiert, nein, es war geradezu eine Obsession, seine Käfersammelleidenschaft. Die Freunde nannten ihn »Dr. Insekt«. Diese Kindheitserinnerungen waren es, die ihn zur Erfindung von Pokémon inspiriert haben, sagt Satoshi Tajiri. Er wollte einer neuen Generation von Kindern die Faszination für kleine Monster vermitteln, so wie er sie selber erlebt hatte.

Polo

Raubüberfälle, Drogenhandel, Autodiebstähle, das war die Bronx in den 50er-Jahren, und mittendrin ein 12-jähriger Junge namens Ralph Lifshitz. Seine Vorbilder: Cary Grant und Fred Astaire. So kleidete er sich auch. Er fiel auf, weil er seinen Mitschülern selbstgefertigte, elegante Krawatten zum Kauf anbot. Krawatten waren es auch, mit denen er 1967 ins Modegeschäft einstieg, inzwischen nannte er sich Ralph Lauren, und seine erste Modelinie hieß Polo. Ein amerikanischer Traum ging in Erfüllung, und nicht nur das. Ralph Lauren schuf über die folgenden 50 Jahre eine Warenwelt, in der dem amerikanischen Traum und seinen Mythen gehuldigt wird. Cary Grant und Fred Astaire wären stolz auf ihn.

Popcorn

Das erste Kino in Deutschland, in dem es Popcorn gab, war das Cinema in München, 1977. Dieter Buchwald, der Betreiber, hatte eine Reise nach Amerika hinter sich, wo Popcorn im Kino längst gang und gäbe war, und da dachte er sich, das versuchen wir doch auch mal. Sechs Jahre lang blieb er der Einzige, dann setzte sich allmählich auch anderswo die Erkenntnis durch: Kino und Kalorien gehören einfach zusammen.

Post-it

Papier, das kleben bleibt, aber dann lässt es sich eben doch leicht ablösen – 1968 entdeckte der Chemiker Spencer Silver den magischen Klebstoff. Er meldete die Erfindung seinem Arbeitgeber, dem Konzern IBM, der damit nichts anzufangen wusste. Schön und gut, aber wozu sollte das komische Klebepapier nütze sein? IBM konzentrierte sich gerade auf die Produktion der Kugelkopfschreibmaschine, das große Ding der Stunde. Der Klebstoff geriet in Vergessenheit. 1974 kam der Zufall ins Spiel: Art Fry, ein Produktentwickler bei 3M, ärgerte sich darüber, dass ihm im Kirchenchor immer die Lesezeichen aus dem Gesangbuch fielen. Er erinnerte sich an die Erfindung von Spencer Silver – und so begann der Siegeszug der gelben Klebezettel.

PowerPoint

Leute, die einen Businessplan haben, nehmen einen »frühen Flieger« (auch so ein schrecklicher Ausdruck), und irgendwo landen sie dann in einem Konferenzraum und machen eine PowerPoint-Präsentation. 95 Prozent aller Präsentationen gehen mit PowerPoint über die Bühne. Das Microsoft-Programm war erstmals 1987 auf dem Computer. Bill Gates hatte den richtigen Riecher, als er die Software dem Mann abkaufte, der sie entwickelt hatte: Robert Gaskins, Informatiker in einem kleinen Start-up im Silicon Valley.