Call Center

Auf die schreckliche Idee, dass wir irgendwo anrufen, und der Anruf wird nicht von einer Person entgegengenommen, sondern von einem Call Center, kam 1967 Dr. Erna Schneider-Hoover. Sie erfand ein Computerprogramm, das es Telefonzentralen ermöglichte, unendlich viele Anrufe entgegenzunehmen und in einer Warteschlange der Reihe nach durchzuschalten. Dafür erhielt sie 1971 das Patent, eines der ersten Software-Patente überhaupt. Eine Innovation, die uns bis heute – please hold the line – mehr nervt als jede andere.

Chips

Nein, es geht nicht um die Chips auf den SIM-Karten, es geht um Chips aus Kartoffeln. Gab es die nicht schon ewig? Sind Kartoffelchips nicht eine uramerikanische Tradition? Irrtum. Noch in den 30er-Jahren fuhr Herman Lay, ein Vertreter aus North Carolina, zu vereinzelten Kunden, und im Kofferraum seines Fords Modell A hatte er ein neues, kurioses Produkt namens Kartoffelchips. 1939 machte er sich selbstständig, begann mit der Chips-Produktion im großen Stil, und ab 1956 war H. W. Lay & Company der größte Kartoffelchips-Hersteller der Vereinigten Staaten. Und wie kam der Snack nach Deutschland? Der deutsche Maschinenbauingenieur Heinz Flessner in Neu-Isenburg im Landkreis Offenbach hatte von den sagenhaften Chips Wind bekommen und bekam 1951 die Lizenz für die Produktion in Deutschland. Anfangs stellte er die Chips zuhause her, zusammen mit seiner Frau Ella, ab 1959 dann industriell unter dem Markennamen »Imu«. Jetzt wissen die Deutschen, die jährlich 72000 Tonnen Kartoffelchips verzehren, wem sie das zu verdanken haben.

Club

Jeder dritte Berlin-Besucher kommt in die Stadt, um sich ins Nachtleben zu stürzen, und vor allem ein Club ist das Mekka der internationalen Technoszene: das Berghain, ein ehemaliges Heizkraftwerk. 18 Meter hoch ist die Kuppel über dem größten Dancefloor, Raum für andere Exzesse bieten diverse Darkrooms und die Panorama Bar. Stimmt es, dass in manche Bereiche nur nackte Männer mit Grubenlampen am Kopf reingelassen werden? Legenden wie diese machen den Mythos des Clubs aus. Zwischen Samstagnacht und Montag in der Früh wird hier ununterbrochen gefeiert, im Donnerhall eines Soundsystems, das durch Mark und Bein geht. Das Berghain hat den Ruf, der beste Club der Welt zu sein. Im Dezember 2004 wurde es eröffnet. Die beiden Gründer Michael Teufele und Norbert Thormann halten sich quasi inkognito im Hintergrund.

Coffee Table Book

Hauptsache wuchtig und dekorativ. Wenn dies das entscheidende Merkmal ist, dann war der Monumentalband Essais von Michel de Montaigne das erste Buch dieser Gattung. Der französische Philosoph beklagte sich 1581 darüber, dass sein Wälzer eigentlich nur »von Damen geschätzt wird, die ihn daheim im Wohnzimmer ausstellen«, als wäre er ein Einrichtungsobjekt. Also eine Art Coffee Table Book. Das war er aber, streng genommen, nicht, denn es gab damals ja noch gar keine Coffee Tables. 1960 war es schließlich so weit. Das erste veritable Coffee Table Book lag im Sierra Club in San Francisco aus, einem Verein der Naturliebhaber. Der Bildband hatte das extragroße Exhibit-Format und feierte die Schönheit amerikanischer Landschaften, fotografiert von Ansel Adams.

Coke Zero

Die neue Sorte von Coca Cola tauchte erstmals im Internet auf, im April 2005. Coca Cola ließ Sechserpacks auf eBay versteigern. Wer einen Sechserpack ergatterte, konnte schon mal testen, wie Coke Zero schmeckt. So eine Markteinführung hatte es bis dato nicht gegeben. Im Juni 2005 war die Sorte dann überall zu haben. Alle Sorten zusammengerechnet wird heute 1,8 Milliarden mal pro Tag ein Drink von Coca Cola getrunken.

Collegejacke

Wie der Name schon sagt, begann ihre Geschichte an den amerikanischen Colleges, ursprünglich in Harvard, 1865. Die Jacke war eine Trophäe, die nur den erfolgreichsten Sportlern auf dem Campus verliehen wurde, verziert mit dem Anfangsbuchstaben der Universität (H für Harvard war das erste Emblem). Aber wie kam die Collegejacke in Mode? Wer hat den Trend ausgelöst? Das war Shawn Stussy, 1987. Der kalifornische Designer hatte die hippste Modemarke der internationalen Clubszene erfunden, Stüssy. Der Kult um die Klamotten gipfelte in dem Ruhm, den Stüssys Collegejacke genoss. Sie hatte wieder – wie in ihren Anfängen – den Status der Trophäe: Es gab sie nicht zu kaufen, sie war bloß dem engsten Kreis um Shawn Stussy vorbehalten, verziert mit dem Emblem »International Stüssy Tribe«. Eine Auszeichnung. Nur die Coolsten der Coolen durften sie tragen. Die Restriktion lockerte sich bald, aber das Kleidungsstück hatte seinen Ruf weg.

Computer

Noch 1943 meinte der IBM-Chef Thomas J. Watson: »Ich glaube, es gibt einen weltweiten Bedarf an vielleicht fünf Computern.« Damals füllte ein einzelner Computer noch einen ganzen Raum und kostete 486000 Dollar. Das wären heute, umgerechnet, sieben Millionen Dollar. Gigantische Fehleinschätzungen, aber auch gigantische Fortschritte begleiteten die Geschichte des Computers. Trotzdem, noch 1977 sagte der bedeutende Ingenieur Ken Olson: »Es gibt keinen Grund dafür, warum jemand einen Computer zuhause haben wollte.« Da gab es bereits seit einem Jahr den Apple I. Mit der Erfindung des Internets wurde aus dem Rechner dann mehr als ein technisches Gerät. Ein Traum wurde wahr: die globale Vernetzung aller Menschen auf dem Planeten im World Wide Web. Heute ist ein Leben ohne Computer schlicht nicht vorstellbar.

Concealer

Eine Wunderwaffe der Kosmetik, keine Frau benutzt sie nicht, Männern sei sie kurz noch mal erklärt: Der Concealer macht alles unsichtbar, was im Gesicht fehl am Platz ist, von Augenringen über Pickel bis Pigmentflecken. Er deckt sie einfach ab, und dann kommt das Make-up drauf. Den ersten Concealer brachte 1938 Max Factor auf den Markt, der Markenname sagte alles: Erace.

Cookies

Chocolate Chip Cookies, jawohl, die köstlichen runden Butterkekse mit den Schokoladensplittern im Gebäck, gab es die nicht schon immer? Nein, erst seit 1938. Sie sind eine Erfindung der Amerikanerin Ruth Wakefield. Sie betrieb ein Restaurant in Whitman, Massachusetts, das Toll House Inn, und ständig fielen ihr Ideen für neue Nachspeisen ein. Eines Tages eben auch die Cookies. Ein Volltreffer, der sich im Nu herumsprach. Nationale Berühmtheit erlangten die Toll House Chocolate Chips, als Ruth Wakefield das Rezept in ihr Kochbuch aufnahm, ein Bestseller. Am 20. März 1939 kaufte die Firma Nestlé die Rechte an dem Rezept und den Markennamen Toll House. Frau Wakefield verlangte einen Dollar – plus ein Leben lang kostenlose Nestlé-Schokolade. Die bekam sie auch, bis zu ihrem Tod, 38 Jahre später.

Croissant

Kein Wunder, dass ein Mythos wie das Croissant von so vielen Legenden umrankt ist. Marie-Antoinette, gebürtige Österreicherin und Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI., soll die Wiener Spezialität Kipferl 1770 in Paris salonfähig gemacht haben, wobei das Kipferl angeblich auf das Jahr 1683 zurückgeht, als die Türken Wien belagerten und versuchten, des Nachts einen Tunnel unter der Stadtmauer zu graben, was wiederum von den Bäckern bemerkt wurde (Bäcker arbeiten ja nachts), die Alarm schlugen. Zur Siegesfeier wurde ein Gebäck erfunden, das die Form des türkischen Halbmonds hatte. Das Wort »Croissant« bedeutet »zunehmende Mondsichel«. Wahnsinnige Geschichte. Ist was dran? Es soll Leute geben, die das glauben. Gerade kürzlich haben islamische Fundamentalisten in Syrien zum Bann des Croissants aufgerufen. Ein Scharia-Komitee sprach die Fatwa aus.

CT

Die Computertomographie, auf Deutsch »die Röhre«, durchblickt unseren Körper, eine Revolution der medizinischen Diagnostik. Wir verdanken sie den Beatles. Einen Hit nach dem anderen hatten die Beatles in den 60er-Jahren, allesamt produziert von der britischen Plattenfirma EMI. Das bedeutete: Geldsegen für EMI. Ein kreativer Schub erfasste das Unternehmen, auch die Tochterfirma, EMI Laboratories, in der Transistoren entwickelt wurden, bekam freie Hand. Ihr Leiter, der Elektrotechniker Godfrey Hounsfield, begann 1967 mit der Entwicklung eines Körper-Scanners, ein Thema, das ihn schon lange interessiert hatte. Er griff dabei auf die Vorarbeit des amerikanischen Physikers Allan M. Cormack zurück. 1971 war der EMI Mark 1 marktreif, der erste Computertomograph. 1979 bekamen Hounsfield und Cormack den Nobelpreis für Medizin.

Currywurst

Als Erfinderin ist Herta Heuwer in die Geschichte eingegangen. Sie eröffnete im Sommer 1949 eine Imbissbude in Berlin-Charlottenburg, wo erstmals Currywurst zu haben war – auf dem Schild stand: »Eine von uns erdachte Berliner Spezialität«.