N ur ein paar Tage später bricht emsiges Treiben aus. Als Leiterin des Festkomitees bin ich früher als die anderen auf dem Platz hinter dem Festsaal, den wir für die diesjährige Sommergala ausgewählt haben. Es ist immer die letzte große Veranstaltung vor den Final Exams und den langen Sommerferien und fordert nun all unsere Aufmerksamkeit. In den Zweigen der Kiefern hängen längst Hunderte von solarbetriebenen Lichterketten, die den Platz später in eine festliche Atmosphäre tauchen werden. Darunter stehen Holzstühle und Tische, auf denen gerade alte Glasflaschen mit ein paar getrockneten Wildblumen platziert werden, die in Kombination mit den weißen Tischläufern ein sommerliches, aber vornehmes Bild abgeben. Es passt perfekt zu den achtundzwanzig Grad, die das kalifornische Wetter uns an diesem Maitag verspricht. Ein kleines Podest steht hinter der großen Leinwand, auf der später unser Video abgespielt werden soll. Daneben befindet sich die Ausrüstung für ein Streichquartett, das Mr Peterson organisiert hat, um während des Abends für Hintergrundmusik zu sorgen.
Auf meinem Tablet hake ich alles ab, was bereits erledigt wurde: Tische dekorieren, Getränke kalt stellen, Zeitabfolge von Wades Häppchen absprechen, Vorbereitung der Videopräsentation. Ich nicke den anderen vom Komitee zu und gebe meinem Vertreter Rob ein letztes Update, ehe ich mich auf den Weg zu Red mache, um mich umzuziehen.
Als ich dort ankomme, stehen die anderen bereits im Wohnzimmer. Wegen der angesagten Hitze ist die Garderobe heute nicht ganz so streng wie bei sonstigen Veranstaltungen. Corey und Jasper tragen Anzughosen und Hemden, die sie ein wenig offener geknöpft und nicht mit Krawatten oder Jacketts kombiniert haben. Hazel hat ein schlichtes Sommerkleid in Lachsrot an, das sich perfekt an ihren Körper schmiegt. Ihre langen Haare hat sie zu einem seitlichen Zopf geflochten, den sie mit einer Blüte verziert hat.
»Kann ich so gehen?«, fragt sie, als ich hereinkomme. Sie streicht unsicher über ihr Kleid.
»Du siehst umwerfend aus.«
»Danke.« Sie lächelt, dann stellt sie sich ein wenig aufrechter hin. »Was ist mit dir?«
»Gebt mir fünfzehn Minuten.«
Ich eile die Treppe hinauf. In Windeseile werfe ich mir ein Kleid in A-Linie mit verspieltem Carmen-Ausschnitt und Rüschenkragen über und kombiniere es mit passenden goldenen Ohrringen und einer filigranen Kette. Meine Haare stecke ich zu einem eleganten Knoten, die vordere Strähne als Wasserwelle. Mit geübten Handgriffen tusche ich meine Wimpern und trage einen dezenten Lippenstift in Toffee auf. Dann eile ich wieder nach unten.
Hazel sieht mich mit großen Augen an. »Dein Ernst? Fünfzehn Minuten für so was? Und ich habe eine Stunde gebraucht, um so auszusehen?«
»Willst du mir damit sagen, dass ich gut aussehe?«, frage ich grinsend.
»Und wie!«
»Dann auf ins Getümmel.« Corey bietet Hazel seinen Arm an, und die beiden schreiten aus dem Haus.
Jasper tritt neben mich, auch er hält mir die Armbeuge hin.
»Hazel hat recht«, raunt er mir zu. »Du siehst wirklich unglaublich gut aus.«
»Du auch«, sage ich und lächle ihn an.
Jasper gibt mir einen Kuss, dann laufen wir den anderen hinterher. Schon aus der Ferne sehe ich Mr Peterson, der trotz der Temperaturen nicht auf sein Jackett verzichtet hat. Er hat bereits Corey und Hazel gesichtet und begrüßt sie überschwänglich.
Jasper zupft an seinem Hemdkragen.
»Du musst nicht nervös sein. Diesmal gibt es nichts, was dieser Gala im Weg steht.«
»Bis auf die Leute, die beim letzten Mal dabei waren.«
Bis gerade hätte ich nie gedacht, dass er vor dieser Spendengala so aufgeregt ist. Wieso hat er denn nichts gesagt?
»Du wirst sehen, die meisten werden das mit der Prügelei längst vergessen haben. Sei einfach Jasper«, sage ich und streiche ihm über die Wange. »Du hattest diese Leute schon immer im Griff, und das wird auch heute so sein. Lass deinen Charme sprühen, lass dich von deiner Nervosität nicht davon abhalten, deine Sprüche zu klopfen, und dann wirst du Spenden sammeln und es beim Dekan ein für alle Mal wiedergutmachen.«
Jasper nickt, stellt sich etwas aufrechter hin und nickt dann erneut – voller Tatendrang. »Okay. Dann los.«
Mr Peterson hat uns bereits entdeckt. »Ms Simson, Mr Branson. Willkommen, willkommen.« Er stellt sich direkt vor uns. »Nun, ich nehme doch an, dass ich heute keine Zwischenfälle zu erwarten habe?«, fragt er mit einem Augenzwinkern. Seine Laune ist gut, er ist voller Zuversicht für diese Gala. Die Rückmeldungen auf die Einladungen waren allesamt positiv, wir erwarten heute volles Haus.
»Nein, ganz sicher nicht«, erwidert Jasper und schüttelt ihm die Hand.
»Schön. Dann holen Sie sich ein Getränk. Tanken Sie noch mal Energie, ehe die ersten Gäste kommen.«
Ich nehme mir einen Orangensaft und stelle mich zu den anderen, die sich ebenfalls schon an den Getränken bedienen. Hazel sieht sich begeistert um. Für sie ist es erst die zweite Gala. »Wahnsinn. Es sieht noch mal ganz anders aus als im Winter. Aber nicht weniger magisch.«
»Warte mal ab, wenn nachher die Sonne untergeht und die Lichter leuchten«, sage ich und deute zu den Lämpchen in den Bäumen.
»Ich bin echt gespannt.«
Corey nimmt einen Schluck Champagner. »Ein seltsames Gefühl, ein letztes Mal als Mitglied von Red bei einer Gala zu sein.«
»Beim nächsten Mal stehst du dann auf der anderen Seite«, sage ich und empfinde echten Stolz, weil Corey diesen unglaublichen Job in Toronto bekommen hat. Erst heute Morgen hat er uns das Apartment gezeigt, das die Firma ihm stellt. Allein das wäre ein Grund, diesen Job anzunehmen, aber die Firma hat auch ein tolles Umweltkonzept. Sie arbeiten mit einer engmaschigen Solar- und Windenergieversorgung, haben Baumpflanzprogramme und Partnerschaften mit anderen grünen Unternehmen. Corey soll dort neue Ideen entwickeln und umsetzen, damit Ressourcen noch besser getauscht werden können und so ein nachhaltiger Kreislauf geschaffen wird. Künftig wird er mit der LBU zusammenarbeiten und das Unternehmen auf den Spendengalas vertreten. Er wird also mindestens alle sechs Monate hier sein. Ein tröstlicher Gedanke neben dem Wissen um seinen baldigen Auszug.
»Schaut mal, da kommen die ersten Gäste«, sagt Hazel.
Mr Peterson begrüßt jeden persönlich mit Handschlag. Einige erkenne ich von der letzten Gala. Wie Mr Shan, der direkt auf mich zukommt.
»Hallo. Schön, Sie wiederzusehen.«
»Gleichfalls, Ms Simson. Vielleicht können wir uns gleich ein wenig unterhalten«, schlägt er zu meiner Freude vor. »Ich würde gerne wissen, wie es Ihnen in den letzten Monaten ergangen ist und ob es neue Entwicklungen in Ihrer Mode-Karriere gibt. Wenn Sie also gleich ein wenig Zeit erübrigen könnten …«
»Ich freue mich darauf«, antworte ich ehrlich.
Er zwinkert mir zu, dann nimmt er sich eine Champagnerflöte von einem der Tabletts und wird schließlich von Mr Peterson in ein Gespräch verwickelt.
»Sieht so aus, als müssten wir uns jetzt auch unters Volk mischen«, meint Hazel und richtet noch mal ihre Haarblüte. »Bis gleich.«
»Sie verschwendet keine Zeit«, sagt Corey anerkennend. »Aber sie hat ja auch recht. Wir müssen uns heute besonders ins Zeug legen. Ich gehe mal zu Mr Williams.« Er zeigt auf den rothaarigen Mann, der gerade gekommen ist.
Der Platz füllt sich schnell, immer mehr Leute strömen heran. Schon bald wird die idyllische Ruhe von einer dichten Stimmenkulisse abgelöst.
Ich schiele zu Jasper, der sich durch die Haare fährt. »Ich denke, ich leiste mal den Damen dort hinten Gesellschaft.« Eine Gruppe älterer Frauen, einige davon schon bekannt aus den Vorjahren, steht an den Holztischen und bewundert die Deko. Jasper wechselt in den Charme-Modus und tritt auf sie zu.
Laut Zeitplan haben wir nun genau eine Stunde, um die Ankunftszeit in lockerer Atmosphäre zu gestalten.
Mr Shan kommt auf mich zu und hakt sich bei mir unter. Es ist genau wie bei der letzten Gala, als wir einander vorgestellt wurden. Und doch fühle ich mich ganz anders als noch vor sechs Monaten. Damals, als Jasper nur ein Mitbewohner und Freund war.
»Erzählen Sie«, setzt Mr Shan an, »was gibt es Neues? Ich hoffe, das Leben ist etwas ruhiger geworden als bei unserer letzten Begegnung.« Ohne Frage spielt er auf den Zwischenfall bei der letzten Gala an.
Ich lächle und gehe ein paar Schritte in Richtung der Kieferngruppe, unter der sich eine Staffelei mit einer Fotocollage befindet. »Es ist weniger actionreich, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass in den letzten Monaten sehr viel passiert ist.«
»In Bezug auf die Uni oder Ihre Pläne?«
»Auf das Leben.«
»Darf ich mehr erfahren?«, fragt Mr Shan.
»Ich habe ein paar kleine Abenteuer für mich selbst gesucht.«
»Abenteuer? Dafür war ich schon immer empfänglich.«
Wir holen uns neue Getränke, während ich ihm alles von meinen Ausflügen erzähle. Vom Hang Gliding, dem Töpferkurs, meinem Camping-Wochenende und meinem Ausritt.
»Und ich habe mich dazu entschieden, meinen Träumen schon mal etwas Aufwind zu geben«, sage ich mit einem Lächeln. »Und habe mich tatsächlich für die finale Runde eines Modedesign-Wettbewerbs qualifiziert.«
»Gratulation. Man muss seine Fühler immer ausstrecken. Solche Wettbewerbe können ein tolles Sprungbrett sein.«
»Das hoffe ich sehr. Im September reise ich dafür nach L.A. zur Preisverleihung … mal sehen, was sich daraus ergibt.«
»Ich drücke Ihnen die Daumen. Und wo wir schon bei ausgestreckten Fühlern sind«, sagt Mr Shan und nippt an seinem Champagner. »Wissen Sie, seit unserem letzten Treffen habe ich viel über Sie und Ihre Karrierewünsche nachgedacht.«
»Ach ja?« Ich versuche, gleichmäßig weiterzuatmen, aber plötzlich bin ich so nervös wie bei meinem letzten Gespräch mit ihm, als mir klar wurde, mit welch einflussreichem Mann ich es zu tun habe. Immerhin ist er der Geschäftsführer von Lobo Education, einem grünen Modelabel.
»Sie haben noch zwei volle Jahre an der LBU ?«
»Ja. Am Anfang war der Plan, das Studium in insgesamt drei Jahren zu schaffen, aber wenn man bei Red ist, ist es leider nicht sehr realistisch, früher fertig zu sein.«
»Zu viele Sonderaufträge«, sagt er wissend.
»Ja, und ich bin auch irgendwie nicht bereit, diese wichtigen Erfahrungen hier im Schnelldurchlauf zu erleben.«
»Es ist definitiv eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen und daran zu wachsen«, sagt er nickend. »Nun, ich würde es begrüßen, einer dieser Kontakte zu sein. Ich habe mich ein wenig ausführlicher über Sie informiert, und Ihr Lebenslauf beeindruckt mich ebenso wie Ihr Engagement und Ihre Kreativität.« Ich bemühe mich, nicht rot anzulaufen. »Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, und Ihre Qualifikation für diesen Wettbewerb wird Sie sicher auch in Beschlag nehmen. Aber würde es Ihnen gefallen, in den Sommerferien für ein paar Tage nach Oakland zu kommen und sich die Arbeit von Lobo Education vor Ort anzusehen?«
»Wow!« Mein Herz rast allein bei der Vorstellung. Das vereint so ziemlich alle meine Träume.
»Vielleicht können wir ja auch ein Praktikum planen«, fährt er fort. »Wenn Ihnen gefällt, was Sie sehen. Ich denke, wir würden voneinander profitieren.«
»Ist das wirklich Ihr Ernst?«, frage ich, kann es kaum glauben.
»Natürlich. Ehrlich gesagt, habe ich vorhin schon mal ein wenig bei Mr Peterson vorgefühlt, und er scheint nichts dagegen zu haben. Er sieht das wie ich: Nachwuchs muss gefördert werden, erst recht so vielversprechender.«
Ich strahle. »Es wäre mir eine Ehre.«
»Ich würde Ihnen gerne meine Kontaktdaten geben, und dann telefonieren wir Anfang nächster Woche, wenn Sie möchten.«
Ich hole mein Smartphone aus meiner Clutch und scanne den QR -Code auf der Visitenkarte, die mir Mr Shan entgegenhält.
Im selben Moment tritt eine Dame in dunkelblauem Hosenanzug vor, um Mr Shan zu begrüßen. Ich bleibe noch eine Weile bei ihnen stehen und höre zu, wie sie sich über die Zusammenarbeit mit der LBU austauschen. Es wäre angemessen, mich einzubringen, aber mein Gehirn ist auf Autopilot. Ich kann nur noch daran denken, dass Mr Shan mir ein Praktikum angeboten hat. Plötzlich scheint es, als wäre alles möglich.
Ich sehe verstohlen in Jaspers Richtung, der sich gerade ein neues Getränk holt. Schnell entschuldige ich mich bei Mr Shan und Mrs Francis und eile zu ihm, um ihn schwungvoll zu umarmen. Einige Sekunden vergehen, in denen ich seinen Duft einatme. Sein Körper schmiegt sich an meinen, meine Arme liegen um seinen Hals, und seine Haare kitzeln mich sanft.
Ich löse mich von ihm und erzähle ihm von dem Angebot. Es ist ein Wunder, dass er mir folgen kann, so schnell und hastig, wie ich rede.
»Ich wusste, dass du es draufhast«, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Wange. In mir brennt ein Verlangen nach mehr. Mehr als diesem Kuss, mehr von den Berührungen der vergangenen gemeinsamen Nächte, aber ich dränge alles zurück und lasse meinen Blick stattdessen nur einmal genüsslich über ihn streifen, um mir den Anblick für später einzuprägen. An seiner Gesäßtasche bleibe ich hängen. Drei Schecks blitzen daraus hervor.
»Hey«, sage ich und ziehe sie heraus. »Du hast schon drei Spenden eingesammelt?« Das muss ein neuer Rekord sein.
»Ganz recht«, sagt er, sein Grinsen ist so breit wie eh und je. »Sieht aus, als wären wir heute beide in Hochform.« Er sieht zu Mr Peterson, der sich gerade aus einem Gespräch verabschiedet. »Die werde ich jetzt höchstpersönlich beim Dekan abliefern und ihm damit hoffentlich beweisen, dass auf mich wieder Verlass ist.«
Jasper haucht mir noch mal einen Kuss auf die Wange, flüstert mir zu, wie stolz ich auf mich sein kann, und dann geht er mit den Schecks in der Hand zu Mr Peterson. Das Lächeln vom Dekan wird breiter, er klopft Jasper anerkennend auf die Schulter, und ich platze schier vor lauter Glücksgefühlen.
Die Violinisten sind eingetroffen und kündigen mit melodischer Streichmusik den nächsten Programmpunkt an: das Essen. Alles genau nach Zeitplan.
Mr Peterson bittet unsere Gäste zu Tisch. Zu den Häppchen, die nun serviert werden, werden Wein und Wasser gereicht. Wade hat sich selbst übertroffen. Optisch könnte jede dieser Köstlichkeiten zu Sterneküchen gehören, hübsch angerichtet und formvollendet. Die Kombinationen sind sowohl Wade-typisch als auch experimentell: Falafel an Preiselbeersoße in einem Brotschiffchen, Einmachgläser gefüllt mit Kürbiskompott, gerösteten und karamellisierten Zwiebeln, dazu frittierte Selleriewürfel. Mini-Hazelburger, die mit einem Happs im Mund sind. Kartoffelpattys mit Meerrettichdip und geschmortem Gemüse. Es muss ihn Tage gekostet haben, sich alle Kreationen zu überlegen und die perfekte Kombination zu kreieren. Und es schmeckt gigantisch.
Somit ist das Essen ein voller Erfolg. Die schwüle Hitze, die sich im Laufe des Tages angestaut hatte, verfliegt ein wenig, was die Stimmung noch ausgelassener werden lässt. Insekten schwirren um unsere Köpfe. In einer der Baumkronen sitzt ein Diademhäher und blickt auf uns hinab, als wären wir das Interessanteste, was er jemals beobachten konnte. Ich folge seinen flinken Kopfbewegungen eine Weile, ehe Mr Peterson ans Mikrofon tritt und sich räuspert.
»Ich denke, es wird Zeit, ein paar persönliche Worte an meine Gäste zu richten«, beginnt er, und die Gespräche um uns herum verstummen. »Als vor ein paar Jahren die erste Sommergala stattfand, hätte ich mir nie träumen lassen, dass sich diese Veranstaltung ebenso etabliert wie die wundervolle Wintergala, die wir schon seit Gründung der LBU ausrichten. Es gab inzwischen schon viele Feiern zum Ende des Semesters, doch ich muss sagen, dass wir uns dieses Jahr selbst übertroffen haben. Ich jedenfalls freue mich unglaublich über die Dekoration, die Musik, das Essen und natürlich über jeden, der hierhergekommen ist, um unsere langjährige Zusammenarbeit zu pflegen oder eine neue zu ermöglichen.« Er hält kurz inne, um den Moment auszukosten. »Ich will nicht lügen: Es war kein leichtes Jahr für die LBU . Die Forschungen, die wir hier betreiben, erreichen ein Niveau, das nicht nur unglaubliche Fortschritte bedeutet, sondern auch neustes Inventar nötig macht, und da sind wir auf jede Spende angewiesen. Sie alle wissen, wie engagiert unsere Studierenden sind – wissbegierig, bereit, vollen Einsatz zu leisten. So auch die jungen Damen und Herren in unserer Mitte.« Er zeigt auf uns. »Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass ich sie selbst zu Wort kommen lasse.«
Ich gebe ein Handzeichen, und unser Video wird abgespielt. Jede Szene, die wir so mühevoll gedreht und geschnitten haben, und ich freue mich über jede Reaktion. Begeisterung, die auch nach der Videopräsentation noch mitschwingt, als die Lichter in den Bäumen angehen und den Platz trotz der Dämmerung in eine festlich-gemütliche Atmosphäre tauchen. Es fließen viele Spendengelder, aber dieser Erfolg des Abends ist nur ein Grund, weshalb sich ein sehr warmes Gefühl in mir breitmacht. Der andere Grund ist einzig Jasper geschuldet, der die ganze Spendengala durchhält. Keine Konzentrationsprobleme, keine Zwischenfälle, nicht mal der Hauch einer Unsicherheit ist zu erkennen. Ich weiß, dass sein Kummer noch immer in ihm schlummert, vielleicht auch irgendwann noch mal hervorbrechen wird, aber er hat sich sein Leben zurückerobert. Das hier ist der Beweis dafür, dass die letzten sechs Monate ihn vielleicht geschwächt, aber nicht gebrochen haben. Er hat gekämpft, hat sich nicht mal von der Enthüllung um Maggies Verlobten in die Knie zwingen lassen, und das imponiert mir. Motiviert mich, an meinem Plan mit der professionellen Hilfe festzuhalten. Erst gestern habe ich bei einer Psychotherapeutin in Juniper angerufen und mich dort auf die Warteliste setzen lassen. Wenn ich Glück habe, kann ich bereits nach den Semesterferien mein Erstgespräch wahrnehmen und mich auf den Weg der Heilung machen. Kann dann dafür sorgen, dass es immer so wird wie heute: mit Mut und Zuversicht in die Zukunft zu blicken und die Gegenwart einfach zu genießen.