Er verbarg sich in einer Nische unter der Treppe. Um ihn herum stand allerhand Kram. Ein Sauger, ein Besen, ein Wischmopp mit Eimer. Tüten mit Kleidung. Vor ihm stapelten sich Kartons, die ihm Sichtschutz boten. Zudem hatte er die Flurbeleuchtung manipuliert. Zwar schien durch das kleine, über ihm befindliche Fenster der Mond herein, doch das bisschen Licht sollte kein Problem darstellen. Er ging auf die Zehenspitzen und reckte den Hals, um nach draußen zu spähen, wo er den schmalen Weg sah, der zum Haus führte. Von hier aus hatte er alles im Blick. Er musste nur noch den richtigen Moment abpassen, nachdem sich die Tür geöffnet hatte. Dann würden ihm nur Sekunden bleiben. Danach könnte er sich alle Zeit der Welt nehmen. Und das würde er tun – so wahr er hier stand.
Nachdem er eine Weile, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, dagehockt hatte und wieder und wieder die verschiedenen Szenarien durchgegangen war, ließ ihn ein leises Quietschen aufhorchen. Rasch richtete er sich auf, sah nach draußen und entdeckte einen menschlichen Umriss. Wieder quietschte es, als das Törchen geschlossen wurde. Es war so weit. Die Silhouette näherte sich, verharrte auf halber Strecke, als wollte die Person es sich anders überlegen, ging dann aber weiter, bis sie aus seinem Sichtfeld geriet. Kurz darauf wurde ein Schlüssel ins Türschloss geschoben und mehrfach gedreht. Es klickte, dann öffnete sich die Tür. Endlich setzte der Mann einen Fuß über die Schwelle, blieb aber sofort wieder stehen und bückte sich nach der über den Briefkastenschlitz eingeworfenen Post, die den Fußabtreter bedeckte. Nachdem er die Umschläge durchgegangen war, hob er einen davon auf und steckte ihn, zusammengefaltet, in die hintere Hosentasche, während er die anderen zurück auf die Fußmatte warf. Dann verharrte er einen Moment, als nähme er die Witterung auf.
Verdammt noch mal, was ist hier los? Wieso steht er bloß da? Er spürt doch wohl nicht, dass er nicht allein ist?
Der Moment dehnte sich.
Bis die Hand des Mannes zum Lichtschalter fuhr. Es folgte ein Blitz, dann ein gedämpfter Schrei. Der Mann blieb kurz stehen, hielt sich die Hand, fluchte.
Dann kam wieder Bewegung ins Bild. Der Schatten rückte vor, glitt fast lautlos an ihm vorüber.
Jetzt oder nie, dachte er, hob den Arm und stürzte aus seinem Versteck. In einer flüssigen Bewegung ließ er den Griff der Taschenlampe hinabsausen.
Das Geräusch, das beim Aufprall erklang, glich dem eines auf dem Boden zerplatzenden Eies. Gefolgt von dem Rumpeln, als die Person auf der Erde aufschlug.