»Die fährt direkt in eure Richtung!«, plärrte Röhm ins Handy, nachdem Schrader weitergeradelt und ins Wohngebiet eingebogen war. »Wie ja und ? Das ist doch kein Zufall!«
»Aber Dorn ist nicht hier!«, war nun Martins Stimme zu hören. Offenbar war der sonst bärenruhige Huber ebenfalls aufgebracht.
»Seid ihr sicher? Wieso sollte Schrader sonst dahin fahren?«
»Das SEK hat alle Räume durchsucht, Christian. Wir haben nur die Leiche der Ärztin gefunden. Vergewaltigt und ausgeblutet. Dorn war also hier, und wie es aussieht, ist sein Morddurst wieder erwacht. Olaf und ich wollen uns gerade Heydecks Computer anschauen, um zu prüfen, welche Internetseiten er womöglich besucht hat. Mit etwas Glück finden wir so was heraus.«
»Und wenn er nur unterwegs ist und bald zurückkommt?«, insistierte Röhm.
»Und wenn diese Trulla ganz woanders hinfährt als hierher?«, entgegnete Huber.
»Das sieht aber nicht danach aus«, schaltete sich nun Lara dazwischen, da Schrader erneut in die passende Richtung abgebogen war. Sie wusste, dass auch Martin Röhm nicht sonderlich leiden konnte, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt für Befindlichkeiten. »Stell doch mal auf laut«, bat sie Röhm, der ihrem Wunsch sogleich nachkam. »Hallo, Martin. Habt ihr gesehen, ob auf dem Grundstück ein Auto der Ermordeten steht?«
»Ähm … Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ritters Männer waren in der Garage.«
»Dann prüft das bitte. Vielleicht hat Christian recht, und Dorn ist mit Heydecks Wagen unterwegs. Dann sollte dringend nach dem Fahrzeug gefahndet werden. Dennoch solltet ihr euch versteckt halten, bis wir sicher wissen, wohin Schrader will. Womöglich hat Dorn tatsächlich vor, sich dort mit ihr treffen, weil er das Haus für seinen neuen Zufluchtsort hält. Schließlich weiß er nicht, dass wir seine SMS abgefangen und herausgefunden haben, von wo aus sie verschickt wurde.«
Kurz blieb es still in der Leitung. Dann hörten sie ein einsichtiges Brummen, gefolgt von Martins dröhnender Stimme, als er ins Haus rief: »Alle verstecken!«
»Wieso das denn?«, tönte es dumpf zurück.
»Eine weibliche Kontaktperson Dorns ist gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg hierher«, erklärte Martin. »Es besteht also die Möglichkeit, dass sich die beiden hier treffen wollen. Und falls dem so ist, wollen wir die Turteltäubchen doch nicht verschrecken, oder? Also, sagt allen Bescheid, die noch draußen sind, sie sollen ins Haus kommen und sich bedeckt halten. Bringt alles wieder in den Ursprungszustand, schließt die Türen und macht die Lichter aus.«
»Alles klar«, kam es zurück.
»Gut«, sagte Martin zu Lara, »dann lege ich jetzt auf. Wenn was ist, ruft mich an. Mein Handy ist ab jetzt wieder lautlos gestellt, aber ich behalte es im Blick. Falls ich nicht rangehe, rufe ich zurück, sobald es mir möglich ist.«
»In Ordnung«, bestätigte Lara.
»Roger«, sagte Röhm. Dann war die Leitung tot.